DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

05-09-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 05.09.2018 um 10.30 UTC



Im Süden zunehmender Hochdruckeinfluss, im Norden unbeständig und etwas kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 12.09.2018


Am Samstag, zu Beginn des Mittelfristzeitraums ist die am Freitag auf
Deutschland übergreifende Kaltfront bereits weitestgehend nach Osten abgezogen.
Die dabei eingeflossene Kaltluft gerät zunehmend unter Absinken, da sich von den
Azoren her ein Hochkeil in Richtung Mitteleuropa verstärkt. Über der Nordsee
hält sich anfangs aber noch das hochreichende Tief, welches sich aber zunehmend
in Richtung Island verlagert. In der eingeflossenen Kaltluft befindet sich
verbreitet das Temperaturniveau um 5 Grad in 850 hPa. Einzig am südöstlichen
Alpenrand kann sich die vorherige Warmluft am längsten halten, bzw. wird quasi
gar nicht nach Osten verdrängt.

Vom Atlantik her nähert sich am Sonntag ein neuer Langwellentrog Europa. Dieser
ist aber fast zonal orientiert, wobei sich auf dessen Südflanke eine über fast
den gesamten Nordatlantik erstreckende Frontalzone ausbildet. Über Deutschland
dreht auf dessen Vorderseite die Anströmungsrichtung von Nordwest wieder auf
Südwest. Sodass wieder mildere Luftmassen bis in die Mitte gelangen.
Gleichzeitig greift im Laufe des Sonntags der zum Trog gehörende Tiefausläufer
auf den Nordwesten über. Wetterwirksam ist dieser aber vor allem in der
Nordhälfte, da er im Süden unter Absinken gerät und sich abschwächt.

Am Montag befindet sich der Tiefausläufer über Süddeutschland. Während in
Norddeutschland wieder ein Schwall maritim geprägter Kaltluft eingeflossen ist,
kann sich im Süden etwas mildere Luft ausbreiten. Auch das Azorenhoch kann sich
berappen und greift nun auch in der Höhe (vorher war eigentlich immer ein teils
schwacher zyklonaler Einfluss erkennbar) deutlich auf Südwest und Südeuropa
über. Wo genau sich die Nordflanke des nun hochreichenden Hochs befindet, ist
aktuell noch unsicher. Nach dem aktuellen IFS Lauf erscheint Norddeutschland
eher zyklonal und Süddeutschland antizyklonal geprägt.

Innerhalb der zonalen Frontalzone über dem Atlantik kommt es immer mal wieder zu
Wellenbildung. In der Nacht zu Dienstag soll eine dieser Wellen auf
Norddeutschland übergreifen und für verbreitet Regen sorgen. Auch wenn die
Regenfälle zeitweise recht stark ausfallen könnten, gibt es aktuell keine
Hinweise auf Dauerregen. Bei der dazugehörigen doch recht starken WLA erwärmt
sich nun verbreitet die Luft. Dienstag 12 UTC ist verbreitet die +10 Grad in 850
hPa über Deutschland zu finden.

Am Mittwoch soll sich im Warmsektor der Welle der Hochdruckeinfluss verstärken,
dabei bleibt es verbreitet mild mit 850 hPa Temperaturen von 10 bis 15 und sogar
bis 20 Grad am Alpenrand.

In der erweiterten Mittelfrist stellt sich die zonale Strömung um. Ein kräftiger
Langwellentrog soll dafür sorgen, dass sich die Welle kräftig intensiviert und
die Kaltfront in der Nacht zu Donnerstag auf Deutschland übergeht. Ganz
Deutschland soll dann in 850 hPa in einem Temperaturbereich von 2 bis 5 Grad
liegen.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Kaltfrontpassage am Freitag wird von den Vorläufen zwar etwas anders
simuliert. Im Gro stimmen die Vorläufe mit den aktuellem IFS Lauf überein.
Nachfolgen soll sich vor allem in der Mitte nach wie vor leichter
Hochdruckeinfluss bemerkbar machen, wobei der Norden noch am meisten von dem
hochreichenden Tief über der Nordsee beeinflusst wird. Dort ziehen am Wochenende
immer mal wieder starke Wolkenfelder durch und der zeitweise verstärkende
Druckgradient wird für die eine oder andere Windböe im Küstenumfeld sorgen. Eine
nennenswerte Windlage ist aber im gesamten Mittelfristzeitraum nicht in Sicht.
Während es im Süden ab dem Wochenende nahezu niederschlagsfrei bleiben soll,
gestaltet sich das Wetter im Norden zeitweise eher regnerisch Dauerregen ist
aber ebenfalls nicht in Sicht. Das Temperaturniveau befindet sich nach der
Kaltfrontpassage am Freitag verbreitet um 5 Grad in 850 hPa, nachfolgend erwärmt
sich die eingeflossene Kaltluft sukzessive wieder auf ein Niveau um 10 Grad in
850 hPa.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Dienstag simulieren die betrachteten Globalmodelle ein ähnliches Bild,
jedoch wird die Warmfrontwelle die am Dienstag auf uns übergreifen soll jeweils
etwas anders simuliert. Die relativ starke WLA haben aber alle Modelle.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Offenbacher Plume kann man bis Dienstag ein relativ enges Feld der Member
sehen. Ab Mittwoch liegt der Temperaturspread jedoch bei über 15 Grad in 850
hPa. Am Sonntag gibt es einige Unterschiede bezüglich der ersten Front die
durchgehen soll, gerade bezüglich des Niederschlags und wie stark der vorher
vorherrschende Hochdruckeinfluss wirklich ist.

Im Ensemble des GFSs ist der Spread bis nächste Woche Freitag recht eng, sie
simulieren aber einen ähnlichen Temperaturverlauf wie das IFS.

Nach den Ensemble könnte man fast meinen, dass die Vorhersage bis Dienstag recht
sicher wäre. In den Clustern kann man aber erkennen, das längst noch nicht alles
in trockenen Tüchern ist. Es gibt 6 verschiedene Cluster mit fast gleich
verteilten Membern. Den Operationelle Lauf finden wir mit 11 Membern in Cluster
2 und der Kontrolllauf ist mit ebenfalls 11 Membern in Cluster 1 zu finden.
In allen Clustern haben wir zwar eine ähnliche Druckverteilung, die Hoch Tief
Konstellation ist aber jeweils etwas anders ausgeprägt. Die anfänglich fast
zonale Frontalzone über dem Atlantik haben zwar alle, jedoch wird die dann
einsetzende Trogbildung jeweils etwas anders simuliert. Alle Cluster simulieren
aber einen antizyklonalen Einfluss über Südwest und Südeuropa, wie weit dieser
nach Norden ausgreift, ist aktuell noch unklar.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Im Mittelfristbereich gibt es im EFI oder auch in den DMOs oder anderen
probabilistischen Verfahren keine Hinweise auf markante Wettergefahren. Im
Küstenumfeld sind mit Annäherung der Front bzw. der Welle mal Windböen gering
wahrscheinlich. Eine nennenswerte Windlage ist im Mittelfristzeitraum nicht zu
erwarten.

Auch wenn es vor allem im Norden wiederholt zu teils kräftigen Regenfällen
kommt, gibt es keine Hinweise auf Dauerregen.

In der Kaltluft sind vor allem im Norden mit einzelnen Kaltluftgewittern zu
rechnen. Mit der warmen Nordsee, ist da bestimmt auch mal eine kräftige
Gewitterentwicklung denkbar.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher