DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

26-09-2018 17:01
SXEU31 DWAV 261800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 26.09.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst an der Küste Böen bis Sturmstärke, im küstennahen Binnenland einzelne
stürmische Böen. Ab der Nacht zum Donnerstag nur noch an der Küste einzelne
stürmische Böen. Mit Kaltfrontdurchgang am Freitag auch im Binnenland einzelne
stürmische Böen nicht auszuschließen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland am Rande eines blockierenden Hochs mit Schwerpunkt
über Frankreich. Von diesem Hoch ausgehend ist ein Keil nach Osten bis zur
Ukraine gerichtet. Durch diesen wird ein Bodenhoch gestützt, das in weiten
Teilen Europas und so auch über Mittel- und Süddeutschland wetterbestimmend ist.
Der Norden verbleibt dagegen in der Nähe der Frontalzone, aber deutlich an deren
warmer Seite. Ein darin eingelagertes Frontensystem verbleibt schleifend über
Südskandinavien. Eine zunächst flache Welle, die in die nördliche Nordsee
gesteuert wird, lässt die Front sogar wieder rückläufig werden.
Bedingt durch die Nähe der Frontalzone wird der Norden von dichterer Bewölkung
gestreift, ohne dass nennenswerte Niederschläge fallen. Dabei hält sich ein
ausgeprägter Gradient, so dass im nördlichen Binnenland Wind- und anfangs auch
einzelne stürmische Böen und an der See Böen bis Sturmstärke auftreten. In der
Nacht zum Donnerstag fächert jedoch der Gradient etwas auf, so dass dann
einzelne stürmische Böen auf die Ostseeküste beschränkt sind und Windböen
allenfalls noch im küstennahen Binnenland auftreten.
In der Mitte und im Süden sind im Bereich des ausgedehnten Bodenhochs die
Luftdruckgegensätze nur schwach. Bei längerem Aufklaren kann es vor allem im
Süden und auch im östlichen Mittelgebirgsraum Frost in Bodennähe und in
ungünstigen Lagen vielleicht auch noch einmal leichten Frost geben. Aufgrund des
geringen Feuchtegehalts der bodennahen Schichten ist die Nebelneigung nur
gering.

Donnerstag ... wird die o.g. Welle von der nördlichen Nordsee nach Südschweden
in den Raum Stockholm gesteuert. Ein sich in der relativ weit nördlich liegenden
Frontalzone annähernder Trog sorgt für die Intensivierung dieser Welle bis hin
zu einem abgeschlossenen Tief. Die Kaltfront dieser Welle erreicht bis zum Abend
die mittlere Nordsee.
Ganz im Norden kann der Gradient im Bereich des breiten Warmsektors dieses sich
entwickelnden Tiefs noch ein wenig auffächern, aber für Windböen an der See und
im daran angrenzenden Binnenland und für einzelne stürmische Böen in exponierten
Küstenlagen sollte es durchaus noch reichen.
In der Mitte und im Süden hält sich der Einfluss des sich weiter abschwächenden
Hochs. Großräumiges Absinken sorgt für längere sonnige Abschnitte, wobei die
bodennahe Inversion wahrscheinlich nicht mehr ganz ausgeräumt werden kann.
Dennoch zeichnet sich gegenüber den Vortagen ein deutlicher Temperaturanstieg
auf 20 bis 24 Grad ab. Am Oberrhein und in dessen Nähe kann es vielleicht noch
einmal für einen Sommertag reichen. In Küstennähe und im höheren Bergland wird
es mit 16 bis 19 Grad nicht ganz so warm.
In der Nacht zum Freitag verlagert sich das Tief über Estland hinweg ostwärts.
Dessen Kaltfront, die einen stabilen aktiven Charakter aufweist, greift auf den
Norden Deutschlands über und erreicht die nördlichen Mittelgebirge. Meist macht
sich die Kaltfront nur durch eine vorübergehende Windzunahme (mit Windböen,
örtlich vielleicht auch einzelne stürmische Böen) und eine Drehung des Windes
auf Nord bis Nordwest bemerkbar. Auch an der Küste frischt der Wind etwas auf;
stürmische Böen werden dort wieder häufiger als am Donnerstag.
Im Süden bleibt die Lage schwachgradientig. Auch wenn von dem über dem südlichen
Mitteleuropa liegenden Hochkeil nicht mehr viel übrig ist, so dauert das
Absinken an, so dass es aufklart. Aufgrund der Alterung der Luftmasse und des
mittlerweile erfolgten Temperaturanstiegs solle leichter Frost in Bodennähe im
Mittelgebirgsraum und im Süden auf ungünstige Lagen beschränkt bleiben.

Freitag ... greift unter leichter Intensivierung ein Trog auf Deutschland über.
Die vorderseitig liegende Kaltfront wird nach Süddeutschland gedrückt, lässt
aber an den Nordseiten der Mittelgebirge ein paar (weniger als 5) Millimeter
Niederschlag zurück. Da die Kaltfront zusehends von Kaltluftadvektion überlaufen
wird, bleibt von deren Wetterwirksamkeit südlich der Mittelgebirge nicht mehr
viel übrig. Nach wie vor sind an der Kaltfront einzelne Windböen, in exponierten
Lagen vielleicht auch stürmische Böen vorstellbar. Von Norden her lässt das aus
der Kaltluftadvektion resultierende Absinken die Bewölkung bereits wieder
auflockern.
Dem Trog folgt ein weiterer Rücken. Durch diesen wird ein Bodenhoch gestützt,
das sich bis zu den Britischen Inseln vorschiebt. An dessen Vorderseite steilt
die Strömung auf, wodurch sich die Kaltfront auf ihrem Weg nach Süden eher noch
etwas beschleunigt.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 16 bis 20, im Süden präfrontal mit Hilfe
der Sonne bis 23 Grad. In Nordseenähe und im Bergland werden nur Maxima um 14
Grad erreicht.
In der Nacht zum Samstag erreicht der Trog zwar Osteuropa, weitet sich aber
dabei nach Süden bis in die Adria aus. Die rückseitig auf Nord drehende Strömung
führt an den Alpen zu einer Stausituation, so dass dort die Niederschläge länger
andauern können und in Staulagen bis etwa 20 mm innerhalb von 12 Stunden
vorstellbar sind. Eine Überschreitung von Warnschwellen ist jedoch
unwahrscheinlich.
Der dem Trog folgende Rücken schiebt sich in die Nordsee vor. Das durch diesen
Rücken gestützte Bodenhoch weitet sich bis nach Deutschland aus. Absinken lässt
den Himmel verbreitet aufklaren, allerdings greift auf den Norden leichte
Warmluftadvektion über. In den mittleren Gebieten kann bei klarem Himmel
leichter Frost in Bodennähe, in ungünstigen Lagen vielleicht auch Luftfrost
nicht ganz ausgeschlossen werden.

Samstag ... greift der Höhenrücken auf Mitteleuropa über, gefolgt von einem
weiteren, aber relativ flachen Trog, der den mittleren Nordatlantik erreicht.
Das korrespondierende Bodenhoch weitet sich bis nach Osteuropa aus. Durch den
Rücken wird die Frontalzone so weit nach Norden verschoben, so dass der Wind im
Norden und selbst an der Küste dann nicht mehr warnrelevant sein dürfte. Mit der
Ausweitung des Hochs sollten die Niederschläge am Alpenrand auch alsbald
nachlassen und die Wolken auflockern.
Die Achse des Bodenhochs verbleibt etwa über der Mitte Deutschlands, so dass
über dem Südwesten Deutschlands eine leichte Gradientzunahme eintritt. in den
Höhenlagen des südwestdeutschen Berglandes sind Windböen, exponiert durchaus
auch stürmische Böen vorstellbar.
Großräumiges Absinken im Bereich des Hochs lässt keine nennenswerte
Wolkenbildung zu. Allenfalls den Nordwesten und Norden können Wolkenfelder
streifen, die aus leichter Warmluftadvektion resultieren.
In der eingeflossenen Polarluft erreichen die Tagesmaxima lediglich 13 bis 17
Grad, in den tieferen Lagen Südwestdeutschlands vielleicht 19 Grad.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Hinsichtlich der Niederschläge an den Alpen in der Nacht zum Samstag
ergeben sich auch anhand der Probabilistik keine Indizien für eine
Dauerregenlage.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann