DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

10-08-2018 18:01
SXEU31 DWAV 101800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 10.08.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Bis Samstagabend teils gewittriger Starkregen im Nordseeküstenbereich und im
nördlichen Schleswig-Holstein.
Sturmböen 8 bis 9 im Küstenbereich, bei Gewittern auch Böen Bft 10 gering
wahrscheinlich. In der Nordhälfte Deutschlands einzelne Gewitter mit Böen Bft 8.

Am Sonntag nur im Alpenraum starke Gewitter gering wahrscheinlich.
Am Montag im Westen und Südwesten am Nachmittag und Abend teils markante
Gewitter mit Unwettergefahr!

Synoptische Entwicklung bis Montag 12 UTC
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Aktuell ... Der kräftige Höhentrog über Frankreich schwenkt nachts westlichen
Deutschland. Im Bodendruckfeld korrespondiert der Höhentrog ebenfalls mit einem
Trog, der von der südwestlichen Nordsee ostwärts wandert und sich zu einem
kleinem Tief entwickeln soll, das morgen früh an der dänischen Nordseeküste
anlangt. Sein Starkwindfeld greift dabei auf Nordwestdeutschland über. Nach
kurzer Windabnahme wird der Wind im Nordseeküstenbereich Samstagfrüh wieder
stärker mit starken bis stürmischen Böen. Dabei kommen Schauer und an der See
auch einzelne Gewitter auf. Ganz vereinzelt ist dabei Starkregen möglich, wenn
man die CosmoDE-Ergebnisse anschaut (vor allem an der Nordfriesischen Küste).
Ansonsten ist es nachts teils wolkig, teils klar und meist trocken.

Samstag ... überquert der o. g. Trog den Norden Deutschlands. Dieser sorgt im
gesamten Norden und Nordosten für örtlich Schauer und Gewitter, wobei vor allem
in Küstennähe Starkregen auftreten kann. Das korrespondierende Bodentief
verlagert sich zur Südspitze Schwedens. An dessen Südflanke treten, nicht
zuletzt gestützt durch den Tagesgang, bis in die mittleren Gebiete hinein
Windböen auf. Vornehmlich im Norden sind stürmische Böen zu erwarten. An der See
(zunächst Nordsee, im Tagesverlauf vermehrt und dann ausschließlich Ostsee) wird
in Böen Sturmstärke erreicht, wobei derartige Böen an der Ostseeküste bis in die
Nacht zum Sonntag hinein andauern können. Ob sich erneut eine Böenfront
entwickelt wie gestern, die dann den Nordosten Deutschlands mit Sturmböen bis
weit ins Binnenland hinein überquert, ist vorstellbar. Dies wird von AROME
gezeigt. Da aber der horizontale Temperaturgradient gering ist, sollte eine
derartige Böenfront deutlich schwächer ausfallen als dies gestern der Fall war.
Weiter im Süden bleibt, abgesehen von einer leichten Windzunahme, von diesem
Trog nicht allzu viel übrig. Wahrscheinlich werden dort nur in freien Lagen oder
zumindest in Mittelgebirgen Warnschwellen erreicht.
Da Hochdruckeinfluss dominiert, sind längere sonnige Abschnitte zu erwarten. Die
Höchsttemperaturen liegen zwischen 19 bis 20 Grad an der Nordsee und 26 bis 27
Grad in Südostbayern.
In der Nacht zum Sonntag verlagert sich der wetterbestimmende Trog nach Polen,
gefolgt von einem flachen Rücken. Das korrespondierende Bodenhoch wird über den
Alpen und Süddeutschland erwartet. Mit dem Abziehen des Bodentiefs in die
mittlere Ostsee fächert dann auch über dem Nordosten der Gradient auf, so dass
Sonntagfrüh auch an der vorpommerschen Ostseeküste keine stürmischen Böen mehr
auftreten sollten.
Das Bodenhoch sorgt für geringe Bewölkung, so dass nach langer Zeit verbreitet
Tiefsttemperaturen um 10 Grad erwartet werden.

Sonntag ... greift der Höhenrücken unter weiterer Abflachung auf Deutschland
über. Das korrespondierende Bodenhoch verabschiedet sich nach Südosteuropa. Über
Westeuropa entwickelt sich eine flache Tiefdruckrinne. Zwischen dieser und dem
Hoch über Südosteuropa (oder was davon übrig ist) dreht zunächst in der unteren
Troposphäre, später auch in höheren Troposphärenschichten, die Strömung von West
auf Südwest. Hierdurch wird wieder wärmere Luft advehiert. Dabei ist die
Schichtung noch relativ stabil, so dass konvektive Umlagerungen ausbleiben
sollten. Eine Ausnahme ergibt sich für die Alpen, wo sich im späteren
Tagesverlauf und vor allem gegen Abend einzelne Gewitter entwickeln können,
wobei die Gefahr von Starkregen besteht. Hier gibt es Cape-Werte von 300 bis 700
J/Kg.
Bei nahezu ungehinderter Einstrahlung, die nur im Küstenbereich und im
Nordwesten von den Resten einer Warmfront und deren Bewölkung etwas gedämpft
wird, zeichnet sich erneut ein Temperaturanstieg ab. Die Tageshöchsttemperaturen
erreichen 25 bis 30, im Norden und im höheren Bergland auf 20 bis 25 Grad.
In der Nacht zum Montag greift ein Trog auf Westeuropa über, was über dem
Vorhersagegebiet die Strömung etwas aufsteilen lässt. Da die Strömung nach wie
vor sehr antizyklonal geprägt ist, dürfte die Konvektion in und an den Alpen
alsbald in sich zusammenfallen und auch ansonsten die Nacht ruhig bleiben.
Allenfalls im Küstenumfeld kann es, bedingt durch eine dort streifende schwache
Warmfront, zu geringen Niederschlägen kommen.

Montag ... Der o. e. Höhenrücken driftet mit seiner Achse nur langsam vom
westlichen Deutschland zum nordöstlichen Deutschland. Der nachfolgende Höhentrog
schwenkt von England und Nordwestfrankreich bis zum Abend zur südwestlichen
Nordsee und nach Mittelfrankreich. Vorderseitig bildet sich über
Nordostfrankreich ein Tief, welches nach ICON abends an der Rheinmündung
erwartet wird. Östlich des Tiefs fließt abermals sehr warme bis heiße Luft nach
Deutschland, so dass die Höchstwerte im Süden und Osten 30 bis 34 Grad
erreichen. Im Westen und Norden ist es mit 25 bis 29 Grad nicht ganz so warm.
Mit der Aufheizung steigt im Westen und Süden Cape-ML im Tagesverlauf auf 300
bis 800 J/Kg bei PPWs zwischen 33 und 40 mm. Insofern also eine explosive
Mischung für Gewitter, zumal die Scherung mäßig ausgeprägt ist. Daher sind im
Westen und Südwesten Gewitter am Nachmittag und Abend wahrscheinlich, die
angesichts der Scherung bis in den Unwetterbereich gehen können.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die externen Modelle simulieren die Entwicklung bis Sonntag recht ähnlich.
Am Montag sollen sich die Gewitter bei GFS und EZMW etwas schneller nach Osten
ausbreiten und bis zum Abend den Westen Brandenburgs und das mittlere Bayern
erreichen.

Die Wahrscheinlichkeit von 10er Böen an der Ostsee ist nach PEPS morgen leicht
erhöht. Böen in dieser Stärke sollten also bei Gewittern einkalkuliert werden


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Olaf Pels Leusden