DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-10-2018 09:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 07.10.2018 um 10.30 UTC



Ruhiges Herbstwetter, Randlage zu einem Hoch über Osteuropa. Vorerst kaum
markante Wetterereignisse.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 14.10.2018


Am Mittwoch und Donnerstag liegt Deutschland zwischen einem blockierenden Hoch
über Weißrussland und einem Langwellentrog über dem mittleren Ostatlantik und
somit unter einer süd- südwestlichen Strömung. Mit dieser wird vom westlichen
Mittelmeer milde und zum Teil sogar warme Luft herangeführt. An den Alpen kann
leichter Föhn aufkommen, in exponierten Berglagen sind einzelne Sturmböen nicht
auszuschließen. Abseits der Alpen kann sich vor allem in Süddeutschland Nebel
und Hochnebel bereits längere Zeit halten. Ansonsten sorgt Absinken im
Randbereich des Bodenhochs für nahezu ungehinderte Einstrahlung, so dass
Höchsttemperaturen zu erwarten sind, die zum Teil deutlich über der 20
Grad-Marke liegen. In Gebieten mit zähem Nebel werden hingegen kaum 10 Grad
erreicht. Nur der Westen wird am Donnerstag von teils mehrschichtiger Bewölkung
gestreift.
Am Freitag läuft aus dem über dem Atlantik liegenden Trog ein kurzwelliger
Anteil heraus, der nach Nordosten gesteuert wird und dabei den Nordwesten
Deutschlands streift. Hierdurch kann im Nordwesten und Westen Regen aufkommen,
aber es sollte nur für wenige Millimeter reichen. Im Osten und Süden macht sich
dieser Kurzwellentrog nur in Form von ein paar Wolkenfeldern bemerkbar.
Vorübergehend kann sich an den Alpen der Föhn noch etwas verstärken.
Am Samstag nähert sich der über dem nahen Ostatlantik liegende Haupttrog
Westeuropa. Vorderseitig kommt über den Britischen Inseln eine Zyklogenese in
Gang. Über Westeuropa einsetzender Druckfall bewirkt eine Gradientzunahme, so
dass die Nebelneigung geringer ist als bisher. Mit Hilfe der Sonne ist sogar
noch ein leichter Temperaturanstieg vorstellbar.
Am Sonntag greift der Trog auf die Britischen Inseln und die Iberische Halbinsel
über. Das an dessen Vorderseite liegende Tief wird von den Britischen Inseln ins
Nordmeer gesteuert. Dessen Frontensystem greift auf das Vorhersagegebiet über,
wodurch zunächst im Nordwesten und Westen, später auch in Teilen der Mitte
Niederschläge einsetzen. Da aber der Trog zur Iberischen Halbinsel hin
austropft, dringt das Frontensystem wahrscheinlich nicht weiter nach Osten vor,
gelangt unter antizyklonalen Einfluss und schwächt sich ab. Wahrscheinlich wird
der Nordosten und der Osten Deutschlands von diesen Niederschlägen nicht
erfasst.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum kräftigt sich der
antizyklonale Einfluss wieder, so dass die Niederschläge auch im Nordwesten und
Westen Deutschlands alsbald aufhören. Bis Mittwoch stellt sich eine eher
südwestliche, bedingt durch ein Tief über dem Nordmeer jedoch leicht zyklonal
gekrümmte Strömung ein. Auf den Nordwesten, Westen und Teile der Mitte kann dann
mehrschichtige Bewölkung übergreifen, ohne dass nennenswerte Niederschläge
fallen. Dort, wo es zuvor geregnet hat, nimmt die Nebelneigung zu. Insgesamt
deutet sich ein leichter Temperaturrückgang an, der aus der teils
mehrschichtigen Bewölkung, nach Südosten hin aus einer fortschreitenden Alterung
der Luftmasse resultiert.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Donnerstag zeigt der aktuelle Lauf gegenüber den gestrigen
Modellläufen keine prognoserelevanten Unterschiede. Am Freitag wird der
herauslaufende Kurzwellentrog vom aktuellen Lauf etwas kräftiger simuliert, was
das Übergreifen von Niederschlägen etwas wahrscheinlicher werden lässt. Auch der
am Wochenende nachfolgende Haupttrog soll nach dem heutigen 00 UTC-Lauf rascher
übergreifen und wird markanter prognostiziert. Nach dem gestrigen 12 UTC-Lauf
lag dieser Trog noch 500 bis 800 km weiter westlich; der 00 UTC-Lauf des
Vortages ließ diesen Trog sogar zu den Kanaren austropfen. Für den Nordwesten
und Westen Deutschlands würde dieses Szenario bedeuten, dass mehrschichtige
Bewölkung mit Niederschlägen aufziehen kann. Allerdings bestehen hier noch
Unsicherheiten.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum war der Schwenk zu einer
leicht zyklonal geprägten Südwestlage bereits beim gestrigen 12 UTC-Lauf
erkennbar, wogegen der 00 UTC-Lauf des Vortages über dem Britischen Inseln und
dem nahen Ostatlantik eine neue Blockierung entwickelte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Donnerstag zeigen die verfügbaren Modelle eine weitgehend
ähnliche Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich bis dahin nicht
ableiten. Den Kurzwellentrog am Freitag, der den Nordwesten Deutschlands
streift, wird neben EZMW noch vom Modell des kanadischen Wetterdienstes gesehen.
Die anderen Modelle haben diesen Trog nicht im Programm.
Deutlichere Unterschiede ergeben sich für Sonntag. Hier lässt ICON den Trog am
weitesten nach Osten vorrücken, d.h. noch weiter als EZMW, wogegen nach GFS und
erst recht nach dem kanadischen Modell der Trog weiter zurückhängt und nach
letzterem Modell noch nicht einmal bis in die Biskaya vordringt. Demnach wären
Niederschläge nach den beiden amerikanischen Modellen am Wochenende selbst im
Nordwesten und Westen Deutschlands eher unwahrscheinlich.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ist EZMW das einzige Modell,
das eine leicht zyklonale Südwestlage zu bieten hat. Die anderen Modelle sind
eher antizyklonal aufgestellt, wobei GFS eine Brückenlage und das Modell des
kanadischen Wetterdienstes eine Südlage zeigt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS stützt für Freitag die Version des EZMW mit dem nach Nordosten
ablaufenden Kurzwellentrog. Ab dem Wochenende sind keine Signale mehr für
zyklonalen Einfluss zu sehen; vielmehr kräftigt sich eher noch das über
Osteuropa liegende blockierende Hoch. Nennenswerte Niederschlagssignale sind
selbst im Nordwesten und Westen Deutschlands nicht zu finden. Dabei ist der
Spread bis weit in den erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum hinein
sehr gering. Eine Andauer des ruhigen Herbstwetters mit leicht übernormalen
Temperaturen ist daher am wahrscheinlichsten.
Das EPS des EZMW stützt die oben beschriebene Entwicklung. Im Nordwesten und
Westen am Sonntag und danach auch in den anderen Gebieten nimmt der Spread
deutlich zu, wodurch die Wahrscheinlichkeit zunimmt, dass in diesen Gebieten das
ruhige Herbstwetter zu Ende geht. Im Nordwesten und Westen wird dies etwa von
der Hälfte der EPS-Member angenommen, Nach Osten und Südosten hin tendieren nur
etwa 20 bis 40 Prozent der Einzellösungen zu einem eher wechselhaften
Wettercharakter. Ob dies durch einen Trog, der auf Westeuropa übergreift oder
durch einen Trog, der in den Alpenraum vorstößt, der Fall ist, lässt sich noch
nicht mit Sicherheit sagen. Eines der Cluster mit immerhin 8 Lösungen
favorisiert die Andauer des ruhigen Herbstwetters, wobei der Trog dann
allenfalls auf die Iberische Halbinsel übergreifen dürfte. Dies kommt der
Variante der amerikanischen Modelle am nächsten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Mittwoch und am Donnerstag sind durch leichten Föhn in exponierten Berglagen
der Alpen einzelne Böen bis Sturmstärke nicht ganz auszuschließen. Ansonsten
sind markant zu bewarnende Wetterereignisse unwahrscheinlich.
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Basis für Mittelfristvorhersage
EPS(EZMW) + MOS(EZMW) mit Berücksichtigung einer zunehmenden Alterung der
Luftmasse.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann