DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

12-06-2018 11:01
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Dienstag, den 12.06.2018 um 10.30 UTC



Nach kurzzeitiger Wetterberuhigung im Laufe des Wochenendes wieder wechselhafter
mit zunehmendem Gewitterrisiko. Kommende Woche im Süden weiter unbeständig, nach
Norden ruhiger und überwiegend trocken.
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Synoptische Entwicklung bis zum Dienstag, den 19.06.2018


Zu Beginn der Mittelfrist am Freitag befindet sich ein breit angelegter
Höhentrog über weiten Teilen Europas. Darin eingelagert sind recht flache, aber
durchaus markantere Tröge über dem nördlichen Europa, nach Süden hin lagert
dabei ein abgeschlossenes, aber eher schwaches Höhentief über dem Balkan.
Dazwischen ist etwas höheren Geopotenzial zu erkennen mit entsprechendem
Azorenhochkeil am Boden. Von Nordwesten greift ein Frontensystem auf Deutschland
über, das aber unter dem höheren Druck nur eine recht schwache Wetterwirksamkeit
aufweist - im Nordwesten fällt zeitweise geringer Regen. In Richtung Alpen
herrscht geringerer Luftdruck und vom Höhentief südlich der Alpen beeinflusst
etwas feuchtere Luft die Region.

Am Samstag schwächt sich der Azorenhochkeil ab, da sich im Zusammenhang mit
einer markanten Austrogung bei den Britischen Inseln eine nordwest-südost
ausgerichtete Tiefdruckrinne formiert. Auf deren Vorderseite wird wieder
feuchtwärmere Luft nach Deutschland geführt. Der Osten verbleibt am Rande des
Hochdruckgebietes über Russland, so dass der Osten und Südosten etwas mehr
Sonnenanteile erwarten kann. Dort bleibt es trocken, während sich im Rest des
Landes, insbesondere über dem Bergland im Tagesverlauf Schauer/Gewittere bilden
dürften.

Im Laufe der Nacht zum Sonntag nähert sich allmählich der markante Höhentrog
bzw. das Höhentief über Benelux dem Westen Deutschlands an, damit einhergehend
intensiviert sich die Tiefdruckrinne und es bildet sich voraussichtlich ein
abgeschlossenes Bodentief. Ein dazugehöriges Frontensystem greift im weiteren
Verlauf von Westen auf Deutschland über. In dessen Vorfeld lagert nach Osten hin
eine feucht-warme Luftmasse, so dass am warmen Rand der Niederschläge vor allem
nach Südosten und Osten im Verlauf des Sonntages zunehmend konvektive
Umlagerungen in Form von Schauern und Gewitter bzw. schauerartig verstärktem
Regen auftreten können. Insbesondere in der Osthälfte dauert die
Gewittertätigkeit wohl auch bis in die Nacht zum Montag, unwetterartige
Entwicklungen insbesondere in Bezug auf Starkregen sind zu erwarten.

Am Montag erreicht das Höhentief den Westen Deutschlands, damit einhergehend
verlagert sich die Bodentiefrinne mit integriertem Bodentief ostwärts. Es deutet
sich an, dass die Front im Süden zurückhängt, so dass es am östlichen Alpenrand
bzw. im östlichen Bergland teils länger regnen könnte. Insgesamt ziehen die
Niederschläge mit Verlagerung der Tiefdruckrinne im Tagesverlauf allmählich
ostwärts ab, allerdings bleibt das Höhentief unter allmählicher Abschwächung
tagsüber weitgehend stationär über Nordfrankreich, so dass der Westen von damit
in Zusammenhang stehenden Niederschlägen im weiteren Tagesverlauf erneut
gestreift werden kann.

Am Dienstag verlagert sich das abgeschwächte Höhentief über Frankreich südwärts
Richtung westliches Mittelmeer und macht nach Norden hin Platz für einen
zonalorientierten Höhenkeil. Auch am Boden nimmt das Hoch über dem Atlantik
südwestlich der Britischen Inseln Kontakt zum Hoch über Russland auf, es
entsteht eine Hochdruckbrücke. Damit käme es in den nördlichen Landesteilen,
insbesondere nach Nordwesten zu einer Wetterberuhigung. Der Süden und Südosten
Deutschland verbleibt allerdings im Einflussbereich des Höhentiefs südlich der
Alpen. Zum einen sorgt dieses dafür, dass von Südosten wieder zunehmend wärmere
Luft einströmt (im Süden und Südosten über 15 Grad in 850 hPa). Zum anderen ist
dort auch mehr Feuchte vorhanden. Alles in allem werden im Süden gebietsweise
Niederschläge erwartet.

In der erweiterten Mittelfrist setzt sich nach derzeitigem Stand der Dinge die
eben beschriebene Situation fort: Der Norden befindet sich unter der
Hochdruckbrücke, nach Süden ist es im Einflussbereich des Höhentiefs über dem
Mittelmeer unbeständig.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz der vorliegenden EZMW-Läufe ist von kleineren Timingunterschieden
bis einschließlich Samstag gut, ab Sonntag entfernt sich der jüngste Lauf
zunehmend von den Vorläufen. So wird für den Sonntag z. B. eine deutlich
markantere Tiefdruckrinne bzw. Austrogung über Mitteleuropa simuliert, die auch
im weiteren Verlauf der Mittelfrist erhalten bleibt. In den groben Strukturen
ergibt sich daraus allerdings auch keine grundsätzlich anders zu
charakterisierende Wetterlage.
Insgesamt gestaltet sich das Wetter in der Mittelfrist wechselhaft auf einem
mäßig-warmen, nach Osten hin teils warmen Temperaturniveau.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bei der Betrachtung anderer Globalmodelle, namentlich GFS und ICON fällt auf,
dass die prinzipiellen Strukturen durchweg sehr ähnlich simuliert werden. Es
gibt gewisse Unterschiede in der Ausprägung der Druckgebilde, so zeigt z.B. GFS
ein insgesamt etwas höheres Druckniveau (etwas kräftigere Hochdruckbrücke, etwas
flachere Tiefdruckrinne und anschließend wieder eine etwas stärkere
Hochdruckbrücke). Das scheint aber kaum prognoserelevant zu sein, der Ablauf
insgesamt ähnlich aussieht. Auch ICON simuliert die relevanten Druckgebilde
nicht so markant wie EZMW, aber auch wird kein gänzlich anderes Szenario
aufgezeigt.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Die Clusteranalyse des EZMW-EPS liefert für den ersten Vorhersagezeitraum von
Freitag und Samstag (+72 bis +96 h) 2 Cluster, die sich für Mitteleuropa kaum
unterschieden.
Im Folgezeitraum von Sonntag bis Dienstag (+120 bis + 168 h) werden 3 Cluster
mit 22, 10 bzw. 10 Membern angeboten. Der Hauptlauf wird hierbei in Cluster 1,
der kontrolllauf in Cluster 2 eingeordnet. Die zwei Cluster unterscheiden sich
leicht im Verhalten des markanten Troges bzw. der Tiefdruckrinne, diese werden
vom 2. Cluster nicht ganz so markant, dafür aber etwas weiter nach Süden
ausgreifend und etwas schneller abtropfend avisiert. Der 3. Cluster mit nur 10
Membern hat den Trog noch schwächer im Programm, lässt ihn mehr oder weniger als
zunehmend flacheren Randtrog Richtung Skandinavien ablaufen, so dass sich die
Hochdruckbrücke recht schnell wieder regeneriert. Fazit: Die grobe Richtung
scheint relativ klar, aber wie markant der Trog und die damit verbundenen
Wettererscheinungen in Deutschland werden, muss sich noch zeigen.
Von Mittwoch bis Freitag (+192 bis +240 h), also im erweiterten
Mittelfristzeitraum, werden dann wieder 2 Cluster mit 28 bzw. 23 Membern
angeboten. Cluster 2 setzt dabei auf hohes Geopotenzial über West- und
Mitteleuropa (Hoch Britische Inseln), in Cluster 1 ist das hohe Geopotenzial
etwas weiter nach Norden verschoben... Eine Wetterberuhigung scheint demnach
anzustehen, ob das aber ganz Deutschland betrifft oder nur die nördlichen
Landesteile, bleibt abzuwarten.

Die Rauchfahne für Offenbach zeigt bis einschließlich Samstag eine recht gute
Bündelung hinsichtlich Temperatur und Geopotenzial mit recht hohem Geopotenzial
und wieder ansteigendem Temperaturniveau. Ab Sonntag nimmt die Streuung deutlich
zu. Dabei zeigen auch Haupt- und Kontrolllauf teils deutlich abweichende
Lösungen. Insgesamt zeigt sich aber eine Phase tieferen Geopotenzial (Trog,
Bodentiefrinne) und nachfolgend wieder ansteigendem Geopotenzial.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Am Samstag im Westen, insbesondere über dem Bergland örtlich Gewitter mit der
Gefahr von Starkregen, Hagel und Sturmböen. Lokal Unwetter nicht ausgeschlossen.
Sonntag und bis in den Montag hinein treten vermehrt markante, teils
unwetterartige Gewitter auf, insbesondere in der Ost-/Südosthälfte. Hierbei
liefern sowohl der EZMW-Hauptlauf als auch das EPS Signale für mehr als 25 l/qm
(unwetterartiger Starkregen) bzw. in der Nacht zum Montag im Südosten auch
Signale für mehrstündigen Starkregen. Am Montag im äußersten Osten bzw. ganz im
Westen weitere markante Gewitter nicht ausgeschlossen, insgesamt aber geringeres
Gewitterrisiko
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX, EZMW-EPS
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Sabine Krüger