DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

24-07-2018 17:01
SXEU31 DWAV 241800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 24.07.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Größtenteils Andauer der Hitze und Trockenheit. Nur am Mittwoch im Nordwesten
und im östlichen Bergland einzelne Gewitter. Am Freitag im Nordosten und Osten
zunehmende Gewitterwahrscheinlichkeit.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 12 UTC
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Aktuell ... liegt Deutschland im Bereich eines Höhenkeils, der die Verbindung
zwischen einem Rücken über dem westlichen Mittelmeer und einem blockierenden
Hoch über Westrussland darstellt. Die Frontalzone verläuft vom mittleren
Nordatlantik über die nördliche Nordsee und die Norwegische See hinweg zur
Barents-See. Über Südosteuropa hält sich ein ausgedehnter Höhentiefkomplex, so
dass sich die Situation als relativ stabil erweist. Absinken im Bereich des
Höhenkeils, der mehr und mehr die Struktur einer Brücke annimmt, sorgt für
nahezu ungehinderte Einstrahlung, wodurch die Luftmasse sich weiter aufheizt.
Zudem wird durch Absinken hochreichende Konvektion unterbunden.
In weiten Teilen Deutschlands ist die Wärmebelastung bereits sehr hoch. Dies
dürfte sich noch weiter verschärfen. Da die Luft noch einigermaßen trocken ist,
erfolgt außerhalb größerer Städte noch eine Abkühlung auf erträgliche
Tiefsttemperaturen.

Mittwoch ... wandelt sich der über Deutschland liegende Höhenkeil in ein
blockierendes Höhenhoch um, das sich über Südskandinavien etabliert. Hierdurch
kann ein von dem südosteuropäischen Höhentiefkomplex ausgehender Kurzwellentrog
etwas nach Westen ausgreifen und den östlichen Mittelgebirgsraum streifen.
Hierdurch können sich von der Lausitz bis zum Oberpfälzer und Bayerischen Wald
und später auch am östlichen Alpenrand einzelne Gewitter entwickeln.
Gleichzeitig gelangt der äußerste Nordwesten unter eine süd-südwestliche
Strömung, so dass die dort liegende labil geschichtete Luft mit Feuchte
angereichert wird. Der Gehalt an niederschlagbarem Wasser erreicht dort mehr als
35 mm, CAPE steigt auf ca. 1000 J/kg; Hebung könnte durch kurzwellige
Keil-Trog-Strukturen geboten werden, die sich anhand der aktuellen Modelldaten
noch nicht diagnostizieren lassen. Sowohl in diesen Gebieten als auch im Osten
und Südosten sind, sollten sich Gewitter entwickeln, Unwetter, vor allem durch
heftigen Starkregen, nicht auszuschließen. Generell ist die Wahrscheinlichkeit,
dass sich einzelne Gewitter entwickeln, relativ gering.
Im weitaus größten Teil Deutschlands dauert die ungehinderte Einstrahlung an,
was die Temperatur landesweit auf 30 bis 36 Grad steigen lässt. Nur unmittelbar
an der See und im höheren Bergland wird es mit 23 bis 29 Grad nicht ganz so
warm.
In der Nacht zum Donnerstag überquert der von dem südosteuropäischen
Höhentiefkomplex ausgehende Kurzwellentrog die Ostalpen. Hierdurch dürfte die
Konvektion am östlichen Alpenrand nur verzögert abklingen. Sollten sich sonst
Gewitter gebildet haben, werden diese alsbald in sich zusammenfallen. Da keine
nennenswerte Feuchteanreicherung der unteren Troposphäre erfolgte, ändern sich
die nächtlichen Tiefstwerte nur wenig.

Donnerstag ... verstärkt sich das blockierende Hoch, das mit seinem Schwerpunkt
über Südskandinavien liegt. Hierdurch wird ein ausgedehntes Bodenhoch gestützt,
das sich von der Norwegischen See nach Osten ausweitet und mit dem über
Nordwestrussland liegenden Bodenhoch verbindet. An dessen Südflanke kommt über
Mitteleuropa allmählich wieder eine östliche bodennahe Windkomponente in Gang,
wenngleich die Luftdruckgegensätze schwach bleiben. Von Osteuropa gelangt dann
wieder etwas trockenere und stabilere Luft nach Deutschland. Leicht zyklonal ist
die Strömung allenfalls noch im Südosten geprägt, aber selbst dort ist die
Wahrscheinlichkeit für konvektive Umlagerungen äußerst gering.
Bei nahezu ungehinderter Einstrahlung sind Tageshöchsttemperaturen zwischen 32
und 37 Grad zu erwarten, wobei es in tieferen Lagen Westdeutschlands am wärmsten
wird. Im Südosten, im Bergland und an Küstenabschnitten mit Seewind wird es mit
25 bis 31 Grad nicht so heiß.
In der Nacht zum Freitag rückt das blockierende Hoch ein wenig nach Norden vor,
so dass die Zyklonalität von Osten her, also aus dem südosteuropäischen
Höhentiefkomplex resultierend, etwas zunehmen kann. Da dies zu einer
tagesgangsbedingt unpassenden Zeit erfolgt, ist die Auslösung hochreichender
Konvektion unwahrscheinlich, selbst wenn von Osten her die Feuchte etwas
zunimmt. Bei meist klarem Himmel geht die Temperatur auf 19 bis 14 Grad zurück.
In Ballungsgebieten kann bei Tiefstwerten um 22 Grad von einer Abkühlung nicht
mehr so recht die Rede sein.

Freitag ... kräftigt sich das mit Schwerpunkt über Lappland und Karelien
liegende Bodenhoch noch etwas. Dabei kann erneut ein Kurzwellentrog, der von dem
über Südosteuropa liegenden höhentiefkomplex ausgeht, den Südosten Deutschlands
beeinflussen. Zuvor ist in den Nordosten und Osten bereits feuchtere Luft
eingesteuert worden, was dort den Flüssigwassergehalt auf 30 bis etwa 40 mm und
CAPE auf mehr als 1000 J/kg steigen ließ. Folglich sind dort die Voraussetzungen
für konvektive Umlagerungen am ehesten gegeben und somit günstiger als an den
Vortagen.
Aber auch der östliche Mittelgebirgsraum und der (östliche) Alpenrand sind
diesbezüglich im Auge zu behalten, wenngleich dort CAPE nur wenig mehr als 500
J/kg und der Gehalt an niederschlagbarem Wasser kaum 25 mm erreicht. Sollten
sich Gewitter entwickeln, können Unwetter (vor allem durch heftigen Starkregen)
nicht ausgeschlossen werden, was zudem durch die geringe
Verlagerungsgeschwindigkeit der Konvektionszellen begünstigt wird.
Im weitaus größten Teil Deutschlands hält sich Hochdruckeinfluss, wobei
einsetzender Druckfall über Westeuropa die bodennahe Windkomponente eher auf
Südost drehen lässt. Daher macht nicht nur infolge nahezu ungehinderter
Einstrahlung, sondern auch advektiv, die Aufheizung Fortschritte. Im Westen und
Südwesten kann daher in tieferen Lagen relativ großflächig die 35 Grad-Marke
erreicht und etwas überschritten werden. Ansonsten ändern sich die Temperaturen
nur wenig.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Bemerkenswert sind die Signale für Starkniederschläge am Mittwoch im Nordwesten
Deutschlands, die von mehreren hoch auflösenden Modellen gezeigt werden. In
diesen Gebieten lässt zwar die Dynamik jegliche Unterstützung für hochreichende
Konvektion vermissen, aber die Luftmasse wird zusehends feuchter und auch
labiler, so dass dort die Wahrscheinlichkeit für konvektive Umlagerungen am
höchsten ist.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann