DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-07-2018 10:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 10.07.2018 um 10.30 UTC



Sommerlich warm. Gebietsweise Schauer und Gewitter, aufgrund geringer
Verlagerung mit Starkregenpotenzial.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 17.07.2018


Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag ist das recht markante und wetterwirksame
Höhentief ostwärts abgezogen, es liegt mit seinem Zentrum über Westpolen und
zieht weiter in Richtung Weißrussland. Auch das dazugehörige Niederschlagsgebiet
dürfte bis Freitagfrüh über Oder und Neiße abgezogen sein. Am Boden steigt der
Luftdruck aber nur marginal, es herrschen über Mitteleuropa nur schwache
Luftdruckgegensätze und in der Höhe folgt nur ein sehr flacher Rücken. Dieser
wird bereits im Tagesverlauf wieder von kurzwelligen Randtrögen überlaufen. Die
Zirkulation bleibt demnach eher zyklonal geprägt und es entwickeln sich im
Tagesverlauf wieder Schauer und Gewitter.
Am Samstag gelangt Deutschland auf die Vorderseite eines markanteren Troges,
dessen Achse von Dänemark nach Südwest in Richtung Biskaya orientiert ist. Der
Nordwesten Deutschlands gelangt im Tagesverlauf auf die Trogrückseite.
Dementsprechend muss bei einer flachen Bodendruckverteilung einmal mehr mit sich
nur wenig verlagernden Schauern und Gewittern gerechnet werden, die sich im
Tagesverlauf eher auf die Süd- bzw. Südosthälfte konzentrieren dürften.
Am Sonntag hat der Trog Deutschland noch nicht komplett überquert, die Trogachse
liegt im Bereich einer Linie Schwarzwald-Erzgebirge. Daher muss südlich davon
erneut mit dem Auftreten von Schauern und Gewittern gerechnet werden. Im Norden
steigt der Luftdruck leicht an, über Westeuropa wölbt sich in der Höhe ein
Rücken auf. Die Temperaturen in 850 hPa steigen von Südwesten her allmählich an.

Am Montag und Dienstag dominiert der Höhenrücken im Prinzip über ganz
Deutschland. Im Prinzip, weil zum einen an den Alpen der Trog noch nicht
wirklich weit entfernt ist und es durchaus noch ein gewisses, wenn auch recht
geringes Schauer- bzw. Gewitterrisiko am Alpenrand gibt. Zum anderen wird der
Rücken im Laufe des Dienstags allmählich vom nachfolgenden Trog über dem nahen
Ostatlantik eingeengt und von Südwesten kann dabei eine zunehmend wärmere und
auch feuchtere Luftmasse einfließen. Die 15 Grad-Isotherme in 850 hPa kommt etwa
bis zur Elbe voran. Vor allem am Dienstag dürften sich im Tagesverlauf im Westen
und Südwesten wieder recht viele Quellwolken bilden und somit können
insbesondere im Schwarzwald auch wieder einzelne Schauer bzw. Gewitter nicht
ganz ausgeschlossen werden.

Auch in der erweiterten Mittelfrist zeigt sich voraussichtlich wenig Neues im
Wettergeschehen: Es bleibt am Boden bei geringen Luftdruckgegensätzen und das
Temperaturniveau bleibt sommerlich, nach dem aktuellsten Lauf auch sehr
sommerlich bis heiß. Wann und wo es von der Höhe her zu leichten
Hebungsantrieben und demzufolge im Zusammenspiel mit dem Tagesgang zu örtlichen
Schauern oder Gewittern kommt, bleibt allerdings abzuwarten.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der vorliegenden EZMW-Läufe ist insgesamt nicht optimal: Nach
Abzug des Höhentiefs nach Osten zu Beginn der Mittelfrist am Freitag ergeben
sich bereits unmittelbar leichte, aber zumindest in punkto Labilität und damit
einhergehenden Niederschlägen nennenswerte Unterschiede. Sowohl der gestrige 12
UTC-Lauf als auch der aktuellste Lauf von 00 UTC lassen den nachfolgenden Rücken
weniger aufwölben als der gestrige 00 UTC-Lauf, dagegen sollen kurzwellige
Troganteile über Mitteleuropa hinweg laufen. Diese Amplituden- und
Phasenunterschiede setzten sich fort, haben im weiteren Verlauf ab Anfang
kommender Woche neben Unterschieden in Bezug auf die Niederschlagsschwerpunkte
auch durchaus einen Einfluss auf das Temperaturniveau. Dabei liefert der
aktuellste EZMW-Lauf von 00 UTC in der kommenden Woche die wärmste Version mit
der +15 Grad-Isotherme in 850 hPa bis nach Norddeutschland hinein, in den
Vorläufen verblieb diese etwa an den Alpen. An sommerlichen Temperaturen besteht
zwar kein Zweifel, es könnte aber auch vermehrt heiß (über 30 Grad) werden.
Vom Grundtenor deutet sich allerdings ein altbekanntes Muster an: Am Boden
herrschen eher schwache Luftdruckgegensätze und von der Höhe her ist die
Zirkulation häufig leicht zyklonal geprägt.

Auch in der erweiterten Mittelfrist lassen sich daher nur wenig belastbare
Aussagen machen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Der Vergleich zwischen dem aktuellen EZMW-Lauf und anderen Globalmodellen,
namentlich ICON und GFS, liefert zunächst wenig neue Informationen. Die
Grundmuster werden sehr ähnlich simuliert. Ab der kommenden Woche laufen sie ein
wenig auseinander: ICON und GFS sind zu Wochenbeginn etwas zyklonaler
aufgestellt als der 00 UTC-EZMW-Lauf und auch das Temperaturniveau ist geringer.

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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des EZMW liefert für alle Mittelfristzeiträume lediglich
einen Cluster, erst ab +264 h werden 2 Cluster angeboten. Somit bestehen am
Grundmuster einer am Boden gradientschwachen und von der Höhe häufig leicht
zyklonal geprägten Wetterlage kaum Zweifel, auch wenn die Details durchaus noch
nicht sicher sind (siehe Konsistenzbetrachtung).

Auch die Rauchfahnen liefern keine neuen Informationen: Das Temperaturniveau
sowie das Geopotenzial steigen peu à peu an. Der Spread bis einschließlich
Samstag ist relativ gering und wird dann recht allmählich etwas größer,
allerdings sind Haupt- und Kontrolllauf sowohl bei der Temperatur in 850 hPa als
auch beim Geopotenzial in 500 hPa eher am oberen Rand der Spannbreite zu finden.
Gerade in punkto Geopotenzial tendieren also viele Ensemblemitglieder zu etwas
tieferem Geopotenzial und damit etwas mehr in Richtung ICON/GFS. Es gibt immer
wieder Niederschlagssignale mit einem gewissen Minimum in Richtung
Sonntag/Montag.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Bei Schauern und Gewittern besteht aufgrund der Luftmasse und der zögerlichen
Verlagerung grundsätzlich Starkregenpotenzial, Signale in den EPS-Verfahren oder
im EFI liegen dafür allerdings nicht vor.

Am Samstag liegen zudem im Süden Signale für erhöhte Windgeschwindigkeiten, also
Windböen bzw. Sturmböen vor. Im LEPS Wahrscheinlichkeiten für Böen Bft 7 um 30
%.

Des weiteren Hinweis im EFI zum Ende der erweiterten Mittelfrist für positive
Temperaturabweichung. Sonst keine Hinweise auf signifikante Wettererscheinungen.

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Basis für Mittelfristvorhersage
EZMW-EPS, MOS-MIX
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger