DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-10-2018 17:01
SXEU31 DWAV 041800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 04.10.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Abgesehen von örtlichem Nebel und Frost keine warnwürdigen Wettererscheinungen.
Erst in der Nacht zum Sonntag an den Küsten einzelne Böen Bft 7.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... befindet sich Deutschland unter einem Höhenrücken, der sich vom
Mittelmeerraum über Deutschland hinweg bis nach Skandinavien erstreckt. Dadurch
gestützt wird ein Hochdruckgebiet, dessen Schwerpunkt von Deutschland bis in den
Südosten Europas reicht. Demgegenüber befindet sich bei Island ein Sturmtief.
Dessen Warmfront hat den Norden tagsüber überquert und rückseitig etwas wärmere
Luft herangeführt. In der Nacht wandert die Achse des Höhenrückens ostwärts, wir
verbleiben aber im Randbereich des Hochs. Somit ist der Himmel in der Mitte und
im Süden überwiegend klar und bevorzugt in Flussniederungen kann sich örtlich
Nebel bilden. Auch im Norden lockert die Bewölkung nach Abzug der Warmfront auf,
im äußersten Norden sorgt leichte WLA an der Nordflanke des Höhenrückens aber
weiterhin zeitweise für dichtere Bewölkung und ganz vereinzelt auch noch für
etwas Regen. Zudem ist der Druckgradient im Warmsektor des Tiefs bei Island über
dem äußersten Norden Deutschlands leicht erhöht, sodass der Wind an den Küsten
zeitweise auffrischt, warnwürdige Böen sind aber nicht zu erwarten. Unter den
Wolken im Norden bleibt es relativ mild bei Tiefstwerten zwischen 14 und 8 Grad.
Sonst kühlt es in der trockenen Luft auf 8 bis 1 Grad ab, wobei im Süden und in
den östlichen Mittelgebirgen stellenweise Bodenfrost auftritt. Ganz vereinzelt
kann ähnlich wie in der vergangenen Nacht insbesondere in Nord- und Ostbayern
ganz lokal leichter Luftfrost bis -1 Grad nicht ausgeschlossen werden.

Freitag ... kommt es westlich der Britischen Inseln zu einer Austrogung.
Vorderseitig setzt über Westeuropa leichter Druckfall ein, wobei sich ausgehend
von dem Tief, das von Island Richtung Europäisches Nordmeer gezogen ist, eine
flache Tiefdruckrinne über die Nordsee hinweg bis nach Westeuropa reicht. Darin
eingelagert ist die Kaltfront des Tiefs über dem Europäischen Nordmeer. Aufgrund
der Wellenbildung kommt sie über der Nordsee kaum weiter nach Süden voran bzw.
wird sogar leicht rückläufig. Somit verbleiben wir zwischen dem Hoch über
Südosteuropa und der Tiefdruckrinne über Westeuropa im Bereich nur geringer
Luftdruckgegensätze. Dabei dominiert weiterhin Absinken, sodass sich in weiten
Teilen des Landes der Oktober von seiner goldenen Seite zeigt. Auch im äußersten
Norden wird durch die leicht rückläufige Frontalzone die Bewölkung nach Norden
abgedrängt, sodass sich dort im Tagesverlauf zunehmend die Sonne durchsetzen
kann. Vor allem am Vormittag kann es aber an der Grenze zu Dänemark noch
geringfügig regnen. Mit der auf Südwest drehenden Strömung wird wärmere Luft
advehiert (T850 hPa steigt auf 8 bis 14 Grad), was sich auch in einem Anstieg
der Höchsttemperaturen bemerkbar macht. Diese liegen zwischen 17 und 23 Grad.

In der Nacht zum Samstag schwenkt der atlantische Höhentrog unter weiterer
Verschärfung seiner Amplitude weiter südostwärts, wobei dessen Achse Samstagfrüh
von Irland bis westlich Galizien reicht und Deutschland allmählich auf dessen
Vorderseite gelangt. Das korrespondierende Bodentief vertieft sich etwas und
erstreckt sich schließlich vom westlichen Ausgang des Ärmelkanals bis in die
Deutsche Bucht. Die Frontalzone verbleibt aber außerhalb des Vorhersagegebietes.
Entsprechend ist die Nacht überwiegend klar bei Tiefstwerten zwischen 10 und 4
Grad. Vor allem in den Flussniederungen Süddeutschlands bildet sich örtlich
Nebel.

Samstag ... schwenkt der Höhentrog ostwärts Richtung Nordsee, wobei er beginnt
über der Biskaya abzutropfen. Der Resttrog rückt bis in die mittlere Nordsee
vor, die vorderseitig liegende Tiefdruckrinne verlagert sich unter leichter
Vertiefung etwas ostwärts und reicht schließlich von Skandinavien bis in die
Nordhälfte Deutschlands, wobei sich ein abgeschlossenes Tief etwa zwischen
Seeland und Jütland bildet. Dadurch rückt auch die Frontalzone näher heran,
sodass im Tagesverlauf die Bewölkung im äußersten Nordwesten zunimmt und auf
Borkum und Sylt bereits wenige Tropfen Regen fallen können. Die
Luftdruckgegensätze im Bodendruckniveau bleiben weiterhin gering, bei
zunehmenden Höhenwinden frischt der Wind allerdings auf einigen Berggipfeln
etwas auf, insbesondere auf dem Brocken sind stürmische Böen (Bft 8) aus Südwest
zu erwarten.
Auch im Süden nimmt die Bewölkung im Tagesverlauf zu, wobei hohe Wolkenfelder
bis in die Mitte ausgreifen können. Dies hängt mit einem kleinräumigen Höhentief
zusammen, das vor allem in 300 hPa auszumachen ist. Es zieht im Tagesverlauf vom
Golf von Genua Richtung Alpen, wodurch schwache Hebungsantriebe auch auf die
Alpennordseite übergreifen und dort für einzelne Schauer sorgen.
Sonst dauert das Absinken noch weitgehend an, so dass erneut längere sonnige
Abschnitte zu erwarten sind. An der Südflanke der Tiefdruckrinne hält die
Warmluftzufuhr weiter an und die Temperatur steigt auf 20 bis 26 Grad. Ganz im
Norden sowie im höheren Bergland bleibt es bei Höchstwerten zwischen 16 und 19
Grad kühler.

In der Nacht zum Sonntag schwenkt der aus dem Abtropfprozess hervorgegangene
Resttrog über den Norden Deutschlands hinweg. Vorderseitig kann sich das über
Süsschweden zur Ostsee ziehende Tief noch intensivieren. Dessen Kaltfront greift
in der Nacht auf den Nordwesten und Norden Deutschlands über. Sie ist aber von
KLA überlaufen, sodass sie vor allem durch eine Bewölkungszunahme und
gebietsweise leichten Regen ausgeprägt ist. Zudem stößt rückseitig ein Hochkeil
von der Nordsee Richtung Deutschland vor. Zwischen dem Hochkeil und dem
abziehenden Tief verschärft sich vorübergehend der Druckgradient, so dass an den
Küsten einzelne Windböen Bft 7 aus Nord auftreten. Postfrontal fließt kühlere
Meeresluft ein, wobei die Temperatur in 850 hPa auf 5 bis 0 Grad zurückgeht.
Das Höhentief über den Alpen verbindet sich mit dem Höhentrog und schwenkt unter
Abschwächung über den Alpenraum hinweg ostwärts. Somit kann am Alpenrand noch
vereinzelt Schauer geben, bevor die Bewölkung generell im Süden in der zweiten
Nachthälfte auflockert. Die Tiefstwerte liegen zwischen 12 und 7 Grad.

Sonntag ... zieht der Höhentrog ostwärts ab. Das Bodentief verlagert sich in den
Nordwesten Russlands. Dessen Kaltfront kommt noch bis in die südliche Mitte
voran, wo sie aufgrund einer Tiefentwicklung über Südfrankreich quasistationär
verbleibt. Entsprechend ist es vor allem über der Mitte stärker bewölkt und
gebietsweise fällt etwas Regen. Sonst zeigt sich häufiger die Sonne. Im Süden
kann sich die Luft nochmal auf 19 bis 21 Grad erwärmen, wobei auch dort im
Einflussbereich des abziehenden Troges bzw. im Randbereich des Tiefs über
Frankreich leichte Schauer nicht auszuschließen sind. Vor allem im Norden zeigt
sich im Bereich des Hochkeils häufiger die Sonne. In der eingeflossenen kühleren
Luft werden noch Höchstwerte zwischen 14 und 16 Grad erreicht, unter den
dichteren Wolken in der Mitte Werte um 18 Grad. Der Druckgradient fächert wieder
auf, sodass der Wind an den Küsten nachlässt.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die betrachteten Modelle prognostizieren die Wetterentwicklung zunächst
übereinstimmend. Die Kaltfront in der Nacht zum Sonntag bzw. am Sonntag kommt
noch unterschiedlich schnell ins Landesinnere voran, wobei ICON am
progressivsten ist, während GFS die langsamste Verlagerung zeigt. Zudem ist das
Tief über Frankreich unterschiedlich positioniert. So zeigt das EZMW-Modell auch
im äußersten Westen und Südwesten Niederschläge, während insbesondere nach ICON
durch den nachrückenden Hochkeil dort kaum Regen zu erwarten ist.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Johanna Anger