DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-09-2018 17:30
SXEU31 DWAV 051800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 05.09.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Wetterlage: Trog Westeuropa

In der Nacht zum Donnerstag im Westen noch vereinzelte Gewitter, sonst ruhig mit
Nebelbildung. Am Donnerstag von Westen nach Osten einzelne markante Gewitter
bzgl. Starkregens, lokal auch unwetterartig.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... der bis dato noch wetterbestimmende flache Höhenrücken über
Mitteleuropa schwächt sich ab bzw. zieht nach Osteuropa ab. Im Westen und Süden
Deutschlands ist eine feuchtwarme und teils labil geschichtete Luftmasse, mit ML
Cape von 500 bis 1000 J/kg, eingeflossen, so dass es dort teils auch
orographisch getriggert zur Bildung einzelner Schauer und Gewitter gekommen ist.
Im Osten und Norden des Landes ist die Luftmasse dagegen trockener und vor allem
stabil geschichtet, so dass es dort zumal bei schwachem Hochdruckeinfluss nicht
zur Auslösung von stärkerer Konvektion gekommen ist.
In der kommenden Nacht nähert sich von den Britischen Inseln her ein
Langwellentrog, der dann im Lauf der Nacht allmählich die Nordsee und
Nordfrankreich erfasst. Dadurch kommt es im Westen Deutschlands zur Bildung
einer Tiefdruckrinne, und die Bildung von weiteren Schauern und Gewittern, kommt
nach nur kurzer Wetterberuhigung wieder in Gang. Dabei steht erneut der
Starkregen im Fokus des Geschehens. Im Rest des Landes verläuft die Nacht ruhig
und im Wesentlichen warnfrei. Es ist gering bewölkt oder klar und örtlich kann
sich wieder Nebel bilden, der teilweise die Warnschwellen von Sichtweiten von
unter 150 m unterschreiten dürfte.
*
Donnerstag ... schwenkt der Höhentrog nur ganz allmählich nach Deutschland
hinein. Wir liegen bis zum Abend auf seiner Vorderseite, während das Drehzentrum
des Troges via England in die westliche Nordsee zieht. Die Tiefdruckrinne kommt
mit eingelagerter Konvergenz ebenfalls nach Nordosten voran, wobei sich im
Nordteil ein flaches Tief bildet, das am Mittag über der Nordsee liegt. Davon
ausgehend erstreckt sich eine Kaltfront nach Süden, die im Laufe des Nachmittags
auf den Westen übergreift.

Die beste Überlappung von Labilität und hoher Feuchte ist zwischen Konvergenz
und Kaltfront gegeben, wo die Modelle entsprechend die stärkste Wetteraktivität
in Form schauerartiger Regenfälle und Gewitter simulieren. Sie breiten sich -
bei nach wie vor geringem Organisationsgrad - im Tagesverlauf langsam ostwärts
aus, sparen bis zum Abend wahrscheinlich die Regionen zwischen Erzgebirge und
Ostsee sowie das östliche Bayern aus, wo vor der Rinne trockene Luft aus Osten
angesaugt wird. Ganz im Westen stabilisiert die Schichtung im Laufe des
Nachmittags wieder mit einsetzender Kaltluftadvektion.

Bei PPWs um oder etwas über 30 mm und bis zu 1000 J/kg CAPE steht Starkregen auf
dem Programm, vielleicht auch kleiner Hagel. Wegen der etwas zunehmenden
Strömungsgeschwindigkeit nimmt die Unwettergefahr aber leicht ab. Die Temperatur
erreicht Höchstwerte von 20 bis 25°C, im Osten, wo es z.T. noch mal ganztägig
einstrahlt, bis zu 27 oder 28°C.

In der Nacht zum Freitag kommen Rinne/Konvergenz sowie die Kaltfront nach Osten
voran. ICON simuliert die Kaltfront am Morgen in einem Bogen von Mecklenburg bis
zum Oberrhein. An der Front und präfrontal, schwerpunkmäßig an der Konvergenz
treten weitere Schauer und Gewitter auf, die sich im Verlauf der Nacht zwar
abschwächen, aber nicht vollständig aufhören.
Postfrontal strömt ein Schwall subpolarer Meeresluft in den Westen, in der die
850-hPa-Temperatur auf 8 bis 4°C zurückgeht. Die Kaltluftadvektion führt im
Westen zu leichtem Druckanstieg. Dort geht die Temperatur teilweise unter 10
Grad zurück, während es im Osten mit ca. 15 Grad teilweise mild bleibt.

Freitag ... eiert das Höhentief etwas zurück, von der mittleren Nordsee nach
Nordwesten. Die Höhenströmung bleibt bei uns zyklonal geprägt aus Südwest bis
West und im Tagesverlauf überquert ein weiterer markanter Randtrog den Norden
und die Mitte nach Osten. Davor gelegen kommt die Kaltfront sehr zögernd nach
Osten voran und erreicht am Tagesende die Oder. Im Süden wird sie weiter
zurückgehalten, so dass im Südosten, etwa südlich der Donau kein
Luftmassenwechsel stattfindet.
Im Frontbereich gibt es im Tagesverlauf wieder teils kräftige Schauer und
Gewitter, wobei der Fokus erneut beim Starkregen liegt. Die PPWs liegen im
Frontbereich immer noch bei über 30 mm, sodass trotz der Verlagerung der Zellen
nach Osten auch unwetterartige Entwicklungen durch heftigen Starkregen nicht
ganz ausgeschlossen werden können.
Auch über dem Nordwesten und der Mitte kommt es zu schauerartigen Regenfällen
ausgelöst durch den o.e. Randtrog. Die Luftmasse bietet allerdings kaum
Starkregenpotential und auch Gewitter sollten kaum auftreten. Nur über der
Nordsee ist die Labilisierung so stark (T500 -24 Grad) dass mit Hilfe der
"warmen" Nordsee einzelne Gewitter auftreten können.

Das Höhentief bildet sich auch im Bodendruckfeld durch ein Tief über der Nordsee
ab, dessen etwas stärker gradientiger Rand auch den Nordseeküstenbereich
erfasst, so dass dort starke, exponiert stürmische Böen nicht ausgeschlossen
sind.

Rückseitig der Kaltfront geht die T850 auf 4 bis 8 Grad zurück und von daher
wird im Nordwesten und Norden die 20-Grad-Marke nicht erreicht. In der Mitte und
im Süden sind aber mangels Einstrahlung auch meist nur 22 Grad drin, lediglich
ganz im Osten, wo die Sonne noch eine Zeit lang zu sehen ist, mitunter auch bis
24 Grad.
In der Nacht gibt es dann im Osten die letzten Schauer und Gewitter und vor
allem im Westen und in der Mitte sinkt die Temperatur auf einstellige Werte.



Samstag ... ist die am Freitag auf Deutschland übergreifende Kaltfront bereits
weitestgehend nach Osten abgezogen. Die dabei eingeflossene kühle Meeresluft
gerät zunehmend unter Absinken, da sich von den Azoren her in der Höhe ein Keil
in Richtung Mitteleuropa ausdehnt. Über der Nordsee hält sich anfangs aber noch
das hochreichende Tief, welches sich aber zunehmend in Richtung Norwegen
verlagert und dort sich langsam auffüllt. In der eingeflossenen Kaltluft
schwankt verbreitet das Temperaturniveau um 5 Grad in der 850 hPa Druckfläche.
Einzig am südöstlichen Alpenrand kann sich die vorherige Warmluft am längsten
halten, bzw. wird quasi gar nicht nach Osten verdrängt, so dass dort noch die 10
Grad Isotherme vorhanden ist.
Somit ist kein warnwürdigen Wettergeschehen zu erwarten. Allenfalls der Wind
macht mit Böen der Stärke 7 Bft an der Nordseeküste auf sich aufmerksam.
Die Temperaturen erreichen Maxima zwischen 18 Grad an der Nordseeküste und bis
zu 24 Grad am Oberrhein bzw. an der Donau.



Modellvergleich und -einschätzung
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Die großräumige Entwicklung wird mit nur geringen Unterschieden simuliert. In
Sachen Niederschläge sind die Modelle im Detail uneins, was aber auch nicht
anders zu erwarten war und letztlich auch nur bedingt prognoserelevant ist. Ein
Unwetterlage steht jedenfalls nicht an, auch wenn kleinräumig gesehen, natürlich
mal die Unwetterschwelle vor allem durch den Starkregen geknackt werden dürfte.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Stefan Külzer