DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

12-07-2018 07:01
SXEU31 DWAV 120800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 12.07.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
N z, Übergang zu N a
Höhentief über Polen, im Nordosten Deutschlands anfangs teils unwetterartiger
Starkregen. Zudem im Tagesverlauf einzelne und zum Teil starke Gewitter. Am
Freitag im Osten und Süden leichte Gewitterneigung. Am Samstag im Süden stärkere
Gewitter; Unwetter nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Samstag 24 UTC
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Donnerstag... liegt Deutschland am Rande eines Höhentiefs, das sich von der
unteren Oder über Westpolen hinweg ostwärts verlagert. Hebungsprozesse, die
durch Warmluftadvektion und auch etwas durch positive Vorticityadvektion
induziert werden, greifen von der Nordflanke dieses Tiefs auf dessen Westflanke
über. Hierdurch kommt es noch zu kräftigen Niederschlägen (hauptsächlich
Starkregen), der später von Gewittern durchsetzt sein kann. Eine entsprechende
(Unwetter)warnung ist noch aktiv. Diese Niederschläge erfassen einen Bereich von
Vorpommern über den Berliner Raum bis zum Osterzgebirge und in die Lausitz
hinein, also die Gebiete, in denen seit mehreren Wochen kein Tropfen Regen
gefallen ist.
Im Tagesverlauf wirkt positive Vorticityadvektion dem entgegen; folgerichtig
schwächen auch die Modelle die Niederschläge ab, wobei sich die gesamte Struktur
etwas nach Osten verlagert. Westlich davon sind größere Auflockerungen, im Süden
sowie in Nordseenähe auch längere sonnige Abschnitte am wahrscheinlichsten. Von
Schleswig-Holstein bis zum Hochrhein steigt mit Hilfe der Sonne die Temperatur
bis 27 Grad. Im weitaus größten Teil Deutschlands sowie unter dichter Bewölkung
sind 19 bis 24 Grad zu erwarten.
In der Nacht zum Freitag setzt sich die Ostverlagerung des Höhentiefs fort,
wodurch das o.g. Niederschlagsband das Vorhersagegebiet über die Oder hinweg
nach Polen verlässt. Danach stellt sich eine schwache nordwestliche Strömung
ein. Allerdings greift in der zweiten Nachthälfte ein in höheren
Troposphärenschichten (300 hPa) ausgeprägter Trog auf den Nordwesten
Deutschlands über. Dessen Wetterwirksamkeit ist aufgrund der Tageszeit und des
in Bodennähe vorherrschenden antizyklonalen Einflusses vorerst gering.
Verbreitet klart es auf, wodurch sich erneut stellenweise Nebel bilden kann.

Freitag... verlagert sich das o.g. Höhentief ins polnisch-weißrussische
Grenzgebiet und verliert somit seinen Einfluss auf unser Wettergeschehen. Auch
der vom Nordwesten allmählich auf die Mitte übergreifende Trog, der im
wesentlichen nur in höheren Troposphärenschichten ausgeprägt ist, kann nicht
viel ausrichten. Die Schichtung ist zwar relativ labil und das Vorhersagegebiet
verbleibt an dessen Vorderseite, CAPE erreicht an der Vorderseite dieses Troges
etwas mehr als 500 J/kg, auch der Flüssigwassergehalt liegt bei rund 30 mm, aber
von Nordwesten schiebt sich ein Hochkeil herein, so dass Absinken überwiegen
dürfte. Hochreichende Konvektion dürfte daher am ehesten mit Hilfe der Orografie
ausgelöst werden, wobei dies im Bereich der westlichen und zentralen
Mittelgebirge am wahrscheinlichsten ist. Aber gerade in diesen Gebieten liegt
der Gehalt an niederschlagbarem Wasser nur bei wenig über 20 mm, so dass es
allenfalls für markant zu bewarnende Gewitter reichen sollte. Generell sind
wieder längere sonnige Abschnitte zu erwarten, wodurch sich ein
Temperaturanstieg auf 25 bis 30 Grad abzeichnet. Im Nordwesten, an der Küste und
im Bergland werden 19 bis 24 Grad erreicht.
In der Nacht zum Samstag kräftigt sich der antizyklonale Einfluss über dem
Norden und Nordwesten Deutschlands noch etwas. Einzelne Gewitter, sofern sich
welche entwickeln konnten, sollten daher alsbald in sich zusammenfallen, so dass
es danach weitgehend niederschlagsfrei bleibt. Absinken lässt den Himmel
verbreitet aufklaren. Aufgrund des schwachen Gradienten können sich, abgesehen
vielleicht vom Norden und Nordosten, erneut flache Nebelfelder bilden.

Samstag... stellt sich nach Abzug des Höhentiefs in der unteren und mittleren
Troposphäre eine westliche bis leicht nordwestliche und etwas mäandrierende
Strömung ein. In höheren Troposphärenschichten wird der o.g. Trog
hereingesteuert, wobei der Süden und Südosten Deutschlands noch an dessen
Vorderseite verbleibt. Im Bodendruckfeld hält sich der Einfluss des über der
südlichen Nordsee liegenden Hochs, so dass im Norden und meist auch in der Mitte
konvektive Entwicklungen durch Absinken unterdrückt werden.
Im Süden dagegen wird durch die Erwärmung die Luftmasse weiter labilisiert und
zudem trogvorderseitig etwas Feuchte eingesteuert. CAPE erreicht in diesen
Gebieten mehr als 1000 J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser 30 mm, so
dass Gewitter wahrscheinlicher werden als an den Vortagen; Unwetter (vor allem
durch heftigen Starkregen) sind nicht auszuschließen. Eine Schwergewitterlage
zeichnet sich jedoch nicht ab; hierzu sind die Antriebe, die die Dynamik
liefert, zu schwach.
Die Tageshöchsttemperaturen erreichen 25 bis 30 Grad, in Oberrheinnähe
vielleicht auch etwas mehr. Im Norden sowie im Bergland wird es mit 19 bis 24
Grad nicht so warm.
In der Nacht zum Sonntag greift auf den Westen der Iberischen Halbinsel ein
relativ weit südlich ansetzender Trog über. Stromab wölbt sich ein Keil auf, der
über Südengland und die Nordsee hinweg nach Südskandinavien gerichtet ist. Dies
lässt die nordwestliche Strömung über Mitteleuropa etwas aufsteilen. Der
zunächst noch über dem Südosten Deutschlands liegende Trog wird hierdurch nur
allmählich weiter in Richtung Alpen gedrückt. Somit kommt die hochreichende
Konvektion über Süddeutschland nur allmählich zum Erliegen; an den Alpen und vor
allem am östlichen Alpenrand sind auch in der zweiten Nachthälfte noch
konvektive Umlagerungen vorstellbar.
Ansonsten setzt sich Hochdruckeinfluss durch. Großräumiges Absinken lässt den
Himmel verbreitet aufklaren. Dort, wo es zuvor viel geregnet hat, kann sich
Nebel bilden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.
Auch hinsichtlich der Niederschläge, die an der Westflanke des nach Osten
abziehenden Höhentiefs auftreten, bestehen weitgehend ähnliche Modellergebnisse.
Relativ einheitlich wird eine deutliche Abschwächung der Niederschläge gezeigt,
die bereits aktuell anhand der Beobachtungen erkennbar ist. Daher wird eine
Verlängerung der bestehenden Unwetterwarnung nicht mehr erforderlich sein. Auch
die markante Starkregenwarnung braucht nicht mehr weiter nach Süden ausgeweitet
zu werden.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann