DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-08-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 19.08.2018 um 10.30 UTC



Zunächst viel Sonne und hochsommerlich warm, im Nordwesten leicht wechselhaft.
Am Freitag markanter Wetterwechsel mit teils kräftigen Gewittern. Anschließend
deutlich kältere Luftmassen.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 26.08.2018


Am Mittwoch erstreckt sich ein zonal orientierter Höhenkeil über Mitteleuropa
bis zum Schwarzen Meer. Am Nordrand zeigt sich ein flacher Rücken. Große Teile
des Landes werden von eben dieser Antizyklonalität beeinflusst, die sich auch am
Boden durch eine Hochdruckbrücke widerspiegelt. Diese erstreckt sich von dem
östlichen Nordatlantik bis nach Osteuropa.

Am Nordrand der Hochdruckbrücke lässt sich eine gut ausgebildete und nur schwach
mäandrierende Frontalzone erkennen, die vor allem Nordeuropa beeinflusst und
sich auch gut im Höhenjet in 300 hPa widerspiegelt. Der Norden und Nordwesten
des Landes liegen am Rande der Frontalzone.

Als Konsequenz aus der beschriebenen Konstellation der Großwetterlage ergibt
sich für große Landesteile ein freundlicher Tag mit viel Sonnenschein. Gewitter
sind einzig direkt am Alpenrand zu erwarten. Etwas anders schaut es im
Nordwesten und Norden aus, wo zeitweise dichtere Wolkenfelder vorüberziehen, die
aber allenfalls im Nordseeumfeld und an der Grenze zu Dänemark ein wenig Regen
bringen.

In den Regionen mit viel Sonnenschein steigen die Höchstwerte in den
hochsommerlichen Bereich zwischen 30 und 34 Grad, im Norden und Nordwesten
werden 25 bis 29 Grad erreicht, an der Nordsee auch darunter.

Am Donnerstag schwächt sich der Höhenkeil deutlich ab und wird nach Süden
gedrückt. Gleichzeitig kann sich ein in die Frontalzone eingelagerter Trog bei
den Britischen Inseln im Tagesverlauf deutlich amplifizieren. Damit dreht die
Strömung über Deutschland allmählich auf Südwest.

Die Kaltfront die zu den Bodentiefs über Nordeuropa gehört, erreicht den Norden
Deutschlands, kommt aber durch stromaufwärtige Entwicklungen und den
Austrogungsprozess nur langsam landeinwärts voran.

Zunächst einmal ändert sich beim Wettercharakter in vielen Regionen nur wenig zu
Vortag. Über der Mitte und dem Süden gibt es viel Sonnenschein, an den Alpen
einzelne Gewitter, die sich im Vergleich zum Vortag aber zum Teil auch bis in
das Alpenvorland ausdehnen können (Donau). Die Höchstwerte bewegen sich zwischen
28 und 33 Grad. Der Norden und Nordwesten liegt hingegen unter teils dichteren
Wolken, die vor allem in der zweiten Tageshälfte auch etwas Regen oder einzelne
Gewitter bringen können. Bei auf West bis Nordwest drehenden Winden, werden dort
nur noch 23 bis 27 Grad erreicht, an den Küsten nur wenig über 20 Grad.

Am Freitag kommt der Trog rasch von den Britischen Inseln bis nach Deutschland
voran. Das zugehörige Bodentief liegt über Südskandinavien. Seine Kaltfront
breitet sich im Tagesverlauf von Nordwest nach Südost aus, sodass der Südosten
des Landes schließlich zum Abend erreicht wird. Von über 15 Grad in 850 hPa
präfrontal, gehen die Werte im Nordwesten auf unter 5 Grad zurück.

Damit läutet die Kaltfront einen deutlichen Luftmassenwechsel ein. So werden im
Südosten nochmal bis 31 Grad erreicht, während die Werte an der Nordsee gerade
noch so auf 20 Grad steigen können. Dazu dreht der Wind auf West bis Nordwest
und frischt in Küstennähe mit dem zunehmenden Luftdruckgradienten stark böig
auf.

Im Vorfeld der Kaltfront können sich in der Südosthälfte im Tagesverlauf einige
Gewitter entwickeln. Bei fehlender Scherung steht aber wohl vornehmlich der
Starkregen im Vordergrund. Fraglich ist noch, inwieweit die Kaltfront selbst
aktiviert werden kann. Entlang dieser ist Windscherung deutlich besser, sodass
organisierte Konvektion denkbar ist. Zwar bestehen derzeit noch größere
Fragezeichen, eine mögliche Unwetterlage ist aber nicht auszuschließen.

Am kommenden Wochenende beeinflusst der Langwellentrog Deutschland mit deutlich
kälteren Luftmassen. So liegt die 850 hPa Temperatur in großen Landesteilen
unter 5 Grad. Mit der Höhenkaltluft sind in vielen Teilen des Landes wiederholt
Schauer und kurze Gewitter zu erwarten. Beginnend ab Samstagabend kann es vor
allem zum Sonntag mit Winddrehung auf Nordwest (zunehmende Trogrückseite) am
Alpenrand länger anhaltende Niederschläge geben, sodass vereinzelt auch das
Überschreiten von Dauerregenwarnschwellen denkbar ist.

In der erweiterten Mittelfrist verbleibt Deutschland im Einflussbereich von
Tiefausläufern, wobei die Höhenströmung häufig eine Komponente aus Nordwest
aufweicht. Dabei ist es zwar insgesamt nicht mehr so "kalt" wie noch am
Wochenende, sommerliche Höchstwerte sind aber allenfalls in der Südhälfte zu
erwarten. Tendenziell gestaltet sich der Wetterablauf nach Süden freundlicher,
als weiter nach Norden.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Insgesamt wird die mittelfristige Wetterentwicklung von den verschiedenen
Modellläufen des EZMWF ähnlich vorhergesagt. Auffällig ist, dass in den
Vorläufen kältere Luftmassen am Donnerstag schon deutlich weiter landeinwärts
vorankommen sollten, als das in der aktuellen Modelllösung der Fall ist. Dies
liegt vor allem daran, dass der Höhentrog im neuen Lauf langsamer ostwärts
vorankommt.

Dafür wird der Höhentrog und die daran gekoppelte Kaltfront am Freitag nach dem
neuesten Lauf und dem gestrigen 00 UTC Lauf deutlich progressiver vorhergesagt,
als im gestrigen 12 UTC Lauf.

Zum Wochenende zeigen alle drei Läufe den Trogeinfluss über Deutschland.
Allerdings ist die genaue Ausgestaltung noch unsicher. Während Deutschland nach
dem aktuellen Lauf voll unter dem Höhentrog liegt, wurde im gestrigen 00 UTC
Lauf ein Höhentief über dem Nordmeer vorhergesagt, sodass sich Deutschland noch
auf der Trogvorderseite befinden würde. Der gestrige 12 UTC Lauf zeigt hingegen
einen Abtropfprozess des Troges, sodass im Anschluss rasch ein Höhenrücken in
Richtung Deutschland vorankommen würde.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die Umstellung der Großwetterlage und damit auch die mittelfristige
Wetterentwicklung werden grundlegend ähnlich vorhergesagt.
Allerdings ergeben sich schon noch einige Unsicherheiten. Das betrifft schon den
Mittwoch, wenn ICON und GFS einen flachen Kurzwellentrog vorhersagen, der der
Mitte und dem Norden mehr Wolken bringen soll, als dies der EZWMF Lauf zeigt.

Der Trog am Freitag wird von ICON und GFS stärker amplifiziert prognostiziert,
weswegen sein Vorankommen auch nicht ganz so progressiv ist, wie vom aktuellen
EZMWF angedacht.

Für das Wochenende zeigen alle drei Modelle dann allerdings eine ausgeprägte
Troglage, wenngleich noch nicht sicher ist, wie schnell Deutschland auf die
Trogrückseite gelangt und inwiefern nur kurzwellige Störungen eingelagert sind.
So zeigt ICON bspweise rückseitig des Haupttroges einen weiteren markanten
Kurzwellentrog, auf dessen Vorderseite sich ein kräftiges Tief über
Nordfrankreich entwickeln würde, sodass Teile des Landes wieder unter WLA und
damit Aufgleitbewölkung/Niederschläge gelangen würden. GFS zeigt einen solchen
Prozess in deutlich abgeschwächter Form, der aktuelle EZMWF-Lauf gar nicht.
Zudem würde sich dem GFS folgend bald ein Höhenrücken mit Stabilisierung von
Westen her bemerkbar machen.
Bei der Betrachtung des Restes der globalen Modellwelt finden sich noch einige
andere Lösungen in Bezug auf die Trogausprägung. So lässt sich auch das
Abtropfen des Troges (wie vom gestrigen 12 UTC Lauf es EZWMF gezeigt,
wiederfinden (z.B. GEM).
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Beim Blick auf die Rauchfahnen von Offenbach, lässt sich der Luftmassenwechsel
deutlich wiederfinden. Allerdings ist auch erkennbar, dass noch nicht klar ist,
in welcher Ausprägung der Trog Deutschland erreicht. Haupt- und Kontrolllauf
bewegen sich im Bereich einer Bündelung der EPS Member für einen stark
ausgeprägten Trog. Es lässt sich aber auch noch eine weitere Bündelung finden,
wonach der Trog deutlich weniger intensiv (höheres Geopotential) prognostiziert
wird.
Auch die 850 hPa Temperatur zeigt noch eine erhöhte Schwankungsbreite. So gibt
es einige Modellläufe, die einen deutlichen schnelleren Temperaturrückgang
zeigen, als der Hauptlauf. Allerdings auch andere, die einen richtigen Rückgang
erst zum Sonntag zeigen.

Das Clustering zeigt für den Zeitraum +120 bis +168 h (Freitag bis Sonntag)
insgesamt vier Lösungen. Die einzelnen Member unterscheiden sich genau in den
Punkten die zuvor auch schon angesprochen sind - wie schnell und wie stark
amplifiziert der Trog letztlich über Deutschland in Erscheinung treten wird.
Im Zeitraum +192 h bis +240 h (Montag bis Mittwoch) werden insgesamt 5 Lösungen
angeboten. Alle Lösungen zeigen, dass der Trend in Richtung wechselhaft geht.
Allerdings ist der Strauß an Lösungen derzeit noch recht bunt.

Das Ensemble des GFS zeigt den Kaltlufteinbruch ziemlich klar und deutlich bei
einem einheitlichen EPS-Verlauf bis einschließlich des Wochenendes. Beim GFS
nehmen die Unsicherheiten erst mit Beginn der neuen Woche zu. Dann ist noch
fraglich, wie schnell das Temperaturniveau wieder anzieht und inwiefern sich
wieder verstärkt Hochdruckeinfluss durchsetzen kann.

FAZIT: Die Umstellung der Großwetterlage ist gesichert. Die genaue Ausprägung
des Kaltlufteinbruchs aber noch nicht ganz klar. Bis auf den Alpenrand sind aber
auch weiterhin keine ausgeprägten und länger anhaltenden Niederschlagsereignisse
in Sicht.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Zu Beginn des Mittelfristzeitraums gibt es nur am direkten Alpenrand Gewitter,
die aber aufgrund von Starkregen markant ausfallen können. Zum Donnerstag weiten
sich die Gewitter in das Alpenvorland etwa bis zu Donau aus.

Am Freitag wird in der Südosthälfte schließlich eine überregionale Gewitterlage
erwartet, wobei die Ausprägung derzeit noch nicht ganz sicher ist (siehe
Haupttext). Es besteht auf jeden Fall die Option, dass sich der
Luftmassenwechsel auch zu einer größeren Unwetterlage entwickeln könnte.

Am darauffolgenden Wochenende deutet das Ensemble des EZMWF an den Alpen eine
markante Dauerregenlage an, die aber aufgrund der Modellunsicherheiten zunächst
noch nicht als wahrscheinlich eingestuft werden kann.
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Basis für Mittelfristvorhersage
ECMWF EPS, MOSMix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Marcus Beyer