DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

08-06-2016 21:00
SXEU31 DWAV 081800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 08.06.2016 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Zunächst insbesondere in Baden Württemberg und Bayern teils schwere
Gewitter(Unwetter). Am Donnerstag noch in Alpennähe gebietsweise heftiger
Starkregen, teils gewittrig. An der See starke Windböen

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... In einer zunächst schwach ausgeprägten nordwestlichen Höhenströmung
läuft ein flacher Randtrog über Südwestdeutschland zu den Alpen, so dass im
äußersten Südwesten und Süden die potentielle Instabilität vor allem durch
dynamische Hebung ausgelöst wird.
Auch sonst lagert über der Südhälfte Deutschlands( etwa südlich einer Linie
Hunsrück-Harz-Cottbus) eine recht labile Luftmasse mit CAPE-ML zwischen 500-1000
J/Kg und ppw's von 25 bis 35 mm. Da die Zellen insgesamt langsam ziehen, ist
Starkregen das Hauptkriterium für markante Gewitterwarnungen -bzw.
Unwetterwarnungen, teils auch Hagel um 2 cm.
Gleichzeitig dringt eine Kaltfront von Nordnordwesten her südwärts vor, die
etwa den Nordrand der Mittelgebirge erreicht hat und sich durch deutlich
stabilere und trockenere Luft auszeichnet.
Dahinter lockert die Bewölkung stark auf, lediglich zur Küste hin ist tiefer Sc
hereingedriftet, der sich aber vielfach auflöst.

In der Nacht zum Donnerstag setzt sich auf der Rückseite des o.g. flachen Troges
und mit langsamen Vordringen der Kaltfront auch in der Mitte Stabilisierung
durch und der Himmel klart teilweise auf. Örtlich bildet sich Nebel. Im Süden
bleibt es zunächst noch labil und stark bewölkt mit schauerartigen Regenfällen,
die sich in der 2. Nachthälfte Richtung Alpen zurückziehen. Dabei ist dort immer
noch ist teils heftiger Starkregen möglich, wenn auch die Statistik(COS_DE-EPS)
dann deutlich zurückhaltender auftritt.

Donnerstag ... gelangt Deutschland unter eine sich leicht verstärkende
nordwestliche und leicht zyklonal gekrümmte Höhenströmung. Auch bodennah haben
wir es zwischen dem über Finnland angelangten ziehenden Tief und einem sich über
England nach Nordfrankreich vorstreckenden Hochkeil mit nordwestlichen Winden zu
tun, mit der etwas kühlere Luft (T850 < 10°C) weiter südwärts vorankommt. Die
mit der Kaltfront erfolgende Stabilisierung dürfe dann auch im Laufe des Abends
die bayerischen Alpen erreichen

Präfrontal ist aber weiterhin die feuchtinstabile Luft wetterwirksam. Der im
diffluenten Trogausgang resultierende dynamische Hebungsantrieb wird dann in den
alpennahen Regionen bis hin zum Bayerischen Wald noch für konvektive
Umlagerungen sorgen. Dort kann es auch gebietsweise auch länger andauernd
regnen, wobei evtl. auch mal die 6-h Starkregen- oder Unwetterkriterien zur
Geltung kommen können(20-über 35 mm/6h)-COS_DE-EPS teils 50% für mehr als 35
mm/6h) , die aber auch im Zusammenhang mit Konvektion auftreten können.
Die Statistik bleibt aber gegenüber dem Vortag etwas zurückhaltender.

Im übrigen Deutschland ist postfrontal meist eine stabile Luftmasse wirksam mit
flacher Konvektionsbewölkung ohne Schauer.
Nur im Nordosten schwenkt ein Randtrog heran. Hier reicht die Labilität für
Schauer und vielleicht auch mal für ein vereinzeltes kurzes Kaltluftgewitter
aus.

Der nordwestliche Wind frischt vor allem im Norden auf und bringt an der Nordsee
und an der Unterelbe Böen bis 7 Bft. Die Tageshöchstwerte liegen nur noch
zwischen 18 und 24°C.

In der Nacht zum Freitag nähert sich von Frankreich her ein Höhenrücken dem
Südwesten an, während von Südskandinavien ein weiterer Randtrog über den Norden
schwenkt. Da dieser aber von KLA überlagert ist, zeigt die Wetterinterpretation
der Modelle kaum Niederschlag.
Allerdings kommt im Lee der skandinavischen Gebirge eine Zyklogenese in Gang. An
dessen Südwestflanke nimmt der Gradient noch zu, was den westlichen Wind im
Norden weiter auffrischen lässt, so dass an Nord-und Ostsee starke bis
stürmische Böen bft 7/8 zu erwarten sind.

Die Niederschläge in Südostbayern sollten im Laufe der Nacht zum Erliegen kommen


Freitag ... schwenkt der Höhenrücken über Süddeutschland unter weiterer
Abflachung langsam nach Osten, während wir nach Norden hin im Randbereich zum
Langwellen-Trog über Skandinavien verbleiben. Mit westlicher bis nordwestlicher
Strömung gelangt kühle Meeresluft polaren Ursprungs insbesondere in den Norden
Deutschlands(T-850 hPa teils um 5°C).
Dabei dringt die noch wenig aktive Kaltfront(fehlende Dynamik) des im Lee der
skandinavischen Gebirge entstandenen Tiefs etwa bis zur Mitte Deutschlands vor.
Der Gradient über Norddeutschland im Übergangsbereich zum Tief über der Ostsee
bleibt erhalten, so dass ausgehend von den Küsten etwas landeinwärts Windböen
Bft 7 aus West bis Nordwest zu erwarten sind, im Nordosten auch weiter
landeinwärts..

In Norddeutschland sind, ausgelöst durch Kurzwellentröge, einige schwache
Schauer möglich, sonst ist es weitgehend trocken.
Alles in allem steht ein ruhiger Tag an ohne Unwetter mit Temperaturen zwischen
17 Grad an der nordfriesischen Küste und 26 Grad in Südbaden.

Samstag ... wandert der skandinavische Trog unter Ausbildung eines
eigenständigen Kerns über die Ostsee hinweg zum Baltikum. Gleichzeitig fächert
die west-nordwestliche Höhenströmung über Deutschland markant auf.
Die Kaltfront des inzwischen über dem Baltikum angelangten Tiefs verbleibt dabei
zunächst quasistationär über den mittleren Landesteilen Deutschlands. Vor einen
im Tagesverlauf von Frankreich heranschwenkenden neuen flachen Randtrog wird
präfrontal von Südwesten her die Zufuhr feuchtinstabiler Luft angeregt. So
breiten sich über den Südwesten und Süden schauerartige Regenfälle ostwärts aus.

Der Wind schwächt sich im Vergleich zum Freitag insgesamt ab, so dass keinerlei
Warnrelevanz mehr erwartet wird.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden operationellen Modelle liefern ähnliche Ergebnisse.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Michael Goethel