DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

20-07-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 20.07.2018 um 10.30 UTC



Länger andauernde Hitzewelle. Vielerorts Fortdauer der Trockenheit, nur
vereinzelt Schauer und Gewitter.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 27.07.2018


Zu Beginn der Mittelfrist am Montag gelangt Deutschland zunehmend in den
Einflussbereich eines Höhenrückens, der sich ausgehend vom Südwesten Europas
Richtung Südskandinavien aufwölbt. Dieser Höhenrücken wird flankiert von zwei
Trögen, einem über dem Nordostatlantik und einem weiteren flacheren Trog über
Ost- und Südosteuropa. Letzterer sorgt in Form von flachen Randtrögen im
äußersten Osten Deutschlands sowie Richtung Alpen noch für einzelne Schauer und
Gewitter. Sonst bleibt es unter Hochdruckeinfluss trocken, wobei sich ein Keil
des Azorenhochs Richtung Deutschland ausweitet. Dabei ist eine sommerlich warme
Luftmasse wetterbestimmend, die 850 hPa Temperaturen zwischen 11 Grad im
Nordosten und bis 15 Grad im Südwesten des Landes aufweist.

Am Dienstag kann sich der schmale Höhenrücken über Deutschland weiter kräftigen.
Er nimmt schließlich Kontakt zu einem blockierenden Höhenhoch über Nordosteuropa
auf. Einzig der Südosten und äußerste Osten Deutschlands bleiben weiterhin
leicht zyklonal geprägt. Im Bodendruckniveau herrscht nicht nur über
Deutschland, sondern über weiten Teilen West- und Mitteleuropas eine sehr flache
Druckverteilung vor, wo keine einzige "5er"-Isobare auszumachen ist. Die
Luftmasse kann sich weiter erwärmen, wobei pünktlich zu Beginn der Hundstage
eine voraussichtlich länger andauernde Hitzewelle eingeleitet wird, wenngleich
am Dienstag zunächst erstmal vor allem die westlichen Landesteile einen ersten
Vorgeschmack bekommen.

Im weiteren Verlauf der Mittelfrist kommt der Höhenrücken unter weiterer
Kräftigung ein wenig ostwärts voran, wobei sich schließlich ein Höhenhoch
abspaltet, das am Freitag vom Nordosten Deutschlands bis nach Finnland reicht.
Gleichzeitig weitet sich der Höhentrog über dem Ostatlantik weiter nach Süden
aus, wodurch sich über Westeuropa eine schwache südwestliche Strömung einstellt.
Damit gelangt auch nach Deutschland allmählich feuchtere Luft, sodass die
ohnehin heiße Luftmasse zunehmend schwül wird. Temperaturen über 30 Grad sind ab
Mitte der Woche nahezu deutschlandweit zu erwarten. Durch das weitere Aufheizen
der Luftmasse etabliert sich zwar über Deutschland eine schwache Tiefdruckrinne,
deren Ausprägung und Ausrichtung wird aber noch nicht einheitlich von den
Modellen prognostiziert, sodass auch die Verteilung von möglichen Hitzegewittern
noch unsicher ist.

Auch im erweiterten Mittelfristzeitraum ist eine nachhaltige Umstellung der
Wetterlage nicht in Sicht.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Über nahezu den gesamten Vorhersagezeitraum kann die Konsistenz des EZMW Modells
als sehr gut bezeichnet werden. Kleinere Unterschiede im Strömungsmuster sind
nicht prognoserelevant.
Erwähnenswert ist, dass der Höhenrücken gegen Ende der Mittelfrist noch
kräftiger gerechnet wird als in den Vorläufen. In den Westen und Süden
Deutschlands schiebt sich zwar dann eine flache Tiefdruckrinne vor, mit der
Auslösung von Niederschlägen in deren Bereich bleibt das EZMW aber aufgrund
fehlender Hebungsantriebe aus der Höhe sehr zurückhaltend.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Signifikante Modellunterschiede ergeben sich erst zum Ende der Mittelfrist. So
ist der Höhenrücken auf Basis von EZMW und GFS deutlich kräftiger ausgeprägt als
bei ICON. Zudem rückt der Höhentrog bereits näher an Deutschland heran. Im
Bodendruckfeld bildet sich nach ICON bereits am Donnerstag eine Tiefdruckrinne
über Deutschland von Nordost nach Südwest aus, in der es zur Auslösung von
Schauern und Gewittern kommt. Diese Unterschiede bezüglich der
Niederschlagsentwicklung setzen sich am Freitag fort. Dann greift auf Basis von
ICON ein Randtrog von Südwesten auf Deutschland über, wodurch vor allem im
Westen und Südwesten Schauer und Gewitter entstehen sollen. Nach EZMW und GFS
liegen wir weiterhin im Bereich des Rückens, sodass kaum Niederschlagssignale
vorhanden sind.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die "Rauchfahne" für Offenbach zeigt einen relativ eng gebündelten Verlauf der
Ensemble Member. Sowohl das Geopotential als auch die Temperatur steigen im
Verlauf der Mittelfrist stetig an, wobei bereits am Donnerstag bzw. Freitag das
Maximum erreicht wird. Nicht vorhandene Niederschlagsignale bestätigen dabei
eine Fortsetzung der Trockenheit. Erst im erweiterten Mittelfristzeitraum nehmen
die Signale zu.

Auch die Clusterung des EZMW lässt keine Alternativen zur beschriebenen
Wetterentwicklung zu. So gibt es für die Zeiträume von t+ 72 bis 96 h und t+ 120
bis 168 h nur jeweils einen Cluster. Erst in der erweiterten Mittelfrist deutet
sich eine Ostverlagerung des Höhentroges an, wobei die Unterschiede der zwei für
den Zeitraum t+192 bis 240 h vorhandenen Cluster aus der Ausprägung des
Höhentroges resultieren.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Signifikante Wettererscheinungen sind im mittelfristigen Vorhersagezeitraum nur
in Form lokaler (Hitze-)Gewitter zu erwarten. Dabei ist Starkregen
wahrscheinlich, wobei auch Unwetter aufgrund vom heftigem Starkregen und Hagel
nicht ausgeschlossen sind. Aufgrund dieser nur kleinräumig auftretenden
Niederschlagsereignisse setzt sich die teils extreme Trockenheit in weiten
Teilen des Landes fort. Inwieweit die Schauer- und Gewitteraktivität ab
Donnerstag zunimmt (ICON), ist noch unsicher.

Hinzu kommt im Laufe der Woche neben der Hitze die Schwüle, sodass die
Wärmebelastung zunimmt.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-Mix, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Johanna Anger