DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

08-08-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 08.08.2018 um 10.30 UTC



Leicht wechselhaft, vor allem zu Wochenbeginn vorübergehend häufigere Gewitter,
insgesamt warm, vorübergehend auch wieder heiß.
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Synoptische Entwicklung bis zum Mittwoch, den 15.08.2018


Die Hitzewelle ist zwar erst einmal beendet, dennoch steht mittelfristig ein
zwar leicht unbeständiger, aber ein meist von einem für die Jahreszeit zu hohen
Temperaturniveau geprägter Witterungsabschnitt an.
Am Samstag befindet sich vor allem die Nordhälfte im Einflussbereich eines
Höhentroges über Skandinavien, dessen Achse sich bis Sonntagfrüh nach Ostpolen
verlagert. Dem Trog folgt ein Höhenrücken, der sich Sonntag, 00 UTC mit seiner
Achse über dem Westen der Britischen Inseln befindet. Somit stellt sich eine
zunehmend antizyklonal konturierte nordwestliche Höhenströmung ein.
Im Bodenfeld setzt nach Abzug einer Kaltfront ab Samstagvormittag Druckanstieg
ein und ein flaches Hochdruckgebiet verlagert seinen Schwerpunkt bis
Sonntagmorgen über Deutschland hinweg ostwärts. In Trognähe kann es vor allem im
Norden und Nordosten noch einzelne Schauer geben, vor allem im Süden und
Südosten scheint aber überwiegend die Sonne und es bleibt trocken. Die
Temperaturen in 850 hPa sinken im äußersten Norden vorübergehend auf unter 5
Grad, südlich des Mains verharren sie dagegen oberhalb der 10 Grad-Marke.
Sonntag schwenkt der Höhenrücken nach Mitteleuropa, während vom nahen
Ostatlantik ein Höhentrog auf die Britischen Inseln übergreift. Das Bodenhoch
verlagert seinen Schwerpunkt weiter nach Osteuropa und vorderseitig eines
Tiefdruckgebietes, das bis Montag, 00 UTC den Norden der Britischen Inseln
erreicht, stellt sich niedertroposphärisch eine Südwestströmung ein, mit der
wieder sehr warme bis heiße subtropische Luftmassen ins Vorhersagegebiet
advehiert werden. Die Temperatur in 850 hPa steigt auf Werte zwischen 10 Grad an
der Ostsee und 19 Grad im äußersten Süden. Nennenswerte Niederschläge werden
keine simuliert, vereinzelte Gewitter im Bergland sind aber nicht
ausgeschlossen.
Am Montag kommt der Höhentrog über Westeuropa ostwärts voran und erreicht in der
Nacht zum Dienstag die Nordsee bzw. das westliche Mitteleuropa. Das Bodentief
zieht zur nördlichen Nordsee, dessen Kaltfront überquert bis Dienstag, 00 UTC
Deutschland ostwärts. Vorderseitig gelangt noch einmal sehr warme bis heiße Luft
vor allem in den Osten und Süden des Landes mit Temperaturen in 850 hPa von
gebietsweise um oder über 20 Grad. Im Vorfeld der Kaltfront bzw. mit deren
Passage kann es dabei von West nach Ost teils kräftige Gewitter und
schauerartigen Regen geben, der Kaltfront folgt ein Schwall erwärmter
Meeresluft, der nachmittags die Westhälfte, in der Nacht zum Mittwoch auch die
Osthälfte erreicht.
Am Dienstag erreicht der Höhentrog Mitteleuropa. Das Bodentief verlagert sich
nach Skandinavien. Rückseitig bleibt das gesamte Vorhersagegebiet im
Einflussbereich erwärmter Meeresluft mit Werten zwischen 8 Grad im Westen und 12
Grad im Osten in 850 hPa. Dabei können sich einzelne Schauer und Gewitter
entwickeln, die meisten im Nordseeumfeld, an den Alpen fällt auch mal länger
Regen, ansonsten sind aber keine großen Niederschlagsmengen zu erwarten.
Am Mittwoch schwenkt der Trog weiter nach Osten, gefolgt von einem Höhenrücken,
der sich Donnerstag, 00 UTC von Südwestfrankreich bis ins nördliche Mitteleuropa
erstreckt. Im Bodenfeld weitet sich ein Keil des Azorenhochs über das
Vorhersagegebiet hinweg bis ins östliche Mitteleuropa aus. Dabei gelangt von
Südwesten her warme bis sehr warme, aber teils auch recht feuchte Biskayaluft
ins Vorhersagegebiet. Großartige Regenmengen sind nicht zu erwarten, dennoch
reicht es wohl für einzelne Schauer oder Gewitter. Die Temperaturen in 850 hPa
steigen allgemein wieder auf über 10 Grad.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Zwar wird das Durchschwenken der Höhentröge und -rücken von Lauf zu Lauf leicht
phasenverschoben simuliert, dennoch kann dem aktuellen Lauf des IFS vor allem
gegenüber dem Vorlauf von gestern, 12 UTC eine recht gute Konsistenz bescheinigt
werden.
Der gestrige 00 UTC-Lauf fuhr dagegen bereits am Samstag eine insgesamt etwas
progressivere Variante. Der Trog, der am Montag bzw. in der Nacht zum Dienstag
in das Wettergeschehen über Mitteuropa eingreifen soll, wird vom gestrigen 12
UTC-Lauf etwas nach Westen zurückhängend simuliert und befindet sich mit seiner
Achse selbst am Dienstag, 12 UTC noch über Westeuropa, während sie nach Lesart
des aktuellen Laufes zu dem Zeitpunkt Westdeutschland erreicht und der gestrige
00 UTC-Lauf sogar bereits die Mitte.
Das Übergreifen des Höhenrückens auf das Vorhersagegebiet am Mittwoch haben dann
die beiden 00 UTC-Läufe von gestern und heute ähnlich im Programm, während der
gestrige 12 UTC-Lauf den Höhentrog über das Vorhersagegebiet ostwärts schwenken
lässt.
Insgesamt haben aber alle Läufe die warme, vor allem im Süden auch sehr warme
und leicht wechselhafte Witterung auf der Agenda.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Größere Differenzen des IFS zu den anderen Globalmodellen sind zu Beginn der
Mittelfrist kaum auszumachen. Den Trog am Samstag und den folgenden Rücken am
Sonntag haben alle Modelle auf der Agenda, wenngleich nach ICON-EU der äußerste
Nordwesten auch am Sonntag noch unter leicht zyklonalem Einfluss verbleibt, da
das Bodentief über den Britischen Inseln weiter südöstlich simuliert wird als
nach GFS bzw. IFS.
Am Montag und in der Nacht zum Dienstag simulieren dann GFS und ICON das
Übergreifen des Troges auf das europäische Festland und die Kaltfrontpassage
etwas progressiver als IFS, GEM lässt den Trog dagegen weit im Westen
zurückhängen, so dass der gesamte Vorhersagebereich ganztägig noch im
Einflussbereich heißer Subtropikluft bleiben würde.
Am Dienstag und in der Nacht zum Mittwoch greift der Höhentrog - von IFS, ICON
und GFS leicht phasenverschoben simuliert - nach Lesart fast aller Modelle auf
Mitteleuropa über und schwenkt zögernd weiter ins östliche Mitteleuropa.
Lediglich GEM lässt den Trog knapp südwestlich des Vorhersagegebietes abtropfen.

Am Mittwoch weitet sich nach IFS von Südwesten her allmählich ein Höhenrücken
bis ins westliche Mitteleuropa, in der erweiterten Mittelfrist auch bis nach
Osteuropa aus. Eine ähnliche Variante fährt auch GEM, beide Versionen tendieren
also Richtung erneuter Hitzewelle. ICON und GFS lassen den Rücken dagegen eher
nach Süddeutschland schwenken und simulieren eine antizyklonale Westlage mit
"zyklonalem Touch" in Norddeutschland. Diese Variante nimmt also von einer
erneuten Hitzewelle Abstand, wobei sich vor allem in der Südhälfte die
Temperaturen nach wie vor auf einem sommerlichen Niveau bewegen würden. Bei
beiden Versionen sind die Niederschlagssignale allerdings sehr spärlich gesät.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusterung liefert im Zeitraum 72 bis 96 Stunden, also am Samstag und
Sonntag 3 Cluster (jeweils 29, 15 und 7 Member, haupt- und Kontrolllauf in
Cluster 1), die sich - die Wetterentwicklung in Mitteleuropa betreffend - nicht
großartig voneinander unterscheiden und somit den Hauptlauf stützen.
Im nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden, also Montag bis Mittwoch)
verteilen sich die Ensembleläufe auf 4 Cluster (16, 16, 14 und 5 Member,
Hauptlauf in Cluster 3). Im Gegensatz zum Hauptlauf bzw. zum Cluster 3 und 4,
die am Dienstag bzw. in der Nacht zum Mittwoch einen Höhentrog über Mitteleuropa
hinweg ostwärts schwenken lassen, tendieren Cluster 1 und 2 Richtung
Abtropfprozess über dem westlichen Mitteleuropa (ähnlich der GEM-Variante) bzw.
über dem Golf von Genua.
Die erweiterte Mittelfrist bietet 3 Cluster (20, 16, 15 Member). Dabei wird zwar
der Hauptlauf dem ersten Cluster zugeordnet, was aber relativ schwer
nachvollziehbar ist. Cluster 1 zeigt nämlich einen Höhentrog über
Nordwesteuropa, der sich zögernd ostwärts verlagert und zunehmend Einfluss auf
das Wetter im Vorhersagegebiet nehmen dürfte. Cluster 2 hat Richtung Wochenende
einen Abtropfprozess über Westeuropa auf der Karte, wobei sich der Trog Richtung
Mitteleuropa ausweiten soll. Insgesamt tendieren beide Varianten eher zu einem
unbeständigem Witterungsabschnitt in der zweiten Hälfte der kommenden Woche auf
einem leicht übernormalen bis normalen (Cluster 1 zum Ende hin)
Temperaturniveau.
Cluster 3 zeigt dagegen den Aufbau eines Hochdruckgebietes über dem
fennoskandischen Raum.
Die Rauchfahne für Offenbach stützt zunächst die vom Hauptlauf apostrophierte
Wetterentwicklung. Am Samstag bewegen sich bzgl. der Temperatur in 850 hPa
nahezu alle Member auf einem vergleichsweise niedrigen Niveauzwischen 6 und 12
Grad, bis Montag erfolgt in einem relativ engen Spread ein steiler Anstieg.
Danach wird die Schwankungsbreite allerdings deutlich größer. Einem kurzzeitigen
Anstieg vieler Member auf teilweise bis nahe 20 Grad am Montagabend, dem der
Hauptlauf allerdings nicht folgt, folgt ein deutlicher Temperaturrückgang bis
Wochenmitte. 5 bis 6 Member belassen es aber durchgehend bei dem hohen
Temperaturniveau von über 15 Grad, während sich die meisten Member sich am
Dienstag zwischen 8 und 12 Grad bewegen. In der zweiten Wochenhälfte ist wieder
ein leichter Anstieg im Median auszumachen, wobei sich der Hauptlauf dann
zunehmend im oberen Bereich des Medians bewegt. Einige Member haben den
Trogdurchgang am Dienstag somit offensichtlich überhaupt nicht im Programm.
Niederschlagssignale stehen am ehesten noch am Dienstag und danach auf der
Agenda, sind aber insgesamt rar gesät.
Im Gegensatz zum ECMWF-EPS haben alle Ensemblemitglieder des GFS-ENS den
Trogdurchgang am Dienstag/Nacht zum Mittwoch mehr oder weniger ausgeprägt auf
der Karte.
Der Trogdurchgang zum Dienstag hin ist somit - vor allem, was die Intensität
angeht - noch mit einigen Unsicherheiten behaftet.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bereits für den Montag hat EFI wieder Signale für deutlich übernormale
Temperaturen auf der Karte, vor allem im Süden und Osten, allerdings erst einmal
nur vorübergehend. Zwar steigt die Gewittergefahr zu Wochenbeginn wieder an,
allerdings zeigt EFI keine signifikanten Signale für eine günstige Überlappung
von Cape und Scherung, so dass aus aktueller Modellsicht wohl keine großräumige
konvektive Unwetterlage zu erwarten ist.
Allerdings sind lokal eng begrenzt durchaus markante konvektive Ereignisse zu
erwarten, auch Unwetter können am Montag, womöglich auch am Dienstag ganz
vereinzelt nicht ausgeschlossen werden, die "große Nummer", wie sie am morgigen
Donnerstag ins Haus steht, wird es sicherlich aber nicht.
ECMEF-EPS, COSMO-LEPS und ICON-EU-EPS liefern dagegen so gut wie keine Signale
für (skalige) markante Wetterereignisse.

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Basis für Mittelfristvorhersage
IFS, ECMWF-EPS, MOS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff