DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

04-06-2016 21:00
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 04.06.2016 um 10.30 UTC



Leicht antizyklonal bestimmtes, aber trotzdem nicht niederschlagsfreies Wetter;
mäßig warm bis warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Samstag, den 11.06.2016


Am Dienstag beherrscht ein langwelliger Rücken große Teile West- und
Mitteleuropas; Deutschland unter dessen Vorderseite liegt im Bereich sommerlich
warmer Luft bei geringen Luftdruckgegensätzen. Gewisse zyklonale Ausformungen im
Bodenfeld deuten allerdings auch auf Hebungsantriebe und konvektive Ereignisse
hin.
Am Mittwoch passiert ein kurzwelliger Trog die Vorderseite des Rückens
südostwärts und flacht diese ab, womit der Rücken retrograd erscheint und sich
quasi nach Westeuropa zurückzieht. Eine sich von Skandinavien südwärts
verlagernde Kaltfront erreicht um Tagesende Dänemark und die Ostsee.
Am Donnerstag kommt der Höhenrücken unter Abschwächung etwas nach Osten voran,
womit Deutschland in einer nordwestlichen Höhenströmung bleibt. Auch bodennah
haben wir es mit einer schwachen nordwestlichen Strömung zu tun. Die Kaltfront
dringt abgeschwächt in den Nordosten unseres Landes ein.
Am Freitag flacht der Rücken weiter ab und wird endgültig zum Kurzwellengebilde,
dessen Achse am Tagesende über dem Südwesten Deutschlands zu liegen kommt. Der
Bodendruck im weiterhin schwachgradientigen Feld fällt langsam weiter, womit um
24 UTC im ganzen Land unter 1010 hPa herrschen.
Am Samstag fällt das Geopotential in der insgesamt eher schwachen westlichen
Höhenströmung. Im Bodenfeld formiert sich vorübergehend über Norddeutschland ein
1005er Tief. Die 850 hPa-Temperatur sinkt auf unter 10 Grad ab.

Im erweiterten Mittelfristzeitraum ergibt sich über Westeuropa eine stärkere
Austrogung, vorderseitig dreht die Höhenströmung hierzulande auf SSW zurück. Ein
Bodentief zieht vom Seegebiet westlich Irlands über Frankreich nach Norditalien.
Ein sekundäres Tief wandert über Tschechien nordwärts und es könnte sich eine
Vb-ähnliche Situation entwickeln.

Der Großwetterlagen-Forecast-Tree nach Paul James, basierend auf dem gestrigen
ECMF-EPS von 12 UTC, hat zunächst (von Dienstag bis Samstag) ganz überwiegend
antizyklonale Großwetterlagen zu bieten, so am Dienstag alle Member mit HNa
(Hoch Nordmeer, antizyklonal), am Mittwoch 30 mal HNa und 21 mal NWa (Nordwest,
antizyklonal), ähnlich die Verteilung am Donnerstag. Auch am Freitag dominieren
HNa und NWA mit insgesamt 39 Fällen. Am Samstag teilen sich die
Ensemblemitglieder in diverse GWL auf, aber fast alle sind über Mitteleuropa
antizyklonalen Charakters.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des heutigen 00 UTC-Laufs des ECMFs ist im Vergleich zum
gestrigen 00 UTC-Lauf und auch im Vergleich zum gestrigen 12 UTC-Lauf bis
einschließlich Freitag recht gut, ab Samstag zeigt sich im neuen Lauf, das
Bodendruck und Geopotential über Deutschland niedriger liegen und in 700 hPa
mehr Feuchte vorhanden ist.

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Vergleich mit anderen globalen Modellen


ICON stützt mittelfristig die Aussagen des operationellen ECMF-Laufs, allerdings
sind nach ICON die Druckverhältnisse zum kommenden Wochenende hin antizyklonaler
als im ECMF.
Auch GFS ist am Freitag deutlich antizyklonaler über Deutschland ausgeprägt als
das ECMF, zum Teil liegt der Bodendruck um mehr als 10 hPa höher. Die 850
hPa-Temperaturen sind dann aber - im Gegensatz zu ECMF und ICON - um einige
Grad niedriger.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Bodendruckfeld sind die Werte vom ECMF-EPS und vom deterministischen Lauf des
ECMFs (ECMFdet) bis zum 144stündigen Termin sehr gut über Mitteleuropa
übereinstimmend, danach ist dann im ECMFdet der Bodendruck tiefer, insbesondere
auch bei t+216 und markant dann bei t+240, wo sich im deterministischen Lauf
eine Vb-Situation abzeichnet mit einem Tief unter 990 hPa südöstlich von
Deutschland. EPS hat zu diesem Termin nur ein großes 1005er Tief, das die
Britischen Inseln, Südskandinavien und große Teile Mitteleuropas überdeckt.
Analoge Differenzen zeigen sich auch im Höhendruckfeld.
Der 120- bis 168stündige Vorhersagezeitraum wird in zwei Cluster mit 30 und 21
Fällen aufgeteilt, wobei operationeller Lauf und der Kontrolllauf in C2 liegen.
Markante Unterschiede zeigen sich indes nicht nach 168 Stunden.
Bis 240 Stunden gibt es drei Cluster, die nach 240 Stunden alle unser Gebiet im
Bereich eines über Westeuropa liegenden Troges zeigen.
Die Offenbacher Rauchfahne weist im Geopotentialverlauf 500 hPa am Montag und
Dienstag die maximalen Werte auf, danach geht es leicht, aber stetig bergab. An
diesen beiden Tagen liegen auch die 850 hPa-Temperaturen mit 12 bis 13 Grad am
höchsten. Ab Donnerstag nimmt die Schwankungsbreite deutlich zu, insgesamt zeigt
sich aber bis Montag, 13.06. ein weiteres leichtes Absinken der Temperatur auf
etwa 8 Grad. Für jeden Tag gibt es zumindest in einigen Membern Niederschlag.
NAEFS zeigt am Samstag, 12 UTC einen Höhenrücken über Frankreich und der
Nordsee, der beim ECMFdet fehlt. Über Deutschland ist zudem der Bodendruck etwa
5 bis 10 hPa höher und das Bodenfeld ist im Gegensatz zum ECMFdet schwach
antizyklonal geprägt. ECMF-EPS hat wie der deterministische Lauf auch ein
zyklonal geformtes Bodendruckfeld über Deutschland, mit allerdings nur knapp
1010 hPa.
Der Höhenrücken bei CPTEC (brasilianischer Wetterdienst) sieht ähnlich aus wie
der im NAEFS, aber das Bodendruckfeld zeigt eine ESE-Strömung über Deutschland
an der Flanke eines südskandinavischen Hochs.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


EFI zeigt keine Signifikanzsignale über Deutschland bezüglich Niederschlag und
Windböen.
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EPS.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Burkhard Kirsch.