DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

02-06-2018 17:30
SXEU31 DWAV 021800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Samstag, den 02.06.2018 um 18 UTC


Markante Wettererscheinungen:
Letzte Gewitter im Nordosten und an den Alpen sowie (abklingend) in Klagenfurt.
Am Sonntag dann über dem süddeutschen Bergland. Lokal eng begrenzt Unwetter
durch Starkregen.

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 12 UTC
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Aktuell ... dümpeln weite Teile Europas mehr oder weniger orientierungslos
innerhalb schwacher Druck- und Potenzialgegensätze, so dass man sich fast fragen
muss, ob es irgendwo noch "richtige" Hochs und Tiefs gibt. Nun, eine Frontalzone
lässt sich tatsächlich ausmachen, allerdings liegt die von uns so weit weg wie
Weihnachten. Sie verläuft relativ geradlinig und nur leicht mäandrierend von
Kanada über Grönland und den Norden Skandinaviens bis nach Russland. Südlich
davon herrscht Flaute, so dass dem Verfasser zum x-ten Mal in dieser Woche
nichts anderes übrig bleibt, als das Mikroskop auszupacken, damit man überhaupt
was sieht auf den Wetterkarten, das man beschreiben kann.
Tut man das für unseren Vorhersageraum, so lässt sich konstatieren, dass der von
UK bis zu uns gerichtete Sekundärtrog im Laufe der Nacht mehr und mehr
zugeschüttet wird. Der daraus resultierende leichte Potenzialgewinn kommt dem
schmalen Rücken zugute, der heute Abend ausgehend vom östlichen Alpenraum bis
zur Nordsee reicht und bedingt durch die leichte Hausse retrograd wird. Wie auch
immer, aufgrund der gesamttroposphärisch durchweg schwachen
Strömungsverhältnisse gibt es kaum Advektionsprozesse ergo keine oder nur
marginale Impulse für Vertikalbewegungen.
Widmen wir uns also somit dem unteren Teil der Troposphäre, wo sich - das ist
eine richtig gute Nachricht - die seit über eine Woche bei uns existente
Tiefdruckrinne WILMA endgültig Richtung Polen verabschiedet, wo sie zunehmend an
Kontur verliert, um letztlich ganz das Zeitliche zu segnen. Die Trauer darüber
wird sich angesichts der großen Schäden, die in den vergangenen Tagen durch
Schwergewitter bei uns verursacht wurden, sehr in Grenzen halten.
Wettertechnisch sendet die Rinne aber noch ein paar letzte Grüße in Form von
teils kräftigen Gewittern im Nordosten, die im Laufe der Nacht tagesgangbedingt
aber immer mehr nachlassen. Trotzdem, ein paar (teils gewittrige) Restschauer
werden sich vor allem in BB wohl bis in die zweite Nachthälfte respektive in die
frühen Morgenstunden retten, was für die am Abend vereinzelt noch auftretenden
Gewitter im Süden und in der Mitte eher schwer werden dürfte.
Während es im Norden verbreitet bedeckt bleibt, lockert die Bewölkung nach Süden
hin vielfach auf. Dabei können sich ein paar flache Nebelfelder bilden.

Sonntag ... liegt ganz Deutschland unter dem o.e. retrograden Höhenrücken, der
nach Nordwesten hin eine Liaison mit der hochreichenden Antizyklone (WINFRIED)
knapp südwestlich von Island einhergeht. Auch bodennah baut sich eine
brückenartige schwache Hochdruckzone auf, die ausgehend von Sir WINFRIED in
südöstlicher Richtung mitten über den Vorhersageraum bis zur Großen Syrte
verläuft.
Mit schwachem West- bis Nordwestwind gelangt von der Nordsee her wolkenreiche
und stabil geschichtete Meeresluft in weite Teile der Nordhälfte (T850 um 10°C).
Einzig Richtung polnische Grenze ist noch ein wenig Restlabilität übrig, die für
einen Schauer, vielleicht auch noch mal ein Gewitter gut ist, dessen Intensität
aber überschaubar wäre. Ansonsten bleibt es in der Nordhälfte weitgehend
trocken, wobei die Wolkendecke hier und da ein paar Lücken bekommt. Den meisten
Sonnenschein gibt es Richtung Ostsee, vor allem an der vorpommerschen Küste. Die
Temperatur erreicht Höchstwerte von 21 bis 27°C, im unmittelbaren Nordseeumfeld
mit auflandigem Wind keine 20°C.
In der Südhälfte stehen die Chancen auf Sonnenschein tendenziell besser als
weiter nördlich. Zudem ist dort die Luftmasse auch etwas wärmer (T850 am
Nachmittag 12 bis 15°C, T2m 24 bis 29°C), allerdings auch ein Stück weit
labiler. Stellenweise wird ML-CAPE von 500 bis 1000 J/kg generiert, das aber
teilweise gedeckelt ist. Bei Auslösetemperaturen um 28°C werden insbesondere
über dem süddeutschen Bergland, weniger über den zentralen Mittelgebirgen
einzelne Gewitter ausgelöst, die in der Basis zwar markant ausfallen sollten
(vor allem Starkregen), aufgrund ihrer Quasistationarität aber auch schnell mal
in den WU-Bereich rücken können (>25mm/h).

In der Nacht zum Montag wird der abendlichen Konvektion alsbald der Saft
abgedreht. Bei längerem Aufklaren bilden sich hier und da ein paar flache
Nebelfelder. Von der Nordsee her wird wieder eine neue Portion geschlossener
SC-/ST-Bewölkung verfrachtet, für Nieselregen oder gar richtigen Regen wird es
aber nicht reichen.

Montag ... beginnt die neue Woche, und es ist weiterhin nicht abzusehen, dass
mal etwas mehr Bewegung in den Laden kommt. Der Höhenrücken bildet mitten über
Deutschland ein eigenständiges Höhenhoch aus, das sich bis zum Tagesende zur
südwestlichen Nordsee verlagert. Gleichzeitig zieht ein kleines Höhentief vom
westlichen Mittelmeer zu den Seealpen, wodurch der Luftdruck im gesamten
Alpenraum bis nach Süddeutschland ausgreifend fällt und sich dort eine zonal
exponierte Rinne bildet, womit wir wieder beim Thema wären. Ihre Wirksamkeit
bleibt zunächst aber noch gering, zumindest was deutsches Hoheitsgebiet
betrifft. Zwar wird die alternde Warmluft im Süden etwas feuchter und auch
labiler, einzelne konvektive Umlagerungen beschränken sich aber im Wesentlichen
auf die Alpen bzw. den Alpenrand, bedingt auch auf den Schwarzwald und den
Bayerischen Wald. Dabei muss aufgrund der flauen Strömungsverhältnisse einmal
mehr von stehenden oder zumindest weitgehend stehenden Zellen ausgegangen
werden, wobei die Unwettergefahr (räumlich eng begrenzt) durch Starkregen
und/oder Hagel(-ansammlungen) an den Alpen am größten ist.
Ob die Labilität in den mittleren Landesteilen, genauer über den dortigen
Mittelgebirgen ebenfalls schon ausreicht, um einzelne Überentwicklungen möglich
zu machen, muss Stand jetzt auf Basis der meisten numerischen Prognosen
bezweifelt werden. Am ehesten ist das vielleicht noch im Zittauer Gebirge bzw.
dem Osterzgebirge der Fall.
Abgesehen von der Schauer- und Gewitterproblematik, die ja wirklich nur einen
kleinen Teil des Vorhersageraums (potenziell) betrifft, präsentiert sich das
Montagswetter vielfach heiter, mitunter auch mal wolkig, aber überwiegend
trocken. Zum Teil deutlich reduziert dürfte die Einstrahlung nur im äußersten
Nordwesten sein, wo sich die nächtliche SC-/ST-Bewölkung nicht so einfach
vertreiben lässt.
Temperaturmäßig legen wir wieder etwas zu auf Maxima zwischen 25 und 30°C, im
Nordwesten sowie in Küstennähe 18 bis 24°C.

In der Nacht zum Dienstag schwächt sich die Konvektion über dem süddeutschen
Bergland ab, was aber dauern kann. Ansonsten gibt es nichts Wichtiges zu
berichten.

Dienstag ... kommt es über Fennoskandien zu einer veritablen Austrogung, in
deren Zug eine schwache Kaltfront von der Ostsee her auf den äußersten Nordosten
übergreift. Sie gehört zu einem Tiefdrucksystem über Nordosteuropa, auf dessen
Rückseite eine ordentliche Portion Kaltluft in den Nordteil des nahen Osteuropas
gelenkt wird. Der Vorhersageraum hingegen wird davon nur schwach gestreift und
auch die Wetterwirksamkeit der Front ist sehr überschaubar.
So ist die Wettergeschichte des Dienstags schnell erzählt. In weiten Teilen des
Landes scheint die Sonne, die tagsüber von einigen Quellwolken flankiert und
auch mal verdeckt wird. Am fettesten fallen die Quellungen über dem süddeutschen
Bergland aus, entsprechend ist dort die Gewitterneigung am größten, lokale
Unwettergefahr insbesondere durch Starkregen inclusive. Die Temperatur steigt im
Norden auf 19 is 25°C, sonst auf 24 bis 30°C.


Modellvergleich und -einschätzung
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Keine weiteren Anmerkungen.


Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Jens Hoffmann