DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

07-07-2018 16:01
SXEU31 DWAV 071800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 07.07.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Antizyklonale Nordlage, im Norden zeitweise windig.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... Erstreckt sich ein blockierender Höhenkeil von Westeuropa über
Groß-Britannien bis nach Skandinavien. Über Nordosteuropa ist ein Langwellentrog
wirksam. Deutschland liegt zwischen diesen beiden Systemen ein einer
nordwestlichen Strömung und wird antizyklonal beeinflusst. Im Südwesten
Deutschlands liegen noch die Reste der labilen Luftmasse. Bei CAPE-Werten um 100
J/kg haben sich unterhalb einer Absinkinversion flache Quellwolken gebildet, die
aber nur im Schwarzwald vereinzelt Schauer brachten. Diese sollten sich im Laufe
des Abends auflösen.
Im Lee des skandinavischen Gebirges hat sich ein schwaches Randtief gebildet.
Dieses zieht nach Süden bis Südosten und kommt ausgangs der kommenden Nacht über
dem Nordwesten Polens an. Durch dieses Randtief wird der Gradient über
Norddeutschland noch bis in die Abend stunden aufrechterhalten erhalten. Es
kommt daher in Schleswig-Holstein und weiter östlich an der Ostseeküste zu
einzelnen starken Böen um 55 km/h aus Nordwest, exponiert sind auch stürmische
Böen nicht ganz ausgeschlossen.

In der Nacht zum Samstag läuft ein Kurzwellentrog über Polen südwärts ab. Durch
das zugehörige Randtief wird bodennah feuchtere Luft in den Norden und Nordosten
geführt, sodass sich dort in der Nacht dichte Stratusbewölkung (Obergrenze ~
900hPa) ausbreitet, die gegen Sonntagmorgen die Mittelgebirgsschwelle erreicht.
Regen wird nicht simuliert.
Sonst wird die Nacht weitestgehend klar, wobei die Temperatur dank niedriger
Taupunkte gebietsweise wieder in den einstelligen Bereich fallen kann.

Sonntag ... zieht ein Höhentief von Island Richtung Skandinavien und flacht den
Höhenkeil etwas ab. Gleichzeitig schnürt sich der nächtliche Kurzwellentrog über
Südosteuropa ab und wird zu einem schwachen Kaltlufttropfen. Einfluss auf unser
Wetter hat dies allerdings nicht. Über Polen liegt noch eine schwache
Tiefdruckrinne, die nur allmählich südwärts vorankommt. In der Höhe ist überall
ein Keil wirksam, dessen Achse vom Ärmelkanal über Dänemark bis Südskandinavien
reicht. Die Stratusbewölkung über dem Norden und Nordosten zerfällt nur
allmählich in SC-Bewölkung. Diese wird sich tagsüber voraussichtlich längere
Zeit halten. Bei schwacher bodennaher Hebung breiten sich die SC-Wolken an einer
Sperrschicht auf 850 hPa aus, die durch absinken aus mittleren Schichten
aufrechterhalten wird.
Ansonsten wird es ein verbreitet sonniger Tag. Bei 850-hPa-Temperaturen um 10 °C
steigen die Höchstwerte wieder bis in den sommerlichen Bereich.



Montag ... zieht das Höhentief von Skandinavien nach Dänemark. Dabei wird im Lee
des skandinavischen Gebirges eine Zyklogenese ausgelöst. An der Westflanke des
Tiefs verstärkt sich der Gradient, sodass, der Wind im Norden auflebt. An der
Nordsee sind dann stürmische Böen zu erwarten. Im Binnenland muss verbreitet mit
Böen der Stärke 7 gerechnet werden. Die Kaltfront des Tiefs kommt Bodennah sehr
flach herein und wird von einem trocken Oberstrom, der bis etwa 800 hPa absinkt
überlaufen. Die dadurch entstehende Inversion verhindert Konvektion. So ist die
Front weitestgehend inaktiv und nur mit dichten Wolkenfeldern, aus denen kaum
Niederschlag fällt verbunden. Diese Wolkenfelder kommen bis mittags bis in die
Mitte voran. Etwa in der Südhälfte scheint unter Hochdruckeinfluss weiter meist
die Sonne und auch im Osten dürften längere Aufheiterungen zu finden sein.
Leichte Gewitter sind in einem schwach labilen Bereich in Südostdeutschland
möglich. Dieses Szenario rechnet aber nur GFS. In den anderen Modellen sind die
Taupunkte dafür zu niedrig, sodass sich keine Labilität aufbauen kann.
Rückseitig der Kaltfront wird trocknere Polarluft mit wieder nur einstelligen
Taupunkten advehiert.
In der Nacht zum Dienstag nähern sich Trog und Bodenrinne von Norden her weiter
an. Allerdings fächert der Gradient dabei eher wieder etwas auf, sodass
lediglich an der See noch ein paar 7er Böen auftreten. Dazu breitet sich starke,
aber weiter nicht sonderlich hochreichende Bewölkung über den Norden und die
Mitte aus, mehr als lokal ein paar Spritzer Regen sind noch nicht drin. Die mit
dem Trog verbundene Labilisierung und die daran geknüpften konvektiven
Niederschläge bleiben noch über der Ostsee außen vor. Nur im ECMWF, das den Trog
als Cut-Off-Tief etwas weiter westlich über Dänemark ziehen lässt, erreichen die
Nordhälfte einige Schauer.

Dienstag ... zieht das Cut-Off-Tief mit zugehörigem Höhentrog mit seinem Zentrum
über den Nordosten Deutschlands. In der hochreichenden Kaltluft (-20 °C auf 500
hPa) kann sich im Tagesverlauf über dem Nordosten 300 - 600 J/Kg CAPE aufbauen.
Schauer und kurze Gewitter sind die Folge. Mit einer nordwestlichen Strömung
fließt weiterhin kühle Polarluft ein (850-hPa-Temperatur ~ 7 °C). An der
Südseite des Troges, wo die Schichtung stabiler ist, hält sich dichtere
Sc-bewölkung über der Mitte Deutschlands, während es im Süden in einer wärmeren
Luftmasse unter dem Einfluss eines Bodenhochkeils längere sonnige Abschnitte
gibt.
In der Nacht zum Mittwoch zieht das Höhentief südostwärts Richtung Lausitz,
wodurch die gesamte Nordosthälfte von den Schauern und Gewittern erfasst wird.
ECMWF bevorzugt allerdings eine westlichere Zugbahn.


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Zugbahn und Intensität des Cut-off-Tiefs und damit die zugehörigen Schauer
werden derzeit von den Modellen noch unterschiedlich berechnet.
Sonst simulieren die Modelle weitgehend ähnlich ohne größere prognoserelevante
Unterschiede.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Christian Herold