DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

03-08-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 03.08.2018 um 10.30 UTC



Sehr heiß, ab Mittwochabend von Nordwesten her zunehmende Gewittergefahr mit
Unwetterpotenzial. Nachfolgend Temperaturrückgang auf hochsommerliche Werte.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 10.08.2018


Am Montag, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt Deutschland nach dem
EZMW-IFS im Bereich einer schwachen westlichen Höhenströmung leicht
antizyklonaler Natur. Ein Hochdruckgebiet über dem östlichen Mitteleuropa ist
von einem weit nach Norden reichen Azorenhoch durch einen flachen Tiefdrucksumpf
über Frankreich getrennt. Aus südlichen Richtungen fließt mit schwachem Wind
weiterhin sehr warme bis heiße Luft in unser Land, wobei in 850 hPa die
Temperatur zwischen 10 Grad an der Ostsee und 19 Grad an den Alpen liegt. Es ist
verbreitet sonnig und die Gewittergefahr ist marginal.
Am Dienstag ändert sich die Lage kaum. Eine allmähliche Austrogung über dem
östlichen Atlantik lässt die Höhenströmung auf leicht südwestliche Richtung
drehen, womit sich die Warmluftzufuhr noch etwas verstärkt und sich die
Hitzewelle einem weiteren Höhepunkt nähert. Einzelne Gewitter gibt es am ehesten
im Südosten, meist bleibt es aber sonnig.
Am Mittwoch dreht die Höhenströmung vollkommen auf Südwest, ist aber weiterhin
recht schwach. Bodennah verstärkt sich die südliche Strömung noch etwas zwischen
dem sich kräftigenden Hoch über dem östlichen Mitteleuropa und einem Tief nahe
Schottlands. Dessen fast höhenströmungsparallel liegende Kaltfront erreicht am
Abend den Nordwesten mit konvektiven Regenfällen. Im Vorfeld zieht sich in 850
hPa eine 22-Grad-Isotherme vom Bodensee bis zur Müritz, was die 40-Grad-Marke in
die Nähe rückt. Vor der Kaltfront ist es verbreitet wieder sonnig mit einzelnen
Hitzegewittern im Bergland.
Am Donnerstag dreht die Höhenströmung auf Südsüdwest und der Trog zeigt
Abtropftendenzen. Die Kaltfront kommt kaum nach Osten voran und bringt dem
Westen mehr Wolken sowie schauerartige und gewittrige Regenfälle. In der Ost-
und Südosthälfte ist es weiter sonnig und prügelheiß bei recht geringer
Gewittergefahr, da auch die Alpen föhnig überströmt werden.
Am Freitag schwenkt der nun doch nicht abtropfende Trog von Südwesten nach
Deutschland und die Kaltfront überquert unser Land vollständig. Rückseitig sinkt
die Temperatur in 850 hPa auf 10 bis 6 Grad. Die Kaltfront bringt aber nicht nur
eine markante Abkühlung, sondern wohl auch eine ausgewachsene Unwetterlage.
Bodennah zieht zudem ein kleinräumiges Tief entlang der Nordseeküste. Kräftige
Hebung, Scherung und die nahezu badewannenwarme Nordsee dürften vor allem auch
dort für heftige Unwetter sorgen.
Am kommenden Wochenende verlagert sich der Trog unter Abschwächung weiter
nordostwärts, beeinflusst aber noch unser Wetter. Von Westen fließt mäßig warme
Luft ins Land und es kommt zu weiteren Regenfällen.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Dienstag ist die Konsistenz zwischen dem aktuellen IFS-Lauf und seinen
beiden Vorgängern sehr hoch. Ab Mittwoch ergeben sich Unterschiede. Gestern
sollte der Trog noch etwas schneller übergreifen und weniger weit nach Süden
ausgreifen. Damit wäre es im Vorfeld auch etwas weniger heiß geworden. Insgesamt
sind die Entwicklungen aber durchaus ähnlich.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Mittwoch zeigen die vorliegenden Modelle keine nennenswerten
Unterschiede. Lediglich die Kaltfront scheint bei der Mehrheit der Modelle
vielleicht 100 bis 200 km weiter nach Deutschland vorzudringen. Zum Donnerstag
und Freitag lassen ICON, GFS und NAVGEM die Front in der südwestlichen
Höhenströmung länger über Deutschland liegen, wobei der Trog bis Freitagmittag
über Südwestfrankreich verbleibt. GEM ähnelt dagegen mehr IFS mit einem
markanten Kurzwellentrog, der dann auch die Kaltfront am Freitag rasch
durchziehen lässt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum Mittwoch, 00 UTC bis Freitag, 00 UTC verteilt sich IFS-Ensemble auf
4 Cluster, die sich stark ähneln, auch wenn die genaue Form des Troges nicht
ganz identisch simuliert wird. Der allmähliche (oder flotte) Frontdurchgang von
Mittwoch bis Freitag scheint danach gesichert. Die Rauchfahnen für Erfurt
(repräsentativ für die Mitte Deutschlands) zeigen von Montag bis Mittwoch einen
markanten Temperaturanstieg in 850 hPa auf 22 Grad im Hauptlauf und 20 Grad beim
Schwerpunkt des Ensembles. Zum Donnerstag beginnt beim Ensemble schon der
Temperaturrückgang, beim Hauptlauf geht es am Freitag schlagartig. Zum
Wochenende pendelt sich der Schwerpunkt des Ensembles um 10 Grad ein. Auch das
Potenzial geht am Wochenende zurück, beim Hauptlauf stärker als im
Ensemblemittel. Gute Chancen für etwas stärkere Regenfälle ergeben sich von
Donnerstag bis Samstag. GFS lässt die Temperatur nicht ganz so stark steigen,
danach gehen Hauptlauf und Ensemble bis Freitag zurück. Insgesamt zeigen die
Ensembles, dass der weitere Höhepunkt der Affenhitze sehr sicher ist, ebenso wie
die Abkühlung zum nächsten Wochenende nun so langsam als gesichert gelten kann.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der EFI zeigt zum kommenden Dienstag und Mittwoch ein sehr starkes Signal für
hohe Temperaturen. Ein schwächeres Signal zeigt der EFI für CAPESHEAR am
nächsten Mittwoch im Nordwesten und am Donnerstag leicht nach Südosten versetzt.
Für Freitag sind noch keine Daten vorhanden.
Hohe CAPE-Werte im Süden könnten trotz wenig Antriebs zu Gewittern über dem
Bergland schon von Montag bis Mittwoch führen. Ab Mittwochabend und dann
allmählich nach Südosten ausweitend bahnt sich eine größere Unwetterlage an,
wenn die Kaltfront allmählich die überhitzte Luftmasse verdrängt. Das IFS-EPS
ist traditionell zurückhaltend beim CAPE, zeigt aber schon marginale Signale für
10er-Böen und unwetterartigen Starkregen nächsten Freitag.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-IFS, IFS-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl.-Met. Peter Hartmann