DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-09-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 02.09.2018 um 10.30 UTC



Unbeständig, mit teils markanten Gewitterentwicklungen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 09.09.2018


Am Mittwoch zu Beginn des Mittelfristzeitraums befindet sich Mitteleuropa im
Einflussbereich eines diffusen Strömungsmuster. Zwischen zwei schwachen
Höhentiefs über Portugal und dem Balkan wölbt sich über Mitteleuropa ein
schwaches Potenzialmaximum auf. Ganz ungestört bleibt es aber nicht. In der
zuvor eingeflossenen, teils labilen und feucht-warmen Luft reichen schon kleine
Antriebe um Konvektion auszulösen. Dabei verlagert sich vom Nordatlantik ein
Langwellentrog in Richtung Westeuropa. Schon im Vorfeld des Troges nähert sich
eine schwache Frontalzone (oder besser Warmluftschliere) Deutschland an. In 850
hPa ist sogar eine kleine Tiefdruckrinne zu finden, die in anderen
Höhenbereichen kaum zu finden ist. Insgesamt wird es bei 850 hPa Temperaturen
zwischen 10 und 13 Grad recht warm werden, jedoch ausgehend von der sich
nähernden "Frontalzone" sind auch kräftige Gewitterentwicklungen (Starkregen)
denkbar.

Am Donnerstag soll der Trog, nach dem aktuellen IFS Lauf, bereits auf Westeuropa
übergreifen. Dabei gelangen sukzessive kühle Luftmassen (Kaltfront) ins Land.
Entlang einer im Vorfeld befindlichen nun auch bodennahen Tiefdruckrinne ist
auch eine Konvergenzline mit kräftigen Gewittern möglich. Kräftiger
Hochdruckeinfluss über Nordosteuropa und Russland behindern aber ein rasches
Überqueren der Kaltfront über Deutschland. Der Trog entwickelt sich dabei zu
einem abgeschlossenen Höhentief über den Britischen Inseln. In der Süd- und
Osthälfte von Deutschland kann sich daher am längsten die feuchtwarme und zu
Gewittern neigende Luftmasse halten.

Im Laufe des Freitags wird fast in ganz Deutschland der Luftmassenaustausch
vollzogen. Die direkte Frontalzone gerät unter Absinken, wobei sie deutlich an
Kraft verliert und nach Osten von den zunehmenden Hochdruckeinfluss verdrängt
wird. Am Wochenende etabliert sich eine Hochdruckbrücke, die sich etwa von
Russland bis zu den Azoren erstreckt. Der Norden von Deutschland wird anfangs
noch von dem Höhentief beeinflusst.

In der erweiterten Mittelfrist soll sich die Hochdruckbrücke noch verstärken.
Die Luftmasse erwärmt sich zwar, in der zuvor eingeflossenen trockenen Luft
sollten Niederschläge, wenn überhaupt nur gering ausfallen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Ab Mittwoch ergeben sich größere Unsicherheiten, wenn ein abgeschlossenes
Höhentief auf Westeuropa übergreifen soll. Auch die Abkühlung am Freitag, die
Postfrontal einer Kaltfront erfolgen soll, wird zwar auch von den Vorläufen
simuliert, jedoch war der gestrige 00 UTC Lauf des IFS dabei etwas progressiver
bzw. schneller. Die neueren Läufe simulieren das Höhentief zwar weiterhin
intensiv, aber etwas nördlicher als der gestrige 00UTC Lauf. Dabei etabliert
sich im aktuellen Lauf nachfolgend eine Hochdruckbrücke mit flacher
Druckverteilung von den Azoren bis nach Russland.

Insgesamt bleibt es vor allem im Süden eher mild bis warm. Nur am Freitag und
Samstag werden nach der Kaltfront etwas kühlere Luftmassen herangeführt.
Einer Dauerregen oder Sturmlage ist nicht in Sicht. Einzig mit Annäherung des
Höhentiefs bzw. Kaltfront sind am Freitag und Samstag vor allem im Küstenumfeld
mit Wind- vielleicht auch Sturmböen zu erwarten.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Ab Mittwoch wird die Simulation des Höhentrogs/Tiefs von jedem betrachteten
Modell etwas anders simuliert. Die zeitliche Abfolge und auch die Verlagerung
des Höhentiefs werden dabei sehr unterschiedlich gerechnet. Nach ICON bleibt das
Höhentief über Westeuropa fest und es soll sich ein veritables Hoch über
Russland ausbilden. GFS lässt das Tief erst deutlich später nach Osten abziehen
und simuliert im Gegenzug nachfolgend ein starkes Aufwölben eines Höhenrückens
über Mitteleuropa.

Die Vorhersage ab Donnerstag erscheint recht unsicher.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das Bild der unsicheren Vorhersage verstärkt sich auch bei der Betrachtung der
Ensemblevorhersage.
Im Offenbacher Plume sind massive Differenzen ab Donnerstag in der
Potenzialverteilung zu erkennen. Der operationelle und der Kontrolllauf befinden
sich dabei am unteren / kalten Rand der Verteilung.

Auch im Ensemble des GFS ist ein großer Spread der Verteilung zu erkennen.
Jedoch befindet sich der Hauptlauf eher im Mittelfeld der Verteilung.

Auch in der Clusteranalyse bleibt es unsicher, es gibt 6 verschiedene Cluster,
die von 2 bis 15 Membern gestützt werden. Der Haupt und der Kontrolllauf
befinden sich mit insgesamt 12 Member in Cluster 2. Wie man es auch schon
erahnen kann, unterscheiden sich die Cluster in der unterschiedlichen Ausprägung
der Hoch-Tiefkonstellation.

Es ist und bleibt unsicher.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Trotz der unsicheren Vorhersage, scheint eins dennoch überein zukommen. Neben
dem Risiko von einzelnen oder auch verbreitet kräftigen Gewittern, steht
wahrscheinlich keine warnträchtige Woche ins Haus.

Im Küstenumfeld kann mit Gradientverschärfung (Annäherung des Troges - Tag wird
aus o. g. Gründen nicht genannt)zu Wind- vielleicht auch zu Sturmböen kommen.
Eine wirkliche Windlage wird aber nicht erwartet.

Markante Niederschläge unabhängig von Gewittern sind auch nicht in Sicht.
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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, MOSMIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Christina Speicher