DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

25-07-2018 18:01
SXEU31 DWAV 251800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 25.07.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Abends rasch nachlassende Gewitter, nur im Südosten bis in die Nacht hinein
andauernd. Am Freitag vor allem im Osten, Samstag von Westen her Schauer und
Gewitter mit Unwetterpotential.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland im Bereich einer Potentialbrücke, die hohes
Geopotential über Südeuropa mit dem Höhenhoch über Nordrussland verbindet.
Insgesamt ist die Höhenströmung sehr gradientschwach. Flankiert wird die Brücke
von einem hochreichenden Tief mit Kern über dem östlichen Atlantik und einem
flachen aber umfangreichen Höhentief über Südosteuropa.
Ein davon ausgehender Randtrog verlagert sich nachts in die Ostalpen. In der
Folge lassen die Schauer und Gewitter an den Ostalpen und in Südostbayern nur
zögernd nach. Dagegen sollte die Konvektion, die nachmittags im Nordwesten an
einer schwachen Konvergenz und ansonsten schwerpunktmäßig über dem Bergland in
Gang gekommen ist, am Abend, spätestens in der ersten Nachthälfte rasch
nachlassen.

Vor allem im Westen und der Mitte kühlt es gebietsweise nicht unter 20 Grad ab.
In einigen Ballungsräumen teilweise nicht unter 22/23 Grad.

Donnerstag ... bildet sich aus der Potentialbrücke ein blockierendes Höhenhoch
mit Zentrum über dem südlichen Skandinavien, das sich im Tagesverlauf kräftigt
und mit seinem Zentrum in Richtung Nordosten verlagert. Aus dem Randtrog
entwickelt sich ein Höhentief, das zur nördlichen Adria zieht.
Es sorgt anfangs am südöstlichen Alpenrand für kurze Schauer, die
Wahrscheinlichkeit für ein Gewitter ist nicht sehr hoch.

Am Boden geraten wir auf die Südflanke eines sich verstärkenden
Hochdruckgebietes über Skandinavien in eine östliche Strömung. Mit ihr wird
etwas trockenere und von daher auch stabilere Luft nach Deutschland geführt.
Fraglich ist, wie rasch die instabilere Luft nach Benelux abgedrängt wird.
Vielleicht sind noch Reste davon im äußersten Westen und Nordwesten vorhanden,
so dass dort zumindest noch eine geringe Gewitterneigung gegeben sein dürfte,
bevor es im Laufe des Abends auch dort von Osten her stabilisiert.
Ansonsten gibt es fast bundesweit uneingeschränkte Einstrahlung und dem
entsprechend steigen die Temperaturen außer an der Küste und im Südosten, wo
sich ebenfalls zunächst noch ein paar Wolken zeigen, meist auf 30 bis 36 Grad.
Im Bereich Niederrhein und Kölner Bucht simuliert MOS-Mix sogar 38 Grad. Etwas
moderater geht es seitens der Temperaturen südlich der Donau und im höheren
Bergland zu, wo die 30 Grad-Marke eher nicht geknackt wird.

In der Nacht zu Freitag entfernt sich das blockierende Hoch etwas nach Norden.
Daher kommt der Trog westlich der Britischen Inseln leicht nach Osten voran.
Auch das Höhentief über Südosteuropa dehnt sich in Richtung Nordwesten bis über
die Alpen aus.
Angesichts des Tagesgangs reicht die etwas zyklonalere Gestalt der Höhenströmung
nicht zur Auslösung von hochreichender Konvektion aus. Das was vereinzelt an
Gewittern anfangs vorhanden sein könnte, löst sich auf. Daher bleibt die Nacht
meist trocken und warnfrei. Im Westen und Südwesten muss gebietsweise mit einer
tropischen Nacht gerechnet werden, auch sonst sind Großstädte dafür
prädestiniert.

Freitag ... kräftigt sich das Höhenhoch, dessen Zentrum sich mittlerweile nach
Finnland entfernt hat, weiter. Das Höhentief im Südosten nimmt Tuchfühlung auf
mit dem Trog über Westeuropa. Dieser Umstand vermag aber angesichts sehr flauer
Strömungsverhältnisse nicht Gravierendes in Bezug auf eventuelle Hebungsantriebe
zu leisten.

Auf seiner Nordseite wird feuchtere Luft in den Osten Deutschlands geführt, in
der der Flüssigwassergehalt laut ICON auf 40 mm und das CAPE-ML auf über 1000
J/kg ansteigen soll. Das mag übertrieben sein, feuchter und labiler sollte es
aber allemal werden und somit werden die Voraussetzungen für konvektive
Umlagerungen günstiger.
Der fehlende dynamische Hebungsantrieb wird durch Erreichen der
Auslösetemperaturen von 28 bis 30 Grad kompensiert. Wenn sich Gewitter bilden,
sind Unwetter durch heftigen Starkregen nicht auszuschließen, da die Verlagerung
der Zellen weiter nur sehr pomadig vonstattengehen dürfte ist.

Über Westeuropa nähert sich unterdessen die Kaltfront eines Tiefs bei Island.
Vorderseitig wird über Nordwestfrankreich und dem Benelux eine Tiefdruckrinne
mit Konvergenz simuliert. Dies hat jedoch noch keine Auswirkungen auf unser
Wetter.
Somit hält sich im größten Teil des Landes der Hochdruckeinfluss, verbunden mit
fast ungehinderter Einstrahlung und Höchstwerten mehr oder weniger deutlich über
30 Grad. Am Niederrhein und in der Kölner Bucht werden von MOSMix Höchstwerte
bis 38 Grad, vereinzelt 39 Grad simuliert.

In der Nacht zum Samstag erreicht die Achse des Troges Frankreich. Die
vorderseitig liegende Kaltfront kommt nur zögernd weiter nach Osten voran.
Allerdings kann die vorgelagerte Konvergenz den äußersten Westen erreichen, doch
beschränkt sich nennenswerte Hebung auf die unmittelbare Trogvorderseite weiter
westlich, so dass die Konvergenz weitgehend wetterinaktiv simuliert wird. Ob das
auch so kommt, darf abgewartet werden, doch sind einzelne Gewitter ganz im
Westen im Laufe der Nacht (oder erst Samstag früh) wohl nicht ganz
auszuschließen.
Gerade im Westen und Nordwesten kann die Nacht mit Minima von mehr als 20 Grad
aufwarten.

Samstag ... greift der Trog unter Abflachung auf Westdeutschland über, so dass
wir unter eine südliche bis südwestliche Höhenströmung gelangen.
Der Einfluss des Bodenhochs über Skandinavien wird nach Norden zurückgedrängt
und die Rinne mit Konvergenz erreicht im Tagesverlauf den Norden und Osten des
Landes, die Kaltfront greift nachmittags von Westen her auf Deutschland über.

An der Konvergenz, die im Westen nur schwach ausgeprägt durchgeht, bilden sich
im Tagesverlauf, wahrscheinlich schwerpunktmäßig über der Mitte und dem Osten
teils kräftige Gewitter mit örtlichem Unwetterpotential durch heftigen
Starkregen und Hagel, da die Luft zunehmend feuchter, schwüler wird. Cape steigt
gebietsweise auf mehr als 1000 J/kg, PPW laut ICON auf 35 bis 40 mm.

Auch mit der dann folgenden Kaltfront kommen im Tagesverlauf im Westen wieder
schauerartige Regenfälle, teilweise auch Schauer und kräftige Gewitter auf. Auch
dabei sind unwetterartige Entwicklungen nicht ausgeschlossen, obwohl die
Schichtung mit westlichen Winden und schwacher niedertroposphärischer
Kaltluftadvektion auf der Rückseite der Konvergenz wieder etwas stabiler wird.
In den Bereichen dazwischen ist die Gewitterneigung geringer, aber nicht gleich
null.

Während im Westen schon insgesamt mehr Wolken aufziehen und die Einstrahlung
zumindest etwas dämpfen, scheint sonst größtenteils noch verbreitet die Sonne
und die Temperaturen steigen auf 30 bis 35 Grad bei deutlich zunehmender
Schwüle.
Die Temperaturen im bisherigen Hotspot über dem Westen werden durch die
Bewölkung etwas gedämpft, Werte um 30 Grad sind aber auch dort weiter zu
erwarten.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung im synoptischen Scale wirft nur wenig Fragen auf, im Detail aber
schon. Die Ausbreitung der Gewitter am Freitag im Osten ist fraglich, ebenso wie
Timing und Stärke der Entwicklungen am Samstag von Westen her. Die
Unwettergefahr nimmt aber wahrscheinlich deutlich zu.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner