DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

23-06-2018 17:01
SXEU31 DWAV 231800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 23.06.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Hochrandlage ohne die ganz großen signifikanten Wettererscheinungen. An der
Nordsee bis in den Sonntag hinein noch steife Böen 7 Bft aus NW. Am Sonntagabend
an der Grenze zu Polen vereinzelte Gewitter nicht ausgeschlossen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... befindet sich Deutschland zwischen einem entzückenden
Potenzialrücken über dem nahen Ostatlantik und einem von der Barentssee bis zum
Balkan reichenden Trog unter einer nordwestlichen Höhenströmung, die in der
Nacht etwas aufsteilt. Eingelagerte kurzwellige Sekundär- bis Tertiärtröge
sorgen immer mal wieder für etwas Hebung, die besonders im Norden und Osten auf
fruchtbaren Boden stößt. Mit anderen Worten, dort fällt in der nach wie vor von
der Nordsee einfließenden und nach Südosten vorstoßenden polaren Meeresluft
(T850 bei 4°C) zeitweise Regen, ohne dass am Ende allzu viel in der Tonne
dazukommt. Meist liegen die 12h-Summen unter 5 mm, einzig im Stau des
Erzgebirges können es punktuell auch mal ein paar Millimeter mehr sein.
Ansonsten gilt zu konstatieren, dass der Gradient zwischen dem etwas
schwächelnden Hoch DARYL mit Zentrum bei Irland und dem Richtung Spitzbergen
ziehenden Tief CATHY auffächert, so dass der anfangs noch halbwegs bewegliche
Wind im Norden und Osten mit Unterstützung des Tagesgangs (Abkopplung der
Grenzschicht) mehr und mehr in die Knie geht. Am längsten dürfte noch die
nordfriesische Küste von einzelnen 7er-Böen aus NW traktiert werden.

Sonntag ... stellt sich primär erst mal die Frage, wie wir den Schwedenhappen
verdaut haben und in welchem Gemütszustand Fußballdeutschland den Tag beginnt.
Erst danach erwächst wohl langsames Interesse für die Wetterlage, die sich nicht
grundlegend ändert. Protagonisten auf der Potenzialbühne bleiben der o.e. Rücken
westlich und der Trog mit Drehzentrum über dem Baltikum östlich von uns. Schaut
man auf dem Atlantik noch etwas weiter nach Westen, so findet man ein Höhentief
unweit der Azoren bzw. einen Trog weiter nördlich, so dass das gesamte Konstrukt
das Muster einer Omegalage aufweist.
Im Druckfeld verlagert sich das Hoch geringfügig nach Osten in Richtung England,
während ein flaches Wellentief vom Skagerrak zur südöstlichen Ostsee zieht. Der
Gradient fächert noch etwas auf, was der Windentwicklung nicht wirklich
zuträglich ist. So wird wohl lediglich die Nordseeküste noch von einzelnen
steifen Böen 7 Bft aus NW gepiesackt.
Wettermäßig bleibt uns die wolkenreiche Nordseeluft erhalten, die sich
niedertroposphärisch zwar etwas erwärmt (T850 4 bis 9°C), was sich mangels
Einstrahlung aber nur bedingt bis gar nicht nach unten auswirkt. Chancen auf
Aufheiterungen bzw. ein paar sonnige Abschnitte gibt es am ehesten im äußersten
Nordosten (leichter Skandinavienföhn) und im äußersten Südwesten (südlich der
Achse des nach Süddeutschland gerichteten Hochkeils). Ansonsten heißt es "broken
bis overcast" und besonders nach Osten hin (anfangs z.T. auch im Norden)
gebietsweise etwas Regen. Am Nachmittag und Abend nimmt der Regen im äußersten
Osten zunehmend schauerartigen Charakter an, was einem von Norden nach Polen
schwenkenden Randtrog geschuldet ist, der etwas Höhenkaltluft in die oder- und
neißenahen Gebiete spült. Ob dabei am Ende bei uns auch ein kurzes Gewitter
rausspringt oder diese auf polnischer Seite das WM-Aus unserer östlichen
Nachbarn (vs. Kolumbien) akustisch begleiten, ist noch nicht sicher.
Sicher ist das morgige Temperaturniveau, das mit Höchstwerten von 14 bis 20°C,
zwischen Saarland/Pfalz und Hochrhein auch mal bis zu 22°C aufwartet, weiterhin
mit leichtem Understatement unterwegs ist.

In der Nacht zum Montag tut sich fast nix an der Großwetterlage. Im äußersten
Osten gibt es anfangs noch eine leichte Gewitterneigung, sonst fällt besonders
in den östlichen und zentralen Mittelgebirgen und an den Alpen sowie später von
der Nordsee her (WLA) etwas Regen oder Nieselregen. Im äußersten Nordosten sowie
im Südwesten hingegen klart es teilweise auf.

Montag ... bleibt die Omegasituation bestehen, wobei der Rücken über Westeuropa
sich keilförmig bis nach Skandinavien ausweitet. Zwischen dem Keil und den
quasistationären Höhentief über den baltischen Staaten kippt die relativ glatte
Höhenströmung noch etwas nach rechts auf Nord-Nordost. Da sich das Bodenhoch mit
etwas über 1025 hPa über UK/Irland in den Wohlfühlmodus begeben hat, tut sich
auch auf diesem Sektor relativ wenig. Nach wie vor erstreckt sich der zugehörige
Keil bis nach Österreich und nach wie vor wird von der Nordsee erwärmte
Meereskaltluft heranadvehiert, die niedertroposphärisch peu a peu etwas milder
wird (T850 5 bis 10°C). Der Luftdruckgradient gibt nicht mehr viel her, da über
Nordeuropa der Druck etwas steigt und ein adäquater Gegenspieler zum stationären
Hoch fehlt, so dass der nordwestliche Wind zunehmend in unspektakuläres
Grundrauschen verfällt.
Beim Wetter ist noch immer kein wirklicher Durchbruch zu erwarten, auch wenn das
GWL-Muster ziemlich antizyklonal angehaucht ist. Aber nicht umsonst ist
Nordseeluft berüchtigt wie die Dalton-Brüder im Wilden Westen. So wird auch der
Start in die neue Woche mit reichlich Gewölk begonnen, aus dem es bevorzugt im
Westen (WLA) sowie im südöstlichen Bayern gebietsweise etwas regnet oder
nieselt. Im Tagesverlauf nehmen Regenwahrscheinlichkeit ab und
Wolkenauflockerungstendenzen zu, ohne dass nun gleich überall mediterrane
Verhältnisse herrschen würden. Besonders im zentralen und westlichen
Mittelgebirgsraum sollten die Ambitionen auf überbordende Einstrahlung nicht zu
hoch geschraubt werden. Nach wie vor gilt, dass der äußerste Nordosten und
Südwesten die besten Karten in Sachen "Sonnenschein" in der Hand halten. Im
südöstlichen Bayern gibt es eine leichte Schauer-, nach GFS sogar
Gewitterneigung.
Immerhin wird es langsam etwas wärmer, 17 bis 23°C Höchsttemperatur stehen am
Nachmittag auf der Karte.

In der Nacht zum Dienstag klart es bei flauen Druckverhältnissen teilweise auf
(=> örtliche Nebelfelder), teils bleibt es wolkig bis bedeckt mit leichter
Schauerneigung in den östlichen und südöstlichen Mittelgebirgen sowie am
östlichen Alpenrand.

Dienstag ... verlagert sich das gesamte Potenzialmuster geringfügig nach Osten,
was den Höhenrücken dichter an unser Gebiet heranrücken lässt. Gleiches gilt für
das korrespondierende Bodenhoch, das seinen Schwerpunkt zur Nordsee verlagert.
Leichtes Absinken lässt die Temperatur in 850 hPa weiter steigen auf 7 bis 12°C.
Außerdem etabliert sich zunehmend eine klar definierte Absinkinversion, die im
Westen auf 800 bis 900 hPa heruntergestaucht wird, während sie im Osten um
einiges höher liegt. Am wenigsten ausgeprägt ist die Inversion im südöstlichen
Bayern, wo weiterhin eine latente Schauer- und Gewittergefahr gegeben ist.
Ansonsten bleibt es im Großen und Ganzen trocken und auch die Sonnenanteile
nehmen in der Fläche gegenüber den Vortagen zu. Allerdings breiten sich an der
Inversion gebietsweise Quellungen (SC cugen) aus, so dass vielerorts nicht nur
die Sonne scheint. Das meiste davon scheint es nach heutigem Stand in Richtung
Küste sowie im äußersten Westen zu geben. Fakt ist, es wird wärmer mit 20 bis
25°C, im Südwesten bis 27°C. Nur an der See (bei auflandigem Wind) sowie im
höheren Bergland wird die 20°C-Marke knapp verfehlt


Modellvergleich und -einschätzung
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Die Entwicklung ist unstrittig, kleine Unschärfen akzeptabel.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann