DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

22-06-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Freitag, den 22.06.2018 um 10.30 UTC



Im Osten und Südosten leicht unbeständig mit Schauern, sonst überwiegend
freundlich und trocken, zunehmend sommerlich warm.
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Synoptische Entwicklung bis zum Freitag, den 29.06.2018


Zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums ist über dem Ostatlantik und Europa eine
recht stabile Omega-Wetterlage zu verzeichnen. Dabei reicht ein Rücken von
Marokko über Südwest- und Westeuropa hinweg bis zu den Britischen Inseln und
wird von einem Höhentief über dem Atlantik sowie einem Langwellentrog über Ost
und Südosteuropa flankiert. Deutschland liegt dabei am Montag in einer strammen
Nordnordostströmung noch weitgehend unter zyklonalem Einfluss. Bodennah stützt
der Höhenrücken ein großräumiges Hoch, das bis in den Westen Deutschland reicht
dessen Zentrum über den Britischen Inseln liegt. Das zum Langwellentrog
korrelierende Bodentief befindet sich gleichzeitig über der östlichen Ostsee und
beeinflusst vor allem noch die Osthälfte Deutschlands. Somit kann das
Zirkulationsmuster in der unteren Troposphäre je nach Region einer
antizyklonalen bzw. zyklonalen Nordlage zugeordnet werden.

Im weiteren Verlauf der Woche bleiben die Höhenstrukturen und somit auch die
Omega-Situation weitgehend erhalten. Im Vergleich zu den Vorläufen ist lediglich
eine leichte Ostverlagerung der Trog-Rücken-Trog Abfolge zu verzeichnen. Zudem
gibt Hinweise vom aktuellen 00 UTC Lauf des EZMW, dass sich der Rücken zur
Wochenmitte vorübergehend abschwächt, um sich im weiteren Verlauf der Woche
wieder zu regenerieren. Das Höhentief auf dem Atlantik verändert im
mittelfristigen Zeitraum nur unwesentlich die Lage, indem es sich leicht
Richtung Iberische Halbinsel verlagert. Der Langwellentrog über Ost- und
Südosteuropa verliert allmählich an Intensität und büßt daher auch etwas an
Ausdehnung nach Süden ein. Allerdings gibt es in der zweiten Wochenhälfte
Signale, dass sich über den Südalpen ein Drehzentrum entwickelt, was wiederum in
der erweiterten Mittelfrist zu einer Kappung des Rückens führen könnte.

In den bodennahen Luftschichten übernimmt allmählich das zum Höhenrücken
korrelierende Hoch auch das Kommando über Mitteleuropa. Aufgrund der Verlagerung
des Tiefkomplexes in den Südosten Europas, wandert das Hoch langsam auf die
Nordsee und kann seinen Einflussbereich entsprechend bis nach Skandinavien und
Mitteleuropa ausdehnen. Erst zum Ende der Woche deutet das EZMW eine erneute
Verstärkung und gleichzeitig Nordverlagerung des Tiefkomplexes über dem Osten
Europas an, was wiederum das Hoch etwas nach Westen zurückdrängen würde.

Deutschland würde demnach in einer nördlichen bis nordöstlichen Strömung liegen,
die im äußersten Osten und Südosten eher zyklonal, sonst überwiegend
antizyklonal beeinflusst ist. Somit sind Niederschläge ab Dienstag meist nur von
der Ostsee bis zum Erzgebirge sowie am östlichen Alpenrand zu erwarten. In
diesen genannten Regionen entsprechend die Witterungsbedingungen einer NEz Lage.
Im Rest des Landes sind die Strukturen mit einer Na oder NEa zu beschreiben. Mit
Annäherung des Hoch von Westen steigen vor allem im Westen die Temperaturen im
850-hPa-Niveau wieder an. Während zu Beginn des mittelfristigen Zeitraums auf
850 hPa nur Temperaturen zwischen 4 und 10 Grad simuliert werden, liegen diese
zum Ende der Woche bei einem West-Ost-Gefälle meist wieder zwischen 16 und 9
Grad.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen 00 UTC Laufes des EZMW bezüglich der großskaligen
Zirkulationsmuster ist als gut zu bezeichnen. In der Höhe kann sich eine
ausgeprägte stabile Omega-Wetterlage ausbilden, die weitgehend über den gesamten
Mittelfristigen Zeitraum erhalten bleibt. Im Vergleich zu den Vorläufen ist
lediglich eine leichte Ostverlagerung der Trog-Rücken-Trog Abfolge zu
verzeichnen, sodass Deutschland abgesehen von den Regionen im äußersten Osten
und Südosten zunehmend unter antizyklonalem Einfluss gerät. Am Boden kann das
korrelierende Bodenhochdruckgebiet gleichzeitig weiter nach Osten ausgreifen.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bei der Betrachtung anderer Globalmodelle (IFS, GFS, ICON, GEM, NAVGEM)
führender Wetterdienste zeigen vor allem das GFS über den gesamten Zeitraum
ähnliche großskalige Strukturen wie das EZMW. Geringe Unterschiede gibt es bei
der Phase, wobei das GFS die Trog-Rücken-Trog Kombination etwas weiter nach
Osten verlagert, sodass ganz Deutschland von antizyklonalem Einfluss profitieren
würde. Alle anderen Modelle simulieren lediglich zu Beginn des mittelfristigen
Zeitraums noch nahezu kongruente Muster zum EZMW.

Im Verlauf der kommenden Woche weichen dann vor allem das ICON sowie das NAVGEM
mehr oder weniger deutlich vom 00 UTC Lauf des EZMW ab. Bei ihren
Modellinterpretationen schwächelt der Rücken über Südwesteuropa und wird
schließlich zur Wochenmitte komplett gekappt. Zwischen dem Höhenhoch über
Schottland und dem schwachen Rücken über Nordafrika kann sich ausgehend von
einem großräumigen Höhentief über dem Balkan tiefes Geopotential westwärts
ausbreiten und auch ganz Deutschland dominieren. Die abweichenden
Höhenstrukturen lassen sich auch im Bodendruckfeld erkennen. Im Vergleich zum
EZMW und GFS liegt das Zentrum des Bodenhoch beim ICON und NAVGEM etwas
nördlicher. Zudem greift es anstatt weit nach Osten eher nach Norden Richtung
Lappland und Spitzbergen aus. Gleichzeitig kann sich bei den genannten Modellen
der Tiefdruckkomplex weiter nach Mitteleuropa schieben. Entsprechend wären
abgesehen vom Norden und Westen meist zyklonale Verhältnisse zu erwarten. Die
aufgrund dynamischer Hebung hervorgerufenen simulierten Niederschläge greifen
bei ICON und NAVGEM besonders im Süden dabei weiter nach Westen, teils bis zum
Schwarzwald aus.

DAS GEM beschreibt bezüglich EZMW/GFS und ICON/NACGEM einen Mittelweg.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum +72h bis +96h beschreiben beim EZMW insgesamt drei Cluster die
Variabilität der Ensemblevorhersagen. Die Unterschiede sind aber zu Beginn des
mittelfristigen Zeitraums vernachlässigbar klein. Alle Cluster zeigen die vom
det. 00 UTC Lauf beschrieben gleichermaßen blockierende Strukturen.

Auch die nun 6 Clustern im Zeitraum +120h bis 168h zeigen analog zur
deterministisch beschriebenen stabilen Omega-Wetterlage weiter blockierende
Verhältnisse. Somit zeigen alle Clustern weiter ähnliche großskalige
Zirkulationsmuster. Unterschiede gibt es vor allem in der Lage und Intensität
des Höhentiefs/Langwellentroges über Ost- bzw. Südosteuropa. Cluster 1 mit
insgesamt 18 Mitgliedern enthält den Kontrolllauf und simuliert entgegen des
deterministischen Laufs, der in Cluster 2 eingeordnet ist, ein weiter nach
Nordwesten ausgreifendes Höhentief. Somit würde nach diesem Szenario der
zyklonale Einfluss durchaus die mittleren und nördlichen Regionen Deutschlands
beeinflussen. Cluster 4 und 5, die zusammen über 13 Mitglieder verfügen
beschreiben am besten die Strukturen von ICON und NAVGEM. Cluster 6 ist mit
einer weiter nach Osten verlagernden Omegalage mit weit nach Süden ausgreifenden
Trögen eine Einzellösung.

In der erweiterten Mittelfrist im Zeitraum von +192h bis 240h beschreiben
insgesamt 4 Cluster weiter eine blockierende Wetterlage mit einem mehr oder
weniger stark ausgeprägten Höhenhoch über der Nordsee. Vor allem Cluster 1 und 2
würden Deutschland nahezu landesweit antizyklonale Bedingungen bescheren.

Die Plumes für diverse Orte in Nord-, Mittel- und Süddeutschland zeigen bei
einem geringen Spread alle mindestens bis einschließlich Montag eine hohe Güte
der Temperaturvorhersage in 850 hPa. Während nach Süden zu auch im weiteren
Verlauf von einer recht sicheren Temperaturvorhersage ausgegangen werden kann,
nehmen die Unsicherheiten im Norden deutlich zu. Am Mittwoch beschreibt der
Spread insgesamt ein Niveau zwischen 4 und 18 Grad, wenngleich sich die meisten
Ensembleläufe zusammen mit oper.-und Kontrolllauf in einem engen Bereich
drängen. Beim Geopotential sind dazu entgegengesetzte Verhältnisse zu
verzeichnen. Während im Norden analog zur beschriebenen synoptischen mit hoher
Wahrscheinlichkeit hohes Geopotential überwiegt, ist sich das Ensemble nach
Süden zu noch nicht ganz einig, wie sich das Geopotential entwickelt. Ein Spread
von bis zu 30 hPa zeigt analog der Cluster gut die Unsicherheiten bezüglich der
Intensität und Lage des Höhentiefs/Troges im Osten/Südosten Europas.

Die Meteogramme stützen die beschriebenen Unsicherheiten der Cluster/Plumes vor
allem bei der Betrachtung der möglichen Niederschläge und der Bewölkung. Die
Temperaturvorhersage ist dagegen als gut zu bezeichnen.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Von EFI/SOT sind aus klimatologischer Sicht keine signifikanten Wetterereignisse
zu erwarten. Vom EZ-EPS und ICON-EPS gibt bezüglich Wind und Niederschlag
ebenfalls kaum oder keine Signale für markante Wettergefahren. Das C-LEPS
simuliert lediglich am Mittwoch mit einer Wahrscheinlichkeit von 5% geringe
Hinweise für stürmische Böen im Erzgebirge. Für Niederschlag zeigt das LEPS ab
Mittwoch für den östlichen Alpenrand Wahrscheinlichkeiten bis 10% für Dauerregen
zwischen 25 und 40 l/qm/24h, das EZ gibt um 5% an.
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Basis für Mittelfristvorhersage
Temperatur: MOSMIX, EPS, oper. Modelle;
Niederschlag: EPS, (MOSMIX)
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Lars Kirchhübel