DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

09-06-2016 09:00
SXEU31 DWAV 090800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 09.06.2016 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Im Alpenraum teils ergiebiger Dauerregen.
An der Küste ab dem Abend exponiert Böen Bft 8.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... Auf der Vorderseite eines kräftigen, über die Britischen Inseln
langsam ostwärts wandernden Höhenrückens liegt Deutschland in einer
nordwestlichen Strömung, mit der deutlich kühlere Luft als bisher herangeführt
wird. Ein eingelagerter flacher Randtrog sorgt dabei im Süden Deutschlands
anfangs für Hebung. Hier liegen noch feuchte Luftmassen mit ppw-Werten zwischen
25 und 29 mm. Die korrespondierenden Regenwolken werden bei nordwestlicher
Anströmung an den Alpen gestaut, so dass hier Regenmengen von über 25 mm und
vereinzelt sogar über 40 mm berechnet werden (Icon-Nest und Euro4). Mit den
bereits in der Nacht gefallenen 10 bis über 35 mm ergibt sich eine
Unwetter-Dauerregensituation. Außerdem können bei Cape-ML-Werten über 200 J/Kg
einzelne Gewitter hier nicht ausgeschlossen werden.
Im übrigen Deutschland herrscht ruhiges Wetter ohne großräumige Hebung, wobei im
Osten und vor allem dort im Mittelgebirgsraum einzelne Schauer auftreten. Der
Wind frischt im Norden auf und weht an der Küste später mit Böen 5 bis 6 bft.
Steife Windböen werden gegen Abend immer wahrscheinlicher (PEPS).
In der Nacht zum Freitag lassen die Regenfälle im Alpenraum nach. Ansonsten
klart der Himmel zumindest vorübergehend gebietsweise auf. Nebel in einigen
Tallagen ist wahrscheinlich nur flach.
Am Südrand einer Leezyklogenese südöstlich von Oslo nimmt an der Küste der Wind
weiter zu, so dass stürmische Böen in der 2. Nachhälfte wahrscheinlicher werden
(PEPS, CosmoDE-EPS).

Freitag... schwenkt der Höhenrücken über Süddeutschland unter weiterer
Abflachung langsam nach Osten, während wir nach Norden hin im Randbereich zum
Langwellen-Trog über Skandinavien verbleiben. Mit westlicher bis nordwestlicher
Strömung gelangt kühle Meeresluft polaren Ursprungs insbesondere in den Norden
Deutschlands (T-850 hPa teils auf unter 5°C absinkend).
Dabei dringt die noch wenig aktive Kaltfront(fehlende Dynamik) des im Lee der
skandinavischen Gebirge entstandenen Tiefs etwa bis zur Mitte Deutschlands vor.
Der Gradient über Norddeutschland im Übergangsbereich zum Tief über der Ostsee
bleibt erhalten, so dass ausgehend von den Küsten etwas landeinwärts Windböen
Bft 7 aus West bis Nordwest zu erwarten sind, im Nordosten auch weiter
landeinwärts. Vormittags sind exponiert an der See auch noch einzelne Böen Bft 8
möglich (besonders bei PEPS gezeigt).

In Norddeutschland sind, ausgelöst durch Kurzwellentröge, einige schwache
Schauer möglich, sonst ist es weitgehend trocken.
Alles in allem steht ein ruhiger Tag an ohne Unwetter mit Temperaturen zwischen
17 Grad an der nordfriesischen Küste und 26 Grad in Südbaden.


Samstag... wandert der skandinavische Trog unter Ausbildung eines eigenständigen
Kerns über die Ostsee hinweg zum Baltikum. Gleichzeitig fächert die
west-nordwestliche Höhenströmung über Deutschland markant auf.
Die Kaltfront des über das Baltikum ostwärts ziehenden Tiefs kommt nur noch
wenig südwärts voran und erreicht die Gebiete knapp südlich des Mains. Vor einen
im Tagesverlauf von Frankreich heranschwenkenden neuen flachen Randtrog wird
präfrontal von Südwesten her die Zufuhr feuchter und teils instabiler Luft
angeregt. So breiten sich über den Südwesten und Süden schauerartige Regenfälle
ostwärts aus. Bei Cape-Werten von örtlich über 100 J/Kg sind auch einzelne
Gewitter möglich, wobei die Unwettergefahr gering ist. Zumindest die simulierten
Regenmengen in der Pfalz, in Baden-Württ. Und in Bayern liegen in der Fläche
über Tag meist nur bei 2 bis 9 mm und nur in Staulagen bei 10 bis 15 mm.
Der Wind schwächt sich im Vergleich zum Freitag insgesamt ab, so dass keinerlei
Warnrelevanz mehr erwartet wird.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die synoptischen Basisfelder recht ähnlich.

Was die Dauerregensituation angeht so kommen zu den in der Nacht gefallenen
meist 10 bis 35 mm Niederschlag heute über Tag nochmals 15 bis 35 mm dazu. Die
Wahrscheinlichkeit für Regenmengen über 20 mm liegt bei CosmoDe-EPS am Vormittag
in den Staulagen bei 50 bis 100 Prozent, am Nachmittag aber immer noch bei 30
bis 70 Prozent. Insofern ist ergiebiger Dauerregen in Staulagen der Alpen
wahrscheinlich (Warnung läuft bereits).

Regenmengen über 25 mm sind am Samstag bis zum Abend im Süden nach CosmoLEPS
unwahrscheinlich. Allenfalls im Allgäu erkennt man nennenswerte Signale über 10
Prozent.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden