DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

13-08-2018 17:30
SXEU31 DWAV 131800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Montag, den 13.08.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
In der Nacht zum Dienstag im Norden und Nordwesten einzelne Gewitter. An den
Alpen teils gewittriger Starkregen. Am Dienstag vom Norden bis in die Mitte
örtlich Gewitter. Nachfolgend Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Donnerstag 12 UTC
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Aktuell ... hat ein Trog den Nordwesten von Deutschland erreicht. In der Nacht
zum Dienstag kommt er ostwärts voran, wobei seine Achse ausgangs der Nacht eine
Linie vom Kattegat über den Südwesten Deutschlands bis zum Löwengolf einnehmen
wird. Das zugehörige Bodentief zieht von Schleswig-Holstein langsam nach
Nordosten weiter, sodass es zum Morgen hin fast achsensenkrecht unter dem
Höhentrog im Kattegat liegt und damit kaum noch Entwicklungspotenzial hat. Die
Kaltfront des Tiefs (bzw. eine davor befindliche Konvergenz) zieht mit dem
skaligen Regen, der aktuell über dem Osten des Landes liegt, im Nachtverlauf
nach Polen ab. Im Süden kommt die Kaltfront jedoch ins Schleifen. An den Alpen
gibt es damit noch länger schauerartige und teils gewittrige Niederschläge, die
vor allem in den östlichen Bereichen des Alpenrands sowohl das einstündige als
auch das sechsstündige Starkregenkriterium im markanten, stellenweise vielleicht
auch im unwetterartigen Bereich erfüllen können. Die Wahrscheinlichkeit für
einstündigen unwetterartigen Regen nimmt im Laufe der Nacht aber ab. Im Norden
und Nordwesten des Landes lassen Schauer und Gewitter vorübergehend nach, bevor
in der zweiten Nachthälfte von Nordwesten neue Niederschläge aufkommen, die
durch einen kleinen Randtrog verursacht werden. Vorwiegend treten dabei Schauer
auf, da WLA die Schichtung stabilisiert. Gewitter bleiben somit überwiegend auf
den Küstenbereich beschränkt, dort könnte das warme Wasser die Gewitterbildung
befeuern. Mit den Schauern und Gewitter verbunden sind starke, vereinzelt auch
stürmische Böen. Zudem ist im Küstenbereich aufgrund des Feuchteangebots der
Nordsee punktueller Starkregen denkbar. Cosmo-D2 zeigt dort sogar geringe
Wahrscheinlichkeiten für unwetterartige Mengen, aufgrund der relativ schnellen
Verlagerung der Zellen dürfte das jedoch eine Ausnahmeerscheinung bleiben. In
einem Streifen zwischen diesen Niederschlagsgebieten, vornehmlich zwischen dem
Saarland, dem Süden Hessens bis in den Berliner Raum sind dagegen kaum Schauer
unterwegs und zum Teil lockern die Wolken stärker auf. Der Wind schwächt sich
allgemein ab, auf dem Brocken können aber nach wie vor Sturmböen über 65 km/h
auftreten. Bei Tiefstwerten von 17 bis 11 Grad ist es nicht mehr so frisch wie
in den vergangenen Nächten, da die meist stärkere Bewölkung keine so große
Ausstrahlung zulässt.

Dienstag ... zieht der Trog unter Abflachung nach Osten weiter. Im südlichen
Teil findet dabei eine Abtropfung statt, die abends in einem kleinen Höhentief
über Korsika resultiert. Im Westen dagegen wölbt sich von der Iberischen
Halbinsel her ein Rücken auf, der den Keil eines Azorenhochs stützt. Dieser Keil
erreicht von Südwesten her auch Deutschland. An den Alpen allerdings machen sich
noch die Reste des alten Tiefausläufers mit etwas Regen bemerkbar, der sich im
Tagesverlauf aber immer weiter abschwächen sollte. Darüber hinaus gibt es im
Bereich des durchschwenkenden Troges bzw. Randtroges vom Norden bis zum Teil in
die Mitte hinein noch Schauer und ganz vereinzelte Gewitter der Marke
"Kaltluft". Die Begleiterscheinungen halten sich dabei in Grenzen, von den
Modellen werden aufgrund des Gradienten in der Nähe des in die Ostsee ziehenden
Tiefs jedoch starke bis stürmische Böen Bft 7 bis 8 angedeutet. Schauer und
Gewitter verlagern sich im Tagesverlauf immer mehr in den Nordosten und
schwächen sich ab, da der Randtrog abflacht und sogar NVA ins Spiel kommt. In
der Nähe zum Tief sind an der Ostsee noch Böen Bft 7 dabei. In den übrigen
Regionen macht sich der Keil des Azorenhochs durch allmählich zunehmende
Aufheiterungen bei meist schon trockenen Verhältnissen bemerkbar. Die 850
hPa-Temperaturen liegen bei 9 bis 12 Grad, was am Boden zu Höchsttemperaturen
von 21 bis 27 Grad führt.

In der Nacht zum Mittwoch wölbt sich der Rücken etwas weiter in Richtung
Mitteleuropa auf. Allerdings wird er auf seiner Vorderseite durch leichte WLA
überlaufen, was mehrschichtige Bewölkung auf die Küstengebiete übergreifen lässt
und dort den einen oder anderen Regentropfen bringt. Je weiter südlich man
kommt, desto mehr beeinflusst jedoch der Keil des Azorenhochs das Wetter,
wodurch die Auflockerungen nach Süden hin zunehmen und dort auch keine
Niederschläge zu erwarten sind. So kühlt es sich nach Süden hin auf 15 bis 9
Grad ab, während es nach Norden hin mit 18 bis 13 Grad unter den Wolken milder
bleibt.

Mittwoch ... übernimmt der Höhenrücken mehr und mehr die Wetterregie über
Deutschland. Dabei wölbt er sich noch ein wenig in Richtung Skandinavien auf.
Seine Achse liegt abends auf einer Linie von der Iberischen Halbinsel über
Frankreich und die westliche Ostsee bis nach Schweden. Am Boden baut sich vom
Azorenhoch aus eine langgestreckte Hochdruckbrücke über Mitteleuropa bis nach
Russland hin auf. Sie beschert uns weitgehend störungsfreies, ruhiges und
vielfach heiteres Wetter. Etwas mehr Wolken können noch nach Norden hin
durchziehen, da immer noch WLA auf der Vorderseite des Rückens vorhanden ist.
Für Schauer sollte es aber nicht mehr reichen. Die Temperaturen steigen mit
zunehmender Sonneneinstrahlung auf häufig sommerliche Werte von 22 bis 29 Grad,
örtlich sind 30 Grad möglich.

In der Nacht zum Donnerstag ändert sich nichts Grundlegendes an dieser
Wetterkonstellation. Über dem Atlantik formiert sich zwar ein Langwellentrog,
dieser erreicht uns aber noch nicht. So gestaltet sich auch die Nacht ruhig mit
meist gering bewölktem oder klarem Himmel. Die Tiefstwerte liegen zwischen 19
Grad an der Nordsee und 11 Grad im Süden, in den höher gelegenen Mittelgebirgen
örtlich bei nur 9 Grad.

Donnerstag ... nähert sich der Langwellentrog dem europäischen Kontinent an.
Seine Achse liegt abends von Schottland über den Ärmelkanal bis in die Bretagne.
Korrespondierend dazu existiert bei Island ein Tiefdruckkomplex, dessen
Kaltfront uns bis zum Abend aber noch nicht erreicht. Eine der Kaltfront
möglicherweise vorgelagerte Konvergenz könnte in den Abendstunden von Benelux
und Frankreich her jedoch erste Schauer und bei eher geringen ML-CAPE-Werten bis
350 J/kg auch vereinzelte Gewitter bringen. Ansonsten verbleiben wir in einer
südwestlichen Strömung, bei der weiter Hochdruckeinfluss vorherrscht. Die Zufuhr
warmer Luft verstärkt sich noch leicht und die T850 hPa erreichen 11 bis 16
Grad. Daher kann man mit Höchsttemperaturen von 26 bis 33 Grad rechnen, einzig
an der See bleibt es ein wenig kühler.


Modellvergleich und -einschätzung
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Bei den Schauern und Gewittern am Dienstag werden die Niederschlagsgebiete etwas
unterschiedlich gezeigt. So treten nach ICON bzw. ICON6 in der Mitte nur ganz
vereinzelt leichte Schauer auf. Alle anderen Modelle, auch Cosmo-D2, zeigen
einige Niederschläge vom Norden bis in die Mitte. Aufgrund der synoptischen
Rahmenbedingungen sind Niederschläge, die bis in die Mitte Deutschlands
ausgreifen, aber wahrscheinlicher, als dass es trocken bleibt.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Simon Trippler