DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-09-2018 18:01
SXEU31 DWAV 091800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 09.09.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Montagfrüh an der Nordsee Gewitter mit stürmischen Böen gering wahrscheinlich.
Am Dienstag an der Küste und hier vor allem an der Nordsee Böen Bft 8
wahrscheinlich. Ansonsten meist keine markanten Wettererscheinungen.

Synoptische Entwicklung bis Mittwoch 12 UTC
-------------------------------------------------------------
Aktuell ... Über Deutschland liegt ein flacher Langwellenrücken, der in der
Nacht langsam weiter nach Osten wandert. Damit kommen wir auf die Vorderseite
eines atlantischen Troges, auf dessen Vorderseite sich eine schwache Kaltfront
befindet, die in den Frühstunden die Deutsche Bucht erreicht. Dabei sinkt in 500
hPa die Temperatur auf -20 Grad (Sylt) bis -17 Grad (Elbmündung) und CapeML
steigt dort auf 150 bis 200 J/Kg. Entsprechend sind Montagfrüh im nördlichen
Schleswig-Holstein und an der Nordsee einzelne Gewitter möglich. Bei
Mittelwinden um 30 kt in 850 hPa sind hierbei stürmische Gewitterböen nicht
auszuschließen, während Starkregen angesichts der recht großen
Zuggeschwindigkeit unwahrscheinlich ist.
Während im Norden WLA-Felder für Wolken sorgen, ist es nachts in der Mitte und
im Süden häufig klar oder gering bewölkt. Damit kann die Temperatur kräftig
absinken, so dass örtlich der Taupunkt erreicht wird und sich Nebel bildet.
Mit Annäherung der Kaltfront sind an der schleswig-Holsteinischen Westküste Böen
bft 6, vereinzelt auch 7 möglich.

Montag ... schwenkt der Höhentrog über Dänemark hinweg nach Nordosten, wodurch
Deutschland in den Ausgangsbereich einer Zone mit glatter Höhenströmung kommt,
die bis zum mittleren Nordatlantiks reicht. Die Kaltfront des Tiefs östlich von
Island schwenkt unter Abschwächung weiter über den Osten Richtung Polen und
bleibt etwa am Nordrand der Mittelgebirge liegen. Im Frontbereich und im
Küstengebiet werden dabei weiter einzelne Schauer ausgelöst. Abends kommt im
Nordwesten und im Küstenbereich Warmluftadvektion auf, die den flachen, nach
Deutschland schwenkenden Höhenkeil überläuft. Diese kündigt ein neues
Frontensystem an, welches zu den Britischen Inseln zieht. Der Süden Deutschlands
liegt im Einflussbereich des Azorenhochkeils, aus dem sich eine Hochzelle
ablöst, die zum Tagesende die Westalpen erreicht. Die Schaueraktivität im Norden
hält sich wahrscheinlich in Grenzen, da die Modelle allesamt meist unter 1 mm
Regen innerhalb von 6 Stunden simulieren. Der Wind weht im Norden lebhaft, aber
abgesehen von exponierten Gipfellagen (Brocken Bft 8) kratzt er die Warnschwelle
Bft 7 nur an den Küsten hier und da mal an.
(Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 7 an der Nordsee bei COSMO-Leps/PEPS: 10 bis
30%).
In der Nacht greift ein Langwellentrog über dem zentralen Nordatlantik nach
Süden aus, so dass der Höhenrücken bei uns sich etwas nach Nordosten aufwölbt.
Im Zuge dieses Prozesses verstärkt sich das Hoch über den Alpen und erreicht
knapp 1030 hPa. Damit lösen sich die Frontreste am Nordrand der Mittelgebirge
auf. Während im Norden die WLA für Bewölkung und später an der Küste für Regen
sorgt, ist es im Süden unter Hochdruckeinfluss teils klar und damit kann sich
örtlich Nebel bilden. Der Gradient verschärft sich mit Annäherung des
Frontensystems, so dass ausgangs der Nacht an der Nordsee erste Böen Bft 7
auftreten können.

Dienstag ... wölbt sich der Rücken noch etwas weiter auf, wodurch die
Frontalzone bei uns ein kleines Stück nach Norden gedrückt wird. Im nördlichen
Drittel des Landes dauert die WLA an, wobei die Warmfront eines Randtiefs
übergreift, das um 12 UTC vor Südnorwegen liegt. Damit bleibt es im Norden meist
stark bewölkt und von Nordwestdeutschland greift Regen weiter nach Osten aus und
erreicht im Tagesverlauf die Oder. 12stg. werden im Norden meist 2 bis 9 mm und
in Nordfriesland auch über 10 mm Regen simuliert. Abends greift die nachfolgende
Kaltfront auf das nördliche Schleswig-Holstein über, kommt aber in der Nacht zum
Mittwoch schleifend nicht mehr weiter nach Süden voran.
Der Südwestwind nimmt im Laufe des Tages zunächst über und an der Nordsee, zum
Abend hin auch im Bereich der westlichen Ostsee merklich zu und erreicht in der
Spitze Stärke 7-8 Bft.
Das südliche Deutschland liegt dagegen im Bereich des Hochs über den Alpen. So
stehen bei reichlich Sonnenschein abermals 26 bis 30°C Höchsttemperatur auf der
Karte, während sich der Norden und Nordwesten mit 19 bis 24°C begnügen müssen.
In der Mitte Deutschlands ist es nicht ganz so freundlich wie in Süddeutschland.
Trotzdem kann es örtlich einen Sommertag geben.

Mittwoch ... Auf der Rückseite des nach Osteuropa wandernden Höhenrückens gibt
es eine glatte und kräftige Südwest- bis Westströmung. Diese korrespondiert mit
der schleifenden Front im Küstengebiet. Die Front läuft nach Westen hin in eine
Frontalwelle, die mittags an der holländischen Grenze erwartet wird (ICON-Nest).
Erst im Laufe des Abends kommt der Tiefausläufer nach Süden voran, da das
Wellentief nach Polen abzieht.
Im Bereich der schleifenden Front kann es längere Zeit regnen, was zu größeren
Regenmengen führt. Vom nördlichen Emsland bis zur Ostsee werden 24stg. nach ICON
meist 5 bis 15 mm, vereinzelt auch mehr Regen simuliert. ICON-Nest zeigt in
Ostfriesland gar einen Spitzenwert von 31 mm! EZMW und GFS simulieren dagegen
unter 10 mm Regen.
Während es im Norddeutschen Tiefland meist stark bewölkt bleibt, ist es in der
Mitte und im Süden Deutschlands unter Hochdruckeinfluss dagegen meist sonnig und
trocken bei sommerlichen Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad. In den
Niederungen Südwestdeutschlands können sogar 32 Grad erreicht werden. Im Norden
stehen dagegen nur 18 bis 24 Grad auf der Karte.
Der Südwestwind ist südlich der schleifenden Front teils recht kräftig mit
starken Böen Bft 5 bis 6.


Modellvergleich und -einschätzung
----------------------------------------------------------------
Die externen Modelle simulieren recht ähnlich.

Am Dienstag sind nach CosmoLEPS an der Nordseeküste stürmische Böen zu 30 bis 70
Prozent wahrscheinlich. An der Ostsee ist die Gefahr hierfür deutlich geringer.



Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden