DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-06-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 12.06.2016 um 10.30 UTC



Wechselhaft und mäßig warm. Häufig Niederschläge, meist als schauerartiger Regen
und Gewitter. Dabei Gefahr von Starkregen. Meist mäßig warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 19.06.2016


Am Mittwoch und Donnerstag liegt Deutschland an der Vorderseite eines Troges,
der von den Britischen Inseln auf Frankreich übergreift und sich dabei nach
Süden ausweitet. Mit einer südwestlichen und zusehends auf Süd-Südwest drehenden
Strömung wird dabei mäßig-warme und feuchtlabile Luft nach Mitteleuropa geführt,
so dass bevorzugt im Norden und Westen schauerartiger Regen fällt. In den Osten
und Süden gelangt wärmere Luft, so dass sich dort teils heftige Gewitter
entladen können; unwetterartige Entwicklungen sind dabei nicht auszuschließen.
Mit dem Schwenken einer Teilachse dieses Troges über die Alpen hinweg nordwärts
kommt eine Zyklogenese in Gang. Das resultierende Tief wird auf Vb-ähnlicher
Zugbahn von den Ostalpen über Tschechien und Westpolen nordwärts gesteuert und
erreicht Freitagabend bereits die Ostsee. An dessen Westflanke kommt es zu
länger andauernden und vor allem (aber nicht nur) in Staulagen zu ergiebigen
Niederschlägen, wodurch Unwettergefahr besteht. Die Hauptachse des Troges
verbleibt allerdings über Westeuropa, so dass sich danach zunächst die vom
Beginn des Vorhersagezeitraumes bekannte Luftmassenverteilung sowie der für die
ersten beiden Tage beschriebene Wettercharakter erneut einstellt. Zum Sonntag
hin entwickelt sich eine Hochbrücke, die von einem Hoch nördlich der Azoren ins
Nordmeer gerichtet ist. An deren Südflanke gelangt in den Norden und Westen
Deutschlands trockenere Luft, so dass in diesen Gebieten die
Niederschlagsneigung abnimmt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum tropft der über Westeuropa
liegende Trog zum westlichen Mittelmeer aus. Hierdurch wird die im
Bodendruckfeld vorhandene Hochbrücke mehr und mehr durch hohes Geopotential
gestützt. Bis Mittwochfrüh etabliert sich über Mitteleuropa die Hochbrücke.
Allerdings kann das über dem westlichen Mittelmeer liegende Höhentief noch für
eine leichte Unbeständigkeit sorgen. Generell sollte dann aber die
Niederschlagsneigung abnehmen und ein leichter Temperaturanstieg in Gang kommen.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Samstag ist der aktuellste Modellauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen weitgehend konsistent. Für Sonntag ergibt sich nach
dem gestrigen 12 UTC-Lauf und noch deutlicher nach der aktuellsten Simulation
wird eine langsamere Verlagerung des Troges erwartet.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum ist auch bei den beiden
gestrigen Läufen der Aufbau einer Hochbrücke zu sehen, wobei die mittlere
Troposphäre weiterhin leicht zyklonal geprägt ist.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich kommenden Sonntag zeigen alle verfügbaren Modelle eine
ähnliche Entwicklung.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum folgt das GFS der Version des
EZMW. Das Modell des kanadischen Wetterdienstes lässt dagegen erneut ein Tief
auf Vb-artiger Zugbahn nach Norden ziehen, wobei die Verlagerung von
Süddeutschland über den Nordosten des Vorhersagegebietes hinweg weiter nordwärts
erfolgen soll. Dies würde erneut mit heftigen und vielleicht sogar ergiebigen
Niederschlägen einhergehen und die oben beschriebene Wetterbesserung verzögern.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Allerdings liefern
einige EPS-Member noch deutliche Niederschlagssignale und tragen somit die
Abnahme der Niederschlagsneigung nicht unbedingt mit. Da ab dem kommenden
Wochenende einhellig ein wesentlich höheres Druckniveau geliefert wird als
aktuell, deutet das auf eine zumindest von einigen Membern erhöhte Zyklonalität
in der mittleren Troposphäre hin. Stellt sich ein derartiges Szenario ein,
besteht dann auch wieder die Gefahr von Schwergewittern bin hin zum Unwetter.
Die deutlichsten Signale werden hierfür im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum im Osten und Süden Deutschlands geliefert.
Das EPS des kanadischen Modells stützt die Version des GFS. Bei beiden
EPS-Systemen ist der Spread bis in den erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum sehr gering.
Das ENS des EZMW weit ebenfalls einen geringen Spread auf. Allerdings ist im
erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum noch nicht so recht ein
Temperaturanstieg zu sehen. Nach Westen und Nordwesten hin zeichnet sich dagegen
eher ein Temperaturrückgang ab.
Das Clustering liefert drei Szenarien. Am wahrscheinlichsten wäre demnach das
erneute Übergreifen eines Troges auf Westeuropa. Die oben beschriebene Version
wird immerhin von etwa 18 Einzellösungen gestützt, die dem zweiten Cluster
zugeordnet sind. Hier werden auch die beiden ungestörten Läufe eingeordnet. Das
mit 11 Membern am wenigsten besetzte Cluster ist am antizyklonalsten geprägt.
Ein längerer Witterungsabschnitt mit freundlichem und sommerlichen Wetter ist
nicht in Sicht.
Auf eine mögliche Vb-ähnliche Entwicklung in der Nacht zum Freitag und am
Freitag liefert das ENS bisher nur schwache Hinweise. Niederschlagssummen
zwischen 50 und 70 mm innerhalb von 24 Stunden werden vom Oderbruch bis in den
Erzgebirgsraum hinein nur von Einzelmembern geliefert.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Mittwoch und Donnerstag ist weiterhin gebietsweise teils gewittriger
Starkregen zu erwarten, dabei sind mehr als 35 l/qm Niederschlag innerhalb von 6
Stunden möglich. Außerdem setzt an den Alpen Föhn ein, dabei sind auf Gipfeln
Sturmböen bis Bft 9 (85 km/h) möglich.
In der Nacht zum Freitag sowie tagsüber ist im Osten und Süden anfangs noch
gewittriger, länger andauernder und zum Teil ergiebiger Regen möglich
(Unwetter). Am Samstag gibt es erneut Gewitter, dabei ist auch Starkregen
möglich. Im Norden und Nordwesten zeigt sich wahrscheinlich eine abnehmende
Niederschlagsneigung
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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW + MOS MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann