DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-10-2018 08:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 02.10.2018 um 10.30 UTC



Am Wochenende im Nordwesten und Westen Tiefdruckeinfluss und unbeständig, sonst
ruhige Hochdruckrandlage und relativ mild.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 09.10.2018


Am Freitag liegt Deutschland unter einer west- südwestlichen Strömung, wobei die
Frontalzone von Schottland über Südskandinavien zu den Baltischen Staaten
verläuft. Nur der Norden wird von Wolkenfeldern gestreift, die an der Küste
geringe Niederschläge bringen.
In der west-südwestlichen Strömung wird ein Trog unter markanter Verschärfung in
die Biskaya gesteuert. Dieser Trog tropft am Samstag zur Bretagne aus, was
unmittelbar an dessen Vorderseite, aber ein wenig nach Süden angesetzt, eine
Zyklogenese in Gang bringt. Dies lässt über Deutschland die Strömung noch
aufsteilen, wodurch sich die Zufuhr relativ (man kann bereits sagen warmer) Luft
eher noch verstärkt. Wahrscheinlich werden noch keine Niederschläge auf
Deutschland übergreifen, was allerdings noch unsicher ist.
In der Nacht zu Sonntag greift eine flache Tiefdruckrinne auf den Norden und
Westen Deutschlands über. An dessen Nordflanke setzt Aufgleiten ein, was im
Nordwesten und Westen Deutschlands Niederschläge einsetzen lässt. Am Sonntag
verlagert sich das aus dem o.g. Cut-Off-Prozess resultierende Höhentief nach
Südfrankreich. Der Resttrog schwenkt über den Norden Deutschlands hinweg
ostwärts, wodurch die Tiefdruckrinne, wenn auch unter beginnender Auffüllung,
sich ebenfalls nach Osten verlagert. Gleichzeitig stößt in die Nordsee ein
Bodenkeil vor, der durch einen Höhenrücken gestützt wird. Mit der Verlagerung
der Tiefdruckrinne greifen die Niederschläge noch ostwärts aus und erfassen den
gesamten Norden und Westen sowie den südwestdeutschen Mittelgebirgsraum.
Warnrelevante Mengen sind nicht zu erwarten. Im Osten und Südosten bleibt es
wahrscheinlich noch trocken.
Bis Montag weitet sich der Hochkeil nach Osten aus. Geringe Niederschläge fallen
in der Nacht zum Montag noch im süddeutschen Bergland. Absinken sollte zusehends
für Auflockerungen und auch längere sonnige Abschnitte sorgen.
Bis Dienstag verlagert sich der Schwerpunkt des Bodenhochs bereits wieder nach
Osteuropa, etwa nach Weißrussland. Über Mitteleuropa stellt sich eine
schwachgradientige Lage ein, wobei mit einer südwestlichen bis südlichen
Strömung Warmluft advehiert wird. In den Nächten sollte hierdurch die
Nebelneigung zunehmen, wogegen tagsüber, vorausgesetzt, der Nebel löst sich
alsbald auf, ein Temperaturanstieg einsetzt.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum etabliert sich das Hoch über
Osteuropa, wogegen auf den nahen Ostatlantik ein breiter Trog übergreift. In der
sich verstärkenden südwestlichen Strömung dürfte dann tendenziell die
Nebelneigung wieder etwas geringer werden und die Temperaturen weiter ansteigen.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Größere Unterschiede zu weiter zurückliegenden Modellläufen zeichnen sich
bereits für das kommende Wochenende ab. Hier erfolgt gegenüber den beiden
gestrigen Modellläufen eine Beschleunigung des Austropfprozesses; zudem erfolgt
nach dem aktuellsten Lauf der Cut-Off etwas weiter westlich. Als Folge sollten
die Niederschläge am Wochenende auf den Norden und Westen Deutschlands
beschränkt bleiben und sich auch rascher nach Süden zurückziehen als das am
Vortag noch abzusehen war. Zudem bleibt Deutschland unter der Warmluft.
Allerdings sind die Aussagen in Bezug auf diese Entwicklung noch relativ
unsicher.
Ab dem Wochenbeginn ergibt sich im Vergleich zu den beiden gestrigen
Modellläufen wieder ein sehr ähnliches Bild, was der Prognose doch wieder eine
relative Sicherheit verleiht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Hinsichtlich der mitteltroposphärischen Situation ergeben sich bis
einschließlich Sonntagmittag nur geringe Unterschiede zwischen den einzelnen
Modellen. Die Lage des Cut-Off-Tiefs differiert am Sonntag, 12 UTC nur um ca.
300 km, was untypisch wenig ist. Problematisch sind aber die Unterschiede beim
Bodendruck. Nach GFS und ICON wäre über Frankreich sogar die Entwicklung eines
Sturmtiefs vorstellbar. EZMW belässt es bei einem kräftigen Gradienten.
Zu Wochenbeginn weitet sich nach GFS, UKMO und dem kanadischen Modell relativ
rasch, nach EZMW und ICON mit einer leichten Verzögerung ein Hochkeil nach
Nordeuropa aus. Dieser Keil wandelt sich in ein blockierendes Hoch um, das sich
über Nordosteuropa (je nach Modell zwischen Polen und Nordwestrussland)
etabliert. Übereinstimmend ergibt sich über Mitteleuropa eine schwachgradientige
Hochdruckrandlage, die lediglich nach dem kanadischen Modell leicht zyklonal
geprägt ist. Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum folgt dann auch
das Modell des kanadischen Wetterdienstes den anderen Modellen und setzt auf
eine Südwestlage mit der Zufuhr von relativ warmer Luft.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung und simuliert den
Austropfprozess von Modelllauf zu Modelllauf schwächer und zudem auch weiter
westlich, was sich darin äußert, dass zusehends weniger ENS-Member diese
Entwicklung auf den Westen Deutschlands übergreifen lassen. Die
Niederschlagstätigkeit bleibt weitgehend auf den Nordwesten und Westen
Deutschlands beschränkt. Allerdings besteht über dem Westen Deutschlands und
Ostfrankreich ein hoher Spread, was noch Raum für Überraschungen lässt und
Ausdruck für eine hohe Unsicherheit der Entwicklung ist. Danach wird über
Mitteleuropa der Spread wieder geringer.
Der weiter oben genannte Austropfprozess wird vom EPS des EZMW von allen drei
Clustern abgebildet, wobei sich auch hier hinsichtlich der Lage des
Cut-Off-Tiefs keine allzu großen Unterschiede ergeben. Auch im erweiterten
mittelfristigen Vorhersagezeitraum unterscheiden sich die Szenarien nur
unwesentlich, wobei alles auf eine Blockierung über Fennoskandien bzw.
Nordwestrussland hinausläuft. Ansonsten treffen die zum EPS des GFS getroffenen
Ausführungen auch für das EPS des EZMW zu. Bemerkenswert ist vielleicht noch,
dass sich, abgesehen vielleicht vom Nordwesten, in weiten Teilen Deutschlands
850-er Temperaturen um oder etwas oberhalb von 10 Grad einstellen. Ob hiervon
auch die bodennahen Schichten profitieren, ist fraglich, da sich Nebel und
Hochnebel zusehends verzögert auflösen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Sonntag kann es an einigen exponierten Küstenabschnitten vor allem an der
Nordsee mit geringer Wahrscheinlichkeit einzelne stürmische Böen geben.
Ansonsten sind keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS + EPS (EZMW)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann