DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

15-08-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 15.08.2018 um 10.30 UTC



Im Norden leicht unbeständig mit Schauern, sonst abgesehen von örtlichen
Gewittern im Süden überwiegend trocken und sommerlich warm bis heiß.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 22.08.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums am kommenden Samstag und Sonntag stellt
sich entsprechend der letzten Läufe des EZMW eine (nördliche) Westwetterlage an.
Dabei steht einem ausgeprägten Höhentiefkomplex über dem Nordostatlantik und dem
Nordmeer hohes Geopotential über Südwesteuropa gegenüber. Deutschland liegt
dabei im difluenten Bereich der Strömung mit dem stärksten Gradienten im Norden
des Landes. Am Boden kann sich zur Höhe korrelierend ein Keil vom Atlantik bis
nach Mitteleuropa schieben, sodass eine Hochdruckbrücke vom Atlantik über den
Süden Deutschland hinweg bis nach Russland reicht. Dem gegenüber nistet sich von
Neufundland bis nach Skandinavien und Finnland ein Tiefdruckkomplex ein, welcher
den Schwerpunkt über dem Nordmeer besitzt. Entsprechend kann sich vom
amerikanischen Kontinent bis nach Mitteleuropa eine kräftige zonale Strömung
ausbilden, mit der wiederholt kurzwellige Troganteile und Randtröge samt
korrelierenden Bodentiefs ostwärts geführt werden. Die Frontalzone verläuft
dabei etwa von Großbritannien über Dänemark hinweg bis nach Finnland, sodass im
Norden in deren Einflussbereich wiederholt mit leichten Niederschlägen zu
rechnen ist. Dagegen sorgt in der Mitte und im Süden hoher Luftdruck abgesehen
von örtlichen Gewittern Richtung Alpen für einen überwiegend trockenen und sehr
warmen bis heißen Wettercharakter.

Ab Montag tendiert der neueste Lauf des EZMW zu einer allmählichen Umstellung
der Wetterlage, die schließlich am Mittwoch vollzogen wäre. Demnach beginnt ab
Montag der Höhenrücken sowie auch der Bodenhochkeil allmählich zu schwächeln und
sich Richtung Atlantik zurückzuziehen. Gleichzeitig kann der Höhentiefkomplex
seinen Einfluss über Mitteleuropa weiter nach Süden ausbauen, sodass auch die
Frontalzone bis in die mittleren Regionen Deutschlands vordringt. Der
Startschuss für eine Meridionalisierung der Strömung ist gegeben. Am Mittwoch
soll sich dann über Westeuropa ein Rücken bis nach Großbritannien aufwölben,
während ein Langwellentrog über der Ostsee seine Amplitude nach Süden bis zur
Slowakei vergrößert. Über Deutschland würde sich nachfolgend eine kräftige
überwiegend zyklonal geprägte Nordwestströmung einstellen, mit der am Mittwoch
und in der Nacht zum Donnerstag eine markante Kaltfront das Land südostwärts
überrollt.

Mit der Umstellung der Wetterlage nach dem aktuellen Lauf des EZMW ist auch eine
vorübergehend unbeständige zu Regenfällen neigende Witterungsperiode verknüpft.
Hohe Regenmengen sind allerdings auch weiter nicht zu erwarten.

In der erweiterten Mittelfrist setzt der neue deterministische EZMW-Lauf auf
eine blockierende Omegawetterlage, die ein kräftiges Bodenhoch über Mitteleuropa
ausweist. Demnach würde verbreitet erneut eine trockene und vor allem in der
Südwesthälfte des Landes auch heiße Periode anstehen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Montag simulieren die Läufe des EZMW die Großwetterlage
(nördliche) Westwetterlage mit einer hohen Konsistenz. Entsprechend sorgt in der
Mitte und im Süden ein Höhenkeil samt korrelierendem Bodenhoch zunächst für
einen überwiegend trockenen und sommerlich warmen bis heißen Wettercharakter.
Der Norden liegt dagegen weitgehend im Frontalbereich auf der Südflanke eines
ausgeprägten hochreichenden Tiefdruckkomplexes mit Zentrum über dem Nordmeer,
sodass dort wiederholt schauerartige Niederschläge durchziehen können.

Unterschiede zu den Vorläufen sind beim aktuellen 00 UTC-Laufs lediglich in den
bodennahen Schichten beim Timing eines durchschwenkenden Bodentroges mit
eingebetteter Kaltfront ab Montag zu verzeichnen. Allerdings greift die Front
nur wenig nach Süden aus und tangiert überwiegend nur den Norden und Osten des
Landes mit leichten Niederschlägen.
In der Höhe werden signifikante Abweichungen zu den Vorläufen ab Dienstag
gezeigt, indem ein Höhentrog schneller simuliert wird und sich rückseitig
entgegen der vorangegangenen Modellinterpretationen ein kräftiger Rücken bis
nach Großbritannien aufwölben kann. Dazu korrelierend wir nach den neusten
Berechnungen auch eine kräftiges Bodenhoch prognostiziert, das im Verlauf über
Mitteleuropa Station macht.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Vergleich mit den anderen globalen Wettermodellen führender Wetterdienste
(IFS, GFS, ICON, GEM, UKMO) zeigt schon zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums
größere Unterschiede bei der simulierten Luftdruck- und Geopotentialstrukturen,
die sich im weiteren Verlauf weiter verstärken.

Das GFS lässt den Azorenhochkeil grundsätzlich etwas stärker und vor allem
beständiger ausfallen. Gleichzeitig wird auch das korrelierende Bodenhoch
großräumiger simuliert, sodass die Frontalzone selbst den Norden kaum erreicht
und es landesweit abgesehen von einzelnen Gewittern Richtung Alpen zunächst
trocken bleibt. Grundsätzlich lässt das GFS diese Grundstruktur bis über die
Wochenmitte bestehen. Nur vorübergehend können kurzwellige Troganteile zumindest
in den Norden vordringen und dort etwas Niederschlag bringen. Auch die
Kaltfrontpassage am Montag fällt im Vergleich zu den anderen globalen Modellen
aufgrund des weiter dominierenden Hochdruckeinflusses am Boden deutlich
schwächer und somit weniger wetteraktiv aus. Erst zum Mittwoch soll sich auch
beim GFS allmählich die Strömung meridionalisieren, indem sich allerdings über
den Britischen Inseln ein Trog südwärts bis nach Frankreich amplifiziert, was
wiederum vorderseitig die Aufwölbung eines Rückens Richtung Baltikum fördert.
Deutschland würde demnach auf der Trogvorderseite in einer südwestlichen
Grundströmung gelangen.

Das ICON zeigt im Vergleich zum GFS genau die gegensätzlichen Strukturen. Das
Modell des DWD zeigt dabei eine zum EZMW ähnliche Entwicklung, die jedoch
deutlich rascher vorangetrieben wird. Der Azorenhochkeil schwächelt beim ICON
schneller, sodass der Platz über Mitteleuropa früher von einem Langwellentrog
eingenommen werden kann. Gleichzeitig baut sich schon zum Montag ein
ausgeprägter Rücken über Westeuropa und Großbritannien auf. Mit der
resultierenden nordwestlichen Strömung kann schon die Kaltfront am Montag viel
weiter nach Süden vorankommen. Dagegen gibt es die Kaltfront am Mittwoch
überhaupt nicht mehr. Zu diesem Zeitpunkt liegt das Land schon unter einem
Rücken und hohem Luftdruck am Boden.

Das GEM liegt insgesamt auf einer Linie mit dem GFS, während das UKMO von
MetOffice zwar ein zum GFS ähnliches Szenario zeigt, welches jedoch über
Mitteleuropa und somit auch Deutschland noch stärker zu hohem Geopotential sowie
Hochdruckeinfluss am Boden strebt.

Grundsätzlich zeigen alle deterministischen Modelle früher oder später wieder
eine Meridionalisierung der Strömung. Der Weg dahin sowie auch die Ausprägung
und die Lage der abschließenden Strukturen sind allerdings verschieden.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im mittelfristigen Zeitraum von +72h bis 96h zeigt das EZMW-Ensemble analog zum
gestrigen Dienstag insgesamt 3 Cluster, die sich nur unwesentlich voneinander
unterscheiden. Die größten Unterschiede sind weiter bei der Lage und der
Intensität des Höhentiefkomplexes über dem Nordostatlantik bzw. dem Nordmeer zu
verzeichnen. Entsprechend zeigen die Cluster auch entweder eine beständige oder
leicht modifizierende Rückenstruktur. Sowohl der Hauptlauf als auch der
Kontrolllauf befinden sich erneut im Cluster 1.

Im Zeitraum zwischen +120h und +168h werden die Unsicherheiten der
Großwetterlage entgegen der gestrigen Vorgaben nur noch durch drei Cluster
abgebildet, die zudem nun weitgehend in das Regime "Atlantischer Rücken"
eingeordnet werden können. Zusätzlich zu den schon gestern beschriebenen
geringen Unterschieden im Timing der durchschwenkenden Kurzwellentröge, zeigt
das heutige Ensemble zudem markante Differenzen bei der Intensität des
"Atlantischen Rückens". Den intensivsten Rücken präsentiert dabei Cluster 3 mit
11 Mitgliedern, welches durch einen ebenfalls stark ausgeprägten Trog den
größten Geopotentialgradienten aufweist. Cluster 2 mit 19 Membern zeigt dagegen
den am schwächsten ausgeprägten atlantischen Rücken sowie gleichzeitig auch den
geringsten Geopotentialgradienten. In dieses Szenario wurde sowohl der Hauptlauf
als auch der Kontrolllaug eingeordnet. Das Cluster 1 mit 21 Mitgliedern
beschreibt einen Mittelweg.

Zwischen +192h und +240h bilden nun sogar insgesamt 6 Cluster die möglichen
Zirkulationsmuster ab. Allerdings verfügen nur die Cluster 1 und 2 über mehr als
10 Member. Die restlichen behaupten zusammen 21 Mitglieder für sich. Der
Hauptlauf befindet sich dabei im Cluster 6 mit den wenigsten Repräsentanten.
Cluster 1 zeigt eine zu Cluster 6 ähnliche Struktur, jedoch mit
Geopotentialfeldern mit einer wesentlich geringeren Ausprägung. Cluster 2 steht
diesen relativ konträr gegenüber. Demnach würde sich im betrachteten Zeitraum
ein Langwellentrog genau über Deutschland südwärts amplifizieren, sodass eine
Wetterlage Trog Mitteleuropa treffend wäre. Das Cluster 3 mit dem Kontrolllauf
zeigt im Verlauf eine zu Cluster 2 entsprechende Verteilung der
Geopotentialfelder. Cluster 4 kommt dagegen am ehesten der Vorgabe des GFS nahe.


Die Plumes diverser Orte in Deutschland zeigen bis einschließlich Montag bei
einem geringen Spread von um 8 hPa beim Geopotential und um 8 Grad bei der
850-hPa-Temperatur eine gute Vorhersagegüte. Dabei befinden sich sowohl Haupt-
als auch Kontrolllauf im Bereich der höchsten Vorhersagewahrscheinlichkeit. Ab
Dienstag nehmen die Unsicherheiten deutlich zu. Im Verlauf lässt sich sehr gut
die Kaltfrontpassage am Freitag erkennen. Eine weitere Kaltfrontpassage am
Sonntag ist dagegen nur in den Plumes aus dem Norden sichtbar, aber keinesfalls
als sicher einzustufen. Die Meteogramme der betrachteten Orte stützen die
Aussagen der Plumes. Demnach ist sowohl die Temperaturvorhersage als auch die
Windvorhersage mit einer hohen Vorhersagegüte versehen. Die
Niederschlagsvorhersage ist lediglich im süddeutschen Raum am Freitag durch
mögliche präfrontale Niederschläge als recht unsicher zu bezeichnen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Die signifikanten Wettererscheinungen beschränken sich fast ausschließlich auf
das lokale Phänomen der Gewitter. Ab Freitag muss zunächst im Nordwesten, später
überwiegend im Süden mit teils kräftigen Gewittern mit Starkregen, stürmischen
Böen und kleinkörnigem Hagel gerechnet werden. In der Fläche liegen die
Niederschlagsmengen über 12 bzw. 24 Stunden jedoch meist fernab der
Warnschwellen. Entsprechend gibt es auch keine Signale von der Probabilistik.
Ab Montag lebt der Wind im Norden auf, sodass im Küstenumfeld teils mit starken
bis stürmischen Böen gerechnet werden muss. Dies wird vom EZ-EPS mit
Wahrscheinlichkeiten bis 50% und vom C-LEPS mit Werten bis 35% gestützt.
Der EFI liefert für den Wind und den Niederschlag ebenfalls keine Hinweise auf
überdurchschnittliche Verhältnisse. Lediglich bezüglich der Temperaturen soll
der Südosten zeitweise leicht über dem Modellklima liegen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZ-EPS, ab Dienstag allgemein unsicher.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel