DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-08-2018 17:01
SXEU31 DWAV 251800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 25.08.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Im Norden einzelne Gewitter mit steifen Böen, stürmische Böen gering
wahrscheinlich. Im östlichen Alpenraum bis Sonntagmorgen Dauerregen.

Am Sonntag an der Ostsee steife Böen auch abseits von Schauern und Gewittern
nicht ausgeschlossen. Ab der Nacht zum Montag an der Küste stürmische Böen
wahrscheinlich und an der Nordsee auch Sturmböen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland unter einem Trog in 500 hPa, dessen Achse in der
Nacht weite Teile Deutschlands überquert. Ausgangs der Nacht ist die Achse etwa
bis auf einer Linie Wismarer Bucht - Unterfranken - Korsika vorangekommen, so
dass der überwiegende Teil des Vorhersageraumes auf seiner Rückseite liegt. Die
im Bodendruckfeld zu erkennende Konvergenzlinie, die vorderseitig der Trogachse
nach Osten wandert, ist in ihrem nördlichen Teil schon nach Polen abgezogen.
Rückseitig der Konvergenzlinie ist aber weiterhin mit Hebungsprozessen zu
rechnen, die insbesondere der Höhenkaltluft des Troges geschuldet sind. Liegen
die 850er Temperaturen im Norden aktuell bei 3 bis 5 Grad, so erreichen die
entsprechenden 500-hPa-Werte nur knapp über -25 Grad, womit der vertikale
Temperaturgradient recht nahe an die 30-Grad-Marke herankommt und damit durchaus
einen Indikator für kräftige Umlagerungen, inklusive Gewitter, liefert. Dies
gilt umso mehr, als die noch warmen küstennahen Gewässer mit
Oberflächentemperaturen von lokal über 22 Grad einen zusätzlichen diabatischen
Input liefern. Abseits der Küsten reicht es in der Nacht voraussichtlich nicht
für Schauer oder gar Gewitter, was auch an einem Mangel an Feuchte liegt,
insbesondere in einem Streifen vom Südwesten bis nach Brandenburg, wo die
PPW-Werte aktuell nur um 12 mm liegen und die Taupunkte in der Nacht zumindest
laut deutscher Modellkette nur knapp über 5 Grad liegen sollen. Feuchter ist die
Luft nicht nur im Norden, sondern auch im Süden. Dort wurden zwar die letzten
Reste der feucht-warmen Luft schon ausgeräumt, allerdings sorgt ein Tief über
Oberitalien für eine Gegenstromlage und damit für ein Aufgleiten feuchter und
warmer Luft aus dem Mittelmeerraum auf die auch nach Bayern eingeflossene
Kaltluft. Die Folge sind länger andauernde Niederschläge im Alpenvorland und in
den Alpen. Diese werden zwar nur rund ums Berchtesgadener Land mit Mengen um 30,
lokal bis 40 mm in 18 Stunden (heute 15 MESZ bis morgen, Sonntag, 09 MESZ)
warnwürdig (Warnungen laufen), allerdings fallen diese oberhalb von etwa 2000 m,
zum Morgen auch bis etwa 1800 m als Schnee und können insofern aus der einen
oder anderen Wochenend-Bergtour eine rutschige Angelegenheit machen. Die
angesprochenen Mengen simulieren dabei nicht nur die deutschen Modelle (ICON und
Derivate sowie COSMO-D2), sondern auch EURO4 und GFS. Das Tief über Oberitalien
bildet dabei im Verbund mit einem Tief über dem Nordmeer - mit Randtief über
Südnorwegen - eine Tiefdruckrinne, die aktuell noch über dem Osten Deutschlands
verläuft, die aber schon in der Nacht von Südwesten her mehr und mehr aufgefüllt
wird, so das sich dort Zwischenhocheinfluss bemerkbar macht, der bis zum Morgen
bis nach Mitteldeutschland ausgreift. Entsprechend gestaltet sich das Wetter
zwischen einzelnen Schauern im Nordwesten und Dauerregen im Südosten in der
Nacht zunehmend aufgelockert, wobei die trockene Luft die nächtliche
Ausstrahlung begünstigt. Somit liegen die Tiefstwerte im Norden und Süden knapp
unter 10, in der Mitte dagegen nur knapp über 5 Grad, im Bergland dagegen sogar
knapp unter 5 Grad. Bodennah sinken die Werte sogar noch etwas tiefer,
allerdings sollte es für Frost in Bodennähe nicht reichen, was nicht nur den
immer nach relativ kurzen Nächten, sondern auch dem zumindest spürbaren Wind
geschuldet ist. Mit 2 bis 3 Bft in der ersten und 1 bis 2 Bft in der zweiten
Nachthälfte ist in der Mitte zumindest für ein wenig Durchmischung gesorgt. Im
Norden ist der Gradient, im Gegensatz zu den Gebieten mit steigendem
Hochdruckeinfluss in der Mitte, etwas schärfer, die konvektiven Umlagerungen
sorgen dabei für einen weiteren Kick bei den Böen, so dass an den Küsten bei
westlichem Wind zumindest vereinzelte Böen Bft 7 denkbar sind, was EZMW deutlich
erkennbar andeutet. ICON und COSMO-D2 sind diesbezüglich verhaltener, aber auch
die Probabilistik (PEPS, COSMO LEPS) deutet in diese Richtung.

Sonntag ... wandert die Trogachse über den Rest den Osthälfte Deutschlands
hinweg nach Polen und Tschechien, wobei die Höhenströmung nachfolgend zumindest
vorübergehend auf Nordwest dreht. In der zweiten Tageshälfte greift dann von
Westen kommend ein flacher Höhenrücken auf die Westhälfte über und sorgt für
eine deutliche Stabilisierung, was auch der mit ihm verbundenen massiven WLA in
der Höhe geschuldet ist (Temperaturanstieg laut ICON im Nordseeumfeld von 06 UTC
bis 18 UTC von -24 auf -12 Grad). Das mit dem Rücken in Verbindung stehende
Absinken sorgt darüber hinaus im Süden und in der Mitte für ein Austrocknen der
Luftmasse, was durch die PPW-Werte von 10 bis 15 mm, eine spezifische Feuchte
von etwa 5 g/kg und auch durch Taupunkte von um 4 Grad angedeutet wird. Diese
Prozesse sehen alle Modelle ähnlich. Die labilsten Luftmassen sind am Morgen im
Norden im Bereich der Trogspitze mit LAPSE-Rates unter minus 0,7 K/100m zu
finden, sie werden im Tagesverlauf nach Nordosten abgedrängt, wobei die
LAPSE-Rates auch ansteigen, was für eine zumindest leichte Stabilisierung
spricht. Dennoch sind im Norden am Vormittag, im Nordosten auch noch am frühen
Nachmittag vereinzelte Gewitter denkbar, immerhin stehen 500-hPa Temperaturen
von -24 Grad entsprechende 850-hPa-Temperaturen um 4 Grad gegenüber. Aufgrund
der anhaltenden diabatischen Unterstützung sollte dies vor allem über der Ost-
und Nordsee sowie im unmittelbaren Küstenumfeld stattfinden, ansonsten sind wohl
nur Schauer zu erwarten. Immerhin: Da der Gradient im Nordosten weiterhin etwas
schärfer ist als im übrigen Land, sind bei kräftigen Schauern und Gewittern
starke Böen um 55 km/h (Bft 7) wahrscheinlich, stürmische Böen um 65 km/h (Bft
8) zumindest nicht ausgeschlossen. Außerhalb von Schauern und Gewittern sollte
es dagegen allenfalls in exponierten Küstenlagen für eine Bft 7 reichen - wenn
überhaupt. Im weiteren Nachmittagsverlauf und am Abend lässt die
Schauertätigkeit auch über dem Nordosten mit der von Westen her übergreifenden
Stabilisierung nach.

Weiter nach Süden sind die LAPSE-Rates schon in den Frühstunden höher, sie
steigen dort, vor allem im Laufe des Nachmittags, von Westen her weiter deutlich
an, was auch zu einem Nachlassen der dort in den Vormittagsstunden nach
anhaltenden Regenfälle (Gipfellagen Schneefälle) führt. Dass die
(Dauer-)Niederschläge erst im Laufe des Nachmittags gänzlich zum Erliegen
kommen, ist auch einem kleinen Höhentief geschuldet, dass im Laufe des
Vormittages aus dem Langwellentrog abtropft und über den äußersten Südosten
Bayerns hinwegzieht, was dort zumindest noch für etwas Hebung sorgt. Über großen
Teilen der Mitte im Bereich des Azorenhochkeils, der schon in der Nacht für
Absinken gesorgt hat, ergibt sich ein freundlicher Bereich, wo es trocken und
oft auch heiter ist, wobei im Tagesverlauf die Quellwolken zunehmen. Dennoch
liegen die Temperaturmaxima dort um oder leicht über 20 Grad (Bergland 15 Grad),
während sie in den Dauerregengebieten des Südostens und an den Küsten nur
Spitzen um 17 Grad erreichen.

Schon in den Nachmittagsstunden verdichten sich dann über dem Nordwesten die
Wolken (Warmfront-Aufgleiten), was einem Tief geschuldet ist, das am Abend
westlich von Schottland zu finden ist. Dieses liegt vorderseitig eines flachen
Troges, der in der Nacht unter leichter Amplifizierung über Schottland
hinwegzieht und zum Morgen auf die Nordsee übergreift. Im Zuge seiner
Verlagerung wird der fache Rücken über Deutschland nach Osten abgedrängt. Das
dem Trog vorauseilende Tief zieht bis zum Morgen bis vor die Südspitze
Norwegens, sein Frontensystem greift dabei in der zweiten Nachthälfte auf den
Westen Deutschlands über, wobei es zunehmend okkludiert. Die zugehörigen
Aufgleitniederschläge greifen schon in der ersten Nachthälfte auf Deutschland
über. Laut deutscher Modellkette (ICON, ICON-EU und auch COSMO-D2) erreichen sie
bis zum Morgen die Weser, Ostwestfalen und den Rheingau. Die externen Modelle
simulieren die Verlagerung langsamer, laut EZMW (00 UTC), GFS (06 UTC) und EURO4
(06 UTC) erreichen sie nur das Emsland, den Niederrhein und die Eifel. Die
Niederschlagsmengen liegen in der Fläche bei allen Modellen meist um 3, in der
Spitze lokal bei 5 bis 10 mm in 12 Stunden und damit weitab jeder
Warnwürdigkeit. Da aber mit Annäherung des Bodentiefs der Gradient erst im
Nordwesten, später auch im Westen und Norden zulegt, frischt dort der Wind auf.
So sind dann ausgangs der Nacht an der Nordsee laut deutscher Modellkette oder
auch EZMW Böen Bft 8 bis 9 möglich, insbesondere in Nordfriesland, wo der Wind
über die Nordsee den größten Fetch angeboten bekommt. Aber auch an der Ostsee
und in den westlichen Mittelgebirgen sind Böen Bft 7, eventuell, in exponierten
Lagen, auch Bft 8 möglich. Sonst dürfte die Nacht warnfrei verlaufen. In Süd-
und Ostbayern gehen die Tiefstwerte bei teils klarem Himmel auf Werte unter 5
Grad zurück, und die Frage, ob dort in ungünstigen Lagen Frost in Bodennähe
möglich ist, kann man nicht mit einem kategorischen Nein beantworten.

Montag ... greift das okkludierende Frontensystem bis in die Mitte aus, in der
Nacht zu Dienstag überquert es auch den Nordosten und greift dann auf den
Nordwesten Polens über. Während sich die Front im Norden rasch nach Osten
verlagert, kommt sie im Süden deutlich zögerlicher voran. Dies ist einem
Nachlassen der frontsenkrechten Komponente geschuldet. Damit verliert die Front
nicht nur an Dynamik, sondern auch an Wetterwirksamkeit, denn die Intensität der
Aufgleitprozesse lässt nach. In der Folge erreicht die Front zwar in der Nacht
das Gebiet zwischen Donau und Alpen, aber zumindest in der Nacht geht diese
Verlagerung weitgehend trocken vonstatten. Im Norden wird von den Modellen mit
Frontverlagerung bzw. mit dem der Front folgenden Höhentrog am Tage immerhin
noch etwas Niederschlag angedeutet, große Mengen haben aber weder die deutschen
noch die externen Modele im Programm. Vor allem im Süden sowie im äußersten
Osten zeigt sich vor der Front dagegen noch häufiger die Sonne (6 bis 8 Stunden
Sonnenschein nach MOS). Das kleinräumige Tief erreicht dabei bis zum Abend den
Skagerrak, um in der Nacht nach Südschweden zu ziehen. Der Trog amplifiziert am
Tage noch etwas, seine Achse erreicht zum Abend den Nordwesten, und in der Nacht
schwenkt er über Deutschland hinweg nach Osten. Rückseitig greift, ebenfalls
schon in der Nacht, ein neuer Rücken, der sich von Nordafrika bis zum Nordmeer
erstreckt, auf die Nordsee über. Auf seiner Vorderseite kommt es, unterstützt
durch eine konvergente Höhenströmung, zu Absinken, im Bereich der Alpen bildet
sich ein flaches Hoch aus, und mithin ist es wechselnd oder auch mal gering
bewölkt.

Der schon ausgangs der Nacht zu Montag recht scharfe Gradient im Nordwesten und
Norden fächert im Laufe des Vormittags kaum auf, am Nachmittag wird sein
Auffächern von tagesgangbedingt zunehmender Konvektion kompensiert. In der Folge
bleibt der Wind am Tage im Norden und in den nördlichen Mittelgebirgen lebhaft,
wobei verbreitet Böen Bft 7 auftreten können, insbesondere an der Nordsee, mit
Abstrichen auch an der Ostsee auch Böen Bft 8. Erst in der Nacht zu Dienstag
schwächt sich der Wind allgemein ab. Dabei steigt die Temperatur auf 18 Grad an
der Nordfriesischen Küste und bis 25°C am Oberrhein, in der Lausitz und
eventuell auch an der Donau, wo die Sonne recht lange scheinen kann.

Dienstag ... liegt Deutschland unter dem Höhenrücken, der sich von Nordafrika
bis ins Nordmeer erstreckt und dessen Achse eine Linie von Algerien über
Ostfrankreich bis in die Nordsee und das Seegebiet knapp westlich von Norwegen
einnimmt. Der Rücken wird westlich und östlich von jeweils einem Trog flankiert,
sodass sich Ähnlichkeiten zu einer Omegawetterlage auftun. Diese erweist sich im
weiteren Verlauf allerdings nicht als besonders stabil. Am Boden jedenfalls
stützt der Rücken ein Hoch mit Zentrum genau über der Mitte Deutschlands. Ein
flaches Tief über der Biskaya schiebt die über dem Süden Deutschlands liegende
Luftmassengrenze als Warmfront wieder etwas nach Norden, Sie ist zwar kaum noch
wetteraktiv, trennt aber recht frische Luft im Norden von deutlich wärmerer im
Süden. Dementsprechend liegen die T850 hPa zwischen 6 Grad im Norden und schon
bis 16 Grad im Süden.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Abläufe werden von den Modellen recht einheitlich simuliert. Bezüglich der
großräumigen synoptischen Abläufe ebenso wie hinsichtlich des sich daraus
ergebenden Warnmanagements sind die Unterschiede nicht von entscheidender
Bedeutung.

Unterschiede ergeben sich beispielsweise bei der Intensität der Niederschläge
mit Frontpassage am Montag als auch bezüglich der Windsituation am Montag sowie,
in deutlich schwächerer Form, am morgigen Sonntag. Die Unterschiede wurden im
Text angesprochen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Martin Jonas