DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

17-06-2018 07:01
SXEU31 DWAV 170800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 17.06.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM
Heute südlich der Donau und zwischen Vogtland und Lausitz noch Gewitter mit
Starkregen. In den Folgetagen keine markanten Wettererscheinungen mehr.


Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt ein Feuchteband in Südwest-Nordosterstreckung quer über der
Mitte des Landes und erstreckt sich in den Morgenstunden etwa vom Schwarzwald
bis nach Vorpommern. Daran gebunden ist dichtere Bewölkung und im Radar lassen
sich auch einige Schauer erkennen, die am besten im Nordosten von Deutschland
ausgeprägt sind. In den Bodenwerten zeigt sich das Feuchteband in einem Maximum
der Taupunktwerte, die davor und dahinter niedriger liegen. In den
Morgenaufstiegen zeigt sich die typische nächtliche Bodeninversion. Zudem lässt
sich noch eine zweite Inversion etwas unterhalb von 600 hPa erkennen, die
verantwortlich dafür ist, dass Konvektion in den meisten Regionen eher
unterdrückt wird.
Im Druckfeld lässt sich ein Bodentrog erkennen, der sich auch durch einen
scharfen Windsprung von Südost auf West im Windfeld auszeichnet. Dieser
Bodentrog hat bereits die polnische Grenze erreicht und zieht ostwärts ab.

Beim Blick auf die Großwetterlage erkennt man, dass Deutschland unter
Trogeinfluss liegt. Dabei lassen sich zwei kurzwellige Anteile finden. Ein
erster scharfer Kurzwellentrog wandert bis zum Mittag in Richtung Ostsee ab.
Daran gekoppelt ist auch der oben angesprochene Bodentrog mit eingelagerter
Kaltfront. Weiter stromaufwärts findet sich noch ein neuer Kurzwellentrog, wobei
die Isohypsendrängung an diesem weniger stark ausgeprägt ist. Die Kaltfront
wandert im Norden bereits ostwärts nach Polen ab, wird aber weiter nach Süden
zurückgehalten, was wohl vornehmlich dem neuen Kurzwellentrog geschuldet ist.

Damit verbleibt die Luftmasse mit erhöhten Feuchtewerten und Labilität noch über
dem Süden und Südosten des Landes. Die höchsten CAPE-Werte ergeben sich südlich
der Donau und vom Vogtland bis zur Lausitz. Immerhin 400 bis 600 J/kg, in der
Spitze lokal bis 800 J/kg werden von ICON vorhergesagt. Allerdings ist kaum
hochreichende Scherung zu erwarten und im Bodenwindfeld lassen sich am
Nachmittag keine gut ausgebildeten Konvergenzen erkennen. Vielmehr ergibt sich
in den Windrosen eine gewisse Linksdrehung des Windes mit der Höhe, vor allem in
der mittleren Troposphäre, und damit bereits leichte KLA in diesen Schichten.

Damit sind die Voraussetzungen für organsierte Konvektion schlecht. Die besten
Chancen auf Gewitter gibt es zum einen südlich der Donau wie auch im Vogtland
und im Westerzgebirge, wo die Orographie ein helfender Faktor ist. Es ist
aufgrund der fehlenden Scherung von pulsierender Konvektion auszugehen. Bei den
Begleiterscheinungen dürfte der Starkregen im Vordergrund stehen, während Hagel
und Wind aufgrund fehlender Dynamik eine eher untergeordnete Rolle spielen
dürften. Die ppw-Werte liegen meist um oder leicht oberhalb von 25 l/qm. Die 500
hPa Winde sind eher schwach (um 10 kn). Damit ergibt sich das Potential für
Starkregen mit Mengen zwischen 15 bis 25 l/qm. Bei den oben angesprochenen
Parametern würde es nicht überraschen, wenn an den Alpen vereinzelt auch mal
mehr als 25 l/qm gemessen werden oder zumindest in den
Niederschlagsakkumulationen vom Radar auftauchen. Dies wird sich aber wohl auf
wenige Einzelfälle beschränken. Immerhin lassen sich Hinweise darauf auch im EPS
von COSMO-D2 finden.

Im großen Rest des Landes verläuft der Tag bei wechselnder bis starker Bewölkung
weitgehend störungsfrei. Immerhin kann es im Nordwesten und Westen in Verbindung
mit dem Trog einzelne schwache Schauer geben, die aber kaum in Gewicht fallen
und dessen Bildung durch die einfließenden stabilen Luftmassen (inkl.
Absinkinversion) stark gedämpft wird.

An der schleswig-holsteinischen Nord- und Ostseeküste kann es einzelne Böen Bft
7 geben.

Vorderseitig der Kaltfront werden in der Lausitz nochmal bis 29 Grad erreicht,
während in Richtung Nordsee kaum 20 Grad zu erwarten sind.

In der Nacht auf Montag liegt die Achse des zweiten Höhentroges noch über
Deutschland. Gleichzeitig stärkt sich der bodennahe Hochdruckeinfluss und die
Luftmasse stabilisiert in weiten Teilen des Landes weiter, sodass die Nacht bei
wechselnder bis starker Bewölkung entsprechend ruhig und störungsfrei verläuft.


Eine Ausnahme bildet der Alpenrand wo sich die Reste der feuchten Luft halten.
Die anfänglich schauerartig und gewittrig durchsetzten Niederschläge gehen in
der zweiten Nachthälfte in Dauerregen über, der staubedingt (nordwestlicher Wind
in der unteren Troposphäre) länger Zeit anhält. Nach Durchblick verschiedener
Modelle und Ensembleverfahren gibt es nur zaghafte Hinweise, dass vor allem in
Richtung Allgäu lokal mal mehr als 20 l/qm in 6 h erreicht werden. Dies
insbesondere in Verbindung mit den schauerartigen Verstärkungen. Für eine
Warnung sollte dies aber wohl eher nicht ausreichen.


Montag... erreicht in der Höhe ein flacher Rücken Deutschland und verstärkt auch
bodennah den Hochdruckeinfluss. Allerdings wird der Rücken bereits von WLA
überlaufen, die zu einem neuen Trog westlich der Britischen Inseln gehört und am
Boden eine schwach ausgeprägte Okklusion markiert.

Die Niederschläge am Alpenrand halten unter deutlicher Abschwächung noch bis in
den Nachmittag hinein an. Sonst ist es zunächst vielfach trocken, wobei sich
aber von Westen und Nordwesten die Bewölkung gekoppelt an das WLA-Feld verstärkt
und zum Nachmittag dann auch ein wenig Regen bringen kann. Warnungen sind am
Montag nicht zu erwarten, wenn man von einzelnen küstennahen Windböen an der
Grenze zu Dänemark absieht. Die Höchstwerte reichen von unter 20 Grad auf den
Friesischen Inseln bis 25 Grad in Südostbayern.

In der Nacht auf Dienstag kommt der flache Bodentrog über die Nordsee bis nach
Südskandinavien voran. Die Okklusion erreicht den Osten und Süden des Landes,
ist aber weiter nur schwach ausgeprägt und weitgehend inaktiv. Gleichzeitig
erreicht ein neues sich rasch okkludierendes Frontensystem den Nordwesten des
Landes und kommt durch seine zunehmend zonale Ausrichtung bis zum Morgen kaum
noch südwärts voran.

In der Folge dominiert häufig dichte Bewölkung, aus der am ehesten im Norden und
vereinzelt in den nördlichen Mittelgebirgen ein wenig Regen fallen kann. Davon
abgesehen verläuft die Nacht ruhig und vielerorts warnfrei. Einzig an den Küsten
von Nord- und Ostsee in Schleswig-Holstein treten weiterhin einzelne Böen Bft 7
auf.

Dienstag... lässt sich in der Höhe eine zonal Grundströmung erkennen, die nur
noch sehr flache Amplituden zeigt. Die Frontalzone verläuft dabei auf einer
ziemlich nördlichen Zugbahn, sodass davon nur der Norden des Landes beeinflusst
ist, während nach Süden Antizyklonalität dominiert. Auch Boden kräftigt sich der
Hochdruckeinfluss. Gleichzeitig ergibt sich mit der zonalen Ausrichtung eine
Zweiteilung bei der Temperatur, mit 850 hPa Werten im Norden unter und im Süden
oberhalb von 10 Grad.

Ein dichteres Wolkenband erstreckt sich von NRW über Nordhessen und
Südniedersachsen bis in den Osten des Landes. Verantwortlich dafür ist die schon
in der Nacht angesprochene Front, die nun mittlerweile isobarenparallel liegt
und demnach nicht weiter südwärts vorankommt. Unter dem sich kräftigenden
Hochdruckeinfluss ist sie von den Wolkenfelder und ganz vereinzelten Spritzern
abgesehen wetterunwirksam.

Richtig freundlich mit längerem Sonnenschein wird es über großen Teilen des
Südens und später auch gebietsweise im Norden. Bei der Temperatur werden kaum 20
Grad im Norden von Schleswig-Holstein erreicht, während von der Mitte und bis in
den Süden die Maxima zwischen 25 und 29 Grad zu erwarten sind.

Warntechnisch relevant ist allenfalls der Wind an der Ostseeküste, wo vereinzelt
noch Böen Bft 7 auftreten können.

In der Nacht auf Mittwoch gibt es keine wesentlichen Änderungen der
Großwetterlage im Vergleich zum Tag. Insgesamt verstärkt sich die
Antizyklonalität in der Höhe, wie auch am Boden noch etwas. Die Reste der sich
auflösenden Front sorgen über der Mitte noch für teils dichtere Bewölkung, sonst
bleibt es eher gering bewölkt oder klar. Dazu ist es trocken und abgesehen von
lokalen Nebelfeldern warnfrei. Vor allem im Norden wird es mit teils
einstelligen Tiefstwerten recht kühl.

Modellvergleich und -einschätzung
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Bei den verschiedenen Modellen lassen sich keine signifikanten Unterschiede in
der Vorhersage des Kurzfristzeitraums finden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer