DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-08-2018 08:01
SXEU31 DWAV 040800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 04.08.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
GWL: Brücke Mitteleuropa (BM)
Heute in der Südosthälfte noch hohe Gewitterneigung und Unwettergefahr. Ab
morgen nur noch ganz im Süden leichte Gewitterneigung, zudem vorübergehend
leichte Abkühlung.

Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Heute... befindet sich Deutschland im Bereich einer westnordwestlichen
Höhenströmung, die allerdings im Süden des Landes nur sehr schwach ist, im
Norden ist der Gradient etwas stärker. Mit dieser Strömung hat uns ein erster
Kurzwellentrog, der vor allem in 300 hPa gut ausgeprägt ist, erreicht. Dieser
zieht bis zum Abend über unser Land hinweg. Es folgt eine Kaltfront nach, die im
Tagesverlauf in den Nordwesten Deutschlands eindringt. Hinter dieser wird
weiterer Kurzwellentrog über den Norden Deutschlands gesteuert, dieser sorgt am
Abend vor allem im Bereich Schleswig-Holsteins für Hebung. Die über Deutschland
liegende Luftmasse ist zunächst mit Werten von meist 14 bis 19 Grad in 850 hPa
überall heiß und auch recht instabil geschichtet. Hinter der Kaltfront fließt
etwas kühlere und stabil geschichtete Luft ein. Die instabile Luft ist
insbesondere in einem Streifen von Baden-Württemberg über Nord- und Ostbayern
bis Thüringen, Sachsen und Brandenburg auch recht feucht mit spezifischer
Feuchte um 13 g/kg in der Grenzschicht bzw. niederschlagbarem Wasser teils über
35 l/qm. In diesem Bereich wird im Tagesverlauf ML-CAPE von über 1000 J/kg
generiert, zudem erleichtert eine recht schwache Konvergenz die Auslösung von
Gewittern. Diese können aufgrund der hohen Labilität durchaus auch mal mit Hagel
über 2 cm verbunden sein, zudem sorgt die erwartete Schichtung (klassisches
"inverted V"-Bild auch für hohe Gefahr von starken Fallböen, so dass schwere
Sturmböen bei stärkeren Entwicklungen auf jeden Fall einkalkuliert werden
müssen. Etwas hemmend bezüglich der Gewitterentwicklung dürften hohe Wolkenbasen
um 2000 m sein, zudem sind die dynamischen Bedingungen auch ungünstig für
längerlebige Gewitterzellen, vor allem die Richtungsscherung fällt abgesehen vom
äußersten Südosten, wo teils noch östlicher Wind weht, äußerst mau aus.
Allerdings sind auch die erwarteten Zuggeschwindigkeiten recht gering, so dass
auch der Starkregen mitunter Unwetterpotenzial erreichen kann. Für die Ausgabe
einer Vorabinformation reicht aber das erwartete Unwetterpotenzial nicht. Auch
im Bereich des ersten Troges und der Kaltfront im Norden simulieren die
Globalmodelle leichte Niederschläge, die hochaufgelösten Modelle schwache
Konvektion. Cosmo-D2 siehe unten... Da im Vorfeld der Kaltfront auch im Norden
noch etwas Labilitätsenergie zur Verfügung steht, kann es durchaus für Schauer
oder leichtere Gewitter reichen. Im äußersten Nordwesten bringt der
nordwestliche Wind schon etwas "kühlere" Luft, was dort Höchstwerte unter 30
Grad zur Folge hat. Ansonsten werden es wieder verbreitet 30 bis 35 Grad,
zwischen Markgräfler Land und Wetterau sind auch 37 Grad zumindest örtlich
vorstellbar.

In der Nacht zum Sonntag dringt die Kaltfront am Rande des Hochs mit Schwerpunkt
westlich Irlands mit nordwestlicher bodennaher Strömung weiter ins Landesinnere
Deutschlands vor und erreicht in etwa die Linie Main-Nahe. Im Norden
Deutschlands sinkt in 850 hPa die Temperatur unter 10 Grad, während ganz im
Süden kaum eine Abkühlung stattfindet. Der zweite Trog zieht im Verlauf der
Nacht über den Nordosten hinweg. In der sich zunehmend stabilisierenden
Atmosphäre vermag er aber höchstens in Schleswig-Holstein und
Mecklenburg-Vorpommern in der ersten Nachthälfte noch einzelne wenig starke
Gewitter auszulösen. Allerdings zieht auf der Rückseite der Kaltfront mitunter
tiefe Bewölkung ins Land. Im Südosten zieht sich die Gewitterei zusammen mit der
vorhandenen Labilität im Laufe des Abends immer weiter in den Südosten zurück,
zudem sollen die Gewitter den hochaufgelösten Modellen zufolge bis Mitternacht
meist Geschichte sein. Die flache Rinne in Bodennähe erreicht den unteren Inn,
so dass am Rand des Hochs der Wind überall auf Nordwest bis Nord dreht. Für den
Norden ist in der Nacht eine leichte Abkühlung zu erwarten, mit Tiefstwerten
zwischen 17 und 12 Grad. Im Süden bleibt es dagegen weiterhin bei warmen
Nachttemperaturen mit Tiefstwerten zwischen 22 und 16 Grad.

Am Sonntag... liegt Deutschland in der westlichen Höhenströmung nach Abzug des
zweiten Troges im Bereich eines flachen und langwelligen Rückens, wobei die
Strömung etwas zu "flattern" scheint. In der nördlich des Mains eingeflossenen
recht stabilen Luftmasse reicht das aber nicht aus, Niederschläge zu generieren,
da eine Absinkinversion bei 800 bis 850 hPa höherreichende Konvektion
unterbindet. Allerdings kann es unterhalb dieser im Norden ausgedehntere
Stratokumulusfelder geben. Leicht labil und auch feuchter ist die Atmosphäre
noch ganz Süden, in etwa vom Alpenvorland bis zum Schwarzwald. Allerdings liegt
das erwartete Kumuluskondensationsniveau über 2000 m und generell überwiegt
Absinken. Das reduziert die Gewittergefahr doch sehr. Am ehesten könnte bei
Nordwind durch erzwungene Hebung am Alpenrand noch ein Gewitter ausgelöst
werden, dass dann durch Starkregen auch sicher schnell markant werden dürfte. Im
größten Teil des Landes scheint abgesehen von geringer Quellbewölkung und
teilweise durchziehenden höheren Wolkenfelder wieder überwiegend die Sonne. Die
Temperatur wird aber im Vergleich zum Vortag doch deutlich gedämpft. Ganz im
Norden werden die 25 Grad nicht mehr erreicht, ansonsten in der Nordhälfte meist
25 bis 30 Grad. Südlich von Main und Mosel erreichen die Werte wieder verbreitet
über 30 Grad, immerhin dürfte aber die 35-Grad-Marke kaum noch erreicht werden,
am ehesten noch rund um den Kaiserstuhl. Am Rande des Hochs, das einen
Schwerpunkt über der Nordsee ausbildet, bildet sich vor allem im
Übergangsbereich zu einem Tief über Nordrussland im Bereich der Ostsee ein etwas
stärkerer Gradient aus, der für frischen Nordwestwind sorgt und zwischen Rostock
und Rügen an der Küste einzelne Böen Bft 7 bringen kann. Nach Süden und Westen
hin weht der nordwestliche bis nördliche Wind nur schwach bis mäßig.

In der Nacht zum Montag ist weiter ein schwacher Rücken wetterbestimmend, der
Schwerpunkt des Bodenhochs verlagert sich Richtung östliches Mitteleuropa, so
dass in Deutschland der Wind einschläft. Ein paar Wolken ziehen noch über den
Norden des Landes hinweg, ansonsten verläuft die Nacht meist klar. Die
Temperatur geht dabei im Norden abgesehen von der Küste auf 14 bis 10 Grad
zurück, im Süden auf 18 bis 13 Grad, so dass sich landesweit die Fenster zur
Durchlüftung öffnen werden, bevor die Hitzewelle ihrem nächsten (und letzten?)
Höhepunkt entgegenstrebt.

Am Montag... setzt über dem östlichen Atlantik eine leichte Austrogung ein,
wodurch der Rücken über unserem Land etwas aufsteilt, sich allerdings nach Osten
über unser Land hinweg verlagert. Der Bodenhochdruckschwerpunkt etabliert sich
über dem östlichen Mitteleuropa, wohingegen über dem Westen Deutschlands ein
flaches Hitzetief entsteht. Damit dominieren in unserem Land östliche bis
südliche Winde schwacher Stärke, ganz im Westen im Tagesverlauf westliche Winde.
Mit der leicht südlichen Windkomponente und unter starker Einstrahlung erwärmt
sich die Luftmasse schon wieder überall und am Mittag werden in 850 hPa schon
wieder zwischen 10 Grad in Flensburg und 20 Grad in Freiburg erreicht. Damit
erreichen die Höchstwerte wieder verbreitet 30 bis 35 Grad, ganz im Norden 25
bis 30 Grad und am Oberrhein schon wieder bis 37 Grad. Für Frankfurt (Main) z.B.
ist dies dann (voraussichtlich) der 16. Heiße Tag in Folge, womit der Rekord
einer solchen Reihe (aus dem Jahre 1976) eingestellt würde. Dass es wieder
verbreitet sonnig wird, bedarf wohl kaum noch einer Erwähnung. Dabei ist im
Norden und in der Mitte die Schichtung nicht allzu labil und die Luftmasse recht
trocken, so dass sich kaum Quellwolken bilden. Über dem Süden liegt nach wie vor
feuchtere und labil geschichtete Luft, die im Laufe des Tages wieder eine
gewisse Labilitätsenergie aufweisen sollte. Allerdings liegen die KKNs teils
über 3000 m und es fehlen Antriebe zur Gewitterauslösung, so dass selbst über
den Mittelgebirgen das Gewitterrisiko marginal erscheint. Lediglich im
Alpengebiet, wo die Feuchte sehr hoch ist (spezifische Feuchte um 14 g/kg)
liegen die KKNs deutlich niedriger und es kann zu einzelnen Gewittern kommen,
wobei der Starkregen im Fokus stehen sollte und bei recht schwachen
Windverhältnissen eine geringe Unwettergefahr nicht abzustreiten ist.

In der Nacht zum Dienstag sollten etwaige Gewitter rasch nachlassen. Das flache
Bodentief soll sich nordostwärts Richtung Niedersachsen verlagern. Allerdings
ist nicht ausreichend Labilität vorhanden, um in seinem Bereich "Wetter" zu
verursachen, so dass es allenfalls für hochbasige Kumulusbewölkung reichen
sollte. Auch in den Norden kann etwas höhere Bewölkung ziehen, die im Vorfeld
einer Kaltfront in der westlichen Strömung mitschwimmt. Ansonsten verläuft die
Nacht klar und windarm, es bleibt aber aufgrund des wärmeren Vortages schon
wieder milder als in der Nacht zum Montag. In den Städten des Südens muss dann
schon wieder mit einer Tropennacht über 20 Grad gerechnet werden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die synoptischen Felder werden von den vorliegenden Modellen für die kommenden
Tage sehr ähnlich simuliert. Recht übereinstimmend sind auch die Prognosen für
die Konvektion heute. Allerdings schießt Cosmo-D2 mit seiner aktuell über
Mecklenburg-Vorpommern simulierten Gewitterlinie den Vogel ab. Zwar besteht in
diesem Gebiet sicherlich eine gewisse Labilität, bisher hat sich aber nichts
dergleichen gebildet und auch andere Modelle sehen keine solche Gewitterlinie.
Bezüglich der Auslösung von Gewittern morgen besteht noch etwas Unsicherheit,
aber in den oben im Text angesprochenen Gebieten besteht sicherlich ein geringes
Risiko für Gewitter. Verwunderlich wäre es aber auch nicht, wenn morgen und
übermorgen die Gewittertätigkeit noch geringer wäre.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl.-Met. Peter Hartmann