DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

16-07-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 16.07.2018 um 10.30 UTC



Durchweg sommerlich-warm, zum Teil auch heiß. Am Wochenende Schauer und Gewitter
mit lokalem Starkregenpotenzial nach Süden hin.
__________________________________________________________

Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 23.07.2018


Auch am heutigen Montag stellt sich wieder die Frage, ob das Wetter im
Mittelfristzeitraum ab Donnerstag einen signifikanten Beitrag gegen die in
vielen Teilen Deutschlands seit Wochen anhaltende Trockenheit leisten kann
(obwohl es daran ja eigentlich auch schuld ist). Allerdings offenbart bereits
der erste Blick auf die Vorhersagekarten, dass die Niederschlagssignale dürftig
bleiben und so die Trockenheit im wahrsten Sinne des Wortes weiter "befeuert"
wird. Eher scheint sich das Wetter weiterhin an der von dem possierlichen
Tierchen namens Siebenschläfer Anfang des Monats ausgegebene Parole mit sieben
Wochen Sonnenschein und kaum Regen orientieren zu wollen.

Die Ausgangslage bildet dabei ab Donnerstag eine an ein Omega erinnernde Form
des Geopotenzials in der mittleren Troposphäre. Einem Höhenrücken über
Mitteleuropa stehen Tröge westlich bzw. östlich davon gegenüber. Die Achse des
westlichen Trogs reicht von der Biskaya bis nach Schottland, während sich die
Achse des östlichen Troges von Weißrussland bis zum Schwarzen Meer erstreckt.
Einen "Schönheitsfehler" kann man bezüglich des Omegas herausarbeiten: Während
nördlich des westlichen Trogs tiefes Geopotenzial vorherrscht, ist nördlich des
östlichen Trogs ein Höhenhoch auszumachen. Am Boden spiegelt sich die Situation
in der Höhe durch ein zu dem Rücken korrespondierenden Bodenhoch mit Zentrum
über der Nordsee wider. Tiefdruckgebiete tummeln sich dagegen bei Island, über
Wales und über der Ukraine. Die 850 hPa-Temperaturen liegen zwischen 7 Grad im
Norden - dort zieht am Vortag eine schwache, kaum wetteraktive Kaltfront durch -
und bis 16 Grad in Süddeutschland.

Ab Freitag schwenkt der westliche Trog langsam auf Mitteleuropa zu bzw. am
Wochenende auch über uns hinweg. Der südliche Teil des Trogs zeigt dabei
Auffüllungstendenzen, während der nördliche Teil eine leichte Verschärfung
erfährt. Mit dem Durchschwenken des Trogs sind am Wochenende konvektive
Umlagerungen zu erwarten. Insbesondere im Süden weist die Numerik Signale für
lokalen Starkregen auf, die einer langsamen Verlagerung der Zellen bei nur
schwachen Luftdruck- bzw. Geopotenzialgegensätzen und dem höheren Feuchteangebot
geschuldet sein dürften. Erwähnt sei auch noch, dass durch Zufuhr warmer bis
heißer Luft aus dem Süden bzw. Südwesten die T850 hPa deutschlandweit zwischen
10 und 17 Grad liegen. Die Schwüle nimmt jedoch auch etwas zu und Schauer und
Gewitter dämpfen die Temperaturentwicklung am Boden.

Zum Wochenbeginn zieht der Trogkomplex nach Osten ab, sodass sich vom Atlantik
kommend ein neuer Höhenrücken über Mitteleuropa aufwölben kann. Dessen Achse
nimmt am Montagabend eine Linie Südschweden - Löwengolf ein. Der Rücken stützt
ein neues Hoch über der Nordsee.

Rücken und Bodenhoch bleiben auch in der erweiterten Mittelfrist ab Dienstag
wetterbestimmend. Die T850 hPa-Temperaturen steigen sogar noch etwas an und
liegen landesweit zwischen 15 und 18 Grad. Damit würde es verbreitet heiß
werden. Die oben erwähnten bzw. erwünschten Niederschläge blieben dagegen
weitgehend aus. Das voraussichtlich hochsommerliche Wetter spielt also weiter
fleißig auf der Klaviatur des Mittelmeerambientes, leider wohl auch mit den
negativen Folgen der Dürre und mit zunehmender Wärmebelastung.
__________________________________________________________

Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Grundsätzlich kann dem aktuellen EZMW-Lauf von 00 UTC eine gute Konsistenz zu
seinen beiden Vorläufen bescheinigt werden, finden sich die grundlegenden Muster
auch heute wieder. Allerdings gibt es in den Details dann doch Unterschiede, die
durchaus relevant sind für das Wetter in Deutschland. Vor allem die Behandlung
des westlich von uns gelegenen Trogs erfährt in den jüngsten Läufen
Modifizierungen. Mit der neuesten Variante zieht dieser Trog am Wochenende unter
Auffüllung im südlichen Teil und einem leicht verschärftem Residuum weiter
nördlich nach Osten durch. Konvektive Prozesse werden dadurch im Vergleich zum
gestrigen 00 UTC-Lauf gehemmt, da weniger Dynamik aus der Höhe zu erwarten ist.
Dem alten Lauf zufolge hätte sich über Frankreich ein Höhentief gebildet, dessen
PVA insbesondere den Westen und Süden Deutschlands erfasst und dadurch kräftige
Schauer und Gewitter ausgelöst hätte. Zum Wochenbeginn wäre dieses Höhentief in
das zentrale Mittelmeer gezogen und hätte noch Süddeutschland beeinflusst. Der
neueste Lauf zeigt nun wieder den Aufbau eines Rückens und zunehmenden
Hochdruckeinfluss auch im Süden. Der gestrige 12 UTC-Lauf schlug bereits den Weg
des heutigen 00 UTC-Laufs ein, das nördliche Trogresiduum war aber noch
kräftiger ausgeprägt, was vor allem die Konvektion in der Nordhälfte angefacht
hätte.
__________________________________________________________

Vergleich mit anderen globalen Modellen


GFS und ICON weisen grundsätzlich keine wesentlich anderen Strukturen auf als
das EZMW. Allerdings wird der westliche Trog jeweils etwas anders behandelt.
Beim GFS wird das Trogresiduum ein wenig schärfer simuliert, was die Schauer-
und Gewittertätigkeit forcieren würde. Auch zieht das Residuum langsamer durch.
ICON ist etwa gleich schnell wie das EZWM, das Trogresiduum wird jedoch
geringfügig stärker simuliert. GEM hingegen ist noch auf der Linie des gestrigen
00 UTC-Laufs des EZMW (Höhentief über Frankreich am Wochenende). NAVGEM ist dem
ICON ziemlich ähnlich, CMA noch dem GFS am ähnlichsten.
__________________________________________________________

Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Rauchfahnen diverser deutscher Städte suggerieren eine recht hohe
Vorhersagegüte. So liegen Haupt- und Kontrolllauf gut eingebettet im meist engen
Median der Streuung. Der Spread öffnet sich zum Ende hin zwar ein wenig, vor
allem beim Geopotenzial, das hohe Temperatur- und Geopotenzialniveau bleibt
allerdings erhalten. So liegen die T850 hPa durchweg zwischen 9 und 18 Grad. Der
nochmalige leichte Anstieg der Temperaturen im erweiterten Mittelfristzeitraum
wird durch die Rauchfahnen bestätigt, sodass eine Hitzewelle mit Temperaturen
von verbreitet über 30 Grad möglich erscheint. Niederschlagssignale treten
jedoch nur sporadisch hervor, was den konvektiven Charakter unterstreicht und
eben nur auf örtlichen und nicht flächigen Regen hindeutet.

Die Clusteranalyse liefert für Freitag bis Sonntag nur einen Cluster, was die
Vorhersagesicherheit zwar erhöht, die für uns relevanten Details aber
wegrechnet. Von Montag bis Mittwoch gibt es drei Cluster, alle zeigen den von
Nordwesten hereinkommenden Rücken, der die Weichen neuerlich auf Sommerwetter
mit nur wenigen Niederschlägen und hohen Temperaturen stellt.

Als Fazit lässt sich sagen, dass es bis zum Freitag sommerlich-warm oder nach
Süden hin auch heiß bei nur geringer Niederschlagsneigung ist. Am Wochenende
bleibt es warm, dann kommen jedoch recht verbreitet Schauer und Gewitter auf.
Über deren Ausmaß ist noch nicht das letzte Wort gesprochen. Tendenziell scheint
es nach Süden hin kräftigere Gewitter zu geben als nach Norden hin. Zum
Wochenbeginn setzt sich neuerlich Hochdruckeinfluss durch und die Temperaturen
steigen noch etwas an. Nicht wenig deutet darauf hin, dass es zu einer
Hitzewelle mit Temperaturen von häufig über 30 Grad kommt.
_________________________________________________________

Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Schwerpunkt für signifikante Wettererscheinungen sind die Gewitter am Wochenende
und dabei vor allem der Starkregen. Am Samstag gibt es im Süden vom SOT schwache
Signale, während EFI dort nicht präsent ist. Nach EZMW-EPS sind an diesem Tag
immerhin bis zu 20% Wahrscheinlichkeit für mehr als 25 mm in 12 Stunden im
äußersten Süden vorhanden, sodass dort markanter Starkregen ein- oder
mehrstündig denkbar ist, der lokal unwetterartig werden könnte.
________________________________________________________

Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, EZMW-EPS, EZMW-MOS
________________________________________________________


VBZ Offenbach / Dipl. Met. Simon Trippler