DWD Synoptische Übersicht Mittelfrist

10-06-2018 10:30
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T M I T T E L F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 10.06.2018 um 10.30 UTC



Zunächst Dauerregen an den Alpen, ab Donnerstag wieder sommerlich warm und zum
Wochenende zunehmend Gewittergefahr.
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Synoptische Entwicklung bis zum Sonntag, den 17.06.2018


Am Mittwoch, zum Beginn des Mittelfristzeitraumes, liegt nach dem EZMW-IFS ein
Trog über Mitteleuropa und Italien und weist ein Höhentiefzentrum im Bereich des
Ligurischen Meeres auf. Dieser Trog verlagert sich nur langsam ostwärts, das
Höhentief wird aber allmählich abgeschnürt, da sich am südlichen Rand der weit
nördlich liegenden atlantischen Frontalzone ein Keil von Westen Richtung Nordsee
schiebt. Dieser stützt ein Azorenhoch, das einen Keil bis zur Nordsee aufweist.
Zudem ist im Bereich der Britischen Inseln auch WLA wirksam, da diese Region auf
der Vorderseite eines Tiefs südlich Islands liegt. Über Südosteuropa herrscht
dagegen tiefer Luftdruck, so dass sich über Deutschland eine nördliche Strömung
eingestellt hat. Mit dieser hat sich etwas kühlere (in 850 hPa 4 bis 8 Grad)
Meeresluft bis zu den Alpen durchgesetzt. Zu Beginn des Tages fällt an der
Nordseite einer an den Alpen liegenden Front vor allem im Süden und Osten des
Landes noch teils starker Regen, wobei an den Alpen eine Dauerregenlage (siehe
dazu weiter unten mehr) langsam zu Ende geht. Von Nordwesten setzt sich
bewölktes, aber zunehmend trocknes Wetter durch.
Am Donnerstag schnürt sich das o.e. Höhentief ab und Deutschland gelangt in den
Bereich einer Potenzialbrücke zwischen einem westeuropäischen Rücken und einem
weiteren über Osteuropa. Auch bodennah bildet sich eine Hochdruckbrücke zwischen
dem Azorenhochkeil und einem Hoch über Nordwestrussland aus. Das sorgt allgemein
für ruhiges und recht freundliches Wetter, wobei die Temperatur schon langsam
wieder ansteigt (überwiegend strahlungsbedingt). Im südlichen und östlichen
Bergland kann in der Restfeuchte und bei leichtem Stau noch der eine oder andere
Schauer auftreten. In der Nacht zum Freitag greift die Front des mittlerweile
zum Nordmeer gezogenen (Sturm-)Tiefs auf den Nordwesten Deutschlands über und
bringt wohl stratiformen Regen, da es bei sehr warmer mittlerer Troposphäre wohl
kaum Labilität geben dürfte.
Am Freitag verbleiben wir im Bereich der Geopotenzialbrücke und auch die
Hochdruckbrücke verändert ihre Lage kaum. Das Sturmtief zieht weiter
nordostwärts, so dass die Front kaum nach Deutschland hineindringt und nur im
Nordwesten noch nachlassenden Regen bringt. Auch im Südosten liegt noch mehr
Feuchte, so dass es dort über dem Bergland einzelne Schauer und Gewitter geben
kann. Bei ansonsten heiterem bis wolkigem Wetter steigt das Temperaturniveau
weiter leicht an, bei um 10 Grad in 850 hPa wird es wieder sommerlich warm.
Am Samstag greift im Tagesverlauf ein markanter Trog auf die Britischen Inseln
über und spaltet die Hochdruckzone. Vorderseitig greift die warme und feuchte
Luft wieder bis in den Norden Deutschlands aus. Nachdem die feuchtwarme Luft
durch den Trog auch zunehmend unter Hebung gerät, muss vor allem im Westen und
Süden im Tagesverlauf mit Gewittern gerechnet werden.
In der Nacht zum Sonntag und am Sonntag schwenkt der Trog unter Abschwächung
über Deutschland hinweg. Ihm läuft eine Kaltfront voraus. In diesem Zusammenhang
dürfte eine Gewitterzone unser Land überqueren, viele Gebiete aber in den
weniger unwettergefährdeten Nacht- und Frühstunden. Rückseitig weitet sich
wieder ein Azorenhochkeil nach Deutschland aus und sorgt für Absinken und
Wetterberuhigung. Bis zur Nacht zum Montag erreicht die kühlere Luft (4 bis 8
Grad) auch den Südosten Deutschlands.
In der erweiterten Mittelfrist deutet sich eine Südwestlage mit der Frontalzone
über Deutschland an. Dies würde in allen Landesteilen unbeständiges Wetter
bedeuten, im Nordwesten dabei recht kühl, im Südosten dagegen sehr warm.
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Bewertung der Konsistenz des operationellen Laufs


Die Konsistenz des aktuellen IFS-Laufs mit seinen beiden Vorgängern ist bis
Samstag hoch. Der gestrige 00-UTC-Lauf zeigte noch einen Kaltlufttropfen über
dem Osten unseres Landes, den die jüngeren Läufe rausgerechnet haben. Die Front
am Freitag sollte in beiden gestrigen Läufen noch etwas weiter nach Deutschland
hinein dringen als im jüngsten Lauf. Zum Sonntag ergeben sich größere
Unterschiede. Während der gestrige 00-UTC-Lauf dem heutigen ähnelt, lässt der
12-UTC-Lauf nur einen Kurzwellentrog über Deutschland schwenken, während der
Haupttrog noch westlich unseres Landes bleibt.
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Vergleich mit anderen globalen Modellen


Bis Samstag unterscheiden die vorliegenden Globalmodelle kaum. Am Sonntag wird
die Entwicklung des Troges aber unterschiedlich simuliert. ICON ähnelt stark dem
IFS, zeigt den Trog aber etwas flacher. Die Kanadier haben einen breiteren und
wie bei IFS weit nach Süden ausgreifenden Trog, der langsamer über Deutschland
hinweg schwenkt, was vor allem für den Osten des Landes eine ausgewachsene
Unwetterlage zur Folge haben könnte. Eine ganz andere Entwicklung zeigt GFS, das
den Trog über Frankreich nach Süden abtropfen lässt, so dass am
Sonntagnachmittag vor allem der Süden des Landes von Hebungsprozessen betroffen
sein könnte. In der erweiterten Mittelfrist deuten GEM und GFS antizyklonal
geprägte Lagen an, mit einer westsüdwestlichen Frontalzone nördlich unseres
Landes. Recht stabiles und warmes Wetter wäre die Folge.
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Bewertung der Ensemblevorhersagen


Im Zeitraum Freitag, 00 UTC bis Sonntag, 00 UTC zeigt das IFS-EPS 3 Cluster, die
sich zu Beginn sehr ähneln. Zum Sonntag hin zeigen sie leichte Unterschiede bei
der Simulation des Troges: C1 (19 Mitglieder incl. Kontrolllauf, auch Hauptlauf)
lassen die Trogachse ähnlich wie der Hauptlauf bis Sonntag, 00 UTC bis zur
westlichen Nordsee vorankommen. C2 (19 Mitglieder) zeigt den Trog schwächer und
geringfügig schneller. Bei C3 ist der Rücken im Osten Europas stärker. Der Trog
kommt somit etwas langsamer nach Osten voran.
In der erweiterten Mittelfrist (bis Mittwoch, 00 UTC) wird es dann chaotisch.
Bis Mittwoch hat C1 (15 Mitglieder) auf eine ähnliche Lage wie GFS und GEM
umgestellt. C2 (14 Mitglieder) geht in Richtung Nordwest zyklonal. C3 (11
Mitglieder) zeigt bei hohem Potenzial eine Hochdruckzone vom Atlantik bis nach
Mitteleuropa. C4 (11 Mitglieder incl. Kontrolllauf, Hauptlauf) zeigt eine in der
Höhe zyklonal geprägte Südwestlage (oder Trog Westeuropa).
Die GFS-Rauchfahnen für Erfurt (repräsentativ für die Mitte Deutschlands) zeigen
ein Temperatur- und Potenzialminimum zum Mittwoch und anschließend wieder
ansteigende Werte bis Sonntag bei der Temperatur und bis Donnerstag beim
Potenzial. Zum Wochenende nimmt das Potenzial bei steigender Temperatur wieder
ab, was auf zunehmende Labilität hindeutet. Die Niederschlagssignale sind ab
Samstag wieder hoch. In der neuen Woche soll sich recht hohes Temperaturniveau
(Schwerpunkt des Ensembles bei 12 Grad) und recht hohes Potenzial (ca. 580
gpdam) einstellen, allerdings gibt es weiter recht starke Niederschlagssignale
(möglicherweise GFS-Problem).

Die EZMW-Rauchfahnen und Ensemble-Meteogramme wurden bisher nicht zur Verfügung
gestellt, deswegen muss auf deren Betrachtung heute verzichtet werden.
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Wahrscheinlichkeiten für signifikante Wettererscheinungen


Dauerregen:
Cosmo-LEPS, EZMW-EPS und ICON-EPS zeigen von Dienstagfrüh bis Donnerstagfrüh
hohe Wahrscheinlichkeiten (50 bis 100 %) für Dauerregen an den Alpen, wobei das
eigentliche stratiforme Regenereignis kürzer ausfallen dürfte. Die
Wahrscheinlichkeiten für Unwetter sind vor allem beim EZMW-EPS und Cosmo-LEPS
ebenso hoch (30 bis 90 %, je nach Region). Cosmo-LEPS zeigt sogar signifikante
Wahrscheinlichkeiten für extremes Unwetter, allerdings sollte man hier bedenken,
dass am Dienstag noch stärkere konvektive Ereignisse mit einfließen können.

Gewitter:
Erhöhte Labilität sollte es am Freitag vor allem Süden und Osten geben, am
Samstag und Sonntag mitunter wieder recht flächendeckend. Am Freitag wird kaum
Dynamik herrschen, so dass es nur örtlich Starkregengefahr gibt. Zum Samstag und
Sonntag sind dann wieder stärkere Hebung und eventuell auch gute Scherung
vorstellbar, so dass es wieder zu einer größeren Unwetterlage kommen könnte.

EFI:
Der EFI zeigt am Mittwoch ein Dauerregensignal an den Alpen
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Basis für Mittelfristvorhersage
MOS-MIX bis Sonntag.
Bis Sonntag wird auf IFS und ICON gesetzt, also auf den durchschwenkenden Trog,
den eigentlich alle Modelle außer GFS zeigen. Zum Wochenbeginn (erweiterte
Mittelfrist) erscheint derzeit die GFS/GEM-Variante mit der Hochdrucklage bei
westsüdwestlicher Frontalzone über der Nordsee am plausibelsten, zumal sie auch
von einem guten Teil des IFS-Ensembles gestützt wird.
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VBZ Offenbach / Dipl. Met. Peter Hartmann