DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-09-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 08.09.2018 um 10.30 UTC



Antizyklonale West- bis Südwestlage mit Luftmassengrenze, die bis zum Wochenende
den Süden erreicht.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 15.09.2018


Im gesamten Mittelfristzeitraum herrscht eine antizyklonale West- bis
Südwestlage vor.

Am Dienstag liegt ein ausgeprägtes Tiefdrucksystem mit seinem Zentrum im
Nordmeer. Sein Einflussbereich erstreckt sich über ganz Nordeuropa. Südeuropa,
das südliche Mitteleuropa und Osteuropa befinden sich im Einflussbereich eines
kräftigen Hochdruckgebietes mit Zentrum über den Alpen. Dieses wird durch ein
für die Jahreszeit sehr stark ausgeprägten Höhenhoch gestützt.
Die Frontalzone liegt ziemlich weit nördlich und erstreckt sich von Groß
Britannien über die Nordsee nach Dänemark ins Baltikum. Zwischen dem
Hochdruckgebiet und dem Tiefen Druck über Nordeuropa herrschte eine starke
westliche Strömung, die milde, aber feuchte Meeresluft in den Norden von
Deutschland führt. Durch die Hebung in der Nähe zur schleifenden Front über
Dänemark, die durch das Hoch nach Norden gedrückt wurde, ist in Norddeutschland
stärker bewölkt vorherrschend, aus der zeitweise etwas Regen fällt. In
Süddeutschland sorgt das Absinken unter dem Hochdruckgebiet für Sonnenschein.
Die 850-hPa-Temperatur liegt bei etwa 10 °C im Norden und um 15 °C am Alpenrand.


Am Mittwoch verlagert sich das Zentrum des Bodenhochs weiter nach Osteuropa. Vom
Atlantik her rückt ein flacher Trog etwas näher, der von einem nachrückenden
Azorenhochkeil überlaufen wird. Die Höhenströmung dreht dadurch etwas mehr auf
Südwest, sodass die Frontalzone zunächst etwas weiter nach Norden gedrückt wird
und sehr warme Luft weiter nach Norden vordringen kann. In der Nacht kommt der
Trog allerdings näher, wodurch die schleifende Kaltfront auf den Nordwesten und
Norden übergreift.

Am Donnerstag liegt dann die schleifende Kaltfront relativ strömungsparallel
über der Mitte Deutschlands. Im Norden fällt die 850-hPa-Temperatur auf 4 °C,
während im Süden die warme und zunehmend feuchte Luftmasse mit bis zu 17 °C auf
850-hPa wirksam bleibt. Im Norden schiebt sich ein Keil des Azorenhochs
ostwärts, sodass hinter der Kaltfront rasch wieder Absinken einsetzt. Die Front
selber bleibt mangels Hebungsantrieb mit nur leichtem Regen relativ inaktiv.
Weiter südlich kann sich in der feuchtwarmen Luftmasse allerdings CAPE aufbauen.
In einer Tiefdruckrinne ist daher im Tagesverlauf mit kräftigen Schauern und
Gewittern zu rechnen.

Am Freitag kommt die Front noch etwas weiter nach Süden voran, wodurch die warme
Luft an den Alpenrand zurück gedrängt wird. Dort kann es noch zu Gewittern
kommen. In der Nordhälfte sorgt in der einfließenden Subpolarluft ein
nachrückender Hochkeil für Absinken und Wolkenauflockerungen.

Auch am Wochenende bleibt die westliche Höhenströmung erhalten. Deutschland
befindet sich anfangs unter Trogeinfluss, wobei aber der rasch nachrückende
Bodenhochkeil dennoch schnell wieder für Absinken sorgt und sich die
eingeflossene subpolare Meeresluft besonders im Süden wieder erwärmt.
Nachfolgend setzt auch wieder Geopotenzialanstieg ein.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Großwetterlage wurde von den Vorläufen ziemlich ähnlich simuliert. Deutliche
Unterschiede bestehen bezüglich des Frontdurchgangs am Ende der Woche. Der
zeitliche Ablauf ist immer noch unklar. Während die alten Läufe die Front durch
eine Wellenbildung am Freitag zurück hielten und sogar potenzial für eine
schwere Gewitterlage im Süden Deutschlands boten, findet diese Wellenbildung im
neuen Lauf kaum mehr statt, da der dafür verantwortliche Trog flacher gerechnet
wird.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ab Donnerstag nehmen die Modellunterschiede bezüglich der Front deutlich zu. GFS
rechnet im neuen Lauf eine verstärkte Wellenbildung an der Front über
Nordwestdeutschland. Vorher setzt nochmals kräftige WLA ein, sodass die
850-hPa-Temperatur auf über 17 °C im Südosten steigt. Dies könnte auf Grund der
guten Scherungsbedingungen in Jetnähe sogar nochmal zu einer dynamischen
Gewitterlage führen. Die Vorläufe waren diesbezüglich deutlich defensiver. GEM
zeigt den Frontdurchgang bereits am Donnerstag.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die ECMWF-Rauchfahnen weißen eine deutlich geringere Streuung als in den
Vorläufen auf. Sie zeigen einen einheitlichen Anstieg der 850hPa-Temperatur bis
Mittwoch mit steigendem Geopotenzial. Danach gehen die 850-hPa-Temperaturen in
nahezu allen ENS-Mitgliedern deutlich zurück. Größere Streuung gibt es noch im
Bereich des Frontdurchgangs (Mittwoch im Norden und Freitag im Süden). Einige
Ensemblemitglieder mit stärkeren Niederschlagssignalen im Süden weißen auf das
Potenzial von starken Gewittern hin.
Auch zum Wochenende hin ist die Streuung deutlich geringer als in den Vorläufen.
Die meisten Rechnungen gehen von einem deutlich tieferen Temperaturniveau als
noch am Mittwoch aus, dabei nehmen die Niederschlagssignale ab. Ein grober Trend
zeigt ab dem Beginn der neuen Woche einen geopotenzialanstieg mit Erwärmung.

Als Fazit lässt sich festhalten, dass die Entwicklung der Großwetterlage
ziemlich sicher ist. Es ist von einer antizyklonalen West- bis Südwestlage aus
zu gehen. Zu Beginn des Mittelfristzeitraums ist es überall für die Jahreszeit
ungewöhnlich warm. Der Spätsommer wird dann im Norden gegen Mitte der Woche und
im Süden gegen Ende der Woche von einer Kaltfront, die deutlich kühlere Luft
bringt, beendet. Die detaillierte Wetterentwicklung bezüglich dieser Front ist
äußerst unsicher. Dazu gehören die zu erwartenden Niederschläge, Zeitpunkt des
Frontdurchganges und die Gewitteraktivität vor der Front. Unsicher ist auch in
wie weit die heiße Luft zur Mitte der Woche nach Norden vordringen kann.
Die Entwicklung zum Wochenende hat mit den neuen Ensembles deutlich an
Sicherheit gewonnen. Wahrscheinlich setzt sich nach der Abkühlung wieder
Hochdruckeinfluss durch und es kommt voraussichtlich wieder zumindest etwas
wärmer.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Eine Schwergewitterlage zum Ende der Woche ist zumindest auf Grund der
unsicheren Wellenbildung an der Front im Bereich des Möglichen. In den ECMWF-ENS
werden in einigen Mitgliedern am Donnerstag und besonders am Freitag erhöhte
CAPE-Werte simuliert. Die meisten Mitglieder liegen aber unter 500 J/kg, sodass
derzeit von einer größeren Gewitterlage nicht auszugehen ist.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christian Herold