DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-08-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 12.08.2018 um 10.30 UTC



Meist sommerlich warm und trocken. Nur am Donnerstag und Freitag mit Passage
einer Kaltfront gebietsweise Schauer und Gewitter und vorübergehend kühler.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 19.08.2018


Im mittelfristigen Vorhersagezeitraum setzt sich das überwiegend antizyklonal
dominierte Strömungsmuster weiter fort. So liegt Deutschland auch zu Beginn der
Mittelfrist am Mittwoch unter schwachem Hochdruckeinfluss. Einzig im Norden des
Landes sorgt ein nach Osten abziehender Höhentrog noch für schwache Schauer. Von
Südwesten gelangt erneut wärmere Luft nach Deutschland, wobei die Temperatur in
850 hPa auf 10 Grad im Nordosten und bis 15 Grad im Südwesten ansteigt. Somit
ist mit Ausnahme des Nordens wieder verbreitet mit einem Sommertag zu rechnen.

Am Donnerstag gelangt Deutschland zunehmend auf die Vorderseite eines
Höhentroges, der sich zum Mittagstermin von Island über die Britischen Inseln
bis in die Biskaya erstreckt. Vorderseitig gelangt mit der zunehmenden
südwestlichen Strömung noch etwas wärmere Luft zu uns, sodass die Temperatur
gebietsweise über 30 Grad ansteigt. Dem Trog vorgelagert ist die Kaltfront eines
Tiefs mit Kern über dem Europäischen Nordmeer. Sie soll am Abend etwa von
Skandinavien über die Deutsche Bucht, Benelux und Nordfrankreich verlaufen und
greift somit noch nicht auf Deutschland über. Präfrontal können sich allerdings
gebietsweise Schauer und Gewitter entwickeln, wobei sich ein kleinräumiges Tief
über dem Nordwesten Deutschlands entwickeln soll, an das eine der Kaltfront
vorlaufende Konvergenz gekoppelt ist.
In der Nacht zum Freitag und am Freitag kommen sowohl die Konvergenz als auch
die Kaltfront weiter ostwärts voran. Bis Freitagabend hat die Kaltfront etwa
eine Linie von Brandenburg bis zum Schwarzwald erreicht. Somit muss in der
Südosthälfte nochmals mit Schauern und Gewittern gerechnet werden. Postfrontal
fließt ein Schwall kühlerer Luft ein, wobei die Temperatur in 850 hPa bis auf 6
Grad zurückgeht. Der nachfolgende Höhentrog greift schließlich am Abend unter
Verkürzung seiner Amplitude auf den Norden Deutschlands über. Aufgrund des
Tagesganges ist in dessen Bereich aber kaum noch mit Schauern zu rechnen.

Am Wochenende setzt sich erneut leichter Hochdruckeinfluss durch, wobei mit
einer südwestlichen bis westlichen Strömung wieder warme Luftmassen zu uns
geführt werden. Allerdings verläuft die Frontalzone nur wenig nördlich von uns
hinweg. Sie startet am Sonntag einen erneuten Versuch zumindest auf den Norden
des Landes mit etwas Regen überzugreifen.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des EZMW Modells kann bis einschließlich Freitag als gut
bezeichnet werden. Kleinere Unterschiede im Strömungsmuster haben keine
signifikante Änderung der Wetterentwicklung zur Folge.

Am kommenden Wochenende lässt die Konsistenz etwas nach. Während nach dem
gestrigen 00 UTC Lauf im Laufe des Sonntags ein weiteres Frontensystem auf uns
übergreifen sollte, setzt sich nach dem gestrigen 12 UTC und dem heutigen 00 UTC
Lauf der Hochdruckeinfluss in weiten Teilen des Landes fort, bei weiterhin
sommerlich warmem Temperaturniveau. Einzig der Norden gelangt demnach in den
Einflussbereich der Frontalzone.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Modellunterschiede gibt es insbesondere am Donnerstag und Freitag im
Zusammenhang mit der Frontpassage. Zunächst stimmen die Prognosen von GFS und
EZMW weitgehend überein, allerdings lässt GFS die Kaltfront am Freitag schneller
ostwärts abziehen als EZMW. Außerdem ist der nachfolgende Trog bei GFS stärker
ausgeprägt, sodass in dessen Einflussbereich am Freitag bzw. Samstag vor allem
in der Nordhälfte mit weiteren Schauern zu rechnen ist.

Auf Basis von ICON verbleibt der Höhentrog über Westeuropa und tropft
schließlich am Samstag über Frankreich ab, wobei das resultierende Höhentief
Richtung westliches Mittelmeer abzieht. Dadurch wird auch die Kaltfront unter
Wellenbildung zurückgehalten. Sie greift allenfalls ab Freitagabend auf die
Westhälfte Deutschlands über, wo sie sich aber durch den erneut zunehmenden
antizyklonalen Einfluss auflöst. Dies hat zur Folge, dass sich Niederschläge auf
vereinzelte Schauer und Gewitter im äußersten Westen und Süden beschränken.
Zudem erfolgt nach ICON kein Luftmassenaustausch.

Da auch weitere Globalmodelle wie beispielweise das Kanadische, das Australische
und das Brasilianische Modell eine Kaltfrontpassage am Donnerstag bzw. Freitag
prognostizieren, wird die Vorhersage des ICON vernachlässigt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahne des EZMW-EPS für Offenbach zeigt einen recht eindeutigen Verlauf.
So folgt auf die erneute Temperaturzunahme am Mittwoch und Donnerstag auf bis zu
18 Grad in 850 hPa ein markanter Temperaturrückgang auf ca 8 Grad in 850 hPa.
Dabei ist der Spread relativ gering. Somit scheint der Kaltfrontdurchgang
sicher, was auch durch entsprechende Niederschlagssignale gestützt wird. Im
weiteren Verlauf nimmt der Spread nur geringfügig zu, wobei sowohl Haupt- und
Kontrolllauf als auch das Ensemble einen erneuten Anstieg der Temperatur in 850
hPa andeuten. Eine erneute Frontpassage am Sonntag bzw. zu Beginn der
erweiterten Mittelfrist scheint hingegen noch nicht vom Tisch. Denn Haupt- und
Kontrolllauf befinden sich ab Sonntag am warmen Rand des Ensembles, während
einige Member einen erneuten leichten Rückgang der Temperatur andeuten,
verbunden mit wenigen Niederschlagssignalen.

Die Clusterung des EZMW besitzt für den Zeitraum von +72 bis +96 Stunden und
+120 bis +168 Stunden jeweils drei Cluster. Keines der Cluster zeigt am
Donnerstag bzw. Freitag ein Abtropfen des Höhentroges, wie es ICON
prognostiziert. Eine erneute Frontpassage zum Ende der Mittelfrist scheint
hingegen wahrscheinlich.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Donnerstag entwickeln sich in der Warmluft zunächst nur vereinzelt Gewitter,
bevor ab dem Nachmittag von Westen Schauer und Gewitter übergreifen. Dabei muss
mit Starkregen um 20 l/qm in kurzer Zeit und stürmischen Böen Bft 8 gerechnet
werden. Lokale Unwetter aufgrund von heftigem Starkregen und Hagel sind nicht
ausgeschlossen. Fraglich ist allerdings noch, inwieweit die Tageszeit gegen die
Entwicklung kräftiger Konvektion spricht.

Am Freitag verbleibt die Südosthälfte zunächst noch in der Warmluft, sodass dort
weitere Schauer und Gewitter, teils mit Starkregen und Hagel wahrscheinlich
sind.

Am Samstag können im äußersten Südosten noch einzelne Gewitter auftreten, sonst
sind voraussichtlich keine signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Da die Prognose des ICON insbesondere für Donnerstag und Freitag von keinem
anderen Modell bestätigt wird, basiert die Mittelfristvorhersage auf MOS-EZMW
und EZMW-EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger