DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

19-07-2018 08:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 19.07.2018 um 10.30 UTC



Weiterhin sommerlich. Am Sonntag im Süden und Südosten und am Donnerstag von
Westen und Südwesten her Gewitter mit Starkregengefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Donnerstag, den 26.07.2018


Am Sonntag liegt der größte Teil Deutschlands bereits im Einflussbereich eines
Höhenkeils, der vom nahen Ostatlantik in die Nordsee gerichtet ist. Der Keil
wird durch einen Höhentiefkomplex flankiert, der sich von Südfrankreich über die
Alpen hinweg zum südöstlichen Mitteleuropa erstreckt. Dieser sorgt über dem
Alpenraum und bis etwa in die Donauregion hinein noch für Starkregenfälle, die
anfangs auch noch von Gewittern begleitet sein können. Ansonsten setzt sich
bereits Hochdruckeinfluss durch, was die Wolken im Nordwesten und Norden
auflockern lässt.
Im Laufe des Montags kräftigt sich der Keil und schiebt sich bis nach
Südschweden vor. Im Süden und Südosten hält sich noch zyklonaler Einfluss, so
dass dort noch Niederschläge auftreten, die wahrscheinlich nicht mehr
warnrelevant sind.
Am Dienstag und Mittwoch findet der Höhenkeil Anschluss zum blockierenden
Höhenhoch über Fennoskandien. Die Frontalzone verläuft vom Seegebiet westlich
von Irland über die Norwegische See hinweg in die Barents-See. Somit verbleibt
Deutschland unter geringen Geopotentialgegensätzen. Die Luftmasse kann sich
weiter erwärmen, so dass großflächig die 30 Grad-Marke überschritten wird. Der
äußerste Südosten wird zwar noch leicht zyklonal beeinflusst, aber im
Tagesverlauf sollten auch am östlichen Alpenrand die Niederschläge aufhören.
Am Donnerstag wird der Keil etwas nach Osten gedrückt, so dass sich über
Deutschland eine schwache südwestliche Strömung durchzusetzen beginnt. Mit
dieser wird feuchtere und labilere Luft advehiert, so dass im Westen und
Südwesten die Gewitterneigung wieder zunimmt. Bevorzugt über dem Bergland
entwickeln sich konvektive Umlagerungen, wobei Unwetter vor allem durch heftigen
Starkregen nicht auszuschließen sind.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum verbleibt Deutschland unter
einer schwachen, leicht mäandrierenden südwestlichen Strömung, wodurch sich
weiterhin Gewitter bis hin zum Unwetterentwickeln können. Eine ausgewachsene
Schwergewitterlage zeichnet sich jedoch nicht ab. Die Temperaturen ändern sich
dabei nur wenig.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis einschließlich Donnerstag ist der aktuelle Lauf gegenüber weiter
zurückliegenden Modellläufen konsistent. Unterschiede liegen im Bereich der
Prognoseunschärfe. Allenfalls die Reduktion der Zyklonalität über dem östlichen
Mitteleuropa, die beim aktuellen Modelllauf erkennbar wird, ist erwähnenswert.
Bedingt durch diese Entwicklung kann sich im erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum eine schwache südwestliche Strömung durchsetzen, was der
gestrige 00 UTC-lauf noch nicht im Programm hatte.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis einschließlich Mittwoch zeigen die verfügbaren Modelle eine ähnliche
Entwicklung. Prognoserelevante Unterschiede lassen sich nicht ableiten.
Differenzen ergeben sich lediglich in der Ausprägung des Bodenhochs über dem
nördlichen Mitteleuropa, das nach ICON und UKMO ein paar hPa kräftiger gerechnet
wird als nach EZMW oder dem Modell des kanadischen Wetterdienstes.
Im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum wird nicht nur von EZMW,
sondern auch vom kanadischen Modell die Ausbildung einer südwestlichen bis
südlichen Strömung gezeigt. Eine erneute Blockierung deutet sich über
Nordwestrussland an. Nach GFS wird diese Blockierung weiter westlich, d.h. von
der Barents-See über Skandinavien hinweg bis nach Polen, gerechnet. Dies ändert
nichts an der Aussage, nach der am Wochenende die Gefahr von teils starken
Gewittern weiterhin besteht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Das EPS des GFS folgt der oben beschriebenen Entwicklung. Demnach zeichnet sich
erneut eine Blockierung über Fennoskandien ab. Dies wird vom EPS des kanadischen
Modells bestätigt. Einer Andauer der sommerlichen Witterung steht demnach nichts
im Wege. Dabei weisen die Einzellösungen bis in den erweiterten mittelfristigen
Vorhersagezeitraum hinein nur einen geringen Spread auf.
Die Einzellösungen des EPS des EZMW werden für alle Vorhersagezeiträume nur in
einem Cluster zusammengefasst, das ebenfalls eine Blockierung über Nordosteuropa
signalisiert. Diese ist jedoch gegenüber dem Hauptlauf ein wenig nach Westen
verschoben. Dies verspricht weiterhin anormal hohe Temperaturen, d.h. ein Ende
der sommerlichen Witterung ist auch nach dem EPS des EZMW nicht in Sicht. Da die
Blockierung sich nach dem EPS gegenüber den ungestörten Modellläufen etwas nach
Westen verschiebt, ist die Ausbildung einer südwestlichen Strömung, wie oben
beschrieben, nicht sehr wahrscheinlich. Die Nordwest-Südost-Staffelung der
Temperaturen, wie sie vom deterministischen wie auch vom Kontrolllauf gesehen
wird, macht das EPS nicht mit. Auch hinsichtlich der Niederschlagssignale werden
die Erwartungen heruntergeschraubt. Vielmehr zeichnet sich vor allem nach
Südwesten hin im erweiterten mittelfristigen Vorhersagezeitraum sogar noch ein
leichter Temperaturanstieg ab, so dass Maxima bis 35 Grad dann nicht
auszuschließen sind.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Als durchaus markantes Wetterereignis, wenn auch nicht unbedingt den
Warnkriterien entsprechend, ist die Andauer der Trockenheit zu nennen. Abgesehen
von Teilen Süd- und Südostdeutschlands, wo anfangs noch der o.g.
Höhentiefkomplex wetterwirksam ist und zum Teil zu Starkregenfällen (mit
geringer Wahrscheinlichkeit vor allem in Alpennähe bis in den Unwetterbereich
hinein) führen kann, sind im weitaus größten Teil des Landes keine nennenswerten
Niederschläge in Sicht. Ob ab Donnerstag tatsächlich die Gewitterneigung
merklich zunimmt, ist noch unsicher. Selbst wenn Gewitter auftreten, die sich am
ehesten noch über dem Bergland entwickeln können, handelt es sich dabei um
kleinräumig eng begrenzte Niederschlagsereignisse, die aber aufgrund ihrer
langsamen Verlagerung durchaus Unwettercharakter (vor allem durch heftigen
Starkregen) aufweisen können.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Bis Wochenmitte MOS, danach EPS, MOS ist zu klimalastig
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Thomas Schumann