DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

15-08-2018 07:01
SXEU31 DWAV 150800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 15.08.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
B M
Vorerst keine markant zu bewarnenden Wetterereignisse. Erst am Freitag im
späteren Tagesverlauf im Westen und Süden einzelne Gewitter, später auf Teile
der Mitte übergreifend. Dabei selbst im Süden nur geringe Unwettergefahr.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... gelangt Deutschland unter einen flachen Höhenrücken, der sich eher
weiter nach Norden aufwölbt als dass er nach Osten vorankommt. Die Frontalzone
ist über Skandinavien hinweg ostwärts gerichtet und wird durch diesen Rücken
eher etwas nach Norden verschoben. Zudem bewirkt Warmluftadvektion über
Nordeuropa weiteren Geopotentialgewinn, aber der hieraus resultierende
Hebungsantrieb lässt vor allem auf den Norden und Nordosten Deutschlands teils
mehrschichtige Bewölkung übergreifen. Nennenswerte Niederschläge sind nicht in
Sicht.
Durch den Höhenrücken wird eine ausgedehnte Hochbrücke gestützt, die sich vom
Azorenhoch über den Alpenraum bis zu den Karpaten erstreckt. Absinken lässt nur
flache Konvektion zu, längere sonnige Abschnitte sind jedoch aufgrund obiger
Warmluftadvektion hauptsächlich südlich der Mittelgebirge zu erwarten. Die
Tageshöchsttemperaturen erreichen 24 bis 28, in Küstennähe und im höheren
Bergland 18 bis 23 Grad.
In der Nacht zum Donnerstag greift vom nahen Ostatlantik kommend ein Trog auf
Irland über. Unter Verkürzung der Wellenlänge verschiebt sich hierdurch das
Zirkulationsmuster ein wenig nach Osten, was zumindest im Nordwesten und Westen
Deutschlands eine Drehung der Strömung auf Südwest zur Folge hat. Großräumiges
Absinken lässt es verbreitet aufklaren. Dabei bleibt die Nebelneigung gering.

Donnerstag... greift der o.g. Trog auf England über, wodurch sich über dem
gesamten Vorhersagegebiet eine steile südwestliche Strömung einstellt. Mit
dieser wird deutlich wärmere Luft advehiert, wobei die Labilität etwas zunimmt.
Allerdings wird kaum Feuchte eingesteuert und hierdurch wenig CAPE generiert;
abgesehen von Teilen Süddeutschlands liegt das Kondensationsniveau meist
deutlich oberhalb von 30 Grad. Zudem hält sich noch Absinken, so dass einer
erneuten, nahezu ungehinderten Erwärmung nichts mehr im Wege steht. Zudem
gelangt an der Vorderseite einer sich über Frankreich entwickelnden flachen
Tiefdruckrinne auch in bodennahen Schichten zusehends wärmere Luft nach
Deutschland. Da nach Süden hin, wo die Labilität noch am höchsten ist, auch das
Absinken am stärksten ausgeprägt ist, besteht selbst an und in den Alpen nur
eine geringe Gewitterneigung. Die Temperatur steigt dabei erneut auf
hochsommerliche 27 bis 32 Grad. An der Küste und im höheren Bergland werden 22
bis 26 Grad erreicht.
In der Nacht zum Freitag rückt der Trog nach Westfrankreich vor. Die
vorderseitige flache Tiefdruckrinne greift dann auf den Norden und Westen
Deutschlands über. Da dies zu einer tagesgangsbedingt "uninteressanten" Zeit
erfolgt, sind konvektive Umlagerungen im Bereich dieser Tiefdruckrinne eher
unwahrscheinlich und ggf. dann weniger intensiv. Vielmehr beschränkt sich die
Wetterwirksamkeit dieser Tiefdruckrinne auf teils mehrschichtige Bewölkung.

Freitag... greift der Trog auf die Benelux-Staaten und Ostfrankreich über, wird
aber von Kaltluftadvektion überlaufen und von der rasch nachfolgenden
Warmluftadvektion zum Teil bereits wieder zugeschüttet. Die diesem Trog
vorgelagerte, wenig aktive Kaltfront erreicht bis zum Abend den Nordwesten und
den äußersten Westen Deutschlands. Mit der Annäherung der Front wird die sich
vom Südwesten Deutschlands zur Ostsee erstreckende Tiefdruckrinne aktiviert,
d.h. in der labil geschichteten Luft (CAPE erreicht 1000 J/kg, ist aber etwas
gedeckelt, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser steigt im Nordwesten und
Westen auf 30 bis über 35 mm) können Schauer und einzelne Gewitter ausgelöst
werden, wobei dann auch der Tagesgang unterstützend wirkt. Da die Scherung
gering ist, sind organisiertere Strukturen hoch reichender Konvektion eher
unwahrscheinlich. Unwettergefahr besteht am ehesten im Bereich der westlichen
und südwestdeutschen Mittelgebirge und ist auch dort vergleichsweise gering.
Der Osten und Südosten sollte von dieser Entwicklung noch nicht erfasst werden.
Absinken sorgt dort für eine nahezu ungehinderte Einstrahlung, was die
Temperatur auf 28 bis 34 Grad steigen lässt. Ansonsten bewegen sich die
Temperaturen zwischen 23 und 28, in Nordseenähe um 20 Grad.
In der Nacht zum Samstag überquert der Trog (oder was davon übrig geblieben ist)
auch den Nordosten Deutschlands. Dies lässt die Konvektion im Nordosten, aber
vor allem im Süden nicht so recht zur Ruhe kommen. Die vorderseitige, wenn auch
schwache Hebung könnte sogar noch für die Auslösung einzelner Gewitter reichen.
Da CAPE zusehends abgebaut wird und auch die Scherung schwach bleibt, sind
unwetterartige Entwicklungen dann eher unwahrscheinlich.
Nachfolgend stellt sich eine im Norden leicht zyklonal geprägte, im Süden eher
antizyklonale westliche Strömung ein. Dies lässt die von den Azoren bis in den
Alpenraum gerichtete Hochbrücke wieder mehr nach Osten ausgreifen. An der
Nordsee frischt dann der Wind auf und wird an der Küste warnrelevant, an der
nordfriesischen Küste sind ausgangs der Nacht stürmische Böen nicht ganz
auszuschließen.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten. Bis in die Nacht zum Freitag hinein sollte daher kaum Anlass für
Warnungen gegeben sein. Auch die Probabilistik liefert keine hiervon
abweichenden Ergebnisse.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann