DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

16-06-2018 07:30
SXEU31 DWAV 160800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 16.06.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
BM
Heute und am Sonntag einzelne Gewitter, örtlich markant. Sonst voraussichtlich
keine markanten Wettergefahren.


Synoptische Entwicklung bis Montag 24 UTC
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Samstag... ist Deutschland zweigeteilt. Auf dem Satellitenbild sieht man vor
allem im Süden kaum eine Wolke. Dort liegen trockene Luftmassen, die sich auch
in teils einstelligen Taupunkten widerspiegeln. Über der Mitte des Landes
befindet sich ein breiter Streifen mit tiefer, hochnebelartiger Bewölkung, die
den aktuellen Soundings folgend bei etwa 2.5 km angesiedelt und nur sehr dünn
ist. Es ist davon auszugehen, dass sich die tiefe Bewölkung mit Einstrahlung im
Laufe des Vormittags rasch auflöst. Den Nordwesten und Westen hat hingegen
bereits mehrschichtige Bewölkung erreicht, die sich als Aufgleitbewölkung
einordnen lässt, wie auch das Sounding von Norderney zeigt.

Beim Blick auf die Großwetterlage lässt sich ein markanter Kurzwellentrog
erkennen, der zum Mittagstermin bei den Britischen Inseln zu finden ist und sich
langsam ostwärts vorarbeitet. Deutschland liegt auf dessen Vorderseite in einer
südwestlichen Grundströmung. Über dem Norden des Landes findet man in den
Advektionsfeldern WLA, was die Aufgleitbewölkung erklärt und ganz vereinzelt
auch ein paar Tropfen produziert.

Mit der südwestlichen Grundströmung wird etwas wärmer Luft nach Deutschland
geführt. So steigen die Werte abgesehen vom Norden im Tagesverlauf auf 10 bis 13
Grad. Gleichzeitig erreicht die nachfolgende Kaltfront bis zum Abend den
Nordwesten des Landes.

Auf der Vorderseite der Kaltfront lässt sich im Tagesverlauf eine Zunahme der
spezifischen Feuchte ausmachen. Dies findet allerdings auf nur schwachem Niveau
statt. So steigen die Werte am Nachmittag auf etwa 9 g/kg. Dieser Mangel an
Feuchte führt trotz vorhandener labiler Schichtung dazu, dass nur wenige hundert
J/kg an CAPE vorhergesagt werden. Zudem lässt sich in den Prognosesoundings eine
Inversion in der mittleren Troposphäre finden (bei etwa 600 hPa), sodass
vielerorts die ohnehin nicht sonderlich gute Luftmasse auch noch gedeckelt ist.
Beim Blick auf den Parameter Hebung findet sich auch nicht viel Positives in
Sachen Gewitter. Zwar liegt Deutschland auf der Trogvorderseite, allerdings ist
die Höhenströmung eher indifferent und wird erst weiter nördlich Richtung
Dänemark und Südskandinavien diffluent. Auch bei der Feuchteflussdivergenz
lassen sich keine Hinweise auf ausgeprägte Hebungsprozesse finden.

Als Resultat des zuvor Gesagten ist davon auszugehen, dass vielfach die
Gewitterbildung heute unterdrückt wird. Die besten Chancen für Gewitter ergeben
sich entlang der Feuchteschliere ausgehend von der Eifel, über Ostwestfalen und
das östliche Niedersachsen bis nach Schleswig-Holstein. Der Deckel verhindert
aber eine verbreitete Auslöse. Am verbreitesten treten diese in Richtung
Schleswig-Holstein mit der Nähe zur Höhendiffluenz und orographisch bedingt in
Richtung Eifel (dort wird die Inversion auch schwächer vorhergesagt) auf. Dies
spiegelt sich auch in den Prognosen verschiedener Lokalmodelle sowie bei den 6h
Niederschlagssummen des COSMO-D2 EPS wider.

Dort wo die Gewitter auftreten, fallen diese maximal markant aus. Bei ppw-Werten
über 25 l/qm kann trotz guter Zuggeschwindigkeit (W500: 40 kn) das Überschreiten
der 15 l/qm nicht ausgeschlossen werden. Beim Wind besteht vor allem in
Schleswig-Holstein die Möglichkeit von Bft7 bis 8, da dort die 850 hPa Winde am
stärksten und die Scherwerte am besten sind. Dies findet sich auch in den
Prognosen des COSMO-D2 EPS wieder. Natürlich ist vereinzelt auch kleinkörniger
Hagel möglich.

Von diesen vereinzelten Störungen abgesehen verläuft der Tag aber ruhig und vor
allem in der Südosthälfte auch länger sonnig mit dort 25 bis 28 Grad. Im
Nordwesten und Westen werden 20 bis 24 Grad erwartet.

In der Nacht auf Sonntag kommt die Kaltfront und die korrespondierende
Feuchteschliere allmählich südostwärt voran. Die Feuchtwerte steigen dabei noch
etwas an und auch die Bodenströmung wird mit Annäherung des Troges besser
konturiert. So lässt sich ein Bodentrog mit ausgeprägter Bodenkonvergenz im
Windfeld finden, der bis zum Morgen die polnische Grenze erreicht. Dem entgegen
steht der Tagesgang. Damit erscheint es als wahrscheinlich, dass entlang der
Feuchtschliere Schauer und einzelne Gewitter auftreten. Diese dürften aber
weiterhin auf eher schwachem und nur vereinzelt markantem Niveau liegen.
Bis zum Morgen erstreckt sich die Linie vom Schwarzwald bis nach Mecklenburg,
wobei auch weiterhin nicht mit einer verbreiteten Auslöse zu rechnen ist, da die
Inversion in den Prognosesoundings immer noch vorhanden ist. Dementsprechend
muss die Orographie helfen (z.B. Schwarzwald) oder der etwas bessere Antrieb
(Norden) herhalten.

Rückseitig der Front stabilisiert die Schichtung rasch, was sich in den
Prognosesoundings in einer gut ausgeprägten Absinkinversion über dem Westen
wiederfindet. Zum Teil lockert die Bewölkung dadurch auf, zum Teil halten sich
aber auch noch tiefe Wolken unterhalb der Inversion. Über der Nordsee sind in
Verbindung mit dem Trog in der zweiten Nachthälfte Gewitter möglich.


Sonntag... erreicht der Kurzwellentrog unter Abschwächung seiner Amplitude
Deutschland. Die Trogachse wandert rasch ostwärts. Weiter stromaufwärts findet
sich allerdings noch ein neuer Kurzwellentrog, wobei die Isohypsendrängung an
diesem weniger stark ausgeprägt ist. Die Kaltfront wandert im Norden bereits
ostwärts nach Polen ab, wird aber weiter nach Süden zurückgehalten, was wohl
vornehmlich dem neuen Kurzwellentrog geschuldet ist.

Damit verbleibt die Luftmasse mit erhöhten Feuchtewerten und Labilität noch über
dem Süden und Südosten des Landes. Die höchsten CAPE-Werte ergeben sich südlich
der Donau und vom Vogtland bis zur Lausitz. Immerhin 400 bis 600 J/kg, in der
Spitze lokal bis 800 J/kg werden von ICON vorhergesagt. Allerdings ist kaum
hochreichende Scherung zu erwarten und im Bodenwindfeld lassen sich keine
Konvergenzen erkennen. Vielmehr ergibt sich in den Windrosen eine gewisse
Linksdrehung des Windes mit der Höhe, vor allem in der mittleren Troposphäre und
damit bereits leichte KLA in diesen Schichten.

Damit sind die Voraussetzungen für Konvektion auch am Sonntag nicht sonderlich
gut. Die besten Chancen auf Gewitter gibt es zum einen südlich der Donau wie
auch im Vogtland und im Westerzgebirge, wo die Orographie ein helfender Faktor
ist. Bei den Begleiterscheinungen dürfte der Starkregen im Vordergrund stehen,
während Hagel und Wind aufgrund fehlender Dynamik eine eher untergeordnete Rolle
spielen dürften. Die ppw-Werte liegen meist um oder leicht oberhalb von 25 l/qm.
Die 500 hPa Winde sind eher schwach (um 10 kn). Damit ergibt sich das Potential
für Regenmengen von mehr als 15 l/qm. Auch wenn Mengen von 25 l/qm nicht
komplett ausgeschlossen werden können, dürften diese eher als unwahrscheinlich
einzustufen sein.

Im großen Rest des Landes verläuft der Tag bei wechselnder bis starker Bewölkung
störungsfrei. Einzig im Norden mit der Nähe zum Trog und damit der
Höhenkaltluft, können sich in der ersten Tageshälfte einzelne Schauer und ein
kurzes Gewitter bilden (vor allem im Norden von Schleswig-Holstein). Zum
Nachmittag stabilisiert es trogrückseitig deutlich, sodass es dann wohl auch
dort weitgehend trocken ist.

Vorderseitig der Kaltfront werden in der Lausitz nochmal bis 27 Grad erreicht,
während in Richtung Nordsee kaum 20 Grad zu erwarten sind.

In der Nacht auf Montag liegt die Achse des zweiten Höhentroges noch über
Deutschland. Gleichzeitig stärkt sich der bodennahe Hochdruckeinfluss und die
Luftmasse stabilisiert in weiten Teilen des Landes, sodass die Nacht bei
wechselnder bis starker Bewölkung entsprechend ruhig und störungsfrei verläuft.


Eine Ausnahme bildet der Alpenrand wo sich die Reste der feuchten Luft halten.
Die anfänglich schauerartig und gewittrig durchsewtzten Niederschläge gehen in
der zweiten Nachthälfte in Dauerregen über, der staubedingt (nordwestlicher
Bodenwind) länger Zeit anhält. Nach Durchblick verschiedener Modell und
Ensembleverfahren werden Warnschwellen zumeist nicht überschritten. Eine geringe
Wahrscheinlichkeit für markanten Dauerregen besteht am ehesten im Allgäu. Es ist
aber zu bedenken, dass ein Teil der Niederschlagsmengen durch Konvektion
gefallen ist, sodass man wohl von einer Warnung absehen kann.


Montag... wandert der Kurzwellentrog ostwärts ab und ein flacher Rücken
verstärkt auch bodennah den Hochdruckeinfluss. Allerdings wird der Rücken
bereits von WLA überlaufen, die zu einem neuen Trog westlich der Britischen
Inseln gehört und am Boden eine schwach ausgeprägte Okklusion markiert.

Die Niederschläge am Alpenrand halten unter deutlicher Abschwächung noch bis in
den Nachmittag hinein an. Sonst ist es zunächst vielfach trocken, wobei sich
aber von Westen und Nordwesten die Bewölkung gekoppelt an das WLA-Feld verstärkt
und zum Nachmittag dann auch ein wenig Regen bringen kann. Warnungen sind am
Sonntag nicht zu erwarten, wenn man von einzelnen küstennahen Windböen an der
Grenze zu Dänemark absieht. Die Höchstwerte reichen von unter 20 Grad auf den
Friesischen Inseln bis 25 Grad in Südostbayern.

In der Nacht auf Dienstag kommt der flache Bodentrog über der Nordsee bis nach
Südskandinavien voran. Die Okklusion erreicht den Osten und Süden des Landes,
ist aber weiter nur schwach ausgeprägt. Gleichzeitig erreicht ein neues sich
rasch okkludierendes Frontensystem den Nordwesten des Landes und kommt bis zum
Morgen kaum noch südwärts voran.

In der Folge dominiert häufig dichte Bewölkung, aus der am ehesten im Norden und
vereinzelt in den nördlichen Mittelgebirgen ein wenig Regen fallen kann. Davon
abgesehen verläuft die Nacht ruhig und warnfrei.

Modellvergleich und -einschätzung
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Im Kurzfristzeitraum lassen sich keine signifikanten Unterschiede zwischen den
verschiedenen Modellen finden.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Marcus Beyer