DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-08-2018 18:01
SXEU31 DWAV 071800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.08.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Am Mittwoch vereinzelte Gewitter mit Unwetterpotential. Am Donnerstag von Westen
her Gewitter mit erhöhtem Unwetterpotential. Danach Umstellung auf eine
Westwetterlage und deutlicher Temperaturrückgang.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ...
liegt über Westeuropa ein Höhentrog, der in der Nacht weiter nach Osten
vorankommt. Seine Achse liegt jedoch noch westlich des Kontinents. Aus seiner
Vorderseite hat die Höhenströmung auf SW gedreht und über dem östlichen
Mitteleuropa und Skandinavien liegt noch die Achse des Hochkeils, der bislang
für uns wetterbestimmend war. Ein Randtrog auf der Vorderseite erreicht mit
seinem PVA-Feld am Morgen dann den W und NW Deutschlands.

Dort liegt das MU-CAPE immer noch bei 500 bis 1000 J/kg, die PPW-Werte bei 35 mm
und mehr. Weiterhin ist noch genügend Labilität vorhanden und daher können etwa
ab Mitternacht evtl. Gewitter auf den NW und W übergreifen. die hochaufgelösten
Modelle simulieren die stärksten Entwicklungen über Ostfrankreich und Wallonien.
Sie können aber durchaus auf den Bereich zwischen dem Saarland und NRW
übergreifen. Unwetterartige Entwicklungen aufgrund von Starkregen sind dabei
nicht ausgeschlossen.

Zuvor kommt es in Verlauf der Nacht zu der Auflösung der Gewitter über dem Süden
und der Mitte. Somit bleibt es in den größten Teilen des Vorhersagegebietes in
der Nacht ruhig und mild oder sogar warm. Vor allem in den Ballungsgebieten und
am Oberrhein und teilweise an der Küste sinkt die Temperatur nicht unter die
20-Grad-Marke.


Mittwoch ...
weitet sich der Trog über dem östlichen Atlantik weiter nach Süden aus und
erreicht am Abend mit seiner Spitze die Iberische Halbinsel. Der Kurzwellentrog
über dem Nordwesten und dem Norden verlagert sich nach Nordosten und verliert
zunehmend an Kontur. Die PVA auf seiner Vorderseite generiert vor allem über dem
Norden noch Hebungsantrieb. Am Boden erreicht die Kaltfront, die mit einem Tief
mit Kern leicht westlich von Cap Svinöy, den NW Deutschlands. Vorderseitig der
Front liegt noch eine Konvergenz, die ausgehend vom Nordwesten bis zum
Nachtmittag den Nordosten und Osten erreicht und dort für Gewitter sorgt. Dabei
sind bei PPWs von bis zu 40 mm, CAPES-ML von über 500 j/kg kräftige Gewitter
garantiert, die vor allem hinsichtlich von Starkregen die Unwetterschwellen
erreichen können.

Weitere Gewitter sind vor allem in Süddeutschland zu erwarten. Hier werden vor
allem im Bereich vom Schwarzwald über die Alb bis zum Alpenrand weitere Gewitter
erwartet, die angesichts fehlender dynamischer Unterstützung durch die Orografie
ausgelöst werden. Auch dort sind die Randbedingungen (PPW über 35 mm, CAPE-ML
über 1000 J/kg) dergestalt, dass wieder Unwetter aufgrund von Starkregen oder
Hagel wahrscheinlich sind.

Rückseitig der Kaltfront kommen wir zunehmend in den Einflussbereich von etwas
stabilerer Luft und der Wind frischt in Böen bis auf 7 oder 8 aus Nordwest auf.
Auch die T850 sinkt in Richtung Nordsee am Abend bis auf 10 Grad. Zuvor
erreichen die Höchsttemperaturen zwischen der Ostseeküste bis hinunter ins
Saarland nicht mehr die 30 Grad. Östlich und südöstlich davon werden nochmals 30
bis 35 Grad erreicht.

In der Nacht zum Donnerstag erreicht die Trogspitze die Biskaya. Dadurch steilt
sich die Höhenströmung noch weiter auf und dreht auf SW bis S. dabei wird ein
flacher Höhenrücken über Deutschland nach Nordosten geführt. Die Kaltfront
überquert den Norden, wird allerdings durch eine Zyklogenese im Bereich der
Biskaya in ihrem Südteil rückläufig und verbleibt über dem Norden und der
nördlichen Mitte.
Die Gewittertätigkeit nimmt tagesgangbedingt ab und die Nacht verläuft ruhig.
Vor allem im Norden lockern die Wolken auf und die Temperaturen gehen im NW auf
unter 15 Grad zurück. Auch im Rest des Landes sinkt die Temperatur deutlich auf
unter 20 Grad.


Donnerstag ...
schwenkt der Langwellentrog bis nach Westfrankreich. Auf der Vorderseite gibt es
über Frankreich massive PVA, weiter nördlich über Benelux und Norddeutschland
kräftige WLA. In der Folge entwickelt sich an der Front ein Tief im Bereich der
Loire kräftig und liegt schon am Mittag über Belgien, am Tagesende dann über der
südlichen Nordsee. Allerdings besteht zwischen den Modellen keine
Übereinstimmung über die Lage des Tiefs. Zwar liegen der neue Lauf von ICON und
IFS recht nah beieinander, nach GFS findet die Entwicklung aber sehr viel
langsamer statt und das Tief befindet sich weiter im Süden.

Unstrittig ist, dass wir auf der Vorderseite in der weiterhin südwestlichen bis
südlichen Strömung die besten Zutaten für eine Schwergewitterlage haben. Das
ML-CAPE liegt bei 1500, stellenweise sogar bei 2000 J/kg. Weiterhin ist Scherung
im Spiel mit bis zu 20m/s in der Schicht 0 bis 6 km und 15 m/s im Bereich 0 bis
1 km. Das niederschlagbare Wasser wird auf Werte bis zu 40 mm taxiert. Somit
erscheint die Wahrscheinlichkeit für eine unwetterartige Situation ziemlich
sicher. Neben dem Starkregen gibt es Hagel und bei dem Auftreten von
organisierten Strukturen auch Böen von Bft 8 bis 11. Aus jetziger Sicht ist
Herausgabe einer Vorabinformation sinnvoll.

Die Temperaturen erreichen im Norden und Westen nur noch Werte zwischen 26 und
29 Grad. Im Osten sowie in weiten Teilen des Südens wird nochmals ein heißer Tag
mit Temperaturen von 30 bis 34 Grad erreicht.

In der Nacht zu Freitag schwenkt die Front rasch über die Mitte und den Osten
hinweg ostwärts. Lediglich im Süden wird die Front von den Alpen zurückgehalten.
Das Bodentief verlagert sich zum Skagerrak und südlich davon entsteht über
Norddeutschland ein recht kräftiger Druckgradient. Daher sind an den Küsten
stürmische Böen bis hin zu schweren Sturmböen, weiter landeinwärts stürmische
Böen und auf den Bergen Sturmböen zu erwarten. Weiterhin gibt es dort bis zum
Morgen Schauer und Gewitter und auch auf der Ostseite des Tiefs über der Ostsee
sowie im Nordosten weitere Gewitter. Die Scherung ist dort sehr gut ausgeprägt
und von daher sind organisierte Strukturen zu erwarten. Bei PPW Werten von bis
zu 50 mm (laut ICON) muss weiterhin mit Unwettern durch heftigen Starkregen,
aber auch mit Sturmböen, teilweise auch schweren Sturmböen gerechnet werden.


Freitag ...
erreicht der Trog am Abend mit seiner Achse den Westen Deutschlands. Die
Kaltfront hat Deutschland überquert. Nur am Alpen wird sie noch zurück gehalten.
Somit strömt mit einer westlichen Strömung von Westen her nur noch mäßig warme
Luft in unser Vorhersagegebiet. Die T850 sinkt dabei auf Werte zwischen 9 Grad
im Süden und 6 Grad im Westen ab. Im Südosten gibt es noch Regenfälle im Bereich
der abziehenden Front und der herannahende Höhentrog macht sich in der zweiten
Tageshälfte im Nordwesten mit etwas Regen oder Regenschauer und vor allem mit
dem Auffrischen des Windes bemerkbar. Vor allem an der Nordseeküste und später
auch zunehmend landeinwärts im NW gibt es steife Windböen (Bft 7), auf den
Inseln auch stürmische Böen (Bft 8) aus West.

Es ist meist trocken, dabei heiter bis wolkig und nur noch im Südosten auch
stärker bewölkt. Die Temperaturen erreichen nur noch im Osten über 25 Grad,
sonst werden nur noch 21 bis 24 Grad erreicht.



Modellvergleich und -einschätzung
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Von der großräumigen synoptischen Entwicklung besteht zwischen den Modellen
Einigkeit. Im Detail gibt es allerdings noch Unterschiede. Dies betrifft vor
allem die Entwicklung am Donnerstag.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich