DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

02-07-2018 09:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Montag, den 02.07.2018 um 10.30 UTC



Im Süden bis Freitag häufig Schauer und teils kräftige Gewitter, sonst weiterhin
trocken und warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Montag, den 09.07.2018


Am Donnerstag, dem Beginn des Mittelfristzeitraumes, schwenkt - eingebettet in
eine recht schwache und leicht mäandrierende westliche Höhenströmung über
Mitteleuropa - ein flacher Höhenrücken über das östliche Deutschland hinweg
weiter ostwärts, schwächt sich ab und ist in der Nacht zum Freitag an der
Südflanke eines umfangreichen Höhentroges über Nordwestrussland nicht mehr
auszumachen.
Damit gerät das Vorhersagegebiet zunehmend in den Einflussbereich eines ebenso
flachen Höhentroges über dem westlichen Mitteleuropa bzw. Westfrankreich, der
sich allmählich ostwärts verlagert und dessen Achse am Freitag, 00 UTC von
Vorpommern südwestwärts bis nach Zentralfrankreich verläuft. Vorderseitig werden
in erster Linie über Süddeutschland Hebungsprozesse wirksam und innerhalb der
dort lagernden sehr warmen und potenziell instabilen Luftmasse muss im Laufe des
Donnerstags recht verbreitet mit konvektiv durchsetzten Niederschlägen gerechnet
werden. Die mäßig hohen Instabilitätsparameter (PPW-Werte über 30 mm, ML-Cape
bis über 1000 J/kg) lassen aufgrund der langsamen Verlagerungsgeschwindigkeit
und des wiederholten Auftretens von Schauern und Gewittern punktuell auch
Starkregen bis in den Unwetterbereich zu.
In den Norden und in die Mitte des Landes gelangen dagegen zwischen einem Hoch
mit Schwerpunkt knapp westlich der Britischen Inseln und tiefen Luftdruck über
Skandinavien mit einer schwachen nordwestlichen Strömung mäßig warme bis Warme
und vor allem deutlich stabiler geschichtete Luftmassen, so dass es dort
weitgehend trocken bleibt.
Am Freitag überquert der flache Trog Deutschland allmählich südostwärts und
erreicht in der Nacht zum Samstag Norditalien. Rückseitig wölbt sich über
Westeuropa aufgrund kräftiger WLA über dem nahen Ostatlantik ein markanter
Höhenrücken auf, an dessen Ostflanke die Höhenströmung über dem Vorhersagegebiet
auf Nord bis Nordwest dreht.
Der Schwerpunkt des Bodenhochs verlagert sich somit allmählich Richtung
Britische Inseln und Frankreich, zudem kann sich das Hoch noch etwas verstärken,
wobei sich im Tagesverlauf ein Keil nach Mitteleuropa und auch nach
Südwestdeutschland ausweitet. Somit werden die über Süddeutschland lagernde
feuchtwarme Luftmasse und die daran gekoppelten konvektiven Niederschläge etwas
nach Süden abgedrängt. Ansonsten ändert sich nur wenig; an der Ostflanke des
Hochs gelangt mit einer schwachen Nordwestströmung stabil geschichtete und recht
warme Luft in weite Teile des Vorhersagegebietes.
Am Samstag schwenkt ein Randtrog über Südskandinavien hinweg zur südöstlichen
Ostsee, während sich über den Britischen Inseln eine eigenständige
Höhenantizyklone abspaltet. Damit verstärkt sich die nordwestliche Höhenströmung
über dem Vorhersagegebiet etwas. Auch niedertroposphärisch gelangt am Randes des
sich über die westliche und nördliche Nordsee bis zur Norwegischen See
ausweitenden Bodenhochs von Nordnordwest her etwas kühlere Luft nach
Norddeutschland, die Temperatur in 850 hPa sinkt dort gebietsweise auf unter 10
Grad, zudem kann sich - eventuell auch schon am Vortag - von der Nordsee her
eventuell SC-Bewölkung bis ins Norddeutsche Tiefland ausbreiten.
Der äußerste Süden - in etwa die Regionen südlich der Donau - befindet sich nach
wie vor im Einflussbereich instabiler Luftmassen, dort kann es erneut Schauer
und Gewitter geben.
Am Sonntag und Montag verstärkt sich das Hochdruckgebiet über Westeuropa noch
etwas, wobei ein Keil über Mittel- bis nach Südosteuropa reicht. An dessen
Nordflanke gelangt von Nordwesten her recht warme Luft in die Mitte und in den
Norden des Landes, die Temperatur in 850 hPa erreicht meist Werte um oder über
10 Grad, wobei allerdings von der Nordsee her zeitweise SC-Bewölkung
landeinwärts driften kann. Die Südhälfte befindet sich an der Südflanke des
Hochs, wobei dort die Temperaturen in 850 hPa auf Werte um oder knapp über 15
Grad steigen. Instabil geschichtete Luftmassen beeinflussen mit einzelnen
Gewittern am ehesten noch den Alpenrand, eventuell auch den Schwarzwald.
Ansonsten bleibt es landesweit trocken.

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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Bis Freitag kann dem aktuellen Lauf eine sehr gute Konsistenz zu seinen beiden
Vorgängern bescheinigt werden. Der am Samstag über Südskandinavien zur
südöstlichen Ostsee schwenkende Randtrog wurde im gestrigen 00 UTC-Lauf weiter
westlich simuliert und sollte auch den Nordosten und Osten des
Vorhersagegebietes mit allerdings nur leichten Niederschlägen und vor allem auch
kühlerer Luft (Temperaturen in 850 hPa im Nordosten etwa 3 bis 4 K niedriger)
streifen.
Den sich wieder verstärkenden Hochdruckeinfluss am Sonntag und zu Beginn
kommender Woche zeigten auch die beiden gestrigen Läufe.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bezüglich der Wetterentwicklung im Mittelfristzeitraum herrscht eine seltene
Übereinstimmung innerhalb der Modellwelt. Diskrepanzen gibt es am ehesten noch
zu Beginn der Mittelfrist, was das Vorankommen der potenziell instabilen
Luftmasse und somit der konvektiven Niederschläge nach Norden angeht. Während
ICON und GEM die Schauer und Gewitter auf die Regionen entlang und südlich einer
Linie Südpfalz - Oberfranken beschränken, lassen GFS und IFS diese weiter nach
Norden, etwa bis zur Eifel und zum Erzgebirge vorankommen.
Den Randtrog am Samstag, der nach Lesart der meisten gestrigen Modellläufe
(außer GEM) noch den Osten/Nordosten Deutschlands mit Niederschlägen
beeinflussen sollte, wird jetzt interessanterweise von allen Modellen weiter
östlich simuliert.
Am Sonntag und zu Beginn der kommenden Woche lässt das IFS den Höhenrücken
geringfügig weiter nach Mitteleuropa ausweiten als GFS und ICON, was aber kaum
prognoserelevant ist, außer, dass mit der etwas stärkeren nordwestlichen
Bodenströmung etwas eine höhere Wahrscheinlichkeit für das vorübergehende
Vordringen von Sc-Bewölkung in Norddeutschland besteht.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum 72 bis 96 Stunden, also von Do, 00 UTC bis Fr, 00 UTC, verteilen
sich die 49 Ensemblemember, Haupt- und Kontrolllauf auf 5 Cluster. Cluster 1
(inklusive Haupt- und Kontrolllauf) bis Cluster 4 haben allesamt den über
Deutschland südostwärts schwenkenden flachen Randtrog auf der Karte. Cluster 5
dagegen, allerdings nur mit 3 Membern bestückt, lässt ihn über Zentralfrankreich
austropfen, der Resttrog soll dann über Nordwestdeutschland hinweg ostwärts
schwenken.
Für den nächstfolgenden Zeitraum (120 bis 168 Stunden, also Sa, 00 bis Mo, 00
UTC) ergeben sich 3 Cluster. Cluster 1 und 2 (jeweils 33 und 16 Member,
inklusive Haupt- und Kontrolllauf) zeigen beide den auch vom Hauptlauf
simulierten Aufbau eines Höhenhochs über Westeuropa und dessen Ausweiten nach
Mitteleuropa am Sonntag und Montag. Nach Cluster 3 (allerdings mit nur 2 Membern
bestückt) soll sich der Schwerpunkt der Höhenantizyklone dagegen von der
nördlichen Nordsee Richtung Skandinavien und Nordmeer verlagern, während für den
Norden der Britischen Inseln ein Trogvorstoß simuliert wird.
Auch in der erweiterten Mittelfrist (Dienstag, 00 UTC bis Donnerstag, 00 UTC)
dominieren die antizyklonalen Muster. Dabei ergeben sich vier Cluster. Cluster 1
und 2 (20 bzw. 13 Member) lassen den Schwerpunkt hohen Geopotenzials weiterhin
über Westeuropa, wobei ein Höhenrücken bis nach Mitteleuropa reichen soll,
während weiter nördlich die Frontalzone über Skandinavien hinweg ostwärts
verläuft.
Cluster 3 und 4 (jeweils 9 Member, Haupt- und Kontrolllauf in Cluster 4)
schwenken allmählich Richtung meridionales Muster mit dem Schwerpunkt des
Höhenhochs über den Britischen Inseln und zum Ende hin einer Austrogung über
Nordost- oder Osteuropa. Dabei zeigt vor allem Cluster 4 - ähnlich wie der
Hauptlauf - um die Wochenmitte eine kühle, aber eher trockene Nordlage, nach
allen anderen Clustern bleibt es ebenfalls weitgehend trocken, allerdings bei
einem für die Jahreszeit etwas übernormalen Temperaturniveau.
Die Rauchfahne für einen etwa in der Mitte des Landes gelegenen Gitterpunkt
zeigt zunächst einen relativ einheitlichen Verlauf der 850 hPa-Temperatur der
einzelnen Member. Am Donnerstag und Freitag gibt es lediglich zwei Ausreißer
nach oben (über 15 Grad) und einen nach unten (um 7 Grad), das Gros der Member
bewegt sich zwischen 9 und 12 Grad. Am Temperaturniveau ändert sich auch am
Wochenende und zu Beginn der kommenden Woche kaum etwas, allerdings wird der
Spread allmählich etwas größer. Ab Dienstag gibt es dann mehrere Ausreißer nach
unten, unter anderem auch der Hauptlauf, einige wenige Member gehen sogar auf
unter 5 Grad zurück. Die meisten bewegen sich aber nach wie vor im Bereich um
oder knapp über 10 Grad in 850 hPa. Ob da eine beginnende Wetterumstellung "im
Busch" ist, muss natürlich abgewartet werden, allerdings könnte der deutlich
höher aufgelöste Hauptlauf ein erster Hinweis darauf sein.
Schaut man sich Rauchfahnen für Gitterpunkte im Norden Deutschlands an, so fällt
auf, dass im gesamten Zeitraum kaum Member Niederschläge simulieren. Die
Trockenheit dürfte also erst einmal bis auf Weiteres andauern.

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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Zu Beginn der Mittelfrist befindet sich Süddeutschland im Einflussbereich
feuchtwarmer und labil geschichteter Luftmassen, so dass sich dort im
Tagesverlauf teils kräftige Gewitter entwickeln können. Punktuell sind auch
Unwetter durch heftigen Starkregen nicht ausgeschlossen. Die Probabilistik zeigt
die höchsten Wahrscheinlichkeiten dafür am Donnerstag und in der Nacht zum
Freitag im Bereich Schwarzwald und Alpen. Insbesondere COSMO-LEPS hat auch
geringe Wahrscheinlichkeiten für Unwetter auf der Karte.
Zum Wochenende hin nimmt die Wahrscheinlichkeit für kräftige Gewitter wieder ab,
am Sonntag und Montag gibt es voraussichtlich nur noch im Südschwarzwald und an
den Alpen einzelne Gewitter.
Ansonsten sind keine signifikanten Wettererscheinungen zu erwarten, abgesehen
von der Trockenheit, deren Ende vor allem in der Nordhälfte nicht absehbar ist.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOSMIX, ECMWF-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Jens Winninghoff