DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

25-08-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 25.08.2018 um 10.30 UTC



Wechselhaft mit trocken-warmen Phasen und zeitweiligen Schauern und Gewittern.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 01.09.2018


Der ab Dienstag beginnende Mittelfristzeitraum wird nach dem aktuellen EZMW-Lauf
von 00 UTC durch ein meridional geprägtes Strömungsmuster in der Höhe
beeinflusst. Tröge und Keile wechseln sich dabei ab, sodass auch das Wetter
wechselhaft sein wird.

Am Dienstag liegt Deutschland unter einem Höhenrücken, der sich von Nordafrika
bis ins Nordmeer erstreckt und dessen Achse eine Linie von Algerien über
Ostfrankreich bis in die Nordsee und das Seegebiet knapp westlich von Norwegen
einnimmt. Der Rücken wird westlich und östlich von jeweils einem Trog flankiert,
sodass sich Ähnlichkeiten zu einer Omegawetterlage auftun. Diese erweist sich im
weiteren Verlauf allerdings nicht als besonders stabil. Am Boden jedenfalls
stützt der Rücken ein Hoch mit Zentrum genau über der Mitte Deutschlands. Eine
kaum noch wetteraktive Luftmassengrenze trennt dabei recht frische Luft im
Norden von deutlich wärmerer im Süden. Dementsprechend liegen die T850 hPa
zwischen 6 Grad im Norden und schon bis 16 Grad im Süden.

Am Mittwoch kommt der Rücken nach Osten voran, sodass wir mehr und mehr auf die
Vorderseite des westlich von uns gelegenen und progressiv voranschreitenden
Trogs gelangen. Damit breitet sich die warme bis heiße Luft mit südwestlicher
Strömung bis nach Norden hin aus, sodass T850 hPa von 10 Grad im Norden bis 18
Grad im Süden zu erwarten sind. Mit Annäherung des sich etwas nach Süden
amplifizierenden Troges nähert sich jedoch auch die Kaltfront eines Tiefs über
der Nordsee. Im Vorfeld davon wird die Luftmasse zunehmend feucht und labil,
sodass in der Westhälfte Schauer und Gewitter aufkommen. Bei Betrachtung
diverser Gewitterindizes und NWV-Felder ist derzeit nicht von einer
Schwergewitterlage auszugehen, da der Trog auch "zu schwach auf der Brust"
erscheint und im Vergleich zur Kaltfront zu weit zurückhängt.

Am Donnerstag schwenkt der Trog nach Südskandinavien durch und weist dabei
Abtropftendenzen auf. Das zugehörige Bodentief erreicht ebenfalls
Südskandinavien, die Ausläufer davon ziehen im Tagesverlauf bereits nach Osten
ab. In Trognähe sind im Norden allerdings noch konvektive Umlagerungen im Gange.
Nachfolgend macht sich Zwischenhocheinfluss bemerkbar, der auf den sich
aufwölbenden neuen Rücken über den Atlantik fußt. Die T850 hPa gehen mit der
einfließenden kühleren Meeresluft aus Nordwesten auf 4 Grad im Norden und bis 12
Grad im Südosten zurück.

Am Freitag flacht der Rücken über dem Nordostatlantik auf seinem Weg nach Osten
zwar ab, stützt aber dennoch den hohen Druck über Mitteleuropa. Die warme Luft
kommt wieder etwas in die Mitte voran, sodass die T850 hPa bei 10 bis 16 Grad
liegen. Im Norden bleibt die Luftmasse bei T850hPa von 4 bis 9 Grad kühler.
Zudem gibt es im äußersten Süden lokal Gewitter.

In der Nacht zum Samstag und am Samstag zieht ein neuer, jedoch nur schwach
ausgeprägter Trog auf Mitteleuropa zu. Mit dem dazu korrespondierenden
Bodentief, das in die Nordsee wandert, überqueren Ausläufer Deutschland. Erneut
kommt es damit zu schauerartigen und teils gewittrigen Regenfällen. Eine
Schwergewitterlage ist nach jetzigen Erkenntnissen auch an diesem Tag nicht zu
erwarten. Darüber hinaus ändert sich das Temperaturniveau nur unwesentlich.

In der erweiterten Mittelfrist ab Sonntag wölbt sich von Nordafrika aus einer
neuer Rücken auf, womit Druck und Temperaturen neuerlich wieder ansteigen.
Verbreitet werden dann 10 bis 16 Grad in 850 hPa erreicht. Der Norden wird dabei
jedoch zeitweilig von Tiefausläufern gestreift.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufs von heute 00 UTC zu seinen beiden
Vorläufen ist bis zum Donnerstag hoch. Danach bringt der neue EZMW-Lauf am
Freitag einen weiteren (schwachen) Trog ins Spiel, der uns am Samstag erreicht
und von dem vorher nichts zu sehen war. So steht am Samstag nicht nur im Norden
wechselhaftes Wetter an, sondern auch im Süden. Zudem gelangt der nachfolgende
Höhenrücken erst etwa 24 Stunden phasenverschoben zu uns. Da er nun auch noch
etwas flacher gerechnet wird, könnte die neue Hochdrucklage in der erweiterten
Mittelfrist eventuell nicht so lange andauern wie gestern noch angedacht. Die
grundlegenden Muster der gestrigen Läufe finden sich trotz der zeitweiligen
Unterschiede aber auch im heutigen Lauf durchaus wieder, sodass allgemein doch
von einer guten Konsistenz gesprochen werden kann.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Während bis Mittwoch GFS und ICON noch Einigkeit mit EZMW erzielen, zeigen sich
ab Donnerstag größere Unterschiede. GFS und ICON lassen dann aus dem ersten Trog
einen Teil nach Frankreich/Spanien abtropfen, der bis Samstag in das zentrale
Mittelmeer läuft. Danach bringen die Modelle wie das EZMW einen zweiten Trog,
der aber jeweils auf etwas nördlicherer Bahn bleibt. Deutschland wäre damit im
"Sandwich" der beiden Troggebilde. Beim GFS kündigt sich nachfolgend auch der
neue Rücken an (ICON erreicht dann seinen Vorhersagehorizont). GEM folgt in
weiten Teilen dem EZMW. Beim NAVGEM kommt der erste Trog etwa 24 Stunden später
herein und zieht erst am Freitag ab. Nachfolgend baut sich bereits der neue
Rücken auf.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles für diverse deutsche Städte suggerieren auf
den ersten Blick sowohl bei den 850 hPa-Temperaturen als auch beim 500
hPa-Geopotenzial eine recht hohe Vorhersagesicherheit. Haupt- und Kontrolllauf
liegen dabei stets im recht eng gebündelten Median. Bei den Temperaturen und
beim Geopotenzial gibt es nach einem Minimum am Donnerstag meist einen
kontinuierlichen Anstieg, allerdings mit ein paar kleinen "Dellen" am Samstag.
Diese kann man dem zweiten Trog zuordnen, der bei der Betrachtung der
Rauchfahnen einige Fragezeichen aufwirft.

Die Clusteranalyse fördert zwischen Donnerstag und Samstag zwei Cluster zutage.
Beide zeigen den zweiten Trog, C2 aber auf nördlicherer Bahn und etwas schwächer
ausgeprägt. Zwischen Sonntag und Dienstag gibt es 3 Cluster, die alle den sich
aufwölbenden Rücken von Südwesten her im Programm haben.

FAZIT: Das zunächst warme bis heiße Wetter sowie der Trogdurchgang mit Schauern
und Gewittern mit anschließender Abkühlung am Mittwoch sind in trockenen
Tüchern. Die Ausprägung der Gewitter ist noch nicht ganz klar, allerdings dürfte
es vermutlich nicht für eine Schwergewitterlage reichen. Nachfolgend setzt sich
wieder Hochdruckeinfluss bei steigenden Temperaturen durch. Am Wochenende soll
dieser erneut unterbrochen werden, wie und wo genau ist aber unsicher. Der
Mehrzahl der Modelle/Ensembles nach wird vor allem der Norden von Niederschlägen
und einer erneuten Abkühlung betroffen sein. In der erweiterten Mittelfrist
deutet fast alles auf neuerlichen Hochdruckeinfluss bei wiederum sommerlichen
Höchsttemperaturen hin.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Mittwoch und Donnerstag treten gebietsweise Gewitter auf, die lokal stark
ausfallen. Dabei ist vereinzelt mit Starkregen, Sturmböen und Hagel zu rechnen.
Am Samstag sind weitere Gewitter möglich, die erneut stark ausfallen können. Für
beide Gewitterphasen liegen momentan nur geringe Hinweise für schwere Gewitter
vor. ________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler