DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-10-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 04.10.2018 um 10.30 UTC



Am Sonntag Passage einer Rinne bzw. eines Höhentroges, danach Hochdruckwetter
mit GWL-Muster SEa (Südost antizyklonal).
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 11.10.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Prognosezeitraums am kommenden Sonntag befindet
sich Deutschland auf der Vorderseite eines Höhentrogs, der kurz zuvor über
Westfrankreich abgetropft ist. Während das Cut-Off-Tief gen Pyrenäen zieht,
schwenkt das nördliche Trogresiduum relativ flott über Deutschland hinweg
ostwärts. Dabei "schiebt" er eine von Südwest nach Nordost exponierte
Tiefdruckrinne vor sich her, die vorübergehend für etwas Niederschlag sorgt und
hinter der ein Schwall subpolarer Meeresluft (T850 2 bis 5°C) in den Norden
schwappt. Noch im Laufe des Tages setzen sich aber von Westen her alsbald Druck-
und Potenzialanstieg durch, die sich in Form eines vom Ostatlantik bis nach
Norddeutschland bzw. zur Ostsee gerichteten Keil bemerkbar machen.
Zu Wochenbeginn verstärkt sich der Hochdruckeinfluss, wobei sich eine
brückenartige Zone etabliert, die von der Biscaya bzw. dem Seegebiet
west-südwestlich davon bis in den Westen Russlands reicht. Dort kommt es im
weiteren Verlauf der Woche zu kräftigem Druckanstieg, der in ein großes
1035-hPa-Hoch mündet, das wiederum von einem weite Teile des nahen Osteuropas
überdeckenden Höhenrücken gestützt wird. Auf seiner Westflanke wird eine
südöstliche Grundströmung induziert, die zur Wochenmitte vor allem im Osten und
Norden etwas an Stärke zulegt, was dort die Wahrscheinlichkeit für Nebel
respektive Hochnebel gering hält. Auf alle Fälle kommt es in der unteren
Troposphäre - teils advektiv, teils durch Absinken - zu einer merklichen
Erwärmung auf 850-hPa-Temperaturen zwischen 10 und 14°C. Inwieweit die
Grundschicht ergo die 2m-Temperaturen davon profitieren, hängt im Wesentlichen
von der Sonne-Nebel-Verteilung ab. Bei zähem Nebel oder Hochnebel (die Auflösung
kann in der ersten Oktoberhälfte durchaus bis weit in den Nachmittag dauern)
stellt bereits die 10°C-Marke eine veritable Hürde dar, während man bei längerem
Sonnenschein durchaus auf Werte um 20°C am Nachmittag hoffen darf. Sollte dann
auch noch etwas Wind ins Spiel kommen (was im Osten und Norden ja wahrscheinlich
ist), könnte es in exponierten Leelagen sogar in Richtung 25°C gehen.
Ob sich am Donnerstag im Süden das etwas in Vergessenheit geratene Cut-Off-Tief
in Form einzelner Schauer bemerkbar macht, ist noch unsicher. Jedenfalls soll es
unter Abschwächung von den Pyrenäen zu den Westalpen ziehen.
Im erweiterten Mittelfristzeitraum von Freitag bis Sonntag gelangen wir auf die
Vorderseite eines sich über dem Ostatlantik etablierenden LW-Troges, dessen
Drehzentrum mit einem Sturmtief korreliert (am Freitag mit unter 960 hPa
Kerndruck das Seegebiet südlich Islands erreichend). Für uns würde das leicht
zyklonal angehauchtes, tendenziell aber mildes Wetter bedeuten.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Der soeben erschienene 00-UTC-Lauf von IFS (ECMF) hat gegenüber seinen jüngsten
Vorgängern keine wirklich anderen Ideen, so dass die Konsistenz als gut
bezeichnet werden kann. Somit besteht auch kein Anlass, substanziell an der
Prognose von gestern herumzudoktern.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die "Big Five" unter den Globalmodellen (IFS, GFS, ICON, UKMO, GEM) sind sich
ziemlich einig in ihren Simulationen. Zwar ist man noch unterschiedlicher
Meinung, wo das Cut-Off-Tief am Ende der Woche landen wird, für den
Vorhersageraum dürfte das aber nur von peripherem Interesse sein.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen verschiedener deutscher Städte (IFS- und GFS-EPS) zeigen bis
weit in die kommende Woche ein relativ homogenes Bild. Die Passage der Rinne
bzw. des Troges am Sonntag spiegelt sich in allen drei Parametern (T850, Pot500,
RR) deutlich wider, wobei eine knappe Handvoll der Ensembles im Süden und der
Mitte eine ähnliche Abkühlung simuliert wie sie für Norddeutschland vorgesehen
ist. Erst ab kommenden Donnerstag nimmt der Spread innerhalb der Kurvenscharen
zu, wobei das Gros der Mitglieder auf einen relativ hohen Temperatur- und
Potenzialniveau bleibt. Trotz zunehmender RR-Signale ist es also fraglich, ob
die o.e. leichte Zyklonalisierung im erweiterten Mittelfristzeitraum tatsächlich
eintritt.

Für den Zeitraum T+72...96h (Sonntag auf Montag) werden vier Cluster angeboten,
die aber alle die Passage der Rinne sowie den Cut-Off-Prozess auf der Karte
haben. Cluster 4 mit nur drei Vertretern fällt insofern etwas aus dem Rahmen,
als dass das Höhentief nicht zu den Pyrenäen, sondern in Richtung Kap Finisterre
(Nordwestzipfel der Iberischen Halbinsel) abdriftet. Außerdem ist die
Tiefdruckrinne etwas kräftiger ausgeprägt, was zu einer stärkeren KLA auf ihrer
Rückseite führt (und die o.e. Ausreißer nach unten erklärt).
Von Dienstag bis Donnerstag (T+120...168h) reduziert sich die Anzahl der Cluster
auf zwei, die sich für unseren Raum kaum unterscheiden. Zwei Cluster bleiben es
auch im weiteren Verlauf (T+192...240h, Freitag bis Sonntag). Während wir bei CL1
(26 Fälle + HL/KL) auf die unmittelbare Vorderseite eines LW-Troges über dem
nahen Ostatlantik gelangen (leicht zyklonale, aber milde Variante), werden wir
bei CL2 (immerhin auch 25 Fälle) von einem breiten Höhenrücken überdeckt bzw.
von einem kräftigen Hoch mit Schwerpunkt über dem Baltikum/Westrussland
beeinflusst (antizyklonale Variante).
FAZIT: Der Kurs für die kommende Woche steht im Wesentlichen (die Nebelprognose
könnte allerdings - wie eigentlich in jedem Herbst und Winter - zu einem
zeitweiligen Eiertanz mutieren). Die Entwicklung nach Donnerstag ist noch
unsicher, doch selbst im Falle der etwas zyklonaleren Variante würde das noch
keine monumentale Wetterverschlechterung bedeuten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die bevorstehende Großwetterlage taugt nichts für markante Wettererscheinungen.
So werden in der kommenden Woche zwar einige Nebelwarnungen die Warnkarte
zieren, zu mehr wird es sehr wahrscheinlich aber nicht reichen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, IFS-EPS, Modelle
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Hoffmann