DWD Synoptische Übersicht Kurzfrist

27-05-2018 07:01
SXEU31 DWAV 270800
S Y N O P T I S C H E Ü B E R S I C H T K U R Z F R I S T
ausgegeben am Sonntag, den 27.05.2018 um 08 UTC


GWL und markante Wettererscheinungen:
NNF a, Übergang zu S z
Sommerlich warm. Heute vor allem über dem Bergland vereinzelt Gewitter. Ab
morgen häufiger Gewitter bei zunehmender Unwettergefahr (vor allem durch
heftigen Starkregen).

Synoptische Entwicklung bis Dienstag 24 UTC
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Sonntag... liegt Deutschland an der Südflanke eines Hochs über Fennoskandien.
Mit einer östlichen bis leicht südöstlichen bodennahen Strömung wurde ein
Kaltlufttropfen herangeführt, der heute Schleswig-Holstein überquert. Zudem
strömt trockene und relativ warme Festlandsluft ein.
Nach Westen hin wird das blockierende Hoch durch einen Höhentiefkomplex
flankiert, der südlich von Irland mehrere Zentren aufweist. Zwischen diesem
Höhentiefkomplex und dem sich weiter nach Westen verlagernden Kaltlufttropfen
liegt Deutschland im Bereich eines schwachen Höhenkeils, wobei über dem Westen
und Südwesten Deutschlands die Strömung auf Südwest dreht. Hierdurch gelangt in
diese Gebiete zusehends labil geschichtete Luft subtropischen Ursprungs. CAPE
erreicht teils mehr als 2000 J/kg, der Gehalt an niederschlagbarem Wasser 25 bis
(ganz im Westen) 35 mm. Bedingt durch die Antizyklonalität der Strömung hält
sich die Auslösung hoch reichender Konvektion in Grenzen bzw. ist auf
orografische Unterstützung angewiesen. Dies ist am ehesten in den westlichen und
südwestdeutschen Mittelgebirgen sowie unmittelbar an den Alpen der Fall. Sollte
es zu konvektiven Umlagerungen kommen, sind rasch die Kriterien für Unwetter
erreicht. Aufgrund der geringen Verlagerungsgeschwindigkeit möglicher Einzel-
oder Multizellen (für mehr ist die Scherung nicht hinreichend) sind heftiger
Starkregen und teils größere Hagelansammlungen vorstellbar.
Im Norden und Nordosten dürfte das, was im Westen und Südwesten sowie ganz im
Süden die Luft subtropischen Ursprungs anrichten kann, der Kaltlufttropfen
liefern. Und zwar ebenfalls in Form von konvektiven Umlagerungen. Diese sind
weniger hochreichend, aber für markant zu bewarnende Gewitter dürfte es allemal
reichen. Möglicherweise wird ein schwacher Kurzwellentrog um diesen
Kaltlufttropfen herumgeführt, was die bei einigen hoch auflösenden Modellen bis
nach Thüringen reichende Gewittertätigkeit erklären würde.
Sehr wahrscheinlich bleiben nur die nordwestlichen Teile Deutschlands von
Gewittern verschont. Aber auch in den weiter oben genannten Gebieten, in denen
sich konvektive Umlagerungen entwickeln können, dürfte auf 95 Prozent der
gesamten Fläche nicht viel passieren. Meist lässt nahezu ungehinderte
Einstrahlung die Temperatur auf 25 bis 30 Grad ansteigen. Ganz im Norden und
Nordosten sowie im höheren Bergland werden 19 bis 24 Grad erreicht.
In der Nacht zum Montag dreht der Kaltlufttropfen mehr nach Nord ein. Hierdurch
kann es in Ostseenähe und im Nordwesten, also in den Gebieten, die für den
Vortag als von Gewittern freier Bereich herausgearbeitet werden konnte,
hochreichende Konvektion ausgelöst werden. Da in diesen Gebieten etwas mehr
Scherung mit im Spiel ist, dürften diese Umlagerungen einen etwas höheren
Organisationsgrad aufweisen.
Ansonsten sollte die Konvektion, sofern sie noch vorhanden ist, alsbald in sich
zusammenfallen. Die Nebelneigung bleibt dabei relativ gering.

Montag... verlagert sich der Kaltlufttropfen vor die Südspitze Norwegens, so
dass allenfalls in Nordseenähe und im nördlichen Schleswig-Holstein noch
einzelne Schauer oder Gewitter ausgelöst werden können. Bedingt durch die
Verlagerung des Höhentiefs nach Süden bleibt die Antizyklonalität der Strömung
bestehen. Erst weit in der zweiten Tageshälfte wird, bedingt durch einen
Kurzwellentrog, der um das südwesteuropäische Höhentief herumgeführt wird, die
Strömung im Süden etwas zyklonaler. Da CAPE gedeckelt ist, sind konvektive
Umlagerungen selbst über dem Bergland weniger wahrscheinlich als heute. Sollte
es aber zu Gewittern kommen, sind rasch die Schwellenwerte für Unwetter (vor
allem in Bezug auf heftigen Starkregen) erreicht.
Mit der südlichen Strömung arbeitet sich die Luft subtropischen Ursprungs im
Westen etwas nach Norden vor. Da der Kaltlufttropfen verschwunden ist, sollte es
dann im Nordosten keine Gewitter mehr geben. Absinken und somit nahezu
ungehinderte Einstrahlung lässt die Temperatur auf 27 bis 33 Grad steigen. In
Küstennähe sowie im höheren Bergland wird es mit 22 bis 26 Grad nicht so warm;
unmittelbar an der See werden bei auflandigem Wind kaum 20 Grad erreicht.
In der Nacht zum Dienstag bleibt die Strömung ganz im Westen und Südwesten
leicht zyklonal, wobei allerdings der Hebungsantrieb gering ist. Folglich dürfte
hochreichende Konvektion alsbald in sich zusammenfallen. Warnrelevanter Nebel
sollte kaum noch auftreten.

Dienstag... kräftigt sich der Kurzwellentrog, der, ausgehend von dem Höhentief
über der Biskaya nach Osten gerichtet ist. Mit der Verlagerung dieses
Kurzwellentroges über die Alpen hinweg nordwärts setzt in weiten Teilen
Deutschlands Druckfall ein, wodurch bei annähernd unveränderter
Luftmassenverteilung die Voraussetzungen für hochreichende Konvektion eher
gegeben sind als bisher. Vielmehr nimmt der Flüssigwassergehalt gegenüber den
Vortagen im Nordwesten, ganz im Westen sowie im Südwesten noch deutlich zu und
erreicht mehr als 35 mm. Das Kondensationsniveau liegt in diesen Gebieten
unterhalb von 850 hPa, wodurch die Voraussetzungen für Gewitter bis hin zum
Unwetter gegeben sind. Wie bisher sind als unwetterrelevante Kriterien der
heftige Starkregen und auch größere Hagelansammlungen im Auge zu behalten.
Aufgrund der langsamen Verlagerungsgeschwindigkeit dürfte es sich dabei um
nahezu stationäre Einzel- oder Multizellengewitter handeln. Scherung ist
faktisch nicht vorhanden; etwas Hebung lässt sich zwar diagnostizieren, aber
diese zeigt keine eindeutigen Strukturen. Am wahrscheinlichsten ist
hochreichende Konvektion wiederum über den Mittelgebirgen sowie an den Alpen.
Unwetterartige Gewitter sind zwar etwas wahrscheinlicher als heute und am
Montag, eine ausgewachsene Schwergewitterlage sieht jedoch anders aus.
Im Nordosten und ganz im Norden dauert der Einfluss des nordeuropäischen Hochs
an, das sich über dem Nordmeer zu regenerieren scheint.
Die Tageshöchsttemperaturen ändern sich gegenüber Montag nur unwesentlich, wobei
es aufgrund der im Westen und Süden Deutschlands zunehmenden Bewölkung im Norden
und Nordosten am wärmsten wird.
In der Nacht zum Mittwoch weitet sich der über Süddeutschland liegende
Kurzwellentrog eher nach Osten aus als dass er nach Norden vorankommt. Ansonsten
ändert sich an der Druck- und Geopotentialverteilung nur wenig. Im Bereich der
sich in Bodennähe ausbildenden Tiefdruckrinne sind bis weit in die Nacht hinein
weitere konvektive Umlagerungen vorstellbar, die zumindest anfangs noch
unwetterartigen Charakter aufweisen können. Ansonsten sollte die Konvektion
alsbald in sich zusammenfallen. Dort, wo es zuvor viel geregnet hat, können sich
flache, aber teils dichte Nebelfelder ausbilden.

Modellvergleich und -einschätzung
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Die vorliegenden Modelle zeigen eine weitgehend ähnliche Entwicklung. Anhand der
synoptischen Basisfelder lassen sich keine prognoserelevanten Unterschiede
ableiten.

Vorhersage- und Beratungszentrale Offenbach
Dipl. Met. Thomas Schumann