DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

05-07-2018 17:30
SXEU31 DWAV 051800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Donnerstag, den 05.07.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Heute und morgen im Süden noch kräftige Gewitter mit Starkregen und teilweise
auch Hagel, lokal bis in den Unwetterbereich. Ab Samstag auch im Süden
Wetterberuhigung.

Synoptische Entwicklung bis Sonntag 12 UTC
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Aktuell ...
liegt Deutschland auf der Rückseite hochreichenden Tiefs über dem nordwestlichen
Russland. In der Höhe zeigt sich über Frankreich eine markante Trogstruktur auf
dessen Vorderseite über Süddeutschland kräftige Hebung simuliert wird. Die Achse
dieses Troges wandert im Verlauf der Nacht in Richtung Süddeutschland. Von daher
simuliert ICON die ganze Nacht über Signale für Hebung und daher werden auch für
Teile der Mitte und Südens weitere Gewitter simuliert. Anfangs können diese
Zellen noch unwetterartig aufgrund von Starkregen sein. Wahrscheinlich kommt es
aber im Verlauf der Nacht zu einer Verclusterung der Gewitterzellen. Starkregen
gibt es daran aber weiterhin. Die Modelle simulieren unisono vor allem im
Bereich der Gebirge, vom Schwarzwald über den Odenwald und die Rhön bis zum
Thüringer Wald und dem Bayerischen Wald und zu den Alpen kräftige
Niederschlagsmengen, lokal mit Signalen für markanten Starkregen (über 20mm/6h).
Die Ensembles geben vor allem für den äußersten Süden, vom Schwarzwald bis zu
den Alpen, Signale für markante Regenmengen bis morgen früh.

Von der Mitte in Richtung Norden bleibt es dagegen in der Nacht trocken und die
Wolken lockern teilweise auch auf. Die Bildung eines Tiefs über dem Skagerrak
führt zu einer Gradientverschärfung und in der Folge kann es im Bereich der
Nordfriesen, bzw. in Fehmarn zu steifen Böen (Bft 7) aus Nordwest kommen.
Weitere Warnparameter stehen voraussichtlich nicht auf der Karte.


Freitag ...
schwenkt der Trog über den Süden hinweg nach Osten. Die Front kommt von der
Mitte weiter nach Süden voran und löst sich auf. Auf der Rückseite kommt es im
Norden zu Druckanstieg und etwas trocknere und nicht so warme Luft setzt sich
weiter nach Süden durch. Südlich einer Linie vom mittleren Baden bis zum
Fichtelgebirge liegt aber immer noch die feucht-labil geschichtete Luft und
daran kann es noch Schauer und auch Gewitter geben. Davon betroffen sind zuerst
noch große Teile des östlichen Baden-Württembergs und Frankens, später dann
meist die Regionen südlich von Fränkischer und Schwäbischer Alb. Die stärksten
Niederschlagssignale werden von den Modellen vor allem für die südöstlichen
Mittelgebirge sowie für den Alpenrand simuliert. Die Unwettergefahr ist aber im
Vergleich zu heute etwas geringer.

Nach Norden zu sorgt ein Höhenkeil über der Nordsee für Druckanstieg und
Absinken, sodass der Freitag in weiten Teilen des Südwestens, der Mitte und des
Nordens freundlich und teilweise auch sonnig ausfällt. Vor allem in der Mitte
und dem Osten wird mit über 25 Grad auch ein Sommertag erreicht. Sonst bleiben
die Temperaturen darunter.

Der kräftige Druckgradient im Norden bleibt erhalten, da sich das Tief über dem
Skagerrak regeneriert. Daher muss im Norden Schleswig-Holsteins und an der
Mecklenburg-Vorpommerschen Küste mit steifen Böen gerechnet werden.

In der Nacht zum Samstag breitet sich der Hochkeil weiter ostwärts aus und sorgt
für Absinken. Am Boden setzt sich die stabilere und trockenere Luft auch im
Süden durch. Daher lassen die Gewitter auch im Südosten im Verlauf der Nacht
nach. Die Bewölkung lockert von Norden her auf und vor allem in der nördlichen
Mitte sinken die Temperaturen unter 10 Grad ab.
Der Wind bleibt im äußersten Norden Thema. In Küstennähe gibt es weiterhin
steife, an exponierten Stellen auch stürmische Böen aus Nordwest.


Samstag ...
kann sich das Höhenhoch über den Britischen Inseln weiter verstärken, das
nordosteuropäische Höhentief verlagert sein Drehzentrum über Nordwestrussland
allmählich etwas nach Osten. Somit bleibt das Vorhersagegebiet unterhalb einer
nordnordwestlichen Höhenströmung, nennenswerte Hebungsantriebe sind bei
schwacher KLA keine auszumachen.

Das Bodenhoch über den Britischen Inseln und der westlichen Nordsee verstärkt
sich noch etwas, während das Tief über Südschweden sich bis zum Abend zur
mittleren Ostsee verlagert und ein wenig auffüllt.

Der Gradient bleibt dabei im Norden/Nordosten zunächst scharf ausgeprägt und es
gibt vor allem im Ostseeumfeld und entlang der nordfriesischen Küste weiterhin
steife Böen aus Nordwest. Erst zum Abend hin fächert der Gradient etwas auf und
der Wind flaut ab.

Ansonsten steht ein warntechnisch recht ruhiger Tag ins Haus, einzig an den
Alpen besteht noch ein geringes Gewitterrisiko, da sich dort noch Reste der
feuchtlabilen Luftmasse halten können. Ein lokal eng begrenztes Starkregen- oder
Hagelereignis kann dann natürlich nicht ausgeschlossen werden.

In den Norden und Nordosten dringt an der Westflanke des Tiefs von Nordwesten
her weiterhin bodennah recht feuchte Nordseeluft, so dass dort die vielerorts
vorhandene Sc-Bewölkung nur zögernd auflockert, am ehesten nach Westen zu, in
der Nähe zum Hochdruckgebiet. Ansonsten wechseln aber längere sonnige Abschnitte
und lockere Quell- bzw. Sc-Bewölkung (eine Inversion in etwa 800 hPa lässt die
Wolken nicht darüber hinaus wachsen) ab und es bleibt meist trocken. Die
Temperatur in 850 hPa geht allgemein noch ein wenig zurück und liegt abends
meist zwischen 8 Grad und 13 Grad. Somit sind Höchstwerte zwischen 18 und 23
Grad unter den dichteren Wolken im Norden/Nordosten und zwischen 23 und 28 Grad
in den übrigen Regionen zu erwarten, am Oberrhein kann es vielleicht auch etwas
wärmer werden.

In der Nacht zum Sonntag verlagert sich das Tief von der Ostsee nach Nordpolen.
Es füllt sich zwar weiter auf, erhält aber den recht kräftigen Gradienten im
Nordosten am Leben und sorgt somit für starke Böen vor allem an der Ostsee. Die
Zufuhr niedertroposphärisch feuchter Luft sorgt für teils starke, tiefe
Bewölkung im Norden, während ansonsten die Nacht häufig gering bewölkt oder klar
über die Bühne geht. Das ein oder andere Dunst- oder Nebelfeld wird kaum
warnrelevant.


Sonntag ...
setzt sich die Stabilisierung durch das Höhenhoch mit Zentrum über den
Britischen Inseln fort. Wir befinden uns auf dessen Vorderseite in einer
nördlichen Strömung mit der KLA nach Süden geführt wird. Auch am Boden liegen
wir auf der Vorderseite des Hochs über den Britischen Inseln und dem Kanal, das
sich im Tagesverlauf noch weiter verstärkt.
Somit bleibt es am Sonntag warnfrei bei viel Sonnenschein. Lediglich im Osten
gibt es aufgrund der Nähe zum osteuropäischen Höhentrog noch ein paar Wolken.
Aber auch dort bleibt es trocken.
Die Temperaturen steigen auf 22 Grad an den Küsten und bis auf 29 Grad im
Südwesten.

Auch in der Nacht zum Montag bleibt es weitgehend warnfrei. Allerdings ein Tief
das südliche Skandinavien und die dazugehörige Kaltfront die mittlere Nordsee.
Infolge dessen nimmt der Gradient an der Küste zu und es gibt in Küstennähe
steife, exponiert auf den Inseln auch stürmische Böen (Bft 7 bis 8).


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die Entwicklung in den nächsten Tagen recht ähnlich.
Demnach setzt sich bis Samstag die etwas trockenere und stabilere Luft bis an
die Alpen durch.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Rolf Ullrich