DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-06-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 08.06.2016 um 10.30 UTC



Meist wechselhaft und eher kühl.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 15.06.2016


Am Samstag befindet sich ein recht flacher Höhentrog über dem Baltikum bzw.
Nordeuropa. Dieser weist mit einer Achse Richtung Golf von Genua/Ligurisches
Meer. Dabei hat sich eine Tiefdruckrinne ausgehend von einem Tief mit Zentrum
über dem nördlichen Baltikum nach Südwesten Richtung Alpen/Oberitalien
etabliert, diese biegt dann nach Nordwesten ab und nimmt Kontakt zu einem
umfangreichen, atlantischen Tiefdruckgebiet westlich von Island auf. Im Bereich
dieser Tiefdruckrinne befindet sich eine Luftmassengrenze, die etwas kühlere und
trockenere Luft im Norden von etwas feuchterer und wärmerer Luft im Süden
trennt. In den südlichen Landesteilen muss daher häufig mit Niederschlägen
gerechnet werden, nach Norden hin bleibt es von einzelnen Schauern im Nordosten
abgesehen überwiegend trocken.

In den Folgetagen von Sonntag bis Dienstag übernimmt zunehmend der atlantische
Trog die Führungsrolle, der sich etwas kräftigt und eine Achse über die
Britischen Inseln in Richtung Südosteuropa richtet. Damit einhergehend bildet
sich über West- und Mitteleuropa eine umfangreiche Tiefdruckzone, in der
feuchte, aber nicht sonderlich warme Luftmassen weiterhin für unbeständiges
Wetter sorgen.

Am Mittwoch greift der umfangreiche Trog in seinem Westteil unter Verstärkung
nach Süden aus, damit dreht die Strömung über Südeuropa allmählich auf Südwest.
Damit werden zwar zum einen weiterhin feuchte, zum anderen aber allmählich
wieder etwas wärmere Luftmassen von Süden herangeführt. Der vorgelagerte
Höhenkeil ist aber recht flach, so dass weiterhin zyklonal geprägtes und demnach
wechselhaftes Wetter herrscht.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum greift der atlantischen/westeuropäische Trog
weiter nach Süden aus, die Strömung dreht weiter auf südliche Richtungen, so
dass wärmere Luftmassen über Deutschland weiter nordwärts vorstoßen können
(10-Grad-Isotherem Donnerstag etwa bis zur Mitte, Freitag nahezu über ganz
Deutschland). Dabei liegt Deutschland weiterhin im Einflussbereich tiefen
Luftdrucks und von Westen/Südwesten wird die Luftmasse zunehmend labilisiert. Es
kommt also voraussichtlich wieder zu stärkeren, konvektiven bzw. gewittrigen
Niederschlägen. Am Freitag verlagert sich ein Tief von Frankreich Richtung
Dänemark, dabei überquert die Kaltfront die westlichen Landesteile und zum
Samstag dann auch das übrige Deutschland. Am Samstag liegt Deutschland dann auf
der Rückseite des nach Skandinavien ziehenden Tiefs, aber weiterhin vorderseitig
des westeuropäischen Troges. Dabei sorgen Randtröge und wieder kühlere
Luftmassen voraussichtlich weiterhin meist für unbeständiges Schauerwetter.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen EZMW-Laufes im Vergleich zu seinen Vorläufen ist
insgesamt gut bis sehr gut. Bis auf kleinere Phasen-/Lagedifferenzen in der
recht gradientschwachen Umgebung zeigen sich keine prognoserelevanten
Unterschiede.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Auch andere Globalmodelle wie ICON oder GFS simulieren kein grundsätzlich
anderes Szenario. Erst ab Dienstag zeigen sich etwas größere Differenzen
zwischen EZMW und GFS, wobei GFS den westeuropäischen Trog und auch ein bei den
Britischen Inseln liegendes Bodentief kräftiger simuliert. In wie fern sich das
bestätigt und sich dann auch noch vorhersagerelevant zeigt, bleibt abzuwarten.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des EZMW stützt die Aussagen des operationellen EZMW-Laufes.
Es gibt zwar in den ersten beiden Zeiträumen (+72 bis +96 sowie +120 bis +168 h)
2 bzw. 3 Cluster, die Unterschiede für Mitteleuropa sind aber gering und nicht
vorhersagerelevant. Es besteht Einigkeit darüber, dass sich bei uns eine
gradientschwache, zyklonal geprägte Wetterlage einstellt und hält. Auch im
erweiterten Mittelfristzeitraum von Donnerstag bis Samstag kommender Woche (+192
bis +240 h) werden nur 2 Cluster mit 29 bzw. 22 Membern angeboten, der Haupt-
und Kontrolllauf liegen im 2. Cluster, der die Blockierung über dem Atlantik und
damit auch den Trog, auf dessen Vorderseite Deutschland liegen soll, deutlich
stärker betont. Die andere Variante zielt auf eine eher weiterhin gradientarme
Lage hin. Beide Varianten sind für unseren Vorhersageraum zyklonal geprägt.

Auch die Rauchfahne von Offenbach ist im gesamten Mittelfristzeitraum bis
Mittwoch recht gut gebündelt mit geringem Spread, sowohl beim Geopotenzial als
auch bei der 850 hPa Temperatur. Dabei bewegen wir uns auf eher geringen
Geopotenzial mit leichtem Aufwärtstrend in Richtung erweiterter Mittelfrist.
Auch die Temperaturen in 850 hPa bleiben in einem Bereich meist zwischen 6 und 9
Grad, zur erweiterten Mittelfrist nimmt der Spread zu. Dabei stellt der
Hauptlauf im Prinzip einen Mittelwert dar, der weiterhin bei etwa 9 Grad bleibt,
es gibt dann aber auch ein paar deutlich wärmere Lösungen.
Auch das EPS des GFS zeigt bis mindestens Montag wenig Unsicherheiten.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag zunächst an der Ostseeküste stürmische Böen Bft 8 aus West bis
Nordwest möglich.

In Punkto Regen besteht bei teils eingelagerte Gewitter bzw. schauerartigen
Verstärkungen am Samstag im Süden, am Sonntag in der Südwesthälfte die Gefahr
von Starkregen in kurzer Zeit, vor allem in den südlichsten Landesteilen wie dem
Alpenrand auch stärkerer Regen über einige Stunden. Ob dies in Form von
Starkregen oder gar über einen noch längeren Zeitraum in Form von Dauerregen
fällt, bleibt abzuwarten. In LEPS und EZMW-EPS zeigen sich am Alpenrand geringe
Wahrscheinlichkeiten für Dauerregenmengen von mehr als 30 mm in 24 Stunden.

Zu Wochenbeginn weiterhin wechselhaft, teils mit kräftigen Schauern oder auch
lokalen Gewittern mit Starkregenpotenzial.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW, EZMW-EPS, MOS-Mix
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger