DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-08-2018 16:30
SXEU31 DWAV 041800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 04.08.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Hochdruckbrücke über Mitteleuropa, Flache Kaltfront sorgt für Stabilisierung.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... steht ein kräftiger Höhenkeil über Südwesteuropa tiefen geopotenzial
über Nordeuropa und dem Nordatlantik gegenüber. Die Strömung hat sich etwas
zonalisiert, sodass der Norden Deutschlands in einer westlichen, bis
nordwestlichen Höhenströmung liegt. Im Tagesverlauf zog ein Wolkenband von
Nordwest nach Südost über Deutschland, das derzeit über dem Süden liegt. Es hat
sich vorderseitig eines Kurzwellentroges gebildet. Südwestlich des Wolkenbandes
liegt eine feuchte und labile Luftmasse. Die 12 UTC-Soundings zeigen
SB-CAPE-Werten von 500 - 800 J/kg und PPW~ 30 mm. Die prognostizierten CAPE und
PPW-Werte von ICON-EU sind etwas zu hoch angesetzt. Der von Nordwesten
nachfolgende Langwellentrog hat im Tagesverlauf den Deckel in der Südwesthälfte
geschwächt, sodass südöstlich des Wolkenbandes zahlreiche Einzel- und
Multizellen entstanden sind, die sich im Süden Deutschlands nur langsam
verlagern und zum Teil Rückwertig anbauen. Somit kommt es anfangs weiterhin zu
einzelnen lokalen Unwettern durch Starkregen. Dämpfend auf den Starkregen wirkt
die hohe Verdunstung in unteren Schichten. Denn derzeit besteht eine stark
ausgeprägte inverse-V- Struktur in der vertikalen Schichtung. In kräftigeren
Zellen besteht somit ein erhöhtes Potenzial von Mikrobursts. Zudem sollten zur
Abschätzung der Niederschlagsmengen die
Radar-Niederschlagssummen(RH-Produkt)entsprechend um etwa 1/3 reduziert werden
(Vergleich mit Messungen).
Rückseitig des Wolkenbandes setzt Absinken bis in mittlere Schichten ein,
wodurch sich die Luftmasse stabilisiert und somit rückseitig des schwächer
werdenden Kurzwellentroges keine Gewitter mehr zu erwarten sind.

Von Nordwesten rückt eine aufgefächerte Kaltfront (zu erkennen am Wolkenfeld in
den Satbildern) nach. Da die Kaltluft sehr flach einfließt und die Hebung an der
Front durch einen kaum vorhanden Höhentrog nur sehr schwach ausfällt, wirkt die
Front weiter stabilisierend und bleibt inaktiv.

In der Nacht zeigen alle Lokalmodelle eine rasche Abschwächung der Gewitter im
Laufe der ersten Nachthälfte, da sich der Kurzwellentrog nahezu auflöst und von
Westen rasch Stabilisierung eingesetzt. In der Nordhälfte breitet sich die
Bewölkung der weiterhin inaktiven Kaltfront bis etwa zur Mitte aus. Im Norden
Deutschlands sinkt in Folge dessen die 850 hPa Temperatur unter 10 Grad, während
ganz im Süden in der Höhe kaum eine Abkühlung stattfindet.

Sonntag ... liegt Deutschland in der westlichen Höhenströmung. Bodennah weitet
sich der Keil eines Hochs über Groß-Britannien bis nach Deutschland aus, während
in der Höhe die Strömung ebenfalls leicht antizyklonaler wird. In der nördlich
des Mains eingeflossenen recht stabilen Luftmasse bildet sich eine
Absinkinversion bei 800 bis 850 hPa, die hochreichende Konvektion unterbindet.
Leicht labil und auch feuchter ist die Atmosphäre noch ganz im Süden, in etwa
vom Alpenvorland bis zum Schwarzwald. Allerdings liegt das erwartete
Kumuluskondensationsniveau über 2000 m und generell überwiegt Absinken. Das
reduziert die Gewittergefahr doch sehr. Am ehesten könnte bei Nordwind durch
erzwungene Hebung am Alpenrand noch ein Gewitter ausgelöst werden, dass dann
durch Starkregen auch sicher schnell markant werden dürfte. Die Lokalmodelle
(C-D2, AROME und WRF) simulieren allenfalls südlich der Donau, im südlichen
Bayerischen Wald und am Alpenrand einzelne Schauer und Gewitter. Im größten Teil
des Landes scheint abgesehen von geringer Quellbewölkung und teilweise
durchziehenden höheren Wolkenfelder wieder überwiegend die Sonne. Die Temperatur
wird aber im Vergleich zum Vortag doch deutlich gedämpft. Ganz im Norden werden
die 25 Grad nicht mehr erreicht, ansonsten in der Nordhälfte meist 25 bis 30
Grad. Südlich von Main und Mosel erreichen die Werte wieder verbreitet über 30
Grad, immerhin dürfte aber die 35-Grad-Marke kaum noch erreicht werden, am
ehesten noch rund um den Kaiserstuhl. Am Rande des Hochs, das einen Schwerpunkt
über der Nordsee ausbildet, bildet sich vor allem im Übergangsbereich zu einem
Tief über Nordrussland im Bereich der Ostsee ein etwas stärkerer Gradient aus,
der für frischen Nordwestwind sorgt und zwischen Rostock und Rügen an der Küste
einzelne Böen Bft 7 bringen kann. Nach Süden und Westen hin weht der
nordwestliche bis nördliche Wind nur schwach bis mäßig.

Montag ... setzt über dem östlichen Atlantik eine leichte Austrogung ein,
wodurch der Rücken über unserem Land etwas aufsteilt. Das Bodenhoch kommt weiter
nach Osten voran und liegt mit seinem Zentrum am Mittag etwa über dem östlichen
Mitteleuropa. Über Westeuropa bildet sich ein schwaches Hitzetief. dadurch setzt
wieder verbreitet WLA ein. Im Süden wird die feucht-labile Luft wieder etwas
nach Norden geführt. Die Nordgrenze liegt etwa auf einer Linie
Schwarzwald-Niederbayern. Ob allerdings die über 2000 J/kg CAPE, die von den
Modellen angeboten werden, wirklich erreicht werden, ist fraglich, da unter dem
Höhenkeil stärkeres Absinken vorherrscht. Für die Auslösung von Gewittern werden
wegen des starken Deckels Berge benötigt. Daher simuliert WRF auch Gewitter am
späten Nachmittag in den Alpen, die sich gegen Abend ins Vorland ausbreiten und
wegen der langsamen Zuggeschwindigkeit lokal für Starkregen bis in den
Unwetterbereich sorgen könnten.
Ansonsten bleibt es unter Absinken weitgehend sonnig. Mit der leicht südlichen
Windkomponente und unter starker Einstrahlung erwärmt sich die Luftmasse schon
wieder überall und am Mittag werden in 850 hPa schon wieder zwischen 10 Grad in
Flensburg und 18 Grad in Freiburg erreicht.

Dienstag ... kommt es zu einer starken Austrogung über dem Ostatlantik, sodass
die Strömung über West- und Mitteleuropa stark austeilt. Mit einer südlichen
Strömung wird eine Blase spanischer Luft nach Deutschland geführt, in der die
850-hPa-Temperatur verbreiteter über 20 °C liegt. Somit wird der nächste
Höhepunkt der Hitzewelle mit Höchstwerte von bis zu 39 Grad erwartet. Mit der
spanischen Luft sind steilere Lapse-Rates verbunden, die sich aber mangels
Feuchte in der Nordhälfte nicht auswirken. Im Süden wird allerdings feuchtere
Luft advehiert, sodass sich wieder über 1500 J/kg CAPE aufbauen kann. Allerdings
besteht unter antizyklonalem Einfluss ein starker Deckel, sodass es
voraussichtlich nur in den südlichen Mittelgbirgen lokal zündet und später
eventuell an Outflowboudarys einzelne Gewitter gibt. Diese können lokal wieder
unwetterartig ausfallen.

In der Nacht zum Mittwoch, lassen die Gewitter im Süden nach. Über Frankreich
sitzt trogvorderseitig Zykogenese ein, sodass es dort zur Entwicklung von
kräftigen Schauern und Gewittern kommen kann, die in guter Scherungsumgebung
auch organisierte Form annehmen könnten. Es ist möglich, dass im Laufe der Nacht
solche Systeme in den Westen herein ziehen. ICON und GFS berechnen solche
Szenarien. Allerdings sind die Unsicherheiten auf Grund des langen
Vorhersagezeitraums noch groß.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle zeigen alle ähnliche Szenarien.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold