DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

18-07-2018 07:01
SXEU31 DWAV 180800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 18.07.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
Tr W
Am Vormittag zur unteren Oder hin noch mit geringer Wahrscheinlichkeit
Starkregen. Ansonsten abgesehen von einzelnen Wärmegewittern über dem
süddeutschen Bergland keine markanten Wettergefahren. Erst ab Freitag im
Südwesten und Westen wieder zunehmende Gewitterneigung, Unwetter, vor allem
durch heftigen Starkregen, nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Deutschland im Bereich eines Höhenkeils, der die Verbindung
zwischen einem Rücken über dem westlichen Mittelmeer und einem blockierenden
Hoch über Fennoskandien darstellt. An der Ostflanke dieses Keils läuft ein
Kurzwellentrog nach Süden ab, der nicht, wie anhand der Vorläufe noch anzunehmen
war, den Nordosten Deutschlands streift, sondern über der Ostsee bereits
zugeschüttet wird. Im Vergleich zum vorherigen Kurzwellentrog verbleibt die
kräftigste Hebung weiter östlich. Dennoch sind in einem Streifen von Vorpommern
bis in die Neißeregion hinein Niederschläge zu erwarten, an der unteren Oder ist
mit geringer Wahrscheinlichkeit Starkregen vorstellbar. Die Schichtung ist
weiterhin stabil. Ohnehin ist das Ereignis am Abklingen, so dass sich eine
Verlängerung der bestehenden Starkregenwarnung nicht aufdrängt.
Ansonsten hält sich schwacher antizyklonaler Einfluss, der aus dem über den
Britischen Inseln und der Nordsee liegenden breiten Bodenhoch resultiert. Von
Nordwesten her sickert dann nicht ganz so warme Luft ein. Großräumiges Absinken
lässt kaum konvektive Umlagerungen zu; allenfalls an und in den Alpen und im
Schwarzwald können sich mit geringer Wahrscheinlichkeit im späteren Tagesverlauf
einzelne Wärmegewitter entwickeln. Dort ist die Schichtung auch am labilsten.
Bei meist nahezu ungehinderter Einstrahlung steigt die Temperatur auf 26 bis 31
Grad. In Küstennähe und im Bergland werden 20 bis 25 Grad erreicht.
In der Nacht zum Donnerstag wird der Nordwesten Deutschlands von einem
Kurzwellentrog gestreift, der aber aufgrund der Tageszeit und Trockenheit der
Luftmasse nicht viel ausrichten kann. Daher dominiert antizyklonaler Einfluss,
wodurch es, abgesehen vielleicht von den Gebieten zwischen Vorpommern und der
Lausitz und dem Erzgebirge, erneut verbreitet aufklart.

Donnerstag... kräftigt sich der antizyklonale Einfluss. Zum einen verbleibt der
Trog über Westeuropa, zum anderen verlagert sich der osteuropäische
Höhentiefkomplex ein wenig weiter ostwärts, so dass sich über Mitteleuropa
leichter Geopotentialanstieg ergibt. Allerdings wird der Nordosten noch von
Wolkenfeldern gestreift, aber auch dort regnet es kaum noch. Im Bodendruckfeld
hält sich der Einfluss des von der Nordsee zu den Ostalpen gerichteten schwachen
Keils, wodurch das großräumige Absinken andauert. Konvektive Umlagerungen sind
daher eher unwahrscheinlich; selbst an und in den Alpen ist die Gewittergefahr
äußerst gering. Nahezu ungehinderte Einstrahlung lässt daher die Temperaturen
wieder auf 28 bis 33 Grad steigen. In Küstennähe und im Bergland bewegen sich
die Temperaturen zwischen 22 und 27 Grad.
In der Nacht zum Freitag rückt der über Westeuropa liegende Trog etwas näher,
ohne dass sich am oben beschriebenen antizyklonalen Einfluss in Bodennähe etwas
ändert. In der oberen Troposphäre stellt sich eine südwestliche Strömung ein. Im
Westen und Südwesten wird die Luftmasse zusehends labil, aber dynamische
Antriebe fehlen vorerst, so dass keine hochreichende Konvektion in Gang kommt.
Somit lässt sich nur eine Alterung der Luftmasse beschreiben.

Freitag... rückt der über Westeuropa liegende Trog ein wenig nach Osten vor, so
dass dessen Achse bis zum Abend die Bretagne erreicht. Hierdurch verstärkt sich
die südwestliche Strömung etwas, die zudem leicht zu mäandrieren beginnt. In den
Südwesten und Westen Deutschlands gelangt hierdurch wieder labilere und
feuchtere Luft. Der Gehalt an niederschlagbarem Wasser steigt auf 30 bis 35 mm
und CAPE in diesen Gebieten auf 500 bis über 1000 J/kg. Dies sollte für die
Entwicklung von hochreichender Konvektion hinreichend sein, wobei zunehmende
Dynamik auch wieder die Wahrscheinlichkeit für unwetterartige Entwicklungen (vor
allem durch heftigen Starkregen) steigen lässt.
Mit der zunehmenden Erwärmung weicht auch der Hochdruckeinfluss, so dass sich in
Bodennähe eine flache Druckverteilung ergibt. Im weitaus größten Teil
Deutschlands hält sich noch Absinken, so dass hochreichende Konvektion
unterbunden wird.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 28 bis 34, ganz im Norden und Nordosten
sowie im Bergland 22 bis 27 Grad. An der Küste wird es bei auflandigem Wind mit
Werten um 20 Grad nicht ganz so warm.
In der Nacht zum Samstag greift der über Westeuropa liegende Trog auf die
Nordsee, Frankreich und den Osten der Iberischen Halbinsel über. Vorderseitig
verstärkt sich die Hebung über Mitteleuropa, die vorrangig aus positiver
Vorticityadvektion resultiert. Hierdurch setzen im Westen und Südwesten
verstärkt Niederschläge ein, die anfangs noch konvektiv mit eingelagerten
Gewittern durchsetzt sind. Ganz im Südwesten verstärken sich die Niederschläge;
unwetterartige Mengen (vor allem über dem südwestdeutschen Bergland durch
heftigen Starkregen) sind nicht auszuschließen. Bis Samstagfrüh können sich
diese Niederschläge auch auf den Nordwesten ausweiten, was allerdings noch nicht
sicher ist. Der Nordosten und auch der Osten werden von diesen Niederschlägen
noch nicht erfasst. Zwischen Ostsee und Bayerischem Wald ist es auch noch
längere Zeit klar.
Die aufziehende Bewölkung dämpft die sonst übliche nächtliche Abkühlung, so dass
zumindest in den größeren Städten West- und Süddeutschlands eine Tropennacht mit
Temperaturminima oberhalb von 20 Grad bevorsteht.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich nur geringe Unterschiede ableiten. So wird
der sich über Westeuropa allmählich ostwärts verlagernde Trog von externen
Modellen in der Nacht zum Samstag in seinem Nordteil etwas rascher und in seinem
Südteil etwas weiter zurückhängend simuliert. Dies erklärt die
Niederschlagsverteilung, wonach GFS wie auch EZMW die Niederschläge auf den
Nordwesten Deutschlands gegenüber ICON nur in abgeschwächter Form übergreifen
lassen.
Hinsichtlich der aktuellen Niederschlagssituation ergibt sich ein ähnliches
Bild, das auch von der Probabilistik gestützt wird. Demnach ist der Höhepunkt
dieses Ereignisses (wenn man das überhaupt so nennen kann) längst überschritten.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann