DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

04-07-2018 08:01
SXEU31 DWAV 040800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Mittwoch, den 04.07.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NW

In der Südwesthälfte einzelne Gewitter, lokal Unwetter durch Starkregen und
Hagel. Donnerstag in der Südhälfte gewittrig, erneut lokal durch Starkregen WU
zu erwarten. Am Freitag im Süden Übergang der Konvektion in Dauerregen.

Synoptische Entwicklung bis Freitag 24 UTC
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Mittwoch... liegt Mitteleuropa unter einem Höhenrücken, der in ein
abgeschlossenes Höhenhoch über der Nordsee mündet. Er wird flankiert von einem
flachen Trog über Westeuropa und einem kräftigen Höhentiefkomplex über
Nordosteuropa. Die Druckgegensätze am Boden bei uns sind sehr gering. Wir liegen
dabei am Rand eines Tiefdruckgebietes über dem Nordosten des Kontinents, wobei
über dem Süden Deutschlands und südwestlich von uns feuchte Luft lagert, die
sich langsam nach Nordosten ausbreitet und die im großen Rest des Landes
vorhandene trockene Festlandsluft etwas nach Nordosten zurückdrängt.
Dabei sind schon anfangs örtliche Schauer unterwegs im Südwesten. Im
Tagesverlauf kommt der Trog langsam nach Osten voran und wir geraten in eine
schwache westsüdwestliche Höhenströmung, wobei sich dann etwa von der Eifel bis
nach Niederbayern und südwestlich davon einzelne teils kräftige Schauer und
Gewitter entwickeln können.
Bei Cape über 1000 J/kg und einem Wassergehalt von mehr als 30 mm sind die
Gewitter, auch wegen der langsamen Zuggeschwindigkeit, hauptsächlich von
Starkregen und Hagel begleitet. Vereinzelt sind unwetterartige Entwicklungen
nicht ausgeschlossen. Nennenswerte Scherung ist nicht vorhanden, weshalb auch
organisierte Strukturen kaum zu erwarten sind. Eine Vorabinformation wird für
den heutigen Tag aber nicht nötig.

Mit schwachen nordwestlichen Winden hat sich tiefe Sc/St Bewölkung in den
äußersten Norden und Nordwesten vorgearbeitet, die sich wahrscheinlich auch
halten wird und entsprechend niedrige Temperaturen (Maxima um 20 Grad) zur Folge
hat. Ansonsten scheint vielfach die Sonne und es bleibt abgesehen von den
Gebieten mit hochreichender Konvektion trocken und sehr warm, gebietsweise auch
heiß. In den bewölkten Regionen im Nordwesten wird dagegen eher die 20
Grad-Marke angepeilt.
Abseits der Gewitter, wo durchaus Bft 7 bis 8 möglich sind, spielt der Wind
keine Rolle.

In der Nacht zum Donnerstag klingen die Gewitter rasch wieder ab. Ob im Laufe
der Nacht von Frankreich und der Schweiz wieder Gewittercluster auf den
äußersten Südwesten übergreifen muss abgewartet werden. C D2 und das Super HD
zeigen aber entsprechende Signale. Ansonsten geht die Nacht gering bewölkt über
die Bühne, vielleicht mit etwas Dunst oder Nebel wo es zuvor geregnet hat. Die
starke Bewölkung ganz im Norden macht noch etwas Boden nach Osten bis Südosten
gut und erfasst auch Teile MVs.

Donnerstag... wird der Höhenrücken über Deutschland mit Annäherung des
Randtroges von Westen her abgebaut. Abends verläuft die Trogachse über den
Westen Deutschlands und Ostfrankreich hinweg südsüdwestwärts. Vor allem über dem
Süden und der Mitte des Landes wird auf dessen Vorderseite Hebung generiert.
Im Bodenfeld kommt die potenziell instabile Luftmasse aufgrund eines blockierend
wirkenden schwachen Hochkeils über dem Norddeutschen Tiefland nicht weiter nach
Norden voran, sondern breitet sich eher in Richtung östliches Bergland aus.

Das Tief über Südnorwegen verstärkt sich etwas, was zu einer Gradientzunahme
über der östlichen Nordsee führt. Somit frischt der Nordwestwind im
Küstenbereich etwas auf, warnrelevanten Böen werden nicht erreicht.
Allerdings verstärkt sich niedertroposphärisch die Kaltluftadvektion etwas, die
Temperaturen in 850 hPa sinken im äußersten Nordwesten auf Werte um oder knapp
unter 10 Grad. Nach wie vor bleibt es unmittelbar an der Küste, aber auch in
Schleswig-Holstein und in Vorpommern dabei teils stärker bewölkt, hier und da
kann es auch etwas nieseln, während im übrigen Norddeutschland und vor allem
auch in der Osthälfte die Sonne scheint.

Weiter südlich, innerhalb der potenziell instabilen Luftmasse, lebt im
Tagesverlauf die Schauer- und Gewittertätigkeit erneut auf. Dabei werden
ähnliche Labilitätswerte wie am Vortag simuliert, was allerdings auch stark
abhängig von der Einstrahlung ist. Nach wie vor bleibt die Höhenströmung trotz
Trogvorderseite schwachgradientig, so dass großräumig nur geringe Scherung
simuliert wird. Somit hängt der genaue Ablauf der Gewittertätigkeit von vielen,
nur sehr schwer abschätzbaren mesoskaligen Phänomenen ab. Die
Verlagerungsgeschwindigkeit der Gewitter bleibt weiterhin gering, so dass
das Thema Starkregen wiederum im Fokus steht (bis hin zu Unwetter), aber auch
Hagel und bei organisierten Systemen Sturmböen sind natürlich nicht
ausgeschlossen. Auch mehrstündiger Starkregen ist denkbar, am ehesten im
Südwesten.

Insgesamt dürften aufgrund der verstärkten Hebung verbreiteter als am Vortag
Gewitter auftreten, eine Vorabinformation für diesen Tag rechtfertigt dies aber
weiterhin nicht unbedingt.

An den Temperaturverhältnissen ändert sich nur wenig. Im Norden werden mit
auffrischendem Nordwestwind Höchstwerte von etwa 19 bis 24 Grad erreicht, sonst
wird es mit 24 bis 30 Grad, Richtung Lausitz auch darüber, wieder sommerlich
warm, im Südwesten bleibt es bei stärkerer Bewölkung gebietsweise ebenfalls
schon kühler, vor allem dort, wo es auch mal länger schauerartig regnet.

In der Nacht zum Freitag schwenkt der zunehmend abflachende Randtrog über
Deutschland hinweg südostwärts, dahinter stellt sich eine nordwestliche
Höhenströmung ein.
Im Bodenfeld verstärkt sich das Tief über Südnorwegen weiter, während über den
Britischen Inseln aufgrund von KLA Druckanstieg einsetzt. Dadurch verschärft
sich der Gradient über der Nordsee und auch über Norddeutschland. Der
Nordwestwind frischt noch etwas auf und an exponierten Küstenabschnitten von
Nord- und Ostsee reicht es eventuell für eine Bft 7.
Die feuchtlabile Luftmasse wird mit der auf Nordwest drehenden Strömung
allmählich wieder nach Süden zurückgedrängt. Vor allem in der ersten Nachthälfte
ist dort dynamische Hebung wirksam, so dass es im Süden zu schauerartigen, teils
gewittrigen Niederschlägen kommt, anfangs kann es auch noch einzelne kräftige
Gewitter geben. Dabei bleibt vor allem Starkregen ein Thema, teilweise auch
mehrstündig, unwetterartige Mengen lokal eng begrenzt nicht ausgeschlossen. Vor
allem COSMO-LEPS zeigt in Nordbaden und im nördlichen Franken, aber auch
Richtung Alpen geringe Wahrscheinlichkeiten für mehr als 35 mm in 6 bzw. mehr
als 40 mm in 12 Stunden, der aktuelle ICON-EU-Lauf hat die höchsten Mengen im
Berchtesgadener Land auf der Karte.
In den mittleren Landesteilen lassen die Schauer und Gewitter dagegen nach und
die Wolken lockern wieder auf, wobei sich örtlich Nebel bilden kann.


Freitag... verbleibt Deutschland zwischen dem umfangreichen Höhentrog mit
Drehzentrum über Karelien und einem sich verstärkenden Höhenrücken über der
Biskaya, der sich allmählich nordwärts Richtung Britische Inseln aufwölbt,
unterhalb der nordwestlichen Höhenströmung. Nennenswerte dynamische
Hebungsantriebe sind nun auch im Süden keine mehr auszumachen.
Im Bodenfeld wird die noch über Süddeutschland lagernde feuchtlabile Luftmasse
nur zögernd weiter nach Süden abgedrängt. Erst zum Nachmittag und Abend hin
weitet sich ein Keil des sich verstärkenden und allmählich nach Osten
ausweitenden Hochdruckgebietes über Westeuropa dorthin aus. Somit können sich
vor allem entlang und südlich der Donau, im Schwarzwald und im ostbayerischen
Mittelgebirgsraum im Tagesverlauf erneut Gewitter entwickeln. Voraussichtlich
wird nicht mehr so viel Cape generiert werden können wie an den Vortagen, so
dass die Unwettergefahr eher abnimmt. Nachmittags und abends drängt dann die von
Nordwesten her vordringende stabilere Luftmasse die Schauer und Gewitter
allmählich Richtung Alpen ab. Auch gehen die zunächst konvektiven Niederschläge
teilweise in schauerartigen Regen über, der in Staulagen auch Warnschwellen vor
Dauerregen erreichen kann. Zumindest signalisieren die Ensembles von Cosmo Leps
und ECM EPS im 24 h Zeitraum bis Samstag 06 UTC erhöhte Wahrscheinlichkeiten für
mehr als 30 mm am Alpenrand.

Insgesamt kommt die niedertroposphärisch kühlere Luftmasse mit der sich noch
etwas verstärkenden Grundströmung ein wenig weiter nach Süden voran, die 10
Grad-Isotherme in 850 hPa erreicht in etwa den Nordrand der Mittelgebirge. Im
Küstenbereich legt der Wind weiter zu und es gibt häufiger steife Böen aus
Nordwest, ehe er zum späten Nachmittag und Abend mit Annäherung des Hochkeiles
zumindest an der Nordsee wieder etwas abnimmt.
Die vorübergehend weiter landeinwärts vordringende Sc-Bewölkung über
Norddeutschland, die durchaus auch noch den Nordrand der Mittelgebirge erreicht,
lockert im Tagesverlauf mit Annäherung des Hochkeiles zögernd auf. Ansonsten
scheint die Sonne wohl am häufigsten in den mittleren und östlichen
Landesteilen, während es im Süden noch bewölkt bleibt.
Die Temperaturen gehen insgesamt etwas zurück und bewegen sich zwischen 18 und
24 Grad im Norden bzw. unter den dichteren Wolken im Süden, während in den
mittleren Landesteilen sommerliche 22 bis 28 Grad erreicht werden.

In der Nacht zum Samstag ziehen sich die Regenfälle mehr und mehr zum Alpenrand
zurück und lassen nach. Von Nordwesten her lockert die Bewölkung im Süden
teilweise auf. Sonst bleibt es teils aufgelockert, teils gering bewölkt und
weitgehend trocken. In den Norden ziehen von der See her auch einige
Wolkenfelder durch und vor allem an den Küsten gibt es starke Böen Bft 7,
vereinzelt 8.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die Modelle simulieren die synoptischskalige Entwicklung sehr ähnlich. Das
Warnmanagement der nächsten Tage ist Nowcastinggeschäft. Vorabinformationen
bezüglich der Gewitter drängen sich sowohl heute, als auch morgen angesichts der
nur lokalen Unwetter nicht auf. Inwieweit nach Übergang der konvektiven
Niederschläge in Skalige Dauerregenschwellen im Süden überschritten werden, muss
abgewartet werden. Die Signale seitens der Ensembles sind vorhanden, die
deterministischen Modelle zeigen (noch?) nichts. Wobei in den Mengen der
Ensembles natürlich ein konvektiver Anteil vorhanden sein kann, der eventuell
schon in Gewittern abgewarnt wurde.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Bernd Zeuschner