DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

07-06-2016 11:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 07.06.2016 um 10.30 UTC



Meist unbeständig und kühl
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 14.06.2016


Am Freitag, dem Beginn des mittelfristigen Vorhersagezeitraums liegt Deutschland
auf der Vorderseite eines langwelligen Troges über Westeuropa in einer
nordwestlichen Höhenströmung. Die für Süddeutschland tagelang wetterbestimmende
feucht-labile Luftmasse wurde in den Alpenraum verschoben. Im Bodendruckfeld
markiert eine weitere Kaltfront über der Mitte Deutschlands den Zustrom von
kühlerer Luft in den Norden. Sie ist jedoch nicht sonderlich wetteraktiv und
somit bleibt es am Freitag meist trocken, aber vor allem im Norden recht kühl,
da die 20-Grad-Marke kaum erreicht wird. Im Westen nähert sich am Freitag ein
Trog vom östlichen Atlantik und er sorgt über Frankreich für Druckfall. Die
dabei entstehende Tiefdruckrinne greift am Samstag von Südwesten auf Deutschland
über. Dadurch gibt es vor allem in der Südwesthälfte Regen und Regenschauer, die
jedoch von den Mengen her unter den Warnschwellen liegen. Am Sonntag bildet sich
im Trog, der sich vom Ostatlantik bis über Belgien bis nach Italien erstreckt,
ein Höhentief über dem Kanal, das sich bis zum Abend zur Rheinmündung verlagert.
Am Boden verlagert sich die Tiefdruckrinne von Südwesten weiter in Richtung
Nordosten. Dadurch breiten sich die Niederschläge ebenfalls nordostwärts aus,
schwächen sich jedoch ab, sodass der Nordosten im Wesentlichen trocken bleibt.
Am Montag liegt Trogachse über Norddeutschland und parallel dazu auch die
Tiefdruckrinne. Diese Entwicklung sorgt weiterhin für recht unbeständige
Witterung, wobei warnwürdige Wetterereignisse voraussichtlich nicht auf der
Karte stehen. Dafür ist zu gradientschwach um nennenswerte Dynamik zu
generieren. Am Dienstag verlagert sich die ganze Struktur weiter nach Norden und
erreicht am Tagesende unseren äußersten Norden. Das Wetter bleibt auch am
Dienstag unbeständig mit Regen und Regenschauern bei Temperaturen von 18 bis 23
Grad.

In der erweiterten Mittelfrist ab Mittwoch nächster Woche dehnt sich von dem
fast ortsfesten Höhentief über den Britischen Inseln ein Trog nach Süden in
Richtung der Iberischen Halbinsel aus. Dadurch steilt sich die Strömung bei uns
auf und so wird wieder etwas wärmere aber weiterhin recht feuchte Luft von
Südwesten zu uns geführt. Dies sorgt vor allem in der Westhälfte wieder für
Regen oder Regenschauer. Am Donnerstag kommt der Trog nach Osten voran und
erreicht Zentralfrankreich. Das Höhentief verlagert sich ebenfalls in die Mitte
Frankreichs. Dadurch gelangt in der Höhe im Westen schon wieder etwa
höhenkältere Luft, sodass die Schichtung weiter labilisiert und auch wieder
Gewitter auftreten können.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis zum Samstag besteht eine gute Übereinstimmung zwischen dem aktuellen Lauf zu
seinen Vorläufen. Im weiteren Verlauf ab Sonntag lassen die Vorläufe den Trog
viel stärker von den Britischen Inseln nach Südosten vorstoßen. Im aktuellen
Lauf reduziert sich dieser Vorstoß des Troges nur noch auf eine Trogachse, die
sich, wie schon erwähnt, von den Britischen Inseln über mehrere flache
Höhentiefs nach Osten erstreckt.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


Die anderen globalen Modelle stimmen bis Sonntag recht gut überein. Danach
simuliert EZMW und GFS eine Tiefdruckrinne bei uns, während ICON, wie auch
gestern schon, deutlich antizyklonaler aufgestellt ist. In der Folge fällt auf,
dass die anderen Modelle der EZMW Linie mit einem flachen Trog nicht folgen.
Sowohl bei GFS als auch bei ICON hat man es mit einer mehr oder weniger stark
mäandrierenden Westwindzone zu tun und dem entsprechend insgesamt eine nicht so
eindeutig zyklonal geprägte Wetterentwicklung.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die NewClusters für Freitag und Samstag zeigen immerhin 6 Cluster, die sich vor
allem in der Kontur und Ausprägung des durchschwenkenden Troges über
Skandinavien unterscheiden. Wesentliche Auswirkungen auf unsere Vorhersage hat
das nicht. Der deterministische Lauf befindet sich in Cluster 1. Der nächste
Zeitraum von Sonntag bis Dienstag zeigt 3 Cluster. Hier gibt es in erster Linie
Unterschiede in der Konturierung des vom Ostatlantik vorstoßenden Trogs. Auch
die Lösungen von GFS und ICON werden hier in Cluster 2 bzw. 3 bestätigt. Der
Hauptlauf befindet sich in Cluster 1.

Die Rauchfahne von Offenbach unterscheidet sich nicht sonderlich von der vom
gestrigen Lauf. Sie zeigt einen kräftigen Rückgang der T850 bis Donnerstag und
danach gleichbleibende Temperaturwerte (um 7 Grad) bis Mittwoch nächster Woche.
Danach steigt die Temperatur tendenziell wieder etwas an. Der Donnerstag und der
Freitag sind trocken und danach gibt es von den Members immer wieder Signale für
Niederschlag. Ab Sonntag kommen die Signale auch wieder vom Hauptlauf.

Insgesamt gesehen geben die EZMW-Ensembleprodukte keine Hinweise für einen
grundsätzlich anderen Witterungsverlauf als vom Hauptlauf vorgezeichnet.

Auch die Ensembles von GEFS und Environment Canada (NAEFS) liegen auf der
gleichen Linie wie EZMW.

_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Der Extreme Forecast Index gibt für Freitag und Samstag keine Signale für eine
markante Wetterentwicklung bei uns.
Die Ensembles geben für den Zeitraum Samstag bis Dienstag nur im äußersten Süden
schwache Signale (Wahrscheinlichkeiten unter 9%) für ein markantes
Niederschlagsereignisse. Lediglich für die Höhenlagen des Allgäus liegen die
Wahrscheinlichkeiten etwas höher. Beim Wind gibt es nur am Freitag rückseitig
der Kaltfront schwache Signale für Böen der Stärke 8 im Ostseeküstenbereich.

________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMix, EZMW, EPS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Rolf Ullrich