DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

09-06-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 09.06.2016 um 10.30 UTC



Unbeständig mit schauerartigem Regen, Schauern und Gewittern. Dabei leicht zu
kühl oder mäßig-warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 16.06.2016


Die Fußball-EM-Wochen beginnen, zahlreiche "Public-Viewing"-Veranstaltungen, zum
Teil auch als Open Air, sind geplant und alle hoffen auf die Wiederholung des
Wetters, das bei der WM 2006 - neben den Fußballern natürlich - für das
"Sommermärchen 2006" gesorgt hat. Das Wetter tut uns diesmal aber nicht den
Gefallen und will lieber wechselhaft und für Open Air-Verhältnisse zeitweise
reichlich kühl daherkommen.

So zeigt der aktuelle 00 UTC-Lauf des EZMW vom heutigen Donnerstag auch, dass am
kommenden Sonntag, dem ersten Spieltag für die deutsche Mannschaft, ein
Höhentief westlich von Island und den Britischen Inseln, dem ein Randtrog von
den Britischen Inseln nach BeNeLux vorausläuft. Am Boden hat sich unterhalb
dieses Gebildes eine Tiefdruckrinne entwickelt, die mehrere Zentren aufweist und
vom Atlantik in südöstlicher Erstreckung bis nach Deutschland gerichtet ist.
Neben feuchter bzw. wolkenreicher Luft wird dadurch von Westen her maritime und
daher nicht sonderlich warme Luft nach Deutschland geführt. Das schlägt sich
dann auch mit 5 bis 10 Grad bei den 850 hPa-Temperaturen nieder, darüber hinaus
treten häufig schauerartige Niederschläge mit örtlichen Gewittern und lokalem
Starkregen auf.

Am Montag und Dienstag bleibt die Situation im Wesentlichen erhalten, wobei
immer neue Randtröge dem Höhentief vor den Britischen Inseln vorauslaufen und so
die Tiefdruckzone am Boden weiterhin unterstützen. Damit fließt weiterhin
feuchte Luft nach Deutschland ein, die 850-Temperaturen gehen sogar noch etwas
zurück und liegen dann nur noch bei 5 bis 8 Grad.

Am Mittwoch und Donnerstag wird das Höhentief, das sich noch ein wenig
verstärkt, über den Britischen Inseln ankommen und nach Süden hin in Richtung
Iberische Halbinsel austrogen, womit am Boden aus der Tiefdruckzone ein
dominierendes Tief über den Britischen Inseln wird. Infolgedessen dreht die
Strömung ein wenig auf Südwest und etwas mildere, aber immer noch feuchte Luft
kann vor allem im Süden Deutschlands einfließen. Dort steigt die 850
hPa-Temperatur auf über 10 Grad, während sonst 5 bis 10 Grad die Regel sind. In
der feuchten Luft sind kräftige Schauer und Gewitter zu erwarten.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum ab Freitag schwenkt das zu einem Höhentrog
umkonfigurierte Höhentief über Deutschland hinweg. Damit dürfte sich das
wechselhafte und leicht zu kühle oder nur mäßig-warme Wetter bis zum Ende der
ersten EM-Woche fortsetzen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Am Grundtenor des heutigen EZMW-Laufs von 0 UTC ändert sich im Vergleich zu den
beiden Vorläufen des gestrigen Mittwochs bis zum nächsten Mittwoch im Prinzip
nur wenig. Am Donnerstag vergrößern sich die Unterschiede ein wenig. Vor allem
die Lage des Höhentiefs/Höhentrogs wird verschieden vorhergesagt. Beim heutigen
0 UTC-Lauf liegt ein Höhentief über den Britischen Inseln, beim gestrigen 0
UTC-Lauf sollte es über dem westlichen Frankreich zu finden sein, der gestrige
12 UTC-Lauf dagegen zeigte einen Höhentrog über West- und Mitteleuropa, der bis
zur Iberischen Halbinsel reicht. Dadurch werden die Niederschlagschwerpunkte zum
Teil anders gelegt, am wechselhaften Wettercharakter in Deutschland aber wird
nicht gerüttelt. Ähnliche Aussagen lassen sich auch für die erweiterte
Mittelfrist treffen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Zu gänzlich anderen Lösungen im Vergleich zum EZMW gelangen auch die anderen
globalen Modelle nicht. Von der Stärke her wird das Höhentief/Höhentrog über den
Britischen Inseln von GFS jedoch stärker, von ICON dagegen schwächer
vorhergesagt. In der erweiterten Mittelfrist schwenkt der Höhentrog nach GFS
nicht nach Osten durch, sondern verlagert sich zur Nordsee. Diese Lösung
präferiert auch GEM, während NAVGEM, ICON und JMA während des gesamten
Vorhersagezeitraums nah an der EZMW-Vorhersage bleiben.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen des EZMW-Ensembles für Offenbach sind bei der 850 hPa-Temperatur
und beim 500 hPa-Geopotenzial bis zum Ende des Vorhersagezeitraums eng
gebündelt. Erst ab Freitag gibt es bei T850 kältere und wärmere Lösungen, die
sich deutlich vom Median, der die ganze Zeit bei 6 bis 9 Grad liegt, abgrenzen
und eine Spanne von 0 bis 15 Grad einnehmen. Durch die meist jedoch enge
Bündelung kann aber ein recht hohes Grundvertrauen in die deterministische
Vorhersage gelegt werden.

Die Clusteranalyse liefert für t_120-168 (Dienstag bis Donnerstag) trotz vierer
Cluster keine neuen Erkenntnisse für West- und Mitteleuropa. Bei t_192-240
(Freitag bis Sonntag) werden zwei Cluster angeboten. C1 zeigt das
Hauptlaufszenario mit dem durchschwenkenden Trog, C2 dagegen lässt den Höhentrog
als Höhentief zur Iberischen Halbinsel abtropfen und rechnet einen von
Nordwesten nach Deutschland hereinkommenden Rücken, der einen Azorenhochkeil
unterstützen würde.

Aufgrund dessen scheint die Vorhersage bis zum Donnerstag recht sicher zu sein
(wenn man mal von den Details absieht), um ab Freitag noch ein gewisses
Unsicherheitspotenzial anzudeuten und die Möglichkeit der Stabilisierung des
Wetters durch ein Azorenhochkeil offen zu lassen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Schauerartiger Regen, Schauer oder Gewitter sind bei dieser Wetterlage zu
erwarten. Dabei besteht lokal durchaus das Potenzial für Starkregen, das
Unwetterpotenzial diesbezüglich ist aber im Vergleich zu zuletzt bei deutlich
moderateren CAPE-Werten und schnellerer Dynamik in der Höhe deutlich verringert.


Daneben kann der schauerartig verstärkte Regen insbesondere nach Süden hin und
staubedingt in einigen Regionen auch länger andauern und daher die DWD-Kriterien
für warnwürdigen Dauerregen erfüllen. Dafür gibt es vor allem Hinweise für den
Alpenrand und den Schwarzwald am Sonntag (COSMO LEPS und EZMW-EPS 10-20 % für
mehr als 30 l/qm in 24 Stunden) und für das Allgäu und noch einmal den
Schwarzwald am Montag (COSMO LEPS und EZMW-EPS 10-30 % für mehr als 30 l/qm in
24 Stunden).
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-MOS, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler